1 Ausspruch des Wortes des HERRN
1 Ausspruch des Wortes des HERRN an Israel durch Maleachi.
Maleachi beginnt sein Buch sowohl mit einem „Ausspruch“ (andere übersetzen: „eine Last“) als auch mit „dem Wort des HERRN“ (vgl. Sach 9,1; 12,1). Die Beschreibung der Prophetie als „eine Last“ weist darauf hin, dass die Botschaft eher eine Ermahnung als ein Trost oder eine Ermutigung ist. Der Prophet trägt eine solche Botschaft als eine Last auf seinem Herzen. Gleichzeitig ist es nicht sein Wort, sondern ein Wort, das Gott ihm zur Verkündigung auferlegt hat.
Es ist ein Wort „an Israel“, also an die Bewohner aller zwölf Stämme, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt sind. Maleachi ist ein Diener Gottes. Er verrichtet einen Dienst am Volk, indem er ihm die Worte Gottes mitteilt.
2 Eine Erklärung der Liebe
2 Ich habe euch geliebt, spricht der HERR; aber ihr sprecht: „Worin hast du uns geliebt?“ – War nicht Esau der Bruder Jakobs?, spricht der HERR. Und ich habe Jakob geliebt,
Das Buch Maleachi spricht das Volk an in Form eines Dialogs. Gleich im zweiten Vers nimmt Maleachi diesen Dialog auf. Die Prophezeiung beginnt mit der herzerwärmenden Erklärung der Liebe Gottes zu seinem Volk (5Mo 10,15; 33,3). Gott will erst das Herz seines Volkes berühren, erst danach das Gewissen. Das sehen wir auch in der letzten Botschaft des Johannes in Offenbarung 2 und 3, an das laue Laodizea. Gerade Laodizea spricht der Herr Jesus mit „so viele ich liebe“ an (Off 3,19).
Aber die Reaktion des Volkes auf diesen Ausdruck der Liebe Gottes ist zutiefst traurig, weil es den verdorbenen Zustand des Volkes offenbart. Weil sie diese Liebe nicht zu erfahren glauben, stellen sie die Frage, worin sich diese Liebe gezeigt hat. Es kommt ihnen offenbar nicht in den Sinn, die Ursache dafür in sich selbst zu suchen. Ihre Selbstzufriedenheit geht einher mit einer Blindheit in Bezug auf ihren Zustand, der in einer Verachtung Gottes ihren Höhepunkt findet.
Die Frage, wie sich Gottes Liebe ihnen gegenüber offenbart hat, ist die Wurzel der Sünde. Es ist keine aufrichtige Frage, sondern eine rebellische und dreiste Frage. Sie fordern Beweise der Liebe Gottes, als ob alle Beweise, die sie erfahren haben, ohne Bedeutung sind.
Stehen wir nicht ebenfalls in der Gefahr zu sagen: „Wenn Gott mich liebt, warum lässt Er dann das Elend in meinem Leben zu?“ Wenn wir negativ denken und nur auf den Verfall schauen, sehen wir die Liebe Gottes nicht. Wir gehören dem Herrn nicht, weil wir Ihn geliebt haben, sondern weil Er uns geliebt und uns zu seinem Eigentum und damit zu Kindern Gottes gemacht hat.
Auf ihre Frage nach seiner Liebe stellt der HERR ihnen als Antwort eine Gegenfrage. Sie betrifft die Beziehung zwischen ihrem Vorfahren Jakob und seinem Bruder Esau. Gott spricht von Esau als dem „Bruder Jakobs“. Damit legt Er besonderen Nachdruck auf die Verwandtschaft zwischen ihren Vorfahren Jakob und seinen Bruder Esau. Es ist eine rhetorische Frage. Natürlich war Esau Jakobs Bruder. Aber im Lichte ihrer frechen Frage nach seiner Liebe zeigt Er dem Volk, welch ein enormer Unterschied zwischen Jakob und Esau in ihrer Beziehung zu Gott besteht.
Obwohl Esau der Ältere war und als Erstgeborener Anspruch auf das Erbe hatte, liebte Gott Jakob. Der Grund war nicht, dass Jakob für Gott attraktiver war als Esau, sondern dass Gott sich in seiner Weisheit der Vorsehung veranlasst sah, Jakob zu lieben. Jakob war ein Gegenstand von Gottes auserwählender Liebe. Das hat Er in der persönlichen Geschichte Jakobs und in der seiner Nachkommenschaft stets gezeigt. Leider hat das Volk auf diese göttliche Liebe immer wieder mit Untreue reagiert.
3 - 5 Esau aber habe ich gehasst
3 Esau aber habe ich gehasst, und ich habe seine Berge zur Wüste gemacht und sein Erbteil für die Schakale der Steppe. 4 Wenn Edom spricht: Wir sind zerschmettert, werden aber die Trümmer wieder aufbauen, so spricht der HERR der Heerscharen: Sie werden bauen, ich aber werde niederreißen; und man wird sie nennen „Gebiet der Gottlosigkeit“ und „das Volk, dem der HERR in Ewigkeit zürnt“. 5 Und eure Augen werden es sehen, und ihr werdet sprechen: Groß ist der HERR über das Gebiet Israels hinaus!
Es geht nicht um die Geschichte zweier Personen, sondern um die Geschichte ihrer Nachkommen, der Völker, die aus ihnen hervorgegangen sind. In dieser ganzen Geschichte zeigt Gott seine Liebe zu seinem Volk und seinen Hass auf Esau (Vers 2b; Vers 3a). Gott hat allen Grund, Esau wegen seines rebellischen Verhaltens Ihm gegenüber, zu hassen. Deshalb wird dieses Wort erst hier, in Maleachi, ganz am Ende des Alten Testaments, und nicht schon in 1. Mose, gesprochen.
In 1. Mose spricht Gott nicht davon, Esau zu hassen. Er sagt nur, dass der ältere Esau dem jüngeren Jakob dienen wird. Gott ist souverän und gibt jedem der Brüder einen bestimmten Platz auf der Erde. Er ordnet dies sogar an, bevor die Brüder geboren werden (Röm 9,11–13; 1Mo 25,23).
Die Erwählung Jakobs hat nichts mit einem Verdienst seinerseits zu tun. Seine Nachkommen beanspruchen diese Erwählung, weil sie schließlich von Abraham abstammen. Wenn aber die Abstammung Grundlage der Erwählung wäre, hätte auch Esau Anspruch darauf. Gottes Erwählung ist souverän und insofern unabhängig vom Verhalten des Menschen. Hingegen ist seine Ablehnung die Folge der Sünde des Menschen in Form von Auflehnung gegen Gott. Gott erwählt Menschen, um sie zu segnen, aber Er erwählt jedoch keine Menschen, um sie verloren gehen zu lassen.
Diese zwei Seiten können wir mit unserem Verstand nicht vereinbaren. Unsere menschliche Logik ist: Wenn Gott bestimmte Menschen erwählt, um sie zu segnen, dann ist es im Umkehrschluss so, dass Er die anderen Menschen erwählt, um sie verloren gehen zu lassen. Wer so denkt, versucht mit seinem menschlichen Verstand Gottes Größe und Weisheit zu erklären.
Die Lehre, dass Gott Menschen zum Verlorengehen auserwählt, ist eine teuflische Lehre, die der Liebe Gottes nicht nur nicht gerecht wird, sondern diese Liebe letztendlich sogar leugnet. Diese Auffassung ist außerdem eine Leugnung der Eigenverantwortung des Menschen. Denn wenn seine Verdammnis in Gottes Absicht festgelegt ist, kann er ja nichts dagegen tun, dass er nicht gerettet wird.
Gott hat Jakob von sich aus auserwählt, trotz seines vielen Versagens. Aufgrund seines Verhaltens hätte Jakob Gottes Hass in gleicher Weise verdient. Aufgrund von Gottes Gnade und Liebe hat Gott Jakob aber auserwählt, weil er sich trotz seines Versagens immer wieder zu Gott bekannte und letztendlich Ihm die Ehre gab. Er hat Esau gehasst, weil dieser sich als „ein Ungöttlicher“ (Heb 12,16) offenbart hat, als jemand, der überhaupt kein Interesse an Gott hat. Diese Gottlosigkeit hat sich auch bei seinen Nachkommen in unverminderter Weise gezeigt. Der Prophet Obadja gibt davon ausführlich Zeugnis (Obad 1,1–15).
Schon in den Tagen des Maleachi kann Gott auf sein Gericht über Esau hinweisen (Vers 3b). Es ist noch nicht das endgültige Endgericht, das wird noch kommen. Gott hat die Berge weggenommen, in denen sie sich niedergelassen hatten und wo sie sich unauffindbar und damit sicher fühlten. Aber vor Gott kann sich niemand verstecken (vgl. Ps 139,7). Das verwüstete Land Esaus ist zur Heimat für Schakale geworden.
Die Ungöttlichkeit Esaus zeigt sich auch in seiner arroganten Sprache (Vers 4). „Edom“, das meint die Nachkommen Esaus (1Mo 36,1.8), rühmt sich, die Ruinen wieder aufzubauen, die Gott zerstört hat. Sie denken in keiner Weise daran, sich vor Gott zu demütigen. Eine stolze, ja, regelrecht hochmütige Haltung kennzeichnet sie. Doch „der HERR der Heerscharen“ antwortet unmittelbar. Hier stellt sich Gott erneut in seiner Erhabenheit über alle himmlischen und irdischen Mächte vor.
Gott stellt klar, dass Er das, was sie aufbauen, wiederum niederreißen wird. Das Trümmergebiet, das dann entsteht, erhält dazu einen Namen, in dem der Charakter Edoms zum Ausdruck kommt: „Gebiet der Gottlosigkeit“. Und die Menschen, die dort wohnen, werden in Ewigkeit unter dem Zorn Gottes stehen.
Was der HERR mit Edom getan hat, wird Israel vorgeführt (Vers 5). Sie werden mit eigenen Augen das Ende von Edom sehen. Das ist einmal mehr ein Beweis für Gottes Güte und Liebe zu Israel. Gleichzeitig ist das, was Gott mit Edom tut, auch eine Warnung an Israel. Es soll Israel nicht stolz machen, sondern ihnen das Bewusstsein geben, dass sie das gleiche Gericht verdient haben. Es beweist auch, dass Gott nicht nur der Gott der Juden ist, sondern auch der Gott der Nationen (Röm 3,29). Seine Größe ist nicht nur für Israel sichtbar, sondern überall auf der Erde.
6 Es fehlen Ehre und Furcht
6 Ein Sohn soll den Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?, spricht der HERR der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet und doch sprecht: „Womit haben wir deinen Namen verachtet?“,
Das Volk wird bei Maleachis Worten über Esau zustimmend genickt haben. Aber dann wendet er sich an sie selbst. Gott hat Israel wie einen Sohn behandelt, aber haben sie Ihn wie einen Vater geehrt? Sie stehen auch mit Gott in Verbindung wie ein Diener mit einem Herrn, aber haben sie Ihm mit dem gebührenden Respekt gedient?
Wahre Erkenntnis Gottes ist immer eine Kombination aus kindlichem Vertrauen und tiefer Ehrfurcht. Vertrauen führt nie zu unangemessener Vertrautheit und Ehrfurcht führt nie zu sklavischer Kriecherei. Diese beiden Beziehungen sind die Säulen der Gesellschaft. Wenn diese Beziehungen beachtet werden, ist das ein Segen für die Gesellschaft. Werden sie nicht beachtet, wird die Gesellschaft zerrüttet.
Gott richtet diese anklagenden Fragen an „euch, ihr Priester“. Der ganze Abschnitt von Maleachi 1,6–2,9 ist an sie gerichtet. Gott sagt ihnen unmissverständlich, dass sie seinen Namen verachten. Sie sind dazu berufen, dem Volk den Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen und zwischen dem Unreinen und dem Reinen zu lehren (Hes 44,23). Aber die Priester in den Tagen des Maleachi kümmern sich nicht darum. Sie denken nicht an die Tatsache, dass sie ihre Existenz Gott verdanken.
Der Name „Vater“ bedeutet, dass sie als Volk Ihm ihren Ursprung verdanken. Die Tatsache, dass sie Ihm als ihrem Herrn Gehorsam schulden, interessiert sie nicht. Sie denken nur an ihre eigenen Interessen.
Für den neutestamentlichen Gläubigen bedeutet der Name „Vater“ eine persönliche Beziehung zu Ihm. Jeder Gläubige in unserer Zeit ist zum priesterlichen Dienst berufen. Aufs Neue wieder mehr Einsicht in die Praxis des priesterlichen Dienstes zu erlangen, war eine der Segnungen der Erweckung zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts. Wenn wir aber vergessen, dass es ein Geschenk Gottes war und hoffentlich vielerorts noch ist, werden wir geistlich stolz und unser Opferdienst ist Ihm ein Gräuel.
Die Priester reagieren fast gekränkt auf die Anklage des HERRN. Ihre Gefühllosigkeit gegenüber dieser Anschuldigung zeigt sich in ihrer scheinheiligen Frage, die sie mit gleichgültigem Gesicht stellen: „Womit haben wir deinen Namen verachtet?“ Im Gegenteil, sie halten sich selbst für treue Diener Gottes. Nein, hier irrt sich der HERR doch sehr, denken sie. Ihre Frage macht deutlich, dass sie mit dem Vorwurf des HERRN, sie würden seinen Namen verachten, überhaupt nicht einverstanden sind.
Gott konfrontiert sein Volk mehrere Male mit dieser Art der Reaktion:
1. „Ihr aber sagt: „Worin hast du uns geliebt?““ (Mal 1,2)
2. „Aber ihr sagt: „Womit haben wir deinen Namen verachtet?““ (Mal 1,6)
3. „Ihr aber sagt: „Womit haben wir dich verunreinigt?““ (Mal 1,7)
4. „Und ihr sprecht: „Warum?““ (Mal 2,14)
5. „Und ihr sprecht: „Womit haben wir ihn ermüdet?““ (Mal 2,17a)
6. „Oder: „Wo ist der Gott des Gerichts?““ (Mal 2,17b)
7. „Und ihr sprecht: „Worin sollen wir umkehren?““ (Mal 3,7)
8. „Und ihr sprecht: „Worin haben wir dich beraubt?““ (Mal 3,8)
9. „Und ihr sprecht: „Was haben wir miteinander gegen dich beredet?““ (Mal 3,13)
Mit jeder Frage zeigt das Volk, dass sie mit dem, was Gott ihnen sagt, überhaupt nicht einverstanden sind. Immer wieder fragen sie Gott, warum Er sie tadelt. Und jedes Mal gibt Gott in seiner großen Geduld eine Antwort, die nicht missverstanden werden kann. Doch die Antwort dringt nicht zu ihnen durch, weil sie sich selbst als treue Diener Gottes sehen.
7 - 8 Unreines Brot und ein verächtlicher Tisch
7 die ihr unreines Brot auf meinem Altar darbringt und doch sprecht: „Womit haben wir dich verunreinigt?“ Damit, dass ihr sagt: „Der Tisch des HERRN ist verächtlich.“ 8 Und wenn ihr Blindes darbringt, um es zu opfern, so ist es nichts Böses; und wenn ihr Lahmes und Krankes darbringt, so ist es nichts Böses. Bring es doch deinem Statthalter dar: Wird er dich wohlgefällig annehmen oder Rücksicht auf dich nehmen?, spricht der HERR der Heerscharen.
Der HERR antwortet auf ihre Frage. Die Antwort zeigt, dass sie seinen Namen verachten. Es ist keine Frage, die in ehrlicher Unwissenheit gestellt wird, sondern in purer Heuchelei. Dennoch antwortet der HERR. Er weist auf ihre Handlungen hin, womit und wie sie Ihm nahen. In der Art und Weise, wie sie Gott dienen, kommt ihre Verachtung Gott gegenüber deutlich zum Ausdruck.
Sie bringen „unreines Brot“ auf seinem „Altar“ dar. „Brot“ bedeutet ein Opfer, das von Gott als seine Speise angenommen wird. Es bereitet Ihm Freude, wenn sein Volk Ihm Opfer darbringt. Er nennt diese Opfer „meine Speise“ (4Mo 28,2; 3Mo 21,6.8.17). Aber die Opfer, die sie auf Gottes Brandopferaltar darbringen, sind unrein.
Es geht nicht um Tiere, die Gott für unrein erklärt hat und die sie nicht essen dürfen. Diese werden in einer Liste in 3. Mose 11 und 5. Mose 14 erwähnt. Nein, es geht um reine Tiere, die aber einen Makel haben. Und auch das ist von Gott verboten (3Mo 22,20). Sie bringen zwar reine Tiere, aber Gott kann sie nicht annehmen, weil sie nicht den Normen seiner Heiligkeit entsprechen. Er hat diese Normen in seinem Wort festgelegt und die Priester sollten diese wie kein anderes Mitglied des Volkes Gottes kennen und berücksichtigen. Aber das tun sie nicht, vielmehr missachten sie Gottes Wort. Das ist es, was Gott ihnen vorwirft und wofür Er sie zur Rechenschaft zieht.
Zum dritten Mal reagiert das Volk verärgert durch den Mund der Priester. Sie fragen: „Womit haben wir dich verunreinigt?“ Wie kann Gott denken, dass sie Ihn verunreinigen? Sie geben sich ahnungslos und meinen, dass sie es gut machen. Bekommt Gott nicht etwas von ihnen? Warum sagt Er von dem, was sie bringen, dass es Ihn verunreinigt? Dann muss mit seinen Augen etwas nicht stimmen, denn sie sind nicht schuld. Sie schieben das Problem ganz auf Gott. So manipulieren unzählige Christen heute das Wort Gottes. Gott macht alles viel zu kompliziert. Er sollte sich ihrer annehmen, statt ihnen seinen Willen aufzuzwingen.
Sie sind blind für die Tatsache, dass sie minderwertige Opfer bringen, etwas, das von Gott ausdrücklich verboten ist (5Mo 15,21). Sie bringen diese Opfer auf seinen Altar, der auch „der Tisch des HERRN“ genannt wird (vgl. Hes 41,22). Er muss sich nach ihrer Meinung mit dem zufrieden geben, was sie Ihm darbringen. Welch eine Beleidigung ist das für Ihn!
Vergessen nicht auch wir schnell, wie groß das Werk des Herrn Jesus für Gott und auch für uns ist? Wie und womit gehen wir zum Tisch des Herrn (1Kor 10,16–21)? Manche bleiben dem Tisch des Herrn einfach fern. Andere nehmen nonchalant am Abendmahl des Herrn teil, ohne daran zu denken, wovon es spricht. Vielleicht kann man uns keine Sünde vorwerfen, aber wie oft gehen wir zum Tisch des Herrn, ohne dass sein Werk unser Herz berührt. Unsere Wertschätzung für den Tisch des Herrn muss mit unserer Wertschätzung für den Herrn Jesus und sein Werk verbunden sein.
Der Tisch des Herrn ist sein Tisch, von dem Er gemeinsam mit seinem Volk essen will. Das Verhalten der Israeliten drückt ihre Verachtung für seinen Tisch aus. Sie werden es nie aussprechen, aber ihre Taten machen es deutlich sichtbar. Sie bringen zwar Opfer, aber nur solche ohne Wert. Ihre Opfer sind keine echten Opfer, sondern solche, auf die sie gut verzichten können.
Wie weit ist das von den Gedanken Davids entfernt, der dem HERRN kein Brandopfer darbringen will, das ihn nichts kostet (1Chr 21,24). Auch das Opfer, das Maria dem Herrn Jesus bringt, ist ein großer Gegensatz zu diesen Opfern (Mk 14,3–5). Selbst die Jünger wissen nicht zu schätzen, was Maria tut. Sie bezichtigen Maria der Verschwendung. Das Geld, das sie dafür bezahlt hat, hätte man ihrer Meinung nach besser einsetzen können.
Der Tisch des Herrn ist für uns Christen der Ort, an dem wir das Abendmahl des Herrn feiern. Es bewirkt in uns Opfer des Lobes und des Dankes, geistliche Opfer, Schlachtopfer des Lobes (Heb 13,15). Wer an den Herrn Jesus denkt in allem, was Er vollbracht hat, kann sich nur dankbar und bewundernd äußern.
Was haben uns diese Opfer des Lobes gekostet? Es gibt Opfer, die sehr billig sind. Wir können zum Beispiel an Danksagungen denken, die nur eine Wiederholung dessen sind, was andere gesagt haben, oder eine Auswahl aus der Konserve, eine leblose Wiederholung dessen, was wir selbst schon oft gesagt haben. Sofern wir in Gemeinschaft mit dem Herrn die ganze Woche über leben, werden wir viel Anlass zum Dank und zur Anbetung haben. Unser Opfer wird dann in geistlicher Hinsicht lebendig sein.
Und was geben wir von unserem materiellen Reichtum für die Armen, für das Werk des Herrn, für die, die für seinen Namen ausgegangen sind, ohne etwas von den Nationen anzunehmen? Geben wir das Beste, die Erstlingsfrüchte, oder geben wir nur ein wenig von unserem Überfluss, von dem wir kaum spüren, dass es uns fehlt, oder geben wir gar unsere wertlosen Dinge?
Das Tier, das die Priester bringen, ist eine Illustration des Opfers des Herrn Jesus. Wir müssen realisieren, wie vollkommen Er in allem war. Wir dürfen in keiner Hinsicht von Ihm oder vom Wort Gottes etwas außer Acht lassen. Mit entstellten, ungesunden Opfern zu Gott zu kommen, ist eine schwerwiegende Verleugnung des Opfers Christi und eine Verachtung der Wertschätzung Gottes für Ihn.
1. Wir bringen beispielsweise ein „blindes“ Tier, wenn wir glauben, dass der Herr Jesus nicht wusste, was Er tat, keine Einsicht darin hatte und nicht ständig sein Auge auf den Vater gerichtet hatte. Ein solches Opfer ist unwürdig für Gott. Der Herr Jesus wusste alles, was über Ihn kommen würde und tat in allem vollkommen den Willen des Vaters (Joh 18,4; 17,4).
2. Wir bringen ein „lahmes“ Tier, wenn wir zum Beispiel glauben, dass der Herr Jesus nicht in allen seinen Handlungen vollkommen war, dass Er den Weg nicht fehlerlos gegangen ist. Vielleicht denken einige, dass Er gesündigt haben könnte, obwohl Er es niemals getan hat. Auch das ist ein Opfer, das Gott nicht annehmen kann. Es bleibt für immer wahr: In dem Herrn Jesus ist keine Sünde, Er kannte keine Sünde und hat niemals gesündigt (1Joh 3,5; 2Kor 5,21; 1Pet 2,22).
3. Ein „krankes“ Tier ist ein Tier, das innerlich nicht gesund ist. Das bringen wir mit, wenn wir an den Motiven zweifeln, von denen der Herr getrieben wurde, als ob Er nicht völlig selbstlos in allem war und manchmal etwas um seiner selbst willen getan hätte. Wenn wir mit solchen Gedanken über den Herrn Jesus zu Gott kommen, weist Er dieses Opfer zurück. Christus war sowohl innerlich als auch äußerlich vollkommen. Er war „durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25), d. h. seine Worte stellten Ihn als den dar, der Er war: die Wahrheit. Er war die Wahrheit in Person, und seine Rede war eine wahre und genaue Darstellung seiner selbst. Was Er äußerlich präsentierte, war in Übereinstimmung mit dem, was Er innerlich war.
Gott hält den Priestern vor, dass sie es nicht wagen würden, diese Opfer ihren Statthaltern zu bringen. Sie würden die Statthalter damit verärgern. Das können und wollen sie sich nicht leisten, deshalb würden sie den Statthaltern nur ausgesuchte Opfer bringen, weil sie in seiner Gunst bleiben wollen. Aber Gott, der so unendlich größer ist, wollen sie etwas opfern, auf das sie ohne Verlust verzichten können.
Es ist wirklich erschütternd, dass Menschen Gott in einer Weise behandeln, die sie anderen Menschen gegenüber niemals an den Tag legen würden. Gott muss das ihrer Meinung nach einfach hinnehmen, sonst passt Er nicht in ihre Theologie. So respektlos und unwürdig handeln große Teile der Christenheit Gott gegenüber.
9 Von eurer Hand ist das geschehen
9 Und nun, fleht doch Gott an, dass er uns gnädig sei! Von eurer Hand ist das geschehen – wird er um euretwillen Rücksicht nehmen?, spricht der HERR der Heerscharen.
Was in diesem Vers gesagt wird, ist ironisch gemeint. Sie sollen danach trachten, mit ihren minderwertigen Opfern Gott anzuflehen, dass Er ihnen „gnädig sei“. Sie leben in der Einbildung, dass Er ihre Opfer zu schätzen weiß und dass Er ihnen gnädig sein wird. Wie blind kann ein Mensch, und dazu noch ein privilegiertes Mitglied des Volkes Gottes, in Bezug auf die gerechten Ansprüche Gottes sein.
Wer eine Haltung einnimmt, wie sie in den vorherigen Versen beschrieben ist, sollte nicht denken, dass Gott seine Gebete erhört. Wenn wir um eine Lösung für unsere Probleme beten, ohne die Sünde aus unserem Leben zu entfernen, kann Gott nicht auf uns hören. Er kann uns nicht gnädig begegnen.
Sie sollten sich selbst genau anschauen. „Von eurer Hand“, d. h. durch die Opfer, die sie bringen, und durch ihre Handlungen im Allgemeinen, zeigen sie, dass sie eine eigenwillige Religion und Lebensweise praktizieren. Glauben sie wirklich, dass Gott für sie da sein wird? Was denken sie, mit wem sie es zu tun haben? Derjenige, der spricht, ist „der HERR der Heerscharen“!
10 Ich habe kein Gefallen an euch
10 Wäre doch nur einer unter euch, der die Türen verschlösse, damit ihr nicht vergeblich auf meinem Altar Feuer anzündetet! Ich habe kein Gefallen an euch, spricht der HERR der Heerscharen, und eine Opfergabe nehme ich nicht wohlgefällig aus eurer Hand an.
Wir hören Gott gleichsam seufzen, dass es unter den Priestern nur einen gäbe, der die Tür verschlösse. Damit drückt Er seinen Wunsch aus, dass das Böse von seinem Haus fernzuhalten oder den Dienst ganz einzustellen. Aber es gibt keine solche Person. Das Böse ist in sein Haus eingedrungen und wird nicht aus ihm entfernt. Wenn das Böse gestoppt oder entfernt werden würde, würden die Opfergaben auf seinem Altar nicht vergeblich angezündet werden. Sie würden dann erkennen, wer Er ist und was Ihm zusteht.
Wir können dies auf Gemeinden und Gottesdienste anwenden, die nicht (mehr) Orte sind, an denen Menschen in Geist und in Wahrheit anbeten (Joh 4,23.24), sondern zu Orten verkommen sind, an denen sich Menschen nur noch treffen, um eine gesellige Zeit miteinander zu verbringen. Es wäre besser für sie, die Türen zu schließen, als weiterhin zu denken, sie täten Gott einen Gefallen, wenn sie auf diese Weise zusammenkommen.
Gott ekelt sich vor einem Gottesdienst, der im Herzen unaufrichtig ist oder nur wie eine Formsache durchgeführt wird (Jes 1,11–15). Es ist besser, kein Opfer zu bekommen als ein Opfer, das wertlos ist. Er hat kein Gefallen an den Priestern und auch nicht an den Opfergaben. Er nimmt die Opfergabe nicht an, die sie in ihren Händen halten und Ihm darbringen. Deutlicher kann der HERR nicht zum Ausdruck bringen, wie Er über sie und ihren Dienst denkt.
11 Gottes Name wird groß sein unter den Nationen
11 Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Nationen; und an jedem Ort wird geräuchert, dargebracht werden meinem Namen, und zwar reine Opfergaben. Denn mein Name wird groß sein unter den Nationen, spricht der HERR der Heerscharen.
Gott sagt den untreuen Priestern, dass Er für die Opfergaben, die Er erhalten möchte, nicht von ihnen abhängig ist. Er wird dafür sorgen, dass sein Name unter allen Nationen groß sein wird und nicht nur in Israel. Seinem Namen wird an jedem Ort, nicht nur in Jerusalem, Weihrauch und ein reines Speisopfer gebracht werden. Diese Prophezeiung wird sich im Reich des Friedens erfüllen. Alle Nationen werden Gott anbeten (vgl. Zeph 2,11). Bei der Erscheinung des Herrn Jesus wird Gott überall verherrlicht werden und das Universum wird voll seiner Herrlichkeit sein, eine Herrlichkeit, die die Erde erfüllt, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken (Jes 11,9).
Dies ist bereits heute für die Gemeinde der Fall, obwohl die Gemeinde nicht buchstäbliche, sondern geistliche Opfer bringt (Heb 13,15; 1Pet 2,5). Da die Gemeinde auf der Erde ist, geschieht dies überall auf der Erde (1Kor 1,2). Die Anbetung ist nicht mehr an einen geografischen Ort gebunden und für diesen reserviert, sondern geistlich zu verstehen.
12 - 13 Noch einmal die Haltung der Priester
12 Ihr aber entweiht ihn, indem ihr sprecht: „Der Tisch des HERRN ist verunreinigt, und sein Einkommen, seine Speise, ist verächtlich.“ 13 Und ihr sprecht: „Siehe, welch eine Mühsal!“ Und ihr blast ihn an, spricht der HERR der Heerscharen, und bringt Geraubtes herbei und das Lahme und das Kranke; und so bringt ihr die Opfergabe. Soll ich das wohlgefällig von eurer Hand annehmen?, spricht der HERR.
In Vers 12 kehren wir zu der rauen Wirklichkeit jener Tage zurück. Wie furchtbar ist es, wenn Menschen, die bekennen, zu Gottes Volk zu gehören, durch ihr Reden und ihr Verhalten seinen Namen entehren. Sie entehren seinen Namen vor allem dadurch, dass sie ihren Opferdienst in einer Weise verrichten, die eher Verachtung als Anbetung für Gott offenbart. Sie sagen es nicht so ausdrücklich, aber ihr Umgang mit dem Tisch des Herrn und den Opfern zeigt ihre Verachtung für Ihn.
Und das ist noch nicht alles. Sie empfinden den Dienst des HERRN nur als lästige, ermüdende Beschäftigung (Vers 13). Sie denken und reden verächtlich über diesen Dienst, so wenig bedeutet er ihnen. In einer anderen Übersetzung heißt es, dass sie darüber die Nase rümpfen. Das ist ein Hinweis auf ihre Verachtung für den Dienst an Gott. Der HERR stellt sich ihnen wieder als „der HERR der Heerscharen“ vor. Erneut macht Er ihnen klar, mit wem sie es zu tun haben.
Sehen wir nicht in unseren Tagen dieselbe Müdigkeit in Bezug auf die Dinge des Herrn? Gibt es nicht Christen, die einst aktiv im Dienst des Herrn waren, jetzt aber müde sind? Sie sind müde geworden, müde vom Beten, müde vom Bibellesen, müde vom Denken an den Herrn, müde vom Predigen des Evangeliums, müde von den Dingen des Herrn und müde von dem Volk des Herrn. Ein Bekenntnis ohne Praxis und ein Gottesdienst ohne Hingabe führen zu Müdigkeit in den Dingen des Herrn. Und wenn Menschen einer Sache überdrüssig werden, werden sie diese am Ende geringschätzen und schließlich verachten.
Der HERR hält ihnen des Weiteren vor, mit welch frevelhaften Opfern sie zu Ihm kommen. Sie bringen „Geraubtes herbei“. Ein geraubtes Opfer ist das Opfer, das von einer anderen Person gestohlen und so gebracht wird, als wäre es ihr eigenes Opfer. So können wir Worte aus Gottes Wort in unserer Danksagung verwenden, ohne sie zu unseren eigenen gemacht zu haben. Dann stehlen oder rauben wir die Worte Gottes (Jer 23,30). Wir sollen uns nicht Ausdrücke zu Eigen machen, weil sie uns gefallen und wir damit Eindruck machen wollen. Gott möchte, dass wir ehrlich sind und dass wir nicht vorgeben, geistlicher zu sein, als wir sind. Er möchte, dass wir Ihm in unseren eigenen Worten sagen, wer der Herr Jesus ist.
Der HERR wiederholt, dass sie „das Lahme und das Kranke“ bringen (Vers 13; Vers 8). Das zeigt, wie tief Er von ihrer Verachtung getroffen wurde. Sie sollten nicht denken, dass Er ihre Opfergabe aus ihrer Hand annehmen wird. Ihre Hand ist nicht rein, ihre Handlungen sind nicht rein und ihre Gedanken auch nicht. Deshalb nimmt Er auch nichts von ihnen an. Das Speisopfer spricht von dem vollkommenen Leben des Herrn Jesus. Wir können Gott vielleicht eine Menge über die Opfer erzählen, aber wenn unsere Handlungen unrein sind, nimmt Er unsere Danksagung nicht an. Er hört nicht auf uns.
Was geben wir dem Herrn? Geben wir Ihm das Beste von allem, was wir haben, oder nur das, was wir nicht brauchen? Wie verbringen wir zum Beispiel unsere Zeit? Steht Er an erster Stelle und über allem, wenn wir den Tag beginnen? Auf die gleiche Weise können wir unsere Besitztümer und unsere Fähigkeiten betrachten. Dienen wir Ihm damit oder uns selbst und sollte Er sich mit dem zufrieden geben, was übrig bleibt?
14 Der HERR ist ein großer König
14 Und verflucht sei, wer betrügt, während ein Männliches in seiner Herde ist; und wer gelobt und dem HERRN ein Verdorbenes opfert! Denn ich bin ein großer König, spricht der HERR der Heerscharen, und mein Name ist furchtbar unter den Nationen.
Das Volk handelt genauso wie die Priester. Es gibt Leute, die ein Gelübde ablegen, dass sie dem HERRN ein gesundes männliches Tier opfern, aber sie opfern Ihm „ein Verdorbenes“. Maleachi nennt jemanden, der so handelt, einen „Betrüger“, also einen vorsätzlich handelnden Schwindler. Etwas zu versprechen, es aber nicht zu tun, ist dem HERRN ein Gräuel. Mit einem kräftigen „und verflucht sei“ drückt Maleachi seine tiefe Empörung über ein solches Handeln aus.
Es kann mit der Sünde von Ananias und Sapphira verglichen werden. Sie wollen den Eindruck erwecken, dass sie ihr ganzes Geld geben, während sie heimlich einen Teil für sich selbst zurückhalten (Apg 5,1–11). Es ist eine Heuchelei, die vorgibt, fromm zu sein, aber zum eigenen Vorteil handelt, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf das Prestige.
Gott erhebt sich in seiner ganzen Größe. Er präsentiert sich ihnen als „ein großer König“. Wie kann der Mensch es wagen, sich Ihm zu widersetzen oder Ihn zu verachten! Er ist „der HERR der Heerscharen“. Er steht über allen himmlischen und irdischen Mächten. Sein Name kann nur Ehrfurcht erwecken, nicht nur bei seinem Volk, sondern bei allen Nationen. Es gibt keine größere Autorität in der Schöpfung als die Seine. Es gibt nichts im Universum, das nicht unter seiner Regierung und Autorität steht. Wenn Israel sich dessen bewusst wäre, würde es erkennen, wie töricht und böse es ist, Ihn zu betrügen. Das Gleiche gilt für uns.