1 Der Bote kommt und der Herr auch
1 Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt: Siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen.
Hier kommt die Antwort auf die herausfordernde Frage am Ende des vorherigen Kapitels: „Wo ist der Gott des Gerichts?“ (Mal 2,17). Maleachi prophezeit die Sendung eines Boten oder Herolds, um den Weg für den Gott des Gerichts zu bereiten. Dieser Bote ist weder Maleachi noch Elia, sondern Johannes der Täufer. Wir wissen das aus den Zitaten dieses Verses in den Evangelien im Zusammenhang mit Johannes dem Täufer (Mt 11,10; Mk 1,2; vgl. Jes 40,3–5).
Markus 1 beschreibt den Herrn Jesus, vor dem der Weg bereitet werden soll, in seiner Gottheit, also als Jahwe (Mk 1,2). Bei Markus heißt es „vor deinem Angesicht“ – „deinem“ ist der Herr Jesus –, und hier in Maleachi heißt es, dass der HERR „vor mir“, also Jahwe, spricht. Johannes der Täufer bereitet dem Herrn Jesus den Weg in den Herzen der Menschen, in dem er durch seine Predigten zur Umkehr von der Auflehnung gegenüber Gott auffordert. Johannes ist also der Vorläufer des demütigen Menschen Jesus, der kein anderer ist als Jahwe, Gott selbst.
Maleachi spricht hier nicht über das Kommen des Herrn Jesus in Erniedrigung. Er geht direkt von der Ankündigung des Vorläufers zum Kommen des Herrn in seinen Tempel über. Dieses Kommen findet in der Endzeit statt und wird plötzlich geschehen. Dann kommt „der Herr“, Adonai, der souveräne Herrscher. In diesem Vers liegen das erste und das zweite Kommen nebeneinander (vgl. Jes 61,1–3).
Die Prophezeiung hat sich wie folgt erfüllt: Johannes der Täufer hat sein erstes Kommen angekündigt. Aber als Christus kam, wurde Er verworfen. Jetzt ist Er im Himmel und wartet gleichsam auf den Befehl Gottes, die Erde zu fordern (Ps 2,8). Dann wird Er in Macht und Majestät „plötzlich“ erscheinen.
Die Zeitgenossen Maleachis suchten den HERRN in seiner Majestät. Sie freuten sich auf einen Messias, der sie zum Haupt der Völker machen würde. Nur deshalb finden sie Freude an Ihm. Aber damit werden sie beschämt enden. Sie offenbarten eine andere Gesinnung als David in Psalm 143: „Und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht! Denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht“ (Ps 143,2). Der HERR wird plötzlich kommen, um alle zu richten, die gottlos leben. Er wird als „der Engel des Bundes“ kommen (vgl. Jes 63,9; 2Mo 23,20.23). Er erfüllt alle Bedingungen des Bundes, einschließlich der Gerichtsgewalt über diejenigen, die den Bund gebrochen haben.
Der Vers endet damit, dass Er noch einmal erklärt, dass Er kommen wird. Es ist die Bestätigung einer Wahrheit, die tief beeindrucken und zu Heiligung und Erwartung führen soll.
Auch wir freuen uns auf das Kommen des Sohnes Gottes. Wir warten auf Ihn vom Himmel her. Er kommt zuerst, um die Gläubigen der Gemeinde und die Gläubigen des Alten Testaments zu sich zu holen (1Thes 4,16.17). Dann kommt Er mit den Seinen auf die Erde (1Thes 4,14). Wenn wir mit dieser Aussicht und Erwartung leben, hat das eine reinigende Wirkung auf unser Leben (1Joh 3,3).
2 - 4 Reinigen und Läutern
2 Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher. 3 Und er wird sitzen und das Silber schmelzen und reinigen; und er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber, so dass sie dem HERRN Opfergaben darbringen werden in Gerechtigkeit. 4 Dann wird die Opfergabe Judas und Jerusalems dem HERRN angenehm sein wie in den Tagen vor alters und wie in den Jahren der Vorzeit.
Das Volk sehnt sich nach dem Kommen des HERRN, aber wer kann seinen Tag ertragen (Vers 2; vgl. Amos 5,18)? Wenn Er kommt, wird Er das Böse richten und es von Israel wegzutun – Feuer spricht von Gericht –, damit sein Volk gereinigt wird (Sach 13,8.9). Hier finden wir die Taufe mit Feuer, von der Johannes der Täufer spricht (Mt 3,11.12). Holz, Heu und Stroh, die unter anderem Ungläubige darstellen, werden dadurch verbrannt (1Kor 3,12–15).
Maleachi verwendet zwei Bilder für die Reinigung: Feuer und Lauge. Feuer wird zur Reinigung von Metallen verwendet; es reinigt uns innerlich. Lauge reinigt Kleidung. Kleidung hat mit unserem Verhalten zu tun und mit unserem Erscheinungsbild. Der Herr Jesus benötigte keine Reinigung, denn Er war rein in sich selbst. Bei seinem Erscheinen wird alles in Übereinstimmung mit Gott wiederhergestellt, glänzend weiß, so wie Er rein ist.
Der Schmelzer, das ist der Herr Jesus, entfernt die Schlacken (vgl. Spr 25,4), nachdem das Silber erhitzt wurde, damit es rein wird (Vers 3). Er ist erst dann mit seiner Reinheit zufrieden, wenn Er sein eigenes Gesicht in dem Silber widergespiegelt sieht. Die Reinigung dient dem Zweck, in sein Bild verwandelt zu werden (2Kor 3,18; 1Joh 3,2).
„Er wird sitzen“, während Er diesen Prozess in den Seinen bewirkt. Das deutet auf Ruhe, Sorgfalt und Aufmerksamkeit hin. Es ist keine flüchtige Arbeit. Es geschieht nicht in Eile. Er behält die Temperatur des Feuers genau im Auge und sorgt dafür, dass wir nicht über das hinaus versucht werden, was wir zu ertragen vermögen, sondern mit der Versuchung wird Er auch den Ausgang schaffen, so dass wir sie ertragen können (1Kor 10,13).
Die Söhne Levis müssen besonders gereinigt werden, weil sie die Opfergaben darbringen müssen. Sie sollen von den Sünden gereinigt werden, die in den vorherigen Kapiteln erwähnt wurden. Dann können sie „dem HERRN Opfergaben darbringen … in Gerechtigkeit“, das heißt in Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes (Vers 4). Sie werden nach der Reinigung in der Lage sein, die richtigen Opfergaben in der richtigen Weise und in der richtigen Gesinnung darzubringen. Es ist keine Ungerechtigkeit mehr in ihren Herzen und in ihren Taten.
Das hier beschriebene Gedächtnisopfer wird erst im Friedensreich gebracht werden (Hesekiel 40–46). Es erinnert uns an die Vergangenheit, an die Tage von Mose, David und Salomo. Angeführt von diesen Männern brachten die Israeliten Opfergaben, die der HERR gerne annahm. Das erneuerte und geläuterte Israel wird den Geist des Glaubens und der Hingabe haben, der auch jene Tage der Väter kennzeichnete.
Um die Gemeinde zu reinigen, benutzt der Herr Jesus das Wasser des Wortes (Eph 5,26). Gott gebraucht Zucht, um seine Kinder zu heiligen und sie dadurch seiner Heiligkeit teilhaftig zu machen (Heb 12,10). Prüfungen werden auch gebraucht, um unseren Glauben, unser Vertrauen auf Gott, zu reinigen, damit wir der Herrlichkeit Christi bei seinem Kommen entsprechen (Hiob 23,10; Ps 66,10; Spr 17,10; Jak 4,4; 1Pet 1,6.7).
5 Der HERR, ein schneller Zeuge
5 Und ich werde euch nahen zum Gericht und werde ein schneller Zeuge sein gegen die Magier und gegen die Ehebrecher und gegen die falsch Schwörenden und gegen die, die den Tagelöhner im Lohn, die Witwe und die Waise bedrücken und das Recht des Fremden beugen und mich nicht fürchten, spricht der HERR der Heerscharen.
Von den auch heute noch zukünftigen Tagen der Reinigung und des Segens kehrt Maleachi zu der Situation in seinen Tagen zurück. Das Gericht wird nicht nur die Gottlosen in der Zukunft betreffen, sondern auch in seiner Zeit. Das Böse muss von einem heiligen Gott gerichtet werden. Er wird als schneller Richter handeln und sein Urteil mit seinem Zeugnis besiegeln.
1. Die ersten, die sein Gericht hören, sind „die Magier“ (oder: Zauberer) (2Mo 22,17). Sie verwerfen die Wahrheit Gottes und suchen Rat beim Vater der Lüge, dem Teufel.
2. Er urteilt dann über andere Formen des Bösen, das Böse, das sich gegen den Nächsten richtet. „Die Ehebrecher“ begehen eine große Sünde. Sie ignorieren Gottes Plan der Ehe, wie Er ihn in der Schöpfung niedergelegt hat. Ihr Verhalten ist ein Angriff auf die Beziehung zwischen Gott und seinem irdischen Volk und auf die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde.
3. „Die falsch Schwörenden“ sind diejenigen, die einen Meineid leisten. Sie rufen Gott an, wenn sie Unrecht begehen, und binden so seinen Namen an die Sünde. Wo Gott so ins Abseits gestellt oder in ein schlechtes Licht gerückt wird, sind die Folgen auch für die Beziehungen zwischen den Menschen katastrophal.
4. Es gibt Menschen, „die den Tagelöhner im Lohn … bedrücken“. Sie haben die Dienste von jemandem in Anspruch genommen, weigern sich aber, ihm den Lohn zu zahlen. Sie sind auch in der Position, dieses Übel zu begehen.
5. Sie bedrücken „die Witwe und die Waise“ und „das Recht des Fremden beugen“ sie. Sie beuten diese sozial schwachen Menschen aus, anstatt für sie zu sorgen, so wie Gott sie selbst versorgt.
Alle diese Formen des Bösen geschehen, weil es keine Gottesfurcht gibt. Die genannten Gottlosen haben gemeinsam, dass sie Gott in ihrem Leben nicht anerkennen und fürchten. Aber Gott bleibt „der HERR der Heerscharen“. Sie haben es mit diesem großen, allmächtigen Gott zu tun, der sie richten wird. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass Er das ganze Gericht dem Sohn gegeben hat, d. h. der Herr Jesus wird das Gericht ausführen (Joh 5,22).
6 Der HERR verändert sich nicht
6 Denn ich, der HERR, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden.
Menschen mögen sich verändern, Gott verändert sich niemals (Jak 1,17b). Er bleibt immer derselbe (Heb 13,8). Das gilt für alle seine göttlichen Eigenschaften, einschließlich seiner Liebe zu seinem Volk (Mal 1,2). Er wird die Gottesfürchtigen unter seinem Volk nicht vernichten. Weil Er unwandelbar ist und seine Verheißungen erfüllen wird, gibt es für Israel eine Hoffnung (Jer 29,11).
Er spricht hier über sein Volk als „Kinder Jakobs“. Das bezieht sich auf das Volk in seinen oft untreuen Wegen, die es gegangen ist. Wie oft haben sie sich verändert und sind untreu geworden, und doch sind hat Gott sie nicht vernichtet. Über all ihre Untreue hinweg hat Gott sie geführt und in das Land gebracht, das Er ihren Vätern versprochen hatte, ihnen zu geben.
Im diesem Land begingen sie später das größte Verbrechen aller Zeiten, indem sie den Sohn Gottes kreuzigten, der in Liebe zu ihnen kam. Dafür wurden sie in den nachfolgenden Jahrhunderten schwer gezüchtigt, aber Gott hat sie nicht vernichtet. Er hat immer einen Überrest am Leben gelassen. Aus heutiger Sicht wird in naher Zukunft sein Volk durch große Drangsal gehen. Viele werden in dieser großen Drangsal umkommen, aber ein Überrest wird zur Buße und Bekehrung kommen. Ihnen wird Er zeigen, dass Er an seinen Verheißungen nichts geändert hat und dass Er alles buchstabengetreu erfüllen wird (Ps 89,35; 5Mo 4,31; Ps 106,45).
7 Aufruf zur Umkehr und die Antwort
7 Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht bewahrt. Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen. Und ihr sprecht: „Worin sollen wir umkehren?“
Die Tatsache, dass Gott seine Pläne trotz der Untreue seines Volkes erfüllen wird, entbindet das Volk nicht von der Pflicht zur Umkehr. Gottes Pläne und die Verantwortung des Menschen schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Maleachi sagt dem Volk, wie lange es schon von Gottes Ordnungen abgewichen ist und ihnen nicht gerecht geworden ist.
Alle Generationen vor ihnen sind untreu gewesen, und auch die neue Generation folgt demselben Weg der Untreue. Der HERR ruft sie auf, zu Ihm umzukehren. Dann wird Er zu ihnen umkehren. Er hat sich von ihnen abgewandt wegen ihrer Sünden, aber Er wird sich ihnen wieder zuwenden, wenn sie ihre Sünden bekennen und aufhören, sie zu tun.
Aber das Volk sieht keinen Grund, umzukehren, aus dem einfachen Grund, dass sie das Gefühl haben, nicht abgewichen zu sein. Sie haben wieder eine Antwort. Es klingt wieder frech: „Umkehren? In welcher Hinsicht? Wir sind doch ordentliche und geachtete Mitglieder deines Volkes? Warum machen deine Propheten Druck hinsichtlich Reue und Umkehr? Warum sind wir in Ungnade gefallen?“
Das Volk antwortet auf die Konfrontation in ihrer Falschheit mit ausweichenden Fragen. Vielleicht beschimpfen sie den Propheten oder fordern ihn auf, etwas deutlicher zu werden, ein paar Details zu nennen. So reagieren die Menschen, wenn sie nicht vorhaben, sich der Wahrheit zu stellen. Der Ruf zur Umkehr rührt ihren Stolz und bringt sie zu der Frage, worin sie umkehren sollen. Ihre Antwort beweist, wie abgestumpft sie in ihrer Vorstellung davon sind, was Sünde ist. Gottes Entgegnung folgt in den nächsten Versen.
8 - 9 Gott berauben
8 Darf ein Mensch Gott berauben, dass ihr mich beraubt? Und ihr sprecht: „Worin haben wir dich beraubt?“ Im Zehnten und im Hebopfer. 9 Mit dem Fluch seid ihr verflucht, und doch beraubt ihr mich, [ihr], die ganze Nation!
Gott antwortet auf ihre Frage, worin sie umkehren sollen, mit einer rhetorischen Gegenfrage (Vers 8), denn natürlich ist es unmöglich, Gott zu berauben. Dennoch stellt Gott diese Frage, weil Er ihre Aufmerksamkeit erregen und sie zum Nachdenken bringen will. In gewissem Sinn berauben sie Gott doch, und zwar indem sie Ihm etwas vorenthalten. Mit großem Nachdruck sagt Er „dass ihr mich beraubt“.
Wieder erfolgt die harte Reaktion gegenüber Gott in der Abweisung dieser Anschuldigung. Gott soll belegen, wie sie Ihn beraubt haben. Sofort kommt die Antwort. Sie berauben Ihn „im Zehnten und im Hebopfer“. Sie missachten, was Er in seinem Wort darüber gesagt hat. Er spricht oft über das Geben der Zehnten, von dem es auch verschiedene Arten gibt (3Mo 27,30–33; 4Mo 18,26–28; 5Mo 12,18; 14,28.29).
Wenn das Volk den Zehnten nicht gibt, können auch die Leviten und Priester, die von den Zehnten leben, ihre Arbeit nicht verrichten und müssen sich eine andere Arbeit für ihr Einkommen suchen (Neh 13,10–13). Das Hebopfer versorgt zum Teil auch die Priester (2Mo 29,27.28; 3Mo 7,34; 10,14.15; 4Mo 5,9). Wenn das Hebopfer nicht gebracht wird, fehlt ihnen Nahrung.
Wenn die Leviten aus Mangel an Einkommen andere Arbeiten verrichten müssen, geht das auf Kosten ihres Dienstes für Gott. Gott wird so mittelbar ihres Dienstes beraubt. Das Versäumnis, den Zehnten zu bringen, betrifft auch die Witwen und Waisen. Gott hat verfügt, dass sie von den Zehnten für ihren Lebensunterhalt erhalten müssen (5Mo 26,12). Wer Gott beraubt, das heißt, wer Ihm vorenthält, was Ihm zusteht, verursacht viel Unheil.
Wer Gott beraubt, erhält auch keinen Segen, sondern Fluch (Vers 9). Die Menschen sind unglücklich, sie seufzen unter dem Fluch (Mal 2,2). Hier weist Gott auf die Ursache dafür hin. Sie haben Ihn beraubt und sie tun es weiterhin. Und es ist nicht nur eine einzelne Person, die das tut. Nein, „die ganze Nation!“ ist daran schuldig. Aber sie weigern sich einzusehen, dass der Fluch, der sie heimsucht, ihre eigene Schuld ist.
10 Prüfe mich doch
10 Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermaß ausgießen werde.
Die Sache ist durch die Gnade Gottes nicht hoffnungslos. Er gibt einen Hinweis, der eine Herausforderung für den Glauben ist. Er fordert sie auf, „den ganzen Zehnten“, nicht nur einen Teil ihres Einkommens, „in das Vorratshaus“ des Tempels zu bringen. Dann wird es „Speise in meinem Haus“ geben, das heißt, die Priester und Leviten, die im Heiligtum dienen, werden zu essen haben.
Wenn sie auf diese Verheißung reagieren, wird Er einen reichhaltigen Segen geben. Es muss zu seinen Bedingungen geschehen. Wenn sie wollen, dass Gott sein Vorratshaus öffnet, müssen sie zuerst ihr Vorratshaus öffnen, um den Zehnten zu nehmen. Diese Zehnten müssen in „mein Haus“ gebracht werden, das ist der Tempel (Neh 10,38; 13,12; 2Chr 31,10).
Wir denken oft, dass Gott uns erst Überfluss geben muss, damit wir geben können. Aber Gott sagt: „Bringt zuerst alle Zehnten in das Vorratshaus. Wenn ihr das tut, werdet ihr sehen, was ich tue.“ Dann öffnet Er „die Fenster des Himmels“, um den Segen in solchen Mengen über sie auszugießen, dass die Speicher nicht ausreichen, um sie aufzunehmen.
Gott wird so viel Regen schenken, dass das Volk eine reiche Ernte einfahren kann. Die Menge wird so groß sein, dass der Speicher nicht zur Lagerung reicht (vgl. 5Mo 28,12). Er kann dieses Wort aber auch erfüllen, indem Er sein Volk auf besondere Weise mit Nahrung versorgt, wie bei der wunderbaren Rettung Samarias (2Kön 7,2.19).
Wenn wir Gott zuerst seinen Anteil geben, gibt Er uns, was Er hat, was ein Vielfaches von dem ist, was wir Ihm gegeben haben. Wir sehen ein Beispiel dafür in dem, was Elia zu der Witwe von Zarpat sagt. Die Frau hat nur eine Handvoll Mehl und ein wenig Öl, gerade genug für eine letzte Mahlzeit für sie und ihren Sohn. Dennoch bittet Elia die Frau, ihm daraus zuerst einen kleinen Kuchen zu bereiten. Er fügt hinzu, dass sie danach etwas für sich und ihren Sohn zubereiten kann. Das tut die Frau. Ihr Glaube wird reichlich belohnt, denn „das Mehl im Topf ging nicht aus, und das Öl im Krug nahm nicht ab“ (1Kön 17,13.16).
Gott antwortet auf unser Vertrauen mit überreichem Segen. Wir sind „nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6,14). Daraus sollten wir aber nicht den Schluss ziehen, dass es „deshalb“ egal ist, wie viel wir geben. Wäre Gott mit zwei oder drei Prozent zufrieden statt mit zehn Prozent? Wer so denkt, hat wenig verstanden von der wahren christlichen Stellung, von der Liebe, die die Erfüllung des Gesetzes ist (Röm 13,10).
Ohne jeden Befehl gaben die ersten Christen in Jerusalem nicht zehn Prozent, sondern hundert Prozent (Apg 2,45). Würde uns die Liebe nicht dazu bringen, nicht so wenig wie nötig, sondern so viel wie möglich zu geben? Zwang kommt von einem Gesetz, Liebe gibt dankbar und freudig, was sie kann, und genießt darin besonders die Gemeinschaft mit Gott, dem großen Geber (2Kor 9,7.15).
In dem Maße, wie der Gläubige Wohlstand hat (1Kor 16,2), erwartet der Herr von ihm eine großzügige Gabe für sein Werk und für die bedürftigen Heiligen. Warum heißt es: „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht“ (Heb 13,16)? Weil wir dazu neigen, sie zu vergessen und dann schnell und willkürlich ein wenig aus unserem Geldbeutel zu fischen. Mal sehen, ob wir noch etwas übrig haben. Gott muss sich oft mit unseren Resten zufrieden geben. Das gilt für unsere Besitztümer und auch für unsere Zeit.
Auch für uns gilt: „Ehre den HERRN von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrags“ (Spr 3,9). Alles, was wir haben, gehört Ihm. Christus hat uns mit seinem Blut für Gott erkauft (1Kor 6,20; Off 5,9). Das betrifft unseren Körper und alles, was wir besitzen. Wir berauben Ihn, wenn wir für uns selbst leben und unsere Besitztümer für uns selbst benutzen. Sollte Er auch zu uns sagen: „Schau auf dein Bankkonto. Wem gehört das Geld? Was willst du damit machen?“ Der Christ schaut nicht auf das, was er entbehren kann, sondern fragt den Herrn, was er für sich ausgeben darf, denn alles ist Sein.
11 - 12 Gesegnet und zum Segen sein
11 Und ich werde um euretwillen den Fresser schelten, dass er euch die Frucht des Bodens nicht verderbe; und der Weinstock auf dem Feld wird euch nicht mehr fehltragen, spricht der HERR der Heerscharen. 12 Und alle Nationen werden euch glücklich preisen, denn ihr werdet ein Land des Wohlgefallens sein, spricht der HERR der Heerscharen.
Wenn sie den HERRN prüfen, gibt Er ihnen nicht nur eine Fülle von Segen, sondern Er wird auch dafür sorgen, dass es keine Zerstörung mehr im Land gibt (Vers 11). Er wird das Gericht aufheben und den Vormarsch der gefräßigen Heuschrecke, des Fressers, stoppen, sodass er die Früchte des Landes und die Früchte der Bäume nicht mehr vernichtet. Gott hat Autorität und Gewalt über alle Geschöpfe; Er ruft sie und schickt sie, wohin Er will, wenn nötig auch zu seinem Volk. Er kann ihnen auch ein Ende setzen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.
Das Ergebnis ist, dass „alle Nationen“ sie „glücklich preisen“ (Vers 12). Durch ihre Rückkehr zum HERRN werden sie nicht nur selbst Segen empfangen, sondern auch ein Segen für andere sein. Sie werden „ein Land des Wohlgefallens sein“. Die Offenbarung der Gunst Gottes wird so reich sein, dass die umliegenden Länder sie glücklich preisen werden.
Diese Verheißungen beruhen auf dem alttestamentlichen Prinzip, dass der Segen von Gott gegeben wird, wenn das Volk gehorcht, genauso wie der Fluch über sie kommt, wenn sie ungehorsam sind (5Mo 28,15). Ihr Aufenthalt im Land, ihre Freiheit von Krankheiten, ihre irdischen Segnungen in jeder Hinsicht, all das hängt von ihrem Verhalten gegenüber den Satzungen und Geboten ab, die sie von Gott erhalten haben. Dazu haben sie sich auch verpflichtet (2Mo 19,8; 24,3.7).
13 - 15 Gott zu dienen ist vergeblich
13 Eure Worte sind trotzig gegen mich gewesen, spricht der HERR. Und ihr sprecht: „Was haben wir miteinander gegen dich beredet?“ 14 Ihr sprecht: „Vergeblich ist es, Gott zu dienen, und was für Gewinn, dass wir seinen Dienst versahen und dass wir vor dem HERRN der Heerscharen in Trauer umhergingen? 15 Und so preisen wir nun die Übermütigen glücklich: Nicht nur sind die Täter der Gottlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entkommen.“
Vers 13 führt uns wieder in die Tage Maleachis zurück. Der HERR hat eine neue Anklage gegen sie. Er macht sein Volk auf die Worte aufmerksam, die sie gegen Ihn geredet haben. Diese Worte haben gezeigt, dass sie Gott gegenüber dreist, hart und frech, ja, sogar aggressiv sind. Der Widerstand gegen Gott nimmt zu.
Und wieder reagieren sie mit einem unverschämten Einwand, ob der HERR denn mal aufzeigen könne, was sie untereinander gegen Ihn beredet haben. Sie spüren absolut nichts von dem, was Gott ihnen vorwirft. Es fehlt ihnen jegliche Gottesfurcht. Nichts in ihnen ist auf Gott ausgerichtet. Und vergessen wir nicht: Wir haben es hier mit Gliedern des Volkes Gottes zu tun.
Der HERR sagt ihnen, worin ihr Gerede untereinander besteht (Vers 14). Aus dem, was sie sagen, wird ihre Arroganz deutlich: „Vergeblich ist es, Gott zu dienen.“ Und genau das ist das Leben des Menschen. Gott zu dienen ist das Vorrecht und die Pflicht des Geschöpfes und dieser Dienst ist der wahre Sinn und Zweck des Lebens. Aber sie sind damit nicht einverstanden. Gott zu dienen, so meinen sie, bringt nichts, weil sie nicht bekommen, was sie anstreben, nämlich materiellen Wohlstand. Deshalb wollen sie besser aufhören, Ihm zu dienen. Warum sollen sie diesen Dienst für Ihn tun, wenn Er sie nicht dafür belohnen wird? So denken und reden sie untereinander.
Anstatt sich gegenseitig zu ermutigen, ihre Aufgabe für den HERRN treu zu erfüllen, ermutigen sie sich gegenseitig, ihre Treue aufzugeben. Sie beklagen sich, dass sie mit ihrem Gottesdienst nichts gewonnen haben. Im Gegenteil, sie leiden unter Armut und Kummer.
Das „in Trauer“ Umhergehen hilft ebenfalls nichts, schlussfolgern sie. Das Einhalten von Fastenzeiten und der Verzicht auf Essen bringt ebenfalls keinen Gewinn. Stattdessen werden religiöse Pflichten erfüllt. Sie tun damit doch, was Gott von ihnen verlangt, also sollte Gott zufrieden damit sein und ihnen Wohlstand schenken. Aber sehen wir uns den Zustand an, in dem sie sich befinden: nur Elend und Bedrohung.
Sie sehen nicht, dass das Problem bei ihnen liegt und nicht bei Gott. Sie erkennen nicht, dass sie Gott nur äußerlich dienen und dass sie innerlich verdorben sind. Gott sieht das Herz und das schlägt nicht für Ihn. Was Er sucht, sind zerrissene, bußfertige Herzen und nicht zerrissene oder schwarze Kleider (Joel 2,13).
Sie haben mit Gott völlig abgeschlossen. „Also“, es ist besser, arrogant und stolz zu sein (Vers 15). Solche Menschen schaffen es in der Welt. Sie sind wohlhabend, und selbst wenn sie Gott auf die Probe stellen – hier im Sinn von stolz herausfordern – werden sie nicht bestraft, sondern entkommen. Das Leben in der Welt ist viel besser, als sein Bestes zu tun, um Gott als Christ zu gefallen. Wenn man für Gott leben will, bekommt man nur Ärger. Viele sogenannte Christen haben leider so geredet.
16 - 17 Diejenigen, die den HERRN fürchten
16 Da unterredeten sich miteinander, die den HERRN fürchten, und der HERR merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und die seinen Namen achten. 17 Und sie werden mir, spricht der HERR der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde; und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient.
In den vorhergehenden drei Versen offenbart Gott, dass Er genau weiß, was gottlose Menschen über Ihn denken und reden (vgl. Jer 8,6). In Vers 16 lesen wir, dass Er auch weiß, was die gottesfürchtigen Menschen über Ihn zueinander sagen. Unter dem rebellischen Volk der vorherigen Verse sind einige, die nicht rebellisch sind, sie kennen sich und reden miteinander. Der HERR findet seine Freude an ihnen und schließt sich ihnen an, egal wie wenige es auch sein mögen.
Inmitten all der Prahlerei gibt es einen Überrest, der keinen vorlauten Mund hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten hat, sondern viel über den HERRN spricht. Sie fürchten Ihn, sie sind voller Ehrfurcht vor Ihm. Anstatt sich gegenseitig anzustacheln, einem Gott untreu zu werden, der alles so schwer macht, ermutigen sie sich gegenseitig. Sie weisen sich gegenseitig darauf hin, dass Er sie beachtet und auf sie hört. Dieser Überrest vertraut Ihm durch alle Prüfungen hindurch. Wir sehen diesen Überrest z. B. in Lukas 1 und 2, kurz vor und kurz nach der Geburt des Herrn Jesus, in Zacharias und Elisabeth, Josef und Maria, den Hirten, Simeon und Anna.
Der Herr kennt auch in unserer Zeit alle, die Ihm inmitten der abgefallenen Christenheit treu bleiben. Wir finden sie meist nicht in Massenversammlungen, sondern in persönlichen Kontakten. Wir sollten nicht wie Elia denken, dass wir allein übrig geblieben sind. Der Herr nimmt alles zur Kenntnis, was jemand über Ihn sagt, der andere damit ermutigt, dem Herrn treu zu bleiben.
Es ist eine menschliche Redeweise zu sagen, dass alles in ein „Gedenkbuch“ geschrieben wird (vgl. Est 6,1.2; Ps 56,9). Gott benötigt natürlich kein Buch für sich selbst. Das Buch dient dazu, uns einen Einblick in den Wert zu geben, den Er darauf legt, dass wir über Ihn sprechen. Es geht um die, „die den HERRN fürchten und die seinen Namen achten“. Die Ehrfurcht vor Ihm zeigt sich in der Wertschätzung seines Namens. Sein Name ist der Ausdruck seines Wesens. Die Ehrfurcht vor seinem Namen zeigt sich nicht so sehr in dem, was über diesen Namen gesagt wird, sondern darin, dass man Tag und Nacht über Ihn sinnt (Ps 1,2). Seinen Namen achten bedeutet, eine so hohe Wertschätzung für diesen Namen zu haben, dass Er das Herz und den Verstand vollständig in Beschlag nimmt.
Seinen Namen nicht zu verleugnen ist auch eines der Merkmale derer, die Ihm inmitten des Verfalls in der Endzeit treu bleiben (Off 3,8). Achtung oder Ehrfurcht vor seinem Namen bedeutet, dass wir Ihn für das ehren, was Er in sich selbst ist. Wir können das in besonderer Weise erleben, wenn wir als Gemeinde zusammenkommen. Der Herr Jesus spricht davon, dass, auch wenn es nur zwei oder drei sind, die in seinem Namen zusammenkommen, Er in der Mitte ist (Mt 18,20). Die Endzeit ist in Gottes Wort nicht mit Massenversammlungen und beeindruckenden Zeichen und Wundern verbunden, sondern eher mit kleinen Zahlen.
Der HERR sagt von den Gläubigen, die diesen Überrest bilden, dass sie sein „Eigentum“ sein werden (Mal 3,17; 2Mo 19,5; 5Mo 7,6; 14,2; 26,18). Sie sind für Ihn kostbar und ein besonderer Schatz (Jes 62,3). Sein Auge und sein Herz sind auf sie gerichtet.
Er wird dies offen zum Ausdruck bringen „an dem Tag, den ich machen werde“, das ist der Tag seines Kommens. Dann werden sie als etwas Kostbares für Ihn im Angesicht der Bösen leuchten. Jetzt sind sie noch verborgen, aber dann werden sie mit Ihm in Herrlichkeit offenbart werden (Mt 13,43).
Sie werden verschont und gehen nicht im Gericht unter, weil sie zu Ihm in einer Beziehung stehen wie ein Sohn, der seinem Vater treu dient. Es ist seine Wertschätzung für ihre Hingabe an Ihn, durch alle Widerstände hindurch. Er kann sie verschonen, weil Er seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, der Ihm vollkommen diente (Röm 8,32).
18 Der Unterschied wird gesehen
18 Und ihr werdet wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.
Die Unterschiede zwischen den gerechten und den gottlosen Mitgliedern des Volkes Gottes werden jetzt nur noch von Gott gewürdigt. Die Gottlosen haben immer noch die Kontrolle. Aber es wird die Zeit kommen, in der dieser Unterschied von allen gesehen und anerkannt werden wird. Das wird an dem Tag geschehen, den der HERR bereiten wird (Vers 17).
Die Ungläubigen haben Gott vorgeworfen, dass es sinnlos sei, Ihm zu dienen (Verse 14.15). Aber an dem Tag, den der HERR machen wird, werden sie zu ihrer großen Schande und Schmach den Unterschied deutlich sehen. Sie werden dann zugeben müssen, dass Gott gerecht ist. Sie werden dann auch sehen, wer wirklich für Ihn gelebt hat. Gleichzeitig müssen die Ungläubigen anerkennen und zugeben, dass sie selbst gottlos waren. Die weitere Erklärung wird in den nächsten Versen gegeben.
19 Der Tag des HERRN kommt
19 Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und alle Übermütigen und alle Täter der Gottlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.
Der kommende Tag ist der Tag des HERRN, das ist die Zeit, in der Christus die Weltherrschaft einfordert und ausüben wird. Dann ist es aus und vorbei mit dem „menschlichen Tag“ (1Kor 4,3), das ist die Zeit, in der der Mensch alles im Griff hat, die Zeit, in der wir leben. Der Tag des HERRN kommt „brennend wie ein Ofen“, was bedeutet, dass dieser Tag durch das Gericht eingeläutet wird. „Brennend wie ein Ofen“ weist auf die Intensität des Feuers, seine Hitze, hin und zeigt die Größe der Rache Gottes (2Thes 1,7.8).
Die Übermütigen wurden von den untreuen Gliedern des Volkes Gottes glücklich gepriesen (Vers 15). Jetzt sind es die Übermütigen und Gottlosen des Volkes selbst, die nichts weiter sein werden als Stoppeln im lodernden Feuer von Gottes Gericht. Das ist alles, was von der Arroganz und Überheblichkeit übrig bleibt. Der Kontrast zwischen dem, was sie sich in ihrem Leben ohne Gott vorstellen, und ihrer hoffnungslosen Lage im Feuer des Gerichts, kann nicht dramatischer gemalt werden.
Noch einmal sagt Maleachi, dass der Tag, der kommt, sie in Flammen setzen wird. „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Heb 12,29). Er richtet radikal alle, die Ihn verworfen haben. Es bleibt nichts von ihnen auf der Erde übrig. „Weder Wurzel noch Zweig“ wird ihnen gelassen. Sie sind die beiden Enden des Baumes: die Wurzel tief in der Erde und der Zweig hoch in der Luft. Wenn die Wurzel einmal ausgerottet ist, kann nichts mehr aus ihr wachsen. Wenn der Zweig einmal ausgerottet ist, kann er keine Wurzeln schlagen. Das Gericht ist total. Gott wird alle Ärgernisse und Stolpersteine aus seinem Reich entfernen und sie ins Feuer werfen (Mt 13,41.42).
Übrigens geht es hier um das Erscheinen des Herrn Jesus auf der Erde und nicht um sein Kommen für die Gemeinde in der Luft (1Thes 4,16). Von letzterem wird kein Ungläubiger Zeuge sein. Wenn Er auf der Erde erscheint, wird dies zusammen mit der Gemeinde sein und jedes Auge wird Ihn sehen (Off 1,7).
20 - 21 Die Sonne der Gerechtigkeit geht auf
20 Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber; 21 und ihr werdet die Gottlosen zertreten, denn sie werden Asche sein unter euren Fußsohlen an dem Tag, den ich machen werde, spricht der HERR der Heerscharen.
In diesen beiden Versen sehen wir den enormen Gegensatz zwischen dem, was die Gottlosen und die Gläubigen erwartet. Wieder sehen wir die Furcht vor dem Namen des HERRN (Vers 20; Vers 16). Auf der Erde haben sie für diesen Namen gelitten, aber wenn der Herr Jesus kommt, wird sich die Situation für sie völlig ändern.
Nach der dunklen Nacht der großen Drangsal kommt Er als die Sonne der Gerechtigkeit und bringt Licht, Wärme, Freiheit, Freude und Gesundheit (vgl. Jes 60,2; Ps 84,12a; Lk 1,78.79). Er ist „wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken“ (2Sam 23,4a). Die Sonne ist das Symbol der Herrschaft über den Tag (1Mo 1,16). So ist der Tag des HERRN durch seine Herrschaft gekennzeichnet.
Die Strahlen der Sonne werden mit Flügeln verglichen, unter denen Heilung ist. Wenn der Herr Jesus kommt, wird Er die Feinde seines Volkes richten. Aber für sein Volk bringt Er Heilung. Er wird alle Wunden heilen, die seinem Volk zugefügt wurden. Sie werden ein gesundes Volk an Körper und Geist werden. Er macht alles wieder gut. Er bringt Vergebung und Heilung (Ps 103,3).
Sein Erscheinen wird der Schreckensherrschaft des Antichristen ein Ende setzen. Die Gläubigen werden aus ihren Verstecken hervorkommen. Sie werden „ausziehen und hüpfen wie Mastkälber“, die nach dem Winter in Freiheit und in der Wärme der Sonne aus dem Stall kommen. Es ist das Bild des Frühlings.
Außerdem, dass die Gläubigen des Überrestes vor Freude hüpfen werden, werden sie auch vom Herrn Jesus benutzt werden, um das Gericht an den Gottlosen auszuführen. Diejenigen, die vorher zertreten wurden, werden nun die zertreten, von denen sie zertretet wurden. Es wird eine Umkehrung der früheren Situation sein (vgl. 2Thes 1,6.7).
Hier wird deutlich, dass Christus, wenn Er kommt, nicht in eine Welt eintreten wird, die Ihn willkommen heißt. Er wird nicht in eine Welt eintreten, die durch das Evangelium für Ihn gewonnen wurde. Wenn das der Fall wäre, gäbe es keine Gottlosen, um sie zu zertreten.
22 Mose
22 Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb an ganz Israel geboten habe – Satzungen und Rechte.
Maleachi beginnt mit seinen Schlussworten. Er richtet einen letzten Appell an das Volk. Dabei verbindet er sich als letzter Bibelschreiber des Alten Testaments mit dem ersten Bibelschreiber Mose. Zwischen ihnen liegt ein Zeitraum von mehr als 1000 Jahren. Weil sie beide vom gleichen Geist geleitet werden, gibt es zwischen ihnen keine Meinungsverschiedenheiten. Da es über 400 Jahre lang keinen Propheten geben wird, bis Johannes der Täufer zu predigen beginnt, ist das Volk Gottes umso mehr auf das Wort Gottes durch Mose angewiesen.
Maleachi ruft das Volk auf, sich daran zu erinnern. Sie müssen das Gesetz Moses, das Gott ihm – nicht gegeben, sondern – „geboten“ hat, wieder lesen und beachten. Eine Rückbesinnung auf das Wort Gottes ist die einzige Möglichkeit der Wiederherstellung. Das gilt für alle Zeiten, auch für heute (vgl. Jes 8,20).
Gott gebot „auf dem Horeb“ das Gesetz „an ganz Israel“. Das Gedenken an das Gesetz Moses ist das Gedenken an die unveränderliche Grundlage von Gottes Bund mit ihnen. Ihre Sicherheit und auch unsere liegt im Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Wir brauchen das unveränderliche Wort. Wenn wir es vergessen, müssen wir zu Ihm zurückgeführt werden.
23 - 24 Elia
23 Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. 24 Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.
Im vorherigen Vers wird Mose als der Gesetzgeber vorgestellt. In diesen letzten beiden Versen spricht Maleachi über das Kommen des Elias. Elias Dienst war es, das abtrünnige Volk wieder zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz zurückzubringen. In diesen letzten Versen sind Mose und Elia miteinander verbunden. Das Gesetz und die Propheten bleiben, solange die Erde existiert. Wir sehen in Mose einen Rückblick auf die Ursprünge und in Elia einen Blick in die Zukunft, wie es sein wird. Die Beurteilung der Gegenwart muss immer im Licht der Vergangenheit oder der Zukunft erfolgen.
Beide Männer zusammen waren von großer Bedeutung für das Volk Gottes, und die Bedeutung ihres Dienstes bleibt auch für zukünftige Generationen bestehen. Wir treffen sie gemeinsam auf dem Berg der Verklärung in der Gegenwart des Herrn Jesus (Mt 17,3). Dies ist ein Vorgeschmack auf die Zeit, in der Christus in Herrlichkeit regiert und alles mit dem übereinstimmt, was beide im Auftrag Gottes dem Volk vor Augen geführt haben.
Als der Herr mit seinen drei Jüngern vom Berg heruntergekommen ist, fragen sie Ihn nach Elia (Mt 17,9–13). Auf dem Berg haben sie etwas von dem kommenden Reich geschmeckt. Aber sie wissen auch von diesem Vers hier, in Maleachi. Sie haben aus dem, was die Schriftgelehrten sagen, verstanden, dass Elia erst kommen muss, bevor der Messias offenbart werden kann. Nun haben sie den Messias in dem Herrn Jesus gesehen, aber ohne dass Elia vorher gekommen ist.
Der Herr antwortet ihnen, dass Elia sicherlich zuerst kommt. Darin haben die Schriftgelehrten recht, denn es entspricht der Prophezeiung. Gleichzeitig fügt Er hinzu, dass Elia alle Dinge wiederherstellen wird. Das Kommen des Elias stellt alle Dinge wieder her. Auch der Menschensohn muss noch kommen, und zwar in Herrlichkeit auf die Erde. Der Herr Jesus spricht über dieses Kommen in Herrlichkeit. In diesem zeitlichen Zusammenhang ist auch das Kommen von Elia hier in Vers 23 zu verstehen. Offenbarung 11 weist uns auf den Dienst von Mose und Elia im Zusammenhang mit dem Kommen des Herrn Jesus auf die Erde hin (Off 11,3–6).
Bevor Er auf diese Weise kommen wird, muss Er dem Volk als der verheißene Messias vorgestellt werden, um zu sehen, ob das Volk Ihn annehmen wird. Er ist in Erniedrigung zu seinem Volk gekommen, um sein Volk zu prüfen. Das Ergebnis war, dass Er verworfen wird, wie Gott es in den Propheten vorhergesagt hat. Weil Johannes der Täufer im Geist und in der Kraft des Elias gekommen ist (Lk 1,17), kann der Herr Jesus sagen, dass Elia bereits gekommen ist. Aber sie haben auch Johannes als seinen Wegbereiter verworfen (Vers 1; Jes 40,3–5).
Nach dieser Erklärung verstehen die Jünger, dass in Johannes dem Täufer Elia bereits gekommen ist, dass aber das Volk als Ganzes nicht auf seine Botschaft gehört hat und deshalb nicht bereit ist, den Messias zu empfangen. Maleachi hat auch über das Kommen von Johannes dem Täufer gesprochen (Vers 1). Wenn Johannes der Täufer mit seiner Botschaft angenommen worden wäre, dann wäre er Elia gewesen. Er verrichtete seinen Dienst im Geist und in der Kraft des Elia und bezeugte den kommenden Messias.
Aber Johannes wurde enthauptet, und Christus wurde gekreuzigt. Deshalb wird Elia noch einmal kommen. Er wird wiederkommen, um die Herzen zu prüfen im Hinblick auf den kommenden Messias, der dann nicht in Niedrigkeit, sondern in Herrlichkeit kommen wird.
Der Zweck des Kommens von Elia ist es, die Beziehung zwischen den Generationen wiederherzustellen, um sie geistlich bereit zu machen, den Messias zu empfangen (Vers 24). Familien werden heute immer mehr durch den Verlust der elterlichen Autorität ruiniert. Autorität ist der Rahmen, in dem die richtigen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern entwickelt werden. Der Teufel ist damit beschäftigt, uns geistlich unserer Kinder zu berauben. Es ist wegen unserer veränderten Sicht auf unsere Kinder, dass er Erfolg hat. Deshalb müssen zuerst die Herzen der Väter zu ihren Kindern und dann erst die der Kinder zu ihren Vätern gewandt werden.
Diese Wiedervereinigung ist die Grundlage für den Segen. Wenn es hier keinen Durchbruch gibt, muss der HERR das Land mit einem Bann schlagen, wenn Er kommt. Der Herr Jesus wird in der Tat bei seinem Kommen das Land mit einem Bann schlagen müssen. Wir sehen wie Kinder ihren Eltern zunehmend ungehorsam sind (2Tim 3,2). Immer mehr Kinder wissen nicht einmal mehr, wer ihre Eltern sind. Ein normales, biblisches Familienleben verschwindet mehr und mehr aus der Gesellschaft.
Aber es wird auch solche geben, die durch das Wirken von Gottes Geist zur Umkehr kommen werden. Sie werden auf den Ruf zur Umkehr hören und in ihren Familienbeziehungen wiederhergestellt werden. Der Bann betrifft sie nicht. Wenn der Herr Jesus kommt, gehen sie mit Ihm in das Friedensreich. Dort, unter seiner gesegneten Herrschaft, werden sie alle Segnungen genießen, die eine Familie auf der Erde genießen kann.
Mit diesen Worten über den Dienst von Mose und Elia endet das prophetische Zeugnis des Alten Testaments. Gott sendet danach etwa 450 Jahre keine Boten mehr zu seinem Volk, bis Er im Neuen Testament wieder durch Johannes den Täufer zu ihnen spricht.