1 Der Bräutigam und sein Garten
1 Ich bin in meinen Garten gekommen, meine Schwester, [meine] Braut, habe meine Myrrhe gepflückt samt meinem Balsam, habe meine Wabe gegessen samt meinem Honig, meinen Wein getrunken samt meiner Milch. Esst, Freunde; trinkt, und trinkt euch fröhlich, Geliebte!
Hier sehen wir, dass der Bräutigam die Einladung der Braut, die sie ihm am Ende des vorherigen Verses anbot, angenommen hat (Hld 4,16b). Er ist in seinen Garten gekommen. Auf die gleiche Weise nimmt der Herr Jesus gerne unsere Einladung an, um offen in unserem Leben gegenwärtig zu sein. Er ist immer in unserem Leben gegenwärtig, aber wir merken nicht immer seine Gegenwart.
Er möchte, dass unser Leben für Ihn wie ein Garten voller Früchte für Ihn ist. Das ist nur so, wenn wir Ihm unser ganzes Leben zur Verfügung stellen. Es geht nicht nur darum, dass wir sein Eigentum sind, sondern dass wir uns dessen auch bewusst sind. Sonst werden wir zu unserer Bestürzung feststellen, dass Er nicht da ist, obwohl wir denken, dass Er da ist, so wie es in den folgenden Versen dargestellt wird.
Aber hier sagt Er: „Ich bin in meinen Garten gekommen.“ Unser Garten ist sein Garten. Unser Leben ist sein. Es gehört Ihm. Deshalb ist alles, was sich in diesem Garten befindet, auch sein Eigentum. Das erkennen wir an der Wiederholung des Wortes „mein“ in diesem Vers. Er genießt jede Frucht in seinem Garten, das heißt, dass jede Frucht in unserem Leben für Ihn ist. Diese Freude ist groß, denn man erlebt sie in der Beziehung von Verwandtschaft und Liebe.
Das wird deutlich an der Art und Weise, wie der Bräutigam seine Geliebte anspricht. Er nennt sie wieder „meine Schwester“ und unterstreicht damit seine Beziehung mit ihr, und „meine Braut“ und unterstreicht damit seine Liebe für sie. Er hat sie vorher schon so genannt (Hld 4,9.10). Dort geht es darum, wer sie für sein Herz ist. Hier geht es darum, was er von ihr empfängt – aus ihrem Garten, von dem er genießt.
Auf diese Weise spricht der Herr Jesus auch zu uns, mit denen Er sich selbst verbunden hat, indem Er auf der einen Seite geworden ist wie wir, ausgenommen die Sünde, und indem Er uns auf der anderen Seite seine Liebe erklärt hat. In dieser Beziehung ist Er in unserem Leben gegenwärtig, um jede Frucht zu genießen, die Er in unserem Leben durch seinen Geist selbst hervorgebracht hat.
Es kann sein, dass das Unkraut, das das Wachstum der Früchte für den Herrn einschränkt oder sogar verhindert, aus dem Garten entfernt werden muss. Wir müssen z. B. unsere Lese-, Hör- und Sehgewohnheiten ändern, wenn dadurch unser Denken falsch beeinflusst wird oder wenn es zu viel Zeit in Anspruch nimmt, sodass wir nicht dazu kommen, Früchte zu tragen. Dann können wir den Herrn Jesus in unseren Garten einladen, aber vielleicht findet Er dort nichts oder sogar schlimmer, Er findet dort Unkraut oder sündiges Verhalten vor. Wenn wir das Unkraut entfernen, gibt es Platz für Frucht für Ihn. Dann kommt Er, um sich diese Frucht zu nehmen. Er kommt nur, wenn es dort Früchte und Gewürze gibt, mit denen Er zufrieden ist.
Die erste Frucht, die Er eingesammelt hat, ist Myrrhe, „meine Myrrhe“. Myrrhe spricht von seinem Leiden. Wenn Er zu uns kommt, können wir Ihm alles über die Tiefen seines Leidens für uns sagen? Zusammen mit der Myrrhe sammelt Er auch seinen „Balsam“ ein – oder wie man es auch wiedergeben kann: „Gewürze“. Wir sehen diese Gewürze buchstäblich bei seinem Begräbnis (Lk 23,56; 24,1; Joh 19,40). Sein Begräbnis wird sozusagen eingerahmt von dem Wohlgeruch seines vollendeten Werkes.
Der Herr Jesus findet auch Essen und Trinken in seinem Garten. Er isst dort „meine Wabe samt meinem Honig“. Honig spricht von den natürlichen Beziehungen zwischen den Gläubigen untereinander. Wenn unsere natürlichen Beziehungen gut sind, wird das von Ihm bewirkt und gibt Ihm Freude. Er freut sich daran, wenn ein Mann seine Ehefrau liebt und wenn die Kinder ihren Eltern gehorchen.
Wir können das weiterhin auf alle Formen von Autorität anwenden, die unsere gegenseitigen Beziehungen regeln. Autorität ist in unserer Zeit nicht besonders beliebt, das zeigt die Praxis. Wir sehen es in den Familien, in der Gesellschaft und in der Gemeinde. Wenn die Autoritätsbeziehungen, die Gott gegeben hat, auf die richtige Weise ausgelebt werden, dann ist das eine Freude für den Herrn Jesus. Es geht darum, dass die Autorität in Liebe ausgeübt wird. Ein Ehemann kann das zeigen, indem er für seine Frau da ist und nicht die Herrschaft über sie beansprucht. Es geht darum, so zu dienen, wie der Herr als Mensch gedient hat.
Schließlich spricht der Herr Jesus bildlich davon, „meinen Wein“ und „meine Milch“ zu trinken. Wein ist ein Bild der Freude (Ri 9,13; Ps 104,15a). Er erfreut sich an der Gemeinschaft, die Er mit uns hat (1Joh 1,3b.4). Milch ist ein Bild des Wortes Gottes (1Pet 2,2). Gemeinschaft, die zur Freude führt, kommt nur zustande, wenn wir uns mit Gottes Wort beschäftigen. Das macht uns so weiß und so sauber wie Milch.
Der Herr Jesus findet seine ganze Freude darin, was Er in unserem Leben einsammeln und essen und trinken kann. Das sind alle Segnungen, die Er uns selbst gegeben hat. Diese Segnungen kehren zu Ihm zurück, wenn wir sie wertschätzen. Das wird an unserer Dankbarkeit für Ihn deutlich.
Und nicht nur Er erfreut sich an dieser Frucht. Er lädt auch andere ein. Da gibt es nicht nur die Braut, sondern auch die Gäste, die zur Hochzeit eingeladen wurden. In der Zukunft wird Er ein Festmahl von Fettspeisen nicht nur für den Überrest seines Volkes, sondern auch für die Nationen bereiten (Jes 25,6). Diese „Freunde“ sind diejenigen, die eine Beziehung zu Ihm haben, aber noch nicht die Vertrautheit kennen, die die Braut oder der Anbetende haben. Prophetisch gesehen sind das die anderen Städte Israels. Auch sie werden an der Freude im Friedensreich Anteil haben.
Wir können diesen Vers auch auf die Gemeinde anwenden, wenn sie sich am Sonntag um Ihn versammelt. Dann kommt Er in seinen Garten, um das zu genießen, was sie für Ihn hat. Er kommt nicht, um etwas mitzuteilen, sondern um etwas zu empfangen. Wir können Ihm das bringen, was Er selbst durch seinen Geist und sein Wort an uns bewirkt hat, in dem was Er uns an den Tagen zuvor von seiner Person gezeigt hat.
Es geht vor allem darum, uns an Ihn zu erinnern und nicht an uns selbst. Das Erste, was Er sammelt, ist seine Myrrhe. Wir können Ihm unsere Gefühle der Dankbarkeit wegen seines Leidens und Sterbens sagen, damit Er sie einsammeln kann. Wir kommen oft zu den Versammlungsstunden, um Nahrung von Ihm zu erhalten, aber hier geben wir Ihm Nahrung. „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen“ (Jes 53,11a).
Hier sind wir an einem Punkt in dem Buch angelangt, wo die Wünsche sowohl der Braut als auch des Bräutigams vollkommen erfüllt sind. Hier könnte das Buch enden. Aber so ist es nicht, weil das Leben nicht so ist.
2 Ich schlief, aber mein Herz wachte
2 Ich schlief, aber mein Herz wachte. Horch! Mein Geliebter! Er klopft: Mache mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene! Denn mein Haupt ist voll Tau, meine Locken voll Tropfen der Nacht.
In diesem Vers beginnt ein neuer Teil des Buches. Der vorangegangene Teil endete damit, dass der Bräutigam in den Garten der Braut kam und sich an allem erfreut, was in ihrem Garten ist. Jetzt folgt ein Teil, in dem wir sehen, wie die Braut den Bräutigam wieder ablehnt, ihn aber später sucht und ihn wiederfindet.
Die Braut ist eingeschlafen. Sie hat den Bräutigam vergessen und braucht anscheinend seine Gemeinschaft nicht. Im Leben eines Gläubigen kann es sein, dass er eine Zeit lang vom Herrn Jesus erfüllt ist, aber es gibt auch Momente oder Zeiten, wo er nicht völlig auf Ihn ausgerichtet ist und seine Liebe nachgelassen hat. Diese wechselnde und fehlende Liebe wird auch den Überrest charakterisieren.
Wenn wir schlafen, brauchen wir den Ruf, um von unserem Schlaf aufzuwachen (Eph 5,14). Das Herz der Braut ist wach, aber dennoch schläft sie. In Bezug auf den Bräutigam schläft sie, aber für ihre Umgebung ist sie wach. Ihre Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf ihn gerichtet, sondern auf alles andere.
Das ist eine Situation, die der Bräutigam nicht möchte. Er möchte die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Braut. Er beginnt, darauf hinzuwirken. Er lässt die Braut hören, dass er kommt. Sie hört und weiß, dass er es ist. Sie nennt ihn „meinen Geliebten“. Dann hört sie, wie er klopft und um Einlass bittet. Er spricht sie mit Namen an, die darauf hinweisen, was sie ihm bedeutet. Auf die gleiche Weise versucht der Herr unsere oft kalten und gleichgültigen Herzen zu gewinnen, indem Er uns sagt, was wir Ihm bedeuten.
Er nennt sie „meine Schwester“ und das weist darauf hin, dass es eine familiäre Beziehung gibt. Für uns gibt es sie durch das neue Leben, die göttliche Natur, die Er uns gegeben hat (2Pet 1,4; Joh 20,17). Er nennt sie auch „meine Geliebte“ und „meine Freundin“ und das weist auf Vertrautheit hin und darauf, dass man Geheimnisse miteinander teilt. Der Herr Jesus nennt uns „Freunde“, weil er uns alles gezeigt hat, was Er vom Vater gehört hat. Er führt uns in die Gedanken Gottes ein (Joh 15,14.15).
Dann nennt er sie „meine Taube“. Eine Taube ist ein Bild der Einfalt und der Zuneigung zu ihm. Für uns bedeutet das, dass wir nur Augen für den Herrn Jesus haben, und das bewirkt die Gegenwart des Heiligen Geistes, der mit einer Taube verglichen wird (Mt 10,16; 3,16).
Schließlich nennt er sie „meine Vollkommene“. Damit meint er, dass sie den Grad der Reife erreicht hat. Geistlich bedeutet es, dass ein Gläubiger seine Stellung in Christus kennt. Er weiß, dass er durch das einmalige Opfer des Christus „auf immerdar vollkommen gemacht“ ist (Heb 10,14). Dann wird er sich auch geistlich reif verhalten (Phil 3,15a). Die Tatsache, dass Christus einen „schlafenden“ Gläubigen mit diesem Namen anspricht, zeigt, wie liebevoll Er so einen Gläubigen wecken möchte, damit er wieder für Ihn lebt.
Aber der Bräutigam hat ihr gegenüber noch nicht ausgeredet. Er weist nicht nur darauf hin, was sie für ihn bedeutet, sondern auch darauf, was er tut und was er für sie getan hat. Er hat die Nacht draußen verbracht, ohne Schlafplatz. Dort hat er mit Gedanken des Segens an sie gedacht.
So kann es sein, dass der Herr Jesus außerhalb unseres Lebens steht und wir sind drinnen in unserer sicheren und bequemen Umgebung. Es ist zu einer Entfremdung gekommen, die für Ihn unerträglich ist. Er hat niemanden auf der Erde außer seiner Braut, den Gläubigen. Wenn sie kein Interesse mehr an Ihm zeigt, wird Er alles dafür tun, um ihre Liebe für Ihn wiederzuerwecken.
Um das zu erreichen, zeigt Er, was Er für sie erlitten hat. Er wandert gleichsam einsam durch die Nacht. Wenn Er zu ihr kommt, sagt Er ihr, was auf seinem Kopf und in seinen Locken als Ergebnis seiner Suche für sie ist . Bei seiner Suche geht es nicht darum, wo sie sich befindet, weil Er weiß, wo sie ist. Seine Suche zielt auf ihr Herz ab, denn es ist nicht mehr auf Ihn ausgerichtet.
Wenn wir Ihm nicht mehr den einzigen Platz in unserem Leben geben, zeigt Er sich uns in seinem Leiden in der Nacht. Wir können an die Furcht denken, die Ihn in Gethsemane überwältigt hat. Dort war „sein Haupt voll Tau“ und seine Locken „voll Tropfen der Nacht“. Wir wissen, wie Er in Gethsemane gerungen hat, wie sein Schweiß auf die Erde fiel wie „Blutstropfen“ (Lk 22,44).
Sein „Haupt voll Tau“ erinnert uns daran, dass Er schon immer ein neues Leben mit seiner Braut im Sinn hatte. Tau kündigt einen neuen Tag der Erfrischung an. Daran dachte Er in Gethsemane. Seine „Locken voll Tropfen der Nacht“ erinnern an seine Hingabe – davon sprechen die Locken – zu ihr, denn darauf weisen die Leidenstränen der Nacht hin (Heb 5,7). Damit hat Er sich im Garten die ganze Zeit über beschäftigt.
Wird diese eindrucksvolle Methode bei seiner schlafenden Geliebten eine Wirkung haben? Was wird es bei uns bewirken, die wir vielleicht auch eingeschlafen sind?
3 Zu viel Aufwand
3 Ich habe mein Kleid ausgezogen, wie sollte ich es [wieder] anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollte ich sie [wieder] beschmutzen?
Nach allem, was der Bräutigam der Braut in Vers 2 gesagt hat, ist ihre Reaktion abweisend, schockierend. Sie möchte ihren gemütlichen Ort nicht mit der kalten Nacht tauschen. Die warme Liebe das Bräutigams lässt sie unberührt. Sie ist geistig faul und zufrieden mit ihrer Ruhe. Etwas für den Bräutigam zu unternehmen, ist zu ermüdend. Sie ist wie die weisen Jungfrauen, die zusammen mit den törichten Jungfrauen einschlafen, während sie auf den Bräutigam warten (Mt 25,5), oder wie die Jünger, die nicht mit ihrem Herrn wachen konnten (Lk 22,45).
Ihre Ausrede, dass sie seine Einladung nicht annehmen kann, ist, dass sie ihr „Kleid ausgezogen“ hat. Kleidung spricht von unserem Verhalten, von dem, was für andere sichtbar ist. Geistlich gesehen spricht ihr Verhalten von einem Gläubigen, der sich schämt, für den Herrn Jesus einzutreten und freimütig Zeugnis für Ihn abzulegen. Von den „Kleidern des Heils“, mit denen Er sie bekleidet hat, ist nichts zu sehen (Jes 61,10).
Eine andere Entschuldigung ist, dass sie ihre „Füße gewaschen“ hat. Das bedeutet geistlich gesprochen, dass ein Gläubiger sich von der Befleckung der Welt gereinigt hat und dass er es folglich auch vorzieht, sich davon fernzuhalten. Das ist eine Einstellung der Isolation. Diese Reinheit, die an sich selbst gut ist, wird zu einem Problem.
Daraus folgt eine Selbstzufriedenheit mit allem, was wir in Christus empfangen haben. Dann empfinden wir es als genug und wir werden keine Herausforderungen mehr sehen. Der Wille, dass wir der Tatsache ins Auge blicken, dass wir uns ändern müssen, ist der Preis für den Fortschritt. Selbstzufriedenheit führt dazu, dass wir uns nicht mehr zu einer höheren Berufung motivieren lassen. Stellen wir uns vor, was passieren würde, wenn wir den Herrn Jesus zurück in unser Leben lassen und Ihm wieder die Herrschaft über unser Leben geben würden. Das würde bedeuten, dass wir der Freude unserer gegenwärtigen Ruhe beraubt wären. Wir werfen diese Gedanken weit von uns. Woran wir dann aber auch nicht denken, ist der Kummer, den Herrn in der kalten Nacht draußen stehen zu lassen.
Wollen wir immer noch hinausgehen und uns mit Ihm in seiner Verwerfung eins machen? Wollen wir immer noch bei Ihm sein? Ja, am Sonntag natürlich. Aber in der Woche? Er strengt sich an, dass wir wieder nach Ihm suchen, um bei Ihm zu sein und besonders im täglichen Leben.
Paulus sagt, dass wir aus der Welt hinausgehen müssten, wenn wir nicht Kontakt mit allen möglichen Sündern haben und wenn wir nicht in Kontakt mit dem Schmutz der Welt kommen möchten (1Kor 5,10). Aber wir haben immer Umgang mit Sündern. Die Welt verunreinigt uns, auch wenn wir das nicht möchten. Wir können nichts an den Kollegen ändern, die fluchen oder schmutzige Witze erzählen. In der Schule müssen wir manchmal schlechte Dinge anschauen oder Bücher lesen, in denen es um Sex und unanständige Sprache geht. All das verunreinigt uns.
Aber der Herr Jesus möchte uns reinigen. Das Wasser des Lebens – das Wort Gottes – reinigt uns, wenn wir es lesen. Nach unserem Kontakt mit der Welt müssen wir nach Hause gehen und das Wort Gottes lesen. Dann werden unsere Gedanken gereinigt und wir werden wieder mit dem Herrn Jesus erfüllt und den Dingen, die von Ihm sprechen.
Wir könnten vielleicht denken: „Wenn wir zu Hause bleiben, wird uns nichts passieren“. Aber das macht das sündige Fleisch nicht besser. Wir können uns in ein Kloster zurückziehen, aber wir werden unser eigenes Fleisch mitnehmen. Die Bilder in unserem Herzen verunreinigen uns. Alles, was uns verunreinigt, kommt aus unserem Herzen – eben darum geht es. Der Herr Jesus möchte zu unseren Herzen sprechen.
Auf welche Weise haben wir unser Leben „verschlossen“, sodass Er nicht zu uns kommen kann? Ist der Riegel vielleicht unsere Überzeugung, dass bei uns alles in Ordnung ist? Wir können sicher sein, dass wir am richtigen Ort sind und dass wir die Dinge auf die richtige Weise tun. In der Gemeinde von Laodizea sehen wir, wie dieser Riegel funktionierte. Sie denken, dass sie gut dastehen, aber sie merken nicht, dass sie blind sind und dass der Herr Jesus draußen steht. Der Herr macht sich dann an die Arbeit, diesen Riegel zu entfernen. Das sehen wir im nächsten Vers.
4 - 6 Der Riegel wird entfernt
4 Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, und mein Inneres wurde seinetwegen erregt. 5 Ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen, und meine Hände troffen von Myrrhe und meine Finger von fließender Myrrhe am Griff des Riegels. 6 Ich öffnete meinem Geliebten; aber mein Geliebter hatte sich umgewandt, war weitergegangen. Ich war außer mir, während er redete. Ich suchte ihn und fand ihn nicht; ich rief ihn, und er antwortete mir nicht.
Im vorigen Vers haben wir gesehen, dass die Braut eingeschlafen ist und dem Bräutigam keine Aufmerksamkeit mehr schenkt. Als der Bräutigam zu ihr kommt und sie aufweckt, bringt sie mehrere Ausflüchte hervor, um in ihrem gemütlichen Schlafzimmer zu bleiben. Der Bräutigam spricht sie liebevoll an und sagt ihr, was er für sie getan hat. Aber die Braut bleibt liegen: Sie möchte ihre bequeme Stellung nicht verlassen, um dem Bräutigam nach draußen zu folgen. Sie hat ihr Zimmer mit ihren Ausreden für ihn verschlossen. Wir haben die Anwendungen davon für uns in unserer Beziehung mit dem Herrn Jesus gesehen.
In den Versen, die wir jetzt vor uns haben, sehen wir, dass der Bräutigam die Braut weiterhin anspricht, obwohl sie ihn abgelehnt hat. Die Braut sieht, wie ihr Geliebter seine Hand durch die Öffnung der Tür steckt (Vers 4). Sie hat ihm die Tür verschlossen. Aber er findet eine Öffnung in das Zimmer, in das sie sich eingeschlossen hat. Durch diese Öffnung zeigt er seine Hand. Das berührt sie. Es ist die Hand ihres Geliebten, die Hand, die ihretwegen tätig wird. Diese Hand möchte den Riegel entfernen, sodass die Braut zu ihm kommen kann.
Das erinnert uns an die Hand des Herrn Jesus, die Er den Seinen gezeigt hat, als sie voller Furcht zusammen waren (Lk 24,39; Sach 13,6). Es ist die Hand, die für sie durchbohrt wurde. Es ist genauso, wie es in einem Lied heißt: „Ich werde Ihn erkennen… an seinen Händen, die für mich durchbohrt wurden.“ Der Herr Jesus weiß auch, in unserem Leben eine Öffnung zu finden, um uns seine durchbohrte Hand zu zeigen. Wenn wir diese Hand sehen, seine Hand, die für uns, für mich, an das Kreuz genagelt wurde, dann muss uns das bewegen. Es wird uns innerlich rastlos machen genauso wie bei der Braut.
Als die Braut die Hand des Bräutigams sieht, führt sie das dazu aufzustehen (Vers 5). Sie möchte ihm die Tür öffnen. Sie ergreift den Griff des Riegels. Es scheint Myrrhe daran zu sein. Seine Hand hat diese Myrrhe dort zurückgelassen und jetzt ist sie auf ihren eigenen Händen und Fingern. Sie kommt mit ihm persönlich in Kontakt. Es ist im Überfluss, denn ihre Hände „troffen von Myrrhe“. Es handelte sich außerdem um „fließende Myrrhe“ – es ist Bewegung darin. Sie wird – im Bild gesprochen – an seine Leiden erinnert, denn davon spricht die Myrrhe.
Das ist es auch, was wir brauchen, wenn unsere Liebe für den Herrn Jesus abgenommen hat. Wir brauchen die Erinnerung an sein Leiden, nicht oberflächlich, sondern müssen seine Leiden in ihrer Tiefe erfahren. Noch einmal: Ich muss ganz gründlich verstehen, was Er für mich persönlich erlitten hat. Die Myrrhe muss sozusagen von meinen Händen und Fingern triefen. Das wird dazu führen, dass ich mich Ihm wieder völlig hingebe und Ihm meine ganze Liebe gebe.
Wir sehen bei Petrus, dass er den Herrn verleugnet, sobald er Schwierigkeiten bekommt. Das liegt daran, dass er in Gethsemane eingeschlafen ist. Dann zeigt ihm der Herr Jesus seine Liebe, indem Er ihn ansieht – während Er leidet. So schüttet Er sozusagen die Myrrhe über seine Hände. Durch diese persönliche Begegnung mit dem Herrn in seinem Leiden tut Petrus Buße.
Dann steht die Braut auf, um zu öffnen. Als sie die Tür öffnet, um ihn einzulassen, stellt sich heraus, dass er nicht mehr da ist. Er ist weg! Wo ist er? Er hat sich zurückgezogen. Warum? Er möchte, dass sie erfährt, was es bedeutet, dass sie ihm nicht geöffnet hat. So kann es in unserem Leben sein. Wenn wir schließlich kommen, um Ihm die Tür zu öffnen und Ihn wieder in unser Leben zu lassen, finden wir Ihn plötzlich nicht mehr. Dann sollen wir lernen, dass Er das auch aus Liebe für uns tut, um uns noch mehr zu zeigen, dass wir erkennen sollen, wer Er ist. Allerdings verschwindet Er nicht für immer, sondern Er verlässt uns, um uns dazu zu bringen, Ihn zu suchen.
Die Braut ist plötzlich zum Leben erwacht. Plötzlich ist sie voller Tatendrang, um nach ihm zu suchen. Wie ist es dazu gekommen? Sie sagt es: „Ich war außer mir, während er redete.“ Seine Stimme, seine Worte haben das bei ihr bewirkt. So geht es auch bei uns. Die Worte des Herrn Jesus „sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63). Er spricht lebendige und lebensspendende Worte. Petrus erkennt das und möchte deshalb zu niemand anderem gehen als zu dem Herrn, denn Er hat „Worte ewigen Lebens“ (Joh 6,67–69).
Die Braut geht hinaus, um ihn zu suchen, aber sie findet ihn nicht. Sie ruft, aber er antwortet nicht. Indem er weggeht, prüft er, ob sie sich nach ihm sehnt – ob sie wirklich nach ihm suchen möchte. Wir wundern uns auch manchmal, warum der Herr nicht antwortet, wenn wir Ihn im Gebet suchen. Eine der Lektionen, die Er uns lehren möchte, ist, dass wir nicht die Bedingungen festlegen können, um mit Ihm in Kontakt zu kommen. Manchmal verbirgt sich Gott vor uns – das ist zumindest unser Gefühl (vgl. Klgl 3,8.44) – weil wir uns selbst so oft vor Ihm versteckt haben. Manchmal antwortet Gott nicht auf unser Rufen, weil wir so oft nicht auf seine Aufforderungen geantwortet haben.
Seine Liebe handelt auf diese Weise, denn Er möchte zur Hingabe ermutigen und die Liebe vergrößern. Deshalb lässt uns der Herr auch durch Übungen gehen, um zu sehen, ob wir Ihn vermissen und Ihn suchen. Dann prüft Er uns, damit Er sehen kann, ob uns die Gemeinschaft mit Ihm wirklich etwas bedeutet. Es ist auch möglich, dass wir nur zu Ihm rufen, wenn wir in Schwierigkeiten sind. Wir möchten aus dieser Situation befreit werden. Und Gott soll das sofort tun. Danach führen wir unser eigenes Leben fort und möchten nicht, dass Er zu stark darin eingreift.
Wenn wir wirklich ein Leben in Gemeinschaft mit Ihm leben wollen, dann sollten wir nicht enttäuscht sein, wenn Er uns nicht direkt antwortet oder auf eine andere Art, als wir es uns vorgestellt haben. Dann werden wir weiterhin darauf vertrauen, dass Er das Beste für uns im Sinn hat, und wir werden darin ausharren, Ihn zu suchen. Das sehen wir hier bei der Braut. Sie setzt ihre Suche fort. Dadurch gerät sie in Umstände, die sie dazu führen, dass sie ein schönes Zeugnis davon abgeben kann, wer der Bräutigam für sie ist, wie der folgende Vers zeigt. Der Herr Jesus möchte das auch bei uns durch solche Situationen erreichen, in denen wir Ihn dem Gefühl nach verloren haben.
7 - 9 Auf der Suche nach dem Bräutigam
7 Es fanden mich die Wächter, die in der Stadt umhergehen: Sie schlugen mich, verwundeten mich; die Wächter der Mauern nahmen mir meinen Schleier weg. 8 Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, wenn ihr meinen Geliebten findet, was sollt ihr ihm berichten? Dass ich krank bin vor Liebe. 9 Was ist dein Geliebter vor einem [anderen] Geliebten, du Schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor einem [anderen] Geliebten, dass du uns so beschwörst?
Die Braut sucht weiter in der Stadt (Vers 7). Dort machen die Wächter ihre Runde. Also ist es immer noch Nacht. Sie sucht sie nicht, aber sie finden sie und behandeln sie grob. Wir haben die Wächter schon einmal getroffen (Hld 3,1–3). Dort haben sie sie nicht so hart behandelt wie hier. Jetzt verwunden sie die Braut. Wenn ein Abstand zwischen dem Herrn und uns entstanden ist, sind wir manchmal gezwungen, schmerzhafte Erfahrungen zu sammeln. Der Herr lässt es zu, um uns zu Ihm zurückzubringen.
Schläge und Verwundungen, was der Braut hier buchstäblich passiert, können auch auf einer bildlichen Ebene passieren, z. B. durch Anschuldigungen. Anklagende Worte können einen hart treffen. Sie verwunden die Seele, sie verletzen innerlich. Das passiert, wenn wir uns an einem Ort aufhalten, wo wir nicht hingehören. Wenn die Braut sofort aufgestanden wäre und dem Bräutigam geöffnet hätte, wäre das nicht passiert, dann wäre ihr dieses Leid und diese Schande erspart geblieben.
Die Wächter nehmen ihr auch ihren Schleier weg. Der Schleier ist ein Bild der völligen Hingabe an den Bräutigam. Der Schleier bedeutet: Ich gehöre nur ihm. Aber das stimmt nicht. Es ist ihr Bekenntnis, aber nicht ihre Praxis. Deshalb muss der Schleier weggenommen werden. Wenn es Heuchelei in unserem Leben gibt, muss der Herr sie anprangern und wegnehmen.
Zum Beispiel können wir sagen, dass wir nur in dem Namen des Herrn Jesus zusammenkommen. Aber es ist Heuchelei, wenn wir immer noch unsere eigene Interpretation zu den Zusammenkünften haben. Oder wir haben unsere eigenen feststehenden Gewohnheiten, von denen die Zusammenkunft nicht abweichen darf. Dann kann der Heilige Geist nicht wirksam sein und der Schleier wird weggenommen. In diesem Fall ist der Schleier nicht ein Zeichen freiwilliger Frömmigkeit und Hingabe, sondern eine Art Verriegelung. Dieser Anschein von Hingabe ist eine Fassade von Frömmigkeit, aber in Wirklichkeit blockiert es den Zugang des Herrn und des Geistes zu unserem Leben und muss weggenommen werden.
Wenn der Herr manchmal strenge Methoden dafür gebraucht, lasst uns nicht den anderen anklagen, den der Herr dazu gebraucht. Die „Wächter“, die uns finden, können alle möglichen Leute sein. Auch wenn sie Leute sind, die wie die Wächter keine Ahnung davon haben, was sie uns antun, ist es immer noch wichtig, die Hand des Herrn in ihnen zu sehen. Er ist damit beschäftigt, uns zu einer lebendigen Verbindung mit Ihm zurückzubringen.
Wir sehen die Wirkung auf die Braut. Sie ist nicht verwirrt, sondern sie akzeptiert, wie man sie behandelt. Sie weiß, dass es ihre eigene Schuld ist. An dieser Stelle beginnt die Umkehr. Sie ist an einem Tiefpunkt angekommen und fängt an, sich hochzuarbeiten.
Das sehen wir auch bei Simson. Sein langes Haar – ein äußerliches Zeichen seiner Hingabe und Absonderung für Gott – wurde abgeschnitten und weggenommen (Ri 16,17–19). Man sticht ihm die Augen aus und er mahlt Mehl im Gefängnis für die Philister (Ri 16,21). Er könnte nicht tiefer sinken. Aber dann lesen wir, dass das Haar seines Hauptes wieder zu wachsen begann (Ri 16,22). Wenn wir aufrichtig und ehrlich werden, dann kann es einen Neuanfang geben. Unsere erste Widmung war zunächst gut, aber dann ist es nach und nach ein Deckmantel geworden, nur ein Symbol der Unterordnung, nicht die eigentliche Sache. Wenn du das erkennst, dann ist es Zeit für eine neuerliche Hingabe. Das ist es, was der Herr bei dir und mir hervorbringen möchte.
Vom prophetischen Standpunkt her wird das in der Endzeit dem Überrest durch den Antichristen und seine Anhänger widerfahren. Sie werden den Überrest – die Braut – züchtigen, weil sie nicht mit ihnen zusammen dem Antichristen nachfolgt. Sie sind ein Mittel in Gottes Hand für diesen Zweck, aber sie selbst merken es nicht.
Nach dieser demütigenden Erfahrung gibt die Braut die Hoffnung nicht auf. Sie setzt ihre Suche fort. Sie bittet die Wächter nicht um Hilfe. Sie hat überhaupt keine Beziehung zu ihnen. Sie fanden sie und befassten sich mit ihr, ohne dass sie sie darum gebeten hätte. Das ist anders bei den „Töchtern Jerusalems“ (Vers 8). Sie wendet sich an sie und bittet sie darum, dem Bräutigam zu sagen, dass sie krank vor Liebe ist, wenn sie ihn finden. Damit weist sie darauf hin, wie sehr sie sich nach seiner Gegenwart sehnt. Sie sagte das vorher schon einmal (Hld 2,5), aber dabei befand sie sich in den Armen des Bräutigams. Hier sagt sie es, während sie von ihm getrennt ist, denn es war ihre eigene Schuld, dass er sie verlassen musste.
Sie schämt sich ihrer Schwachheit nicht und bittet bei ihrer Suche diejenigen um Hilfe, die nicht diese innige Beziehung mit dem Bräutigam haben (vgl. Hld 6,1). Wenn wir uns unsere Schwachheit eingestehen, nimmt das nichts von unserer Schönheit weg, sondern es gebietet Respekt. Wenn wir nur ein bisschen Selbsterkenntnis haben, dann wissen wir, dass wir nur allzu schwach sind, wenn es darum geht, unsere Vorrechte zu ergreifen. Wir verdanken nichts uns selbst, sondern alles verdanken wir dem Herrn.
Die Töchter Jerusalems sehen eine besondere Schönheit bei der Braut (Vers 9). Sie sprechen sie folgendermaßen an: „du Schönste unter den Frauen“. Wir würden sagen: Sie sieht nicht danach aus. Schließlich haben die Wächter sie grob behandelt und sie verwundet. Dass die Töchter Jerusalems sie auf diese Weise ansprechen, liegt daran, dass ihr Herz voll ist von dem Bräutigam. Das ist die Sache, die sie bemerken.
Wenn wir von dem Herrn Jesus erfüllt sind, werden alle Dinge, die andernfalls in unserem Leben hervortreten würden, in den Hintergrund rücken. Wir können an Dinge denken, die wir getan haben und für die wir uns schämen. Aber wenn wir sie wirklich bekannt haben und vom Herrn Jesus erfüllt sind, scheint sein Zeugnis durch alles hindurch. Anstatt Verachtung stellt sich dann die Frage, was an Ihm besonders ist, von dem unser Herz so erfüllt ist, und somit wird jede andere Liebe verdunkelt.
Ihre Antwort kommt in den folgenden Versen. Darin gibt die Braut eine Beschreibung des Bräutigams. Sie sagt wundervolle Dinge über ihn. Es geht über das hinaus, was sie von ihm empfangen hat. Sie spricht von ihm selbst, wie er ist. Ihre Beschreibung von ihm ist die geistliche Frucht der Prüfung, die sie deshalb durchlitten hat, weil sie ihn verlassen hat.
10 - 11 Weiß und rot – Haupt und Haar
10 Mein Geliebter ist weiß und rot, ausgezeichnet vor Zehntausenden. 11 Sein Haupt ist gediegenes, feines Gold, seine Locken sind herabwallend, schwarz wie der Rabe;
Die Töchter Jerusalems fragen die Braut zweimal in Vers 9: „Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten?“ Sie stellen ihr diese Frage, weil sie sehen, wie sehr die Braut von ihrem Bräutigam erfüllt ist. In Vers 10 beginnt sie eine beeindruckende Beschreibung von demjenigen, von dem ihr Herz so erfüllt ist. Sie muss nicht nach Worten suchen.
Es ist bemerkenswert, dass jedes Mal, wenn die Braut über den Bräutigam spricht, sie dies vor anderen tut. Sie bezeugt, was er für sie und ihre Umgebung bedeutet. Wenn der Bräutigam über die Braut spricht, dann spricht er mit ihr. Er versichert ihr immer, welchen Wert sie für ihn hat und lässt sie wissen, wie sehr er sich an ihr erfreut. Wir können in Bezug auf Ihn, von dem unser Herz erfüllt ist, das Gleiche tun, indem wir erkennen, dass sein Herz von uns erfüllt ist.
Sie beginnt damit, dass sie erzählt, wer ihr Bräutigam ist. Er ist „mein Geliebter“ und er ist „weiß und rot“. Wir können dies direkt auf den Herrn Jesus, „unseren Geliebten“, anwenden. Zuallererst ist Er weiß. Das spricht von seiner absoluten Reinheit. Er ist der Reine und der Heilige. Der Herr Jesus wurde von einer sündigen Frau, Maria, geboren, aber Er wurde nicht von einem sündigen Mann gezeugt. Er wurde durch den Heiligen Geist empfangen. Deshalb ist Er auch „das Heilige“ (Lk 1,35).
Er ist vollkommen ohne Sünde. Er tat niemals eine Sünde in Tat oder in Wort (1Pet 2,22). Und nicht nur das, sondern Er kannte Sünde nicht (2Kor 5,21). Es ist so, dass Sünde nicht in Ihm ist (1Joh 3,5). Niemand konnte Ihn der Sünde überführen (Joh 8,46). Der Teufel hat nichts in Ihm, das heißt keinen einzigen Anhaltspunkt (Joh 14,30). Die Braut, und jeder andere Mensch auch, tritt im Gegensatz dazu deutlich hervor. Die Braut hat das auch anerkannt. Sie hat von sich selbst gesagt, dass sie schwarz ist (Hld 1,5.6). Nur jemand, der das aufrichtig so sagen kann wie sie, kann eine Beziehung mit Ihm haben.
Das Nächste ist, dass er rot ist. Rot ist die Farbe des Blutes. Der Herr Jesus hat sein Blut vergossen, um seine Braut zu erwerben. Nur durch sein Blut kann das Finstere der Sünde weggewaschen werden. Das macht einen Menschen rein in den Augen des heiligen Gottes. Der Herr Jesus ist vollkommen rein in seinem Leben und hatte nie etwas mit Sünde zu tun. Das einzige Mal, wo Er damit zu tun hatte, war am Kreuz. Dort hat Gott Ihn zur Sünde gemacht für jeden, der an Ihn glaubt. Damit ist die Sünde auch komplett beglichen. Die Sünden des bußfertigen Sünders sind verurteilt und für immer vergeben und weggetan.
Nach dieser allgemeinen einleitenden Beschreibung ruft die Braut ihre Freude darüber aus, dass er über alle anderen herausragt. Wenn wir so vom Herrn erfüllt sind, sollten wir das genauso ausrufen. Er ist „schöner als die Menschensöhne“ (Ps 45,3a). Mit Ihm kann man niemanden vergleichen. Er ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern (Röm 8,29). Er ist der Urheber der Errettung, der viele Söhne zur Herrlichkeit führt (Heb 2,10). Er ist der wahre David, der seine Zehntausende erschlagen hat (1Sam 18,7).
Er hat nicht nur ein Banner über Israel erhoben, sondern auch über alle Nationen (Jes 5,26; 11,10.12). Sein Banner ist das Kreuz. Dort hat Er den Sieg errungen und das ganze Ergebnis davon wird bald sichtbar werden. Wir können dieses Ergebnis schon im Glauben sehen und Ihn dafür loben.
Von Vers 10 an erwähnt die Braut zehn Wesensmerkmale des Bräutigams. Sie beschreibt ihn von Kopf bis Fuß. Die Beschreibung beginnt mit seinem Kopf. Der ist aus feinem Gold. Es ist klar, dass es sich um bildhafte Sprache handelt. Wir können das wieder direkt auf den Herrn Jesus anwenden. Der Kopf ist ein Bild von Weisheit und Einsicht und Gold von göttlicher Herrlichkeit. Seine Weisheit und sein Verständnis sind göttlich. So ist Er mit seiner Braut beschäftigt, aber auch mit seiner Schöpfung. Dass Er Haupt ist, spricht auch von Herrschaft. Er ist das Haupt über alles (1Kor 11,3; Kol 1,15–17).
Seine Gedanken sind immer auf Gott ausgerichtet und erfüllt davon, seinen Willen zu tun. Später in diesem Kapitel wird das Gold auch in Verbindung mit seinen Händen und Füßen erwähnt (Verse 14.15). Es weist darauf hin, dass Er Gottes Gedanken durch seine Werke ausführt und dass sein Weg immer göttlich und vollkommen ist.
Seine Locken sprechen von der Hingabe und Unterordnung als Mensch zu seinem Gott (vgl. 1Kor 11,15). Es ist ein Merkmal davon, dass Er ein Nasir ist (4Mo 6,5). Für einen Mann ist es eine Unehre, langes Haar zu haben (1Kor 11,14). Seine „Unehre“ ist, dass Er sich völlig Gott unterordnet und seine Stellung als Haupt über die Schöpfung aufgibt.
Die Locken sind schwarz, nicht grau. Das weist darauf hin, dass die Kraft des Lebens in Ihm ist und dass Er in der Kraft seines Lebens ist. Das hebräische Wort für „schwarz“ steht in Beziehung mit dem Wort für „Jugend“. Der Rabe ist ein unreiner Vogel (3Mo 11,13.15). So wird der Herr Jesus von den religiösen Führern seines Volkes behandelt. Aber Gott bereitet dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen zu Gott schreien (Hiob 38,41). Auf diese Weise hat der Herr Jesus auch alles von seinem Gott erwartet und empfangen. Das gab Ihm die Kraft, seinen Weg zur Herrlichkeit Gottes zu gehen.
12 - 13 Augen, Wangen und Lippen
12 seine Augen wie Tauben an Wasserbächen, badend in Milch, eingefasste Steine; 13 seine Wangen wie Beete von Würzkraut, Anhöhen von duftenden Pflanzen; seine Lippen Lilien, träufelnd von fließender Myrrhe;
Die Braut setzt ihre Beschreibung des Bräutigams mit „seinen Augen“ (Vers 12) fort. Um die Augen einer Person sehen zu können, muss man nahe bei dieser Person sein. Die Augen werden manchmal „der Spiegel der Seele“ genannt. Wenn du jemandem tief in die Augen schaust, kannst du viel davon ablesen, was in ihm vor sich geht, ob er glücklich oder traurig ist.
Die Braut vergleicht seine Augen mit „Tauben“ (vgl. Hld 1,15; 4,1). Das bedeutet, dass sich seine Augen dadurch auszeichnen, was Tauben auszeichnet. Tauben haben ein „einfältiges Auge“ (Mt 6,22). Ein einfältiges Auge ist ein Auge, das sich nur auf ein Objekt fokussiert. Bei dem Herrn Jesus sehen wir das in Vollkommenheit. Sein Blick war immer geradeaus (Spr 4,25). Mehrmals lesen wir von Ihm, dass Er seine Augen zum Himmel erhob (Joh 17,1; 11,41).
Seine Augen waren immer auf den Vater gerichtet. Er hatte sozusagen immer „Blickkontakt“ mit seinem Vater. Er sah niemals etwas Falsches und schaute auch nie auf eine falsche Weise. Eva tat es und deshalb kam die Sünde in die Welt. Der Herr Jesus ließ sich immer von seinem Vater leiten – in allem, was Er sagte. Darauf weist die Aussage „an Wasserbächen“ hin. Er lebte vom Wort Gottes (Mt 4,4). Das Wort war für Ihn eine Erfrischung (Ps 110,7).
Mit dieser Erfrischung belebt Er und stellt diejenigen wieder her, die von der Sünde betroffen sind. So schaute Er Petrus an, nachdem Petrus in dreimal verleugnet hatte. Das erinnerte Petrus an das Wort, das der Herr ihm gesagt hatte. Das brach sein Herz und der Weg der Wiederherstellung hatte begonnen (Lk 22,61.62).
Aber die Braut ist noch nicht fertig mit der Beschreibung der Augen des Bräutigams. Sie sieht seine Augen „badend in Milch“ und als „eingefasste Steine“. Den weißen Teil des Auges vergleicht die Braut mit Milch. Milch wird mit dem Gedanken der Fülle, der Reinheit, der Sauberkeit und der gesunden Nahrung in Verbindung gebracht. Israel ist ein Land, das von Milch und Honig fließt. Milch ist auch ein Bild der gesunden Nahrung aus Gottes Wort (1Pet 2,2).
Die Beschreibung „eingefasste Steine“ ist wörtlich: „sitzend in ihrer Einfassung“. Dieses Bild strahlt Ruhe aus. Das gibt ein Bild der erfüllten Gemeinschaft des Herrn mit seinem Vater. Seine Augen wandern nicht umher und gehen auch nicht ängstlich hin und her. Seine Augen sind immer auf seinen Vater gerichtet. In der Gemeinschaft mit dem Vater erhebt Er seine Augen auch zu seinen Jüngern (Lk 6,20) und zu den Volksmengen (Joh 6,5; Mt 14,14).
Es ist gut, wenn wir die Augen des Herrn Jesus kennen und wenn wir verstehen, was in ihnen für uns ist. Es sind Augen von Tauben, und das erinnert uns an den Heiligen Geist, der auf Ihn in Form einer Taube herniederfuhr. Der Geist gibt seinen Augen einen Glanz, der an Wasserbäche erinnert und einen Blick, der an die Reinheit von Milch erinnert. Seine Augen sind für die Seinen eine Quelle der Sympathie.
Nach den Augen geht der Blick auf seine Wangen. Dann erinnern wir uns daran, dass Er seine Wangen denen darbot, die seinen Bart ausrauften (Jes 50,6). Für diejenigen, die Ihn kennen, sind diese Wangen „wie Beete von Würzkraut“ und wie „Anhöhen von duftenden Pflanzen“. Seine Reaktion auf das schlimme Leid, das Ihm zugefügt wurde, ist eine Antwort der Ruhe wie in einem Beet. Er hat still gelitten. Und welcher liebliche Wohlgeruch stieg aus dieser Ruhe zu Gott! Er, der einmal verachtet war als der Wehrlose, wird deshalb von Gott und den Seinen bewundert.
Die „Anhöhen“ (oder Türme) sprechen von Wachsamkeit. Der Herr Jesus ließ sich nicht von seinem Weg, den Er gehen musste, abbringen. Er ist wachsam geblieben, bis sein Werk vollendet war. Duftende Pflanzen geben, wie Gewürze, einen angenehmen Duft. Seine Wachsamkeit, seine ständige Aufmerksamkeit gegenüber dem Vater, war für den Vater ein wunderbarer Wohlgeruch, eine große Freude seines Herzens.
Hier sagt uns die Braut, dass sie das an ihm gesehen hat. Haben wir das an dem Herrn Jesus gesehen? Wir müssen Ihn anschauen, das bedeutet, dass wir sein Wort lesen und über Ihn nachdenken. Wenn wir über sein Leben auf der Erde nachdenken, werden wir Ihn als Person immer besser kennenlernen und Ihn immer mehr bewundern. Wir werden anderen davon Zeugnis geben.
Die Braut vergleicht die Lippen des Bräutigams mit „Lilien, träufelnd von fließender Myrrhe“. Wir lesen über die Lippen des Herrn Jesus: „Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen“ (Ps 45,3). Die Lilie ist ein Bild der Zartheit in einer Umgebung von Dornen (Hld 2,1.2). Der Herr Jesus sprach Worte des Lebens und der Ermutigung unter einem Volk, das mit „Nesseln und Dornen“ verglichen wird (Hes 2,6).
In einer Welt des Ungehorsams und des Schmerzes spricht Er Worte der Gnade. Diese Worte stehen nicht in der Zeitung, sondern in Gottes Wort und im Herzen derer, die seine Worte aufgenommen haben. Sie haben wie die Braut erlebt, dass seine Worte keine billigen Worte sind. Sie sind erfüllt von dem Leiden, das Er durchmachen wollte, damit Er diese Worte aussprechen konnte. Davon spricht die „fließende Myrrhe“. Man bezeugt über Ihn: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Joh 7,46). „Und alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen“ (Lk 4,22a).
Er hat Mitleid mit unseren Schwachheiten, weil Er auf der Erde das Gleiche erlitt wie wir, aber ohne Sünde (Heb 4,15). Wir klopfen niemals vergeblich an die Tür, wenn wir Ihm unsere Probleme erzählen möchten. Wenn wir zu Ihm kommen mit unserer Not, ist Er offen für uns und wir können erleben, dass Er für uns Verständnis hat. Dann sagt Er: „Sei guten Mutes“ (Mt 9,2.22; 14,27; Mk 10,49; Joh 16,33; Apg 23,11). Das ist so ein großes Wort der Gnade, mit dem Er uns tröstet mit dem Trost, den Er aus eigener Erfahrung kennt.
14 - 16 Hände, Leib, Schenkel, Gestalt, Gaumen
14 seine Hände goldene Rollen, mit Topasen besetzt; sein Leib ein Kunstwerk aus Elfenbein, bedeckt mit Saphiren; 15 seine Schenkel Säulen aus weißem Marmor, gegründet auf Untersätze aus feinem Gold; seine Gestalt wie der Libanon, auserlesen wie die Zedern; 16 sein Gaumen ist lauter Süßigkeit, und alles an ihm ist lieblich. Das ist mein Geliebter, und das mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!
Die Braut fährt fort mit den Händen des Bräutigams. Wenn wir an den Herrn Jesus denken, weisen seine Hände auf seine Werke hin. Das Universum ist das Werk seiner Hände (Ps 19,1; Jes 45,12; 66,1.2). Die „goldenen Rollen“ erinnern uns daran, dass all sein Tun seine göttlichen Eigenschaften trägt. So wie eine Rolle kein Ende hat, so haben auch seine Werke kein Ende. Dieser allmächtige Schöpfer ist unser Bräutigam. Er hat uns mit sich selbst durch seine Liebe verbunden.
Seine Hände wurden ans Kreuz genagelt (Ps 22,17c). Sie sind wertvoll für jeden, den sie berühren (Mt 8,3.15; 14,31). Er hat die Gläubigen in seine Handflächen eingezeichnet (Jes 49,16). Was eingezeichnet ist, kann man nicht mehr entfernen. Niemand kann ein Kind Gottes aus seiner Hand rauben (Joh 10,28).
Sie fügt hinzu, dass sie „mit Topasen besetzt“ sind. Topas ist ein Edelstein. Edelsteine haben eine Bedeutung. Eine mögliche Bedeutung kann man von dem Platz ableiten, den sie auf dem Brustschild des Hohenpriesters haben. Der Topas ist in der ersten Reihe der Edelsteine (2Mo 28,17; 39,10). Wir können eine Parallele zum ersten Evangelium ziehen, dem Evangelium nach Matthäus. In diesem Evangelium wird die Herrlichkeit des Herrn Jesus als König dargestellt.
Alle „Taten seiner Hände“, alle Handlungen in und mit der Welt, „sind Wahrheit und Recht“ (Ps 111,7). Was auf die Welt zutrifft, trifft auch auf das Leben der Seinen zu. Gottes Plan mit der Welt und mit unserem Leben ist, dass der Herr Jesus in diesen Plänen sichtbar wird und Er verherrlicht wird. Es ist ein großes Vorrecht, das zu erkennen.
„Sein Leib“ oder „sein Inneres“ spricht von seinem inneren Wesen. Er ist innerlich mit uns verbunden. Sie vergleicht sein Inneres mit einem „Kunstwerk aus Elfenbein“. Elfenbein wird in Verbindung mit der Königsherrschaft Salomos, des Friedefürsten, erwähnt (1Kön 10,22; 2Chr 9,21). Salomo machte „einen großen Thron aus Elfenbein“ (1Kön 10,18; 2Chr 9,17). Deshalb können wir Elfenbein mit der Königsherrschaft des Herrn Jesus, die Er in Frieden ausübt, in Verbindung bringen. Seine Herrschaft zeichnet sich durch Gerechtigkeit aus.
Seine Herrschaft ist nicht hart oder gefühllos, sondern voll Mitgefühls für seine Untertanen. Dadurch zeichnet Er sich auch aus. Das betonen die „Saphire“, die das Elfenbein bedecken. Saphir ist ein Edelstein, der, genauso wie der oben erwähnte Topas, auf dem Brustschild des Hohenpriesters erscheint. Dieser Stein ist der zweite Stein in der zweiten Reihe des Brustschildes (2Mo 28,18; 39,11). Wir können das mit dem zweiten Evangelium, dem Evangelium nach Markus in Verbindung bringen. Dieses Evangelium ist das des Dieners, der den Menschen voller Mitleid dient, und zwar alles im Gehorsam Dem gegenüber, der Ihn sendet.
Wir sehen auch den Saphir noch einmal in Verbindung mit den Regierungswegen Gottes. Er steht in Verbindung mit dem Thron Gottes. Hesekiel erinnert uns daran (Hes 1,26; 10,1). Der Herr Jesus übt die Herrschaft Gottes als der Menschensohn aus. Gott hat Ihm die Macht dazu gegeben. Es ist eine große Ermutigung, dass wir wissen, dass Derjenige, der herrscht, unser geliebter Erlöser ist, welcher sein Leben für uns hingegeben hat.
Dann werden „seine Schenkel“ beschrieben. Sie sehen aus wie „Säulen aus weißem Marmor“. Säulen stützen ein Gebäude und weisen auf Stabilität hin, wie die beiden Säulen im Tempel, Jakin und Boas (1Kön 7,21). Marmor ist hart. Es macht klar, wie fest und unbeweglich alles bei dem Herrn Jesus ist. Das Universum ruht auf Ihm und deshalb ist es sicher. Es gibt nichts in der Welt und nichts in der Gemeinde, das Ihn erschüttern könnte.
Die Säulen sind „gegründet auf Untersätze aus feinem Gold“. Das weist darauf hin, dass Gottes Herrlichkeit das Fundament seiner unbeweglichen Herrschaft ist. Die Säulen erinnern an seine Füße, an seinen Gang durch die Welt. Er ging seinen Weg in der Kraft Gottes, ohne zu zögern, ohne umzukehren und ohne Verzögerung.
Überall hat Er die Spuren seiner Herrlichkeit hinterlassen. Sein Wandel auf der Erde war vollkommen göttlich. Gott hat kein „Wohlgefallen an den Beinen des Mannes“ (Ps 147,10). Aber wie anders waren seine Beine. Er ist vollkommen beständig, unerschütterlich in all den Problemen und all den Nöten, die bei den Seinen auftreten können. Indem wir Ihn auf diese Weise anschauen, werden wir dazu ermutigt, auf unserem Weg auf der Erde auszuharren.
Die Braut hat ihren Bräutigam von Kopf bis Fuß beschrieben. Dann geht sie sozusagen einen Schritt zurück und schaut auf seine ganze „Gestalt“. Er sieht aus wie „der Libanon“ und wie „die Zedern“, die sich darauf befinden (Ps 92,13; Jes 60,13). Der Blick ist überwältigend wegen der Unbeweglichkeit und Schönheit.
Genauso wie die Zedern alle Bäume überragen, so überragt der Herr Jesus alle Menschen. Er ist der verherrlichte Mensch im Himmel. Diesen Platz gibt Ihm der Vater, und nur Ihm allein und niemand anderem. Wir sehen das, wenn wir Ihn in seiner vollkommenen Herrlichkeit sehen, soweit wir sie wahrnehmen können. Er ist der Einzige, der es wahrhaftig und vollkommen verdient hat, mit „Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ zu werden (Heb 2,9).
Und plötzlich wird eine weitere Sache an Ihm beschrieben: „Sein Gaumen ist lauter Süßigkeit“ (Vers 16). Mit dem Gaumen schmeckt man das Essen. Alles, was der Herr Jesus in seinem Leben auf der Erde geschmeckt hat, ist Süßigkeit. Er hat sich von allem ernährt, was der Vater zu Ihm gesprochen hat. Es war seine Speise, den Willen seines Vaters zu tun (Joh 4,34). Er hat vollkommen geschmeckt, „dass der Herr gütig ist“ (1Pet 2,3).
Ja, alles am Herrn Jesus ist „lieblich“. Für die, die Ihn lieben, gibt es nichts an Ihm zu finden, das nicht lieblich ist. Es ist unmöglich, seine Herrlichkeit in vollem Umfang zu beschreiben (vgl. Joh 21,25). Alles an Ihm ist überwältigend.
Die „Töchter Jerusalems“ haben die Braut gefragt, was an ihrem Bräutigam so besonders ist (Vers 9). Sie hat eine beeindruckende Beschreibung von ihm gegeben. Dieses Bekenntnis ist das Ergebnis des liebevollen Umgangs des Bräutigams mit seiner Braut. Der Herr Jesus arbeitet auch an unserem Leben, um uns davon zu überzeugen, dass wir viel von Ihm anschauen und Zeugnis davon geben. In allem, was wir von Ihm in Bezug auf Herrlichkeit und Schönheit lernen, können wir sagen: Das ist mein Geliebter und das ist mein Freund. Wir erfahren seine Nähe, wenn wir uns auf diese Weise mit Ihm beschäftigen.