1 - 7 Einander aufnehmen nach dem Vorbild Christi
1 Wir aber, die Starken, sind schuldig, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. 2 Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung. 3 Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen, sondern wie geschrieben steht: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.“ 4 Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben. 5 Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleich gesinnt zu sein untereinander, Christus Jesus gemäß, 6 damit ihr einmütig mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht. 7 Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit.
V1–2. In diesem Abschnitt fasst der Apostel noch einmal zusammen, was er in Kapitel 14 gesagt hat.
In Vers 1 kannst du sehen, dass Paulus sich selbst zu den Starken zählte. Er spricht dort von „wir“ und schließt sich selbst also mit ein. Das ist kein Hochmut, sondern er ist sich dessen bewusst, wer er in dem Herrn Jesus geworden ist. Die „Starken“ sind Christen, die wissen, dass sie durch das Werk des Herrn Jesus von jedem Gesetz und jeder Sklaverei völlig freigemacht sind. Diese Freiheit darf jedoch, wie er bereits gesagt hat, nicht eine Ursache dafür werden, dass der schwache, nicht starke Bruder betrübt wird. Du darfst nicht versuchen, ihm deine eigene (richtige) Überzeugung aufzuzwingen. Im Gegenteil, du sollst seine Schwachheit ertragen.
Hier findest du also wieder, dass du an andere denken sollst, an das, was für sie nützlich ist. Dem steht die Haltung gegenüber, sich selbst zu gefallen. Du sollst nicht das tun, was dir selbst am angenehmsten erscheint oder was dir am besten passt. In Philipper 2 liest du etwas Ähnliches: „Ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen“ (Phil 2,4).
V3. Dann folgt in Philipper 2 das Beispiel, das der Herr Jesus dazu gegeben hat (Phil 2,5–8). Es ist auffallend, wie der Herr Jesus uns immer wieder als Beispiel vorgestellt wird, wenn Gott etwas von uns erwartet; siehe beispielsweise Kolosser 3. Dort liest du vom gegenseitigen Vergeben. Das Vorbild ist der Herr Jesus: „wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr“ (Kol 3,13). Sehr deutlich siehst du Ihn als Vorbild in 1. Petrus 2 (1Pet 2,21). Dort wird etwas über Hausknechte gesagt. Wir würden heute sagen, es geht dort um Arbeitnehmer. Sie können von dem Herrn Jesus lernen, wie sie sich verhalten sollen. Also immer dann, wenn etwas von uns erwartet wird, müssen wir auf den Herrn Jesus blicken. Wenn Gott etwas von uns erwartet, können wir immer von dem Herrn Jesus lernen, wie wir es machen sollen.
Dasselbe finden wir hier: „Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen.“ Christus hat während seines ganzen Lebens die Ehre Gottes vor Augen gehabt. Dafür lebte Er und nicht für sich selbst. Er war so vollkommen in seinem Umgang mit Gott, dass Er es, wenn Gott geschmäht wurde, als seine eigene Schmähung empfand. Das Vorbild, das der Herr Jesus gegeben hat, gibt dir die Kraft, das Erwartete zu tun. So ist es auch hier, wenn es darum geht, die Schwachheiten des anderen zu tragen und dem Nächsten zum Guten zu gefallen.
V4. Übrigens ist das ganze Alte Testament voller Beispiele. Bei deiner Entdeckungsreise durch die Bibel wirst du feststellen, dass alles, was darin geschrieben steht, dich etwas lehren kann. Das war Gottes Ziel, als Er es niederschreiben ließ. Es geht nicht um zufällige Ereignisse. Nein, in 1. Korinther 10 steht, dass Israel all diese Dinge als Vorbilder für dich widerfahren sind (1Kor 10,6.11)! Darum musst du die Schriften lesen. Dann lernst du, wie man ausharren kann, und empfängst dadurch Ermunterung. Du brauchst Ausharren in deinem Leben, wo Widerstand und Unverständnis dir das Leben schwer machen können. Nicht aufgeben! Das ist die Ermutigung, die dir in der Schrift immer wieder begegnet. Auch Ermunterung brauchst du in deinem Leben, wo es so viele Dinge gibt, die dich traurig machen können. In der Schrift liest du, wie Gläubige diesen Trost bei Gott fanden.
Wenn du Ausharren und Ermunterung in den Schriften gefunden hast, ist das Ergebnis, dass du Hoffnung hast. Die Hoffnung richtet deinen Blick auf die Zukunft. Es wird ein Augenblick kommen, wo du Ausharren und Ermunterung nicht mehr brauchst. Dann wird das Vollkommene gekommen sein. Dann wird es keine Unterschiede mehr zwischen starken und schwachen Gläubigen geben, wie es sie jetzt noch gibt.
V5. Wir brauchen noch Ausharren und Ermunterung. Du findest sie bei dem „Gott des Ausharrens und der Ermunterung“. Dieser Gott ist dein Gott! Wenn du dich auf Ihn ausrichtest, wirst du mithelfen, dass die Gläubigen untereinander gleich gesinnt bleiben. Die Unterschiede werden dich dann nicht von dem anderen entfremden.
Wie du Ausharren und Ermunterung finden kannst, siehst du bei ... tatsächlich, bei dem Herrn Jesus. Er hat sich auf seinem Erdenweg durch nichts aufhalten lassen. Mit Ausharren ist Er seinen Weg gegangen, wie groß der Widerstand auch war. Und wer hat mehr Widerstand erfahren als Er? In der Welt keinen Trost, auch nicht bei seinen Jüngern. Er fand Trost in dem Bewusstsein, dass sein Vater immer bei Ihm war.
V6. Wenn der Herrn Jesus auch darin unser Vorbild ist, werden wir einmütig, mit einem Mund, Gott verherrlichen. Gott verlangt danach. Wenn wir uns nur über Dinge streiten, worin wir einander ertragen sollten, erhält Gott nicht die Ehre, die Ihm gebührt. Wenn wir es lernen, einander zu ertragen, wird das umso mehr dazu dienen, Gott zu verherrlichen.
V7. Damit wir einander wirklich annehmen können, sollten wir uns gründlich bewusst sein, wie Christus uns angenommen hat. Er hat uns so angenommen, wie wir sind. Er wusste auch vollkommen, wie wir uns verhalten würden. Dennoch nahm Er uns an. Unsere Sünden hat Er für ewig weggetan, indem Er sich selbst für uns in den Tod gab. Aber unsere Eigenarten behalten wir. Das war jedoch für den Herrn Jesus kein Grund, uns abzuweisen. Er nahm uns trotz unserer Eigenarten an, die noch so oft bei uns zum Vorschein kommen. Diesem Beispiel entsprechend sollen wir einander annehmen.
Lies nun noch einmal Römer 15,1–7.
Zu wem zählst du dich, zu den Starken oder zu den Schwachen? Warum?
8 - 13 Das Evangelium für Juden und Heiden
8 Denn ich sage, dass Christus ein Diener der Beschneidung geworden ist um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen; 9 damit die Nationen aber Gott verherrlichen mögen um der Begnadigung willen, wie geschrieben steht: „Darum werde ich dich preisen unter den Nationen und deinem Namen lobsingen.“ 10 Und wiederum sagt er: „Seid fröhlich, ihr Nationen, mit seinem Volk!“ 11 Und wiederum: „Lobt den Herrn, alle Nationen, und alle Völker sollen ihn preisen!“ 12 Und wiederum sagt Jesaja: „Es wird sein die Wurzel Isais und der aufsteht, um über die Nationen zu herrschen – auf ihn werden die Nationen hoffen.“ 13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überreich seid in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
V8. Der Herr Jesus ist ein Diener geworden. Mach dir das einmal gut bewusst. Er, der ewige Sohn Gottes, hat die Gestalt eines Sklaven angenommen.
Er ist gekommen, um zu dienen, nicht um bedient zu werden. Hier heißt es, dass Er ein Diener der Beschneidung geworden ist. Das bedeutet, dass Er zu dem jüdischen Volk gekommen ist, denn diesem Volk war die Beschneidung als ein Zeichen dafür gegeben worden, dass Gott mit ihnen einen Bund geschlossen hatte. Unter diesem Volk hat Er als Jude gelebt.
Der Zweck seines Kommens war unter anderem, die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern (wie Abraham) gegeben worden waren. Diese Verheißungen hatte Gott gegeben. Sie standen als die Wahrheit Gottes fest, denn wenn Gott etwas gesagt hat, führt Er es auch aus. Und der Herr Jesus kam, um diese Verheißungen zu bestätigen.
V9. Doch es gab noch einen Grund, weshalb der Herr Jesus ein Diener der Beschneidung wurde, nämlich „damit die Nationen Gott verherrlichen mögen um der Begnadigung willen.“ Hier zeigt Paulus klar, dass das Kommen des Herrn Jesus nicht nur für Israel Segen bedeutete, sondern auch für die Nationen. Das steht sehr schön in Jesaja 49. Dort hörst du Gott zu dem Herrn Jesus sagen: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seiest, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen; ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Erde der Erde“ (Jes 49,6). Im ersten Teil dieses Zitats liest du, dass es im Herzen Gottes war, dass der Herr Jesus Israel wiederherstellen sollte. Doch das war nicht das Einzige. Für Gott war das Werk des Herrn Jesus so groß, dass Er dessen Folgen nicht nur auf Israel beschränken wollte. Er wollte, dass alle Nationen an der Barmherzigkeit teilhaben sollten, die durch den Herrn Jesus zu den Menschen kommen würde. Das Ergebnis sollte sein, dass Gott verherrlicht und geehrt würde.
Es ist bemerkenswert, dass Gott bereits im Alten Testament von dieser Barmherzigkeit für die Nationen gesprochen hatte. Die Barmherzigkeit war nichts Neues, das erst im Neuen Testament offenbart wurde. Doch beachte: Es geht nicht um die Versammlung. Diese war im Alten Testament sehr wohl ein Geheimnis. Hier geht es darum, dass das Herz Gottes im Alten Testament auch zu den Nationen außerhalb Israels ausging. Sie hatten natürlich einen anderen Platz. Israel war und bleibt das auserwählte Volk Gottes und hat in der Heilsgeschichte einen besonderen Platz. Doch damit hatte Gott die anderen Völker nicht verworfen.
Um das zu bestätigen, werden vier Schriftstellen aus dem Alten Testament angeführt. Diese vier Zitate repräsentieren eigentlich das ganze Alte Testament. Sie stammen nämlich aus dem Gesetz (5Mo 32,43), den Psalmen (Ps 18,50; 117,1) und den Propheten (Jes 11,10). In Lukas 24 bezeichnet der Herr Jesus diese drei Teile als eine Zusammenfassung des ganzen Alten Testaments (Lk 24,44b).
Das erste Zitat am Ende von Vers 9 stammt aus Psalm 18 (Ps 18,50). Dies ist ein allgemeines Zitat, eigentlich eine Art Überschrift über die anderen Zitate. Dort geht es um die Befreiung des Überrestes aus der Hand des Feindes, die Gott bewirken wird. Diese Befreiung ist für sie der Anlass, den Namen Gottes unter den Nationen zu bekennen.
V10. Die Folge ist, dass im zweiten Zitat (5Mo 32,43) die Nationen aufgerufen werden, mit dem Volk Gottes fröhlich zu sein. Sie werden eingeladen, die Freude an der Befreiung zu teilen.
V11. Im dritten Zitat (Ps 117,1) werden alle Nationen und alle Völker aufgerufen, jeder für sich den Herrn zu loben und zu preisen. Hier ist die Freude nicht mehr auf das Volk Israel beschränkt, sondern alle Völker auf der ganzen Erde dürfen daran teilhaben.
V12. Im vierten Zitat (Jes 11,10) wird die Ursache der Freude angegeben. Dort ist von der Wurzel Isais die Rede. Das weist deutlich auf den Herrn Jesus hin (Off 22,16). Er wird aufstehen, um über die Nationen zu herrschen. Unter seiner Herrschaft wird eine Zeit der Freude und des Jubels anbrechen, wonach heute noch alle Nationen fieberhaft und mit eigener Kraft suchen. Es kommt eine Zeit, wo die Nationen auf Ihn hoffen werden. Jetzt ist es noch nicht so weit.
V13. Doch du kennst bereits den Gott der Hoffnung. Er ist in der Lage, dich mit aller Freude und allem Frieden im Glauben zu erfüllen. Jetzt geschieht das noch im Glauben. Glauben heißt, auf Gott vertrauen, der alles, was Er gesagt hat, erfüllen wird, selbst wenn alles um dich her im Widerspruch dazu zu stehen scheint. Wenn du damit erfüllt bist, wirst du überreich sein in der Hoffnung. Das wird dich froh machen, und du wirst Ihn in einer Welt preisen, in der Gott und Christus immer mehr geleugnet werden. Du brauchst dich dazu nicht selbst aufzuputschen oder dir selbst Mut zuzusprechen. Menschen ohne Gott machen das so. Sie sagen sich: „Kopf hoch!“ und „Nicht bei den Problemen stehen bleiben!“ Solche Ermutigungen mögen zwar für eine Zeit hilfreich sein, doch sie geben keine echte und beständige Kraft. Diese Kraft hat ein Mensch nicht in sich selbst. Deine Kraft ist der Heilige Geist. Er ist gekommen, um dein Herz auf den Herrn Jesus zu richten. Nur dann, wenn Er der Gegenstand deiner Hoffnung ist, wird deine Hoffnung fest und überreich sein.
Lies nun noch einmal Römer 15,8–13.
Wie kannst du „alle Freude und allen Frieden im Glauben“ bekommen?
14 - 21 Der Dienst des Paulus
14 Ich bin aber auch selbst, meine Brüder, im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, auch einander zu ermahnen. 15 Ich habe euch aber teilweise freimütiger geschrieben, Brüder, um euch zu erinnern, wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, 16 um ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, damit das Opfer der Nationen wohlangenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist. 17 Ich habe also etwas zum Rühmen in Christus Jesus in den Dingen, die Gott angehen. 18 Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, 19 in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe‚ 20 mich aber so beeifere, das Evangelium zu predigen, nicht da, wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf fremden Grund baue; 21 sondern wie geschrieben steht: „Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen.“
V14. Obwohl Paulus die Gläubigen in Rom nie persönlich gesehen hatte, war er doch davon überzeugt, dass sie voller Gütigkeit waren. Er hatte genug von ihnen gehört, um das sagen zu können.
Auch wusste er, dass sie mit aller Erkenntnis erfüllt waren. Durch ihre Gütigkeit waren sie imstande, einander zu ermahnen. Gütigkeit und Erkenntnis sind Dinge, die du nicht für dich behalten solltest. Damit kannst du anderen dienen. Wenn du an Zurechtweisungen denkst, so denkst du vielleicht nicht gleich an einen Dienst. Zurechtweisen bedeutet: jemanden wieder zurückbringen, der auf irgendeine Weise einen verkehrten Weg geht. Es ist ein Beweis der Gütigkeit und der Erkenntnis, wenn wir so aufeinander Acht geben.
V15. Paulus entschuldigt sich sogleich, dass er ihnen dies geschrieben hat. Doch er wollte sie an Dinge erinnern, die bei ihnen vielleicht in Vergessenheit geraten waren. Das ist etwas, was auch du immer nötig haben wirst. Wenn du immer wieder an eine bestimmte Sache erinnerst wirst, vergisst du sie nicht mehr. Du wirst sie immer besser behalten. Du wirst dadurch umso mehr befestigt, wie Petrus es nennt, als er die Gläubigen kurz vor seinem Sterben an die Wahrheit Gottes erinnerte (2Pet 1,12–15; 3,1).
V16–17. Paulus stand in einer besonderen Beziehung zu den Nationen, also auch zu den Gläubigen in Rom, denn sie gehörten zu den Nationen. Er nennt sich hier einen Priester. Das ist zwar ein merkwürdiger, aber auch ein schöner Ausdruck. Wenn du den Dienst am Evangelium so siehst, ist die Verkündigung des Evangeliums ein hervorragender Dienst. Ein Priester ist jemand, der Gott Opfer darbringt. Wenn jemand durch die Verkündigung des Evangeliums zur Bekehrung und zum Glauben kommt, darf der Prediger so jemanden Gott als Opfer darbringen.
Es ist der Heilige Geist, der Bekehrung und Glauben in einem Menschen bewirkt. Dadurch ist diese Person geheiligt, d. h. sie ist losgelöst von der Welt und gehört nun Gott an. Das ist möglich geworden, weil Christus Jesus gestorben und auferstanden ist. Er hat alles getan, was nötig war, damit ein Mensch errettet werden kann. Deshalb gibt es nur Ruhm „in Christus Jesus in den Dingen, die Gott angehen“.
V18. Das ganze Leben des Paulus war darauf ausgerichtet, das zu tun, was Christus wollte. Schon unmittelbar bei seiner Bekehrung hatte er gesagt: „Was soll ich tun, Herr?“ (Apg 22,10). Bei allem, was er gesagt hatte, hatte er das berücksichtigt. Das ist ein wichtiges Vorbild für uns! Wenn Christus nicht in ihm wirkte, hielt Paulus seinen Mund. Alles ordnete er dem Ziel seines Lebens unter, das ihm sehr deutlich vor Augen stand: die Nationen zum Gehorsam zu bringen.
V19. Alles, was er sagte, alles, was er tat, alles, was er an Gaben empfangen hatte, war darauf ausgerichtet. Die Kraft dazu besaß er nicht in sich selbst. Er war sich bewusst, dass er all das nur in der Kraft des Geistes Gottes tun konnte. Überall, wohin er kam, predigte er das Evangelium.
V20. Dabei berücksichtigte er auch das, was einem anderen anvertraut war. Wenn er feststellte, dass jemand anders in einem bestimmten Gebiet das Evangelium verkündigte, ging er in ein anderes Gebiet. Für ihn war die Predigt wichtiger als der Prediger. Er war am liebsten dort, wo das Evangelium noch nicht gepredigt worden war. So hat der Herr auch dir einen kleinen Bereich in dieser Welt gegeben, wo du von Ihm zeugen kannst. Dieser Bereich kann immer größer werden. Doch achte darauf, dass du nicht in einen Bereich eindringst, den der Herr jemand anderem gegeben hat. Das geht nicht gut. Wir dürfen alle gemeinsam dem Herrn am Evangelium dienen, doch jeder hat dabei seine eigene Aufgabe und seinen eigenen Bereich.
Paulus hat viel Last mit Menschen gehabt, die ihn in ein schlechtes Licht stellten. Sie verbreiteten Dinge über ihn, die überhaupt nicht stimmten. Wenn er irgendwo gewesen war, kamen andere dorthin und sagten, er sei nur auf seinen eigenen Vorteil aus gewesen. So wollte Paulus selbst nicht vorgehen. Er wollte gern das anerkennen, was der Herr anderen gegeben hatte. Wenn er sah, wie andere vom Herrn gebraucht wurden, machte ihn das nicht eifersüchtig, sondern glücklich. Er selbst ging dann an einen anderen Ort.
V21. Für diese Haltung bei der Verkündigung des Evangeliums hatte Paulus eine Bibelstelle aus Jesaja 52 (Jes 52,15). Das war für ihn ein deutlicher Hinweis, an Orte zu gehen, wo Christus noch nicht verkündigt worden war.
Hier hast du eine wichtige Anweisung, wenn du etwas für den Herrn tun willst (und wer den Herrn liebt, will das doch, oder?): Lass dich durch das Wort Gottes leiten. Wenn du dich täglich vom Wort Gottes ernährst, wirst du auf deine Fragen eine Antwort erhalten. Du wirst sicher Fragen über manche Dinge haben. Die Antworten liegen nicht auf der Straße. Deshalb musst du betend lesen. Paulus erhielt in der Situation, in der er sich befand, keinen Brief mit den Namen der Orte, wohin er gehen oder nicht gehen sollte.
So geht es mit vielen Fragen in unserem Leben. Da gibt es Fragen wie: Welchen Mann bzw. welche Frau hat der Herr für mich bestimmt; welche Ausbildung soll ich absolvieren, welchen Beruf soll ich wählen? Auf diese Fragen findest du ebenfalls keine wörtlichen Antworten in der Bibel. Allerdings findest du in der Bibel Hinweise auf Männer und Frauen, die gottesfürchtig waren. Darauf kannst du bei deiner Entscheidung achten. So kannst du dich auch bei der Berufswahl von der Frage leiten lassen: Kann ich darin dem Herrn dienen, oder muss ich Dinge tun, die nicht dem Willen Gottes entsprechen? Vertraue Gott auf sein Wort hin. Wer an Ihn glaubt und Ihm vertraut, wird nicht beschämt werden.
Lies nun noch einmal Römer 15,14–21.
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22 - 33 Wie Paulus seine Pläne machte
22 Deshalb bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen. 23 Jetzt aber, da ich keinen Raum mehr habe in diesen Gegenden, seit vielen Jahren aber großes Verlangen, zu euch zu kommen, 24 wenn ich nach Spanien reise –; denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe. 25 Jetzt aber reise ich nach Jerusalem im Dienst für die Heiligen. 26 Denn es hat Mazedonien und Achaja wohlgefallen, einen gewissen Beitrag zu leisten für die Bedürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind. 27 Es hat ihnen nämlich wohlgefallen, auch sind sie ihre Schuldner. Denn wenn die Nationen ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, so sind sie schuldig, ihnen auch in den leiblichen zu dienen. 28 Wenn ich dies nun vollbracht und ihnen diese Frucht versiegelt habe, so will ich über euch nach Spanien abreisen. 29 Ich weiß aber, dass ich, wenn ich zu euch komme, in der Fülle des Segens Christi kommen werde. 30 Ich bitte euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott, 31 damit ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen wohlangenehm sei; 32 damit ich durch Gottes Willen mit Freuden zu euch komme und mich mit euch erquicke. 33 Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen.
V22–24. Paulus lässt die Gläubigen in Rom noch einmal wissen, wie gern er zu ihnen kommen möchte.
Schon gleich am Anfang dieses Briefes, in Kapitel 1 (Röm 1,11), hatte er das geschrieben. Doch jetzt teilt er ihnen mit, dass er zu ihnen kommen möchte, wenn er nach Spanien reisen wird. Auf dem Weg dorthin würde er auch zu ihnen kommen. Er erwartete, dass sie ihm dann das geben würden, was er für seine Weiterreise nötig hätte. So rechnete er mit ihrer Liebe. Er würde erst weiterreisen, wenn er sich an ihnen erquickt hätte. Ja, du kannst dich an deinen Geschwistern erquicken. Bestimmt hast du diese Erfahrung schon gemacht. Das sind Menschen, denen du etwas bedeutest, die Interesse an dir haben.
Als du den Herrn Jesus noch nicht kanntest, gab es viele Menschen, die so taten, als ob du ihnen etwas bedeutetest. Doch das war häufig nur Schein. Du bedeutetest ihnen nur dann etwas, wenn sie von dir profitieren konnten. Seit du den Herrn Jesus kennen gelernt hast, bist du in eine andere Gemeinschaft von Menschen aufgenommen worden. Diese Menschen haben ebenfalls den Herrn Jesus lieb gewonnen, deshalb lieben sie auch einander. Jeden, der hinzukommt, schließen sie in ihre Liebe mit ein. Sicher wirst du auch einmal von deinen Mitgläubigen enttäuscht werden. In sich selbst sind sie schwache, fehlerhafte Menschen. Doch wenn Paulus, der große Apostel, der durchaus wusste, dass es in Rom nicht nur makellose Gläubige gab, sich an ihnen erquicken konnte, können auch wir uns sicher aneinander erquicken.
V25–26. Bevor Paulus nach Rom reisen konnte, musste er zuerst noch etwas anderes tun. Er hatte Geld bei sich. Es handelte sich um den Betrag aus einer Sammlung, die die Gläubigen in Mazedonien und Achaja durchgeführt hatten. Dieses Geld war für arme Gläubige in Jerusalem bestimmt.
V27. Diese Sammlung war keine mildtätige Aktion, die infolge einer Information über die Armut in Jerusalem durchgeführt wurde. Es war eine freiwillige Sammlung, von der zweimal gesagt wird, dass sie den Gläubigen „wohlgefallen“ hatte. Dennoch bestand auch eine gewisse Verpflichtung. Die Nationen waren nämlich der geistlichen Güter teilhaftig geworden, die in erster Linie für das irdische Volk Gottes bestimmt waren. Weil Israel den Herrn Jesus verworfen hatte, war das Evangelium auch zu den Nationen gekommen, so dass auch sie geistlich gesegnet werden konnten. Darum konnte jetzt von den Nationen erwartet werden, dass sie an der Not der Heiligen in Jerusalem teilnahmen und ihnen etwas zurückerstatteten. Es war eine Schuld, die sie auf diese Weise abtragen konnten.
Das kann auch auf uns angewendet werden. Wenn du durch einen Bruder oder eine Schwester geistlich gesegnet worden bist, darfst du ihm oder ihr mit materiellen Gaben dienen (Gal 6,6). Du kannst dafür in der Zusammenkunft etwas in den Kollektenbeutel stecken. Du kannst es auch persönlich überreichen. Paulus nahm diesen Dienst sehr wichtig. Zwar ging es ihm hauptsächlich um das geistliche Wohl der Gläubigen, doch dieser Auftrag für das leibliche Wohl der Gläubigen war ihm nicht weniger wichtig.
V28. Nachdem dieser Auftrag ausgeführt sein würde, wollte er auf seiner Durchreise nach Spanien zu ihnen kommen. So war es jedenfalls seine Absicht. Er kam zwar später nach Rom, doch anders, als er es sich gedacht hatte. Nicht auf der Durchreise, sondern als Gefangener. So siehst du, dass auch bei diesem Mann Gottes die Dinge anders kommen konnten, als er es sich vorgestellt hatte. Das war für ihn keine Enttäuschung. Er wusste, dass Gott sein Leben führte. Auch in deinem Leben kann es anders gehen, als du denkst. Gott weiß, was auch für dich das Beste ist. Wenn du das beachtest, bleibst du vor Enttäuschungen bewahrt.
V29. Paulus wusste etwas anderes, nämlich dass er, wenn er zu ihnen kommen würde, in der Fülle des Segens Christi kommen würde. Nun, dieser volle Segen ist gekommen. Gerade im Gefängnis in Rom hat er Briefe geschrieben, in denen er über die höchsten Segnungen der Versammlung schreibt. Diese Briefe haben wir in der Bibel. Du liest in den Briefen an die Gläubigen in Ephesus, Kolossä und Philippi von der „Fülle des Segens“. Diese Briefe gewähren dir einen Blick auf den vollen Segen Christi.
V30–31. Vielleicht hat Paulus doch schon etwas von dem empfunden, was ihn erwartete. Er bittet die Gläubigen in Rom dringend um ihre Fürbitte. Diese Ermahnung ist ihm „durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes“ eingegeben worden. Das ist eine schöne Art und Weise der Ermahnung. Er kann dies so sagen, weil er weiß, dass sowohl der Herr Jesus als auch der Geist völlig hinter dieser Aufforderung stehen. Der Herr Jesus wird hier mit seinem vollen Namen genannt. Außerdem siehst du, dass der Geist eine Person ist, die liebt. Die Aufforderung des Paulus zur Fürbitte kommt also eigentlich von dem Herrn Jesus, während die Liebe des Geistes gleichsam die Kraft ist, ihr nachzukommen.
Paulus spricht von einem Kampf in den Gebeten. Kennst du diesen Kampf ein wenig? Echtes Beten ist Kämpfen. Dieses Kämpfen geschieht nicht mit Händen und Füßen. Es ist ein geistlicher Kampf. Wir müssen dafür kämpfen, dass der Dienst der Diener des Herrn nicht durch Widersacher behindert wird und dass das Werk des Herrn zum Segen der Gläubigen fortgesetzt werden kann.
V32–33. So können wir daran mitwirken, dass die Diener mit Freude den Willen Gottes tun und den Gläubigen dienen. Dadurch werden sie auch selbst erquickt. Diener des Herrn sind keine gefühllosen Maschinen. Sie haben es nötig, durch andere Gläubige erquickt zu werden, um ihren Dienst mit Freuden tun zu können. Der Gott des Friedens ist bereit, dir inneren Frieden zu schenken und dir im Kampf zu helfen, den du auf allerlei Gebieten hast.
Lies nun noch einmal Römer 15,22–33.
Gibt es jemanden, dem du einmal etwas geben oder übermitteln möchtest? Tu es und denk dabei an Matthäus 6,1–4 (Mt 6,1–4).