Einleitung
Hier beginnt der zweite Teil des Buches. Im ersten Teil geht es um den Wiederaufbau des Altars und des Tempels. Im zweiten Teil geht es um die Sendung und die Arbeit von Esra persönlich. Nach dem Dienst von Jeshua und Serubbabel für den Bau wird nun der Dienst von Esra benötigt. Seine Sorge gilt dem „Verherrlichen” des Hauses des HERRN (Vers 27). Dies erfordert, dass das Wort Gottes auf das Herz und das Gewissen des Volkes gelegt wird. Das ist es, was Esra tun wird.
Wir sind ab diesem Kapitel etwa 60 Jahre nach der Einweihung des Tempels in Esra 6 und etwa 80 Jahre nach dem Aufruf des Kores in Esra 1. Wir befinden uns somit inmitten einer neuen Generation. Es beginnt ein neues Erwachen. Gott erweckt den Geist einer Reihe von Israeliten, die bisher in Babel geblieben sind, und erfüllt ihre Herzen mit dem Wunsch, nach Jerusalem zu gehen. Esra ist ihr Anführer als direkter Nachfahre aus der Linie von Pinehas, dem ein ewiges Priestertum versprochen wurde. Esra ist der Beweis dafür (4Mo 25,7–13).
Die Geschichte von Esra besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil beschreibt seine Reise aus Babel (Esra 7 und 8). Der zweite Teil handelt von seiner Arbeit in Jerusalem (Esra 9 und 10). Die Bedingungen, unter denen er reist und arbeitet, sind normal. Er wird nicht von Wundern begleitet. Wir sehen keine Entfaltung göttlicher Kraft. Seine Quellen sind die gleichen wie die, die wir noch haben: das Wort Gottes und die Gegenwart Gottes.
1 - 10 Esra zieht nach Jerusalem
1 Und nach diesen Begebenheiten, unter der Regierung Artasastas, des Königs von Persien, [zog] Esra, der Sohn Serajas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkijas, 2 des Sohnes Schallums, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Ahitubs, 3 des Sohnes Amarjas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Merajots, 4 des Sohnes Serachjas, des Sohnes Ussis, des Sohnes Bukkis, 5 des Sohnes Abischuas, des Sohnes Pinehas’, des Sohnes Eleasars, des Sohnes Aarons, des Hauptpriesters – 6 dieser Esra zog herauf von Babel; und er war ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz Moses, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte. Und weil die Hand des HERRN, seines Gottes, über ihm war, gab ihm der König all sein Begehr. 7 Und es zogen [einige] von den Kindern Israel und von den Priestern und den Leviten und den Sängern und den Torhütern und den Nethinim nach Jerusalem hinauf, im siebten Jahr des Königs Artasasta. 8 Und er kam nach Jerusalem im fünften Monat, das war das siebte Jahr des Königs. 9 Denn am Ersten des ersten Monats war der Beginn des Hinaufzugs aus Babel; und am Ersten des fünften Monats kam er nach Jerusalem, weil die gute Hand seines Gottes über ihm war. 10 Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu lehren.
Das Kapitel beginnt mit „nach diesen Begebenheiten” (Vers 1). Das sind die Begebenheiten im Zusammenhang mit der Vollendung und Einweihung des Tempels im vorigen Kapitel. Das Buch Esra endet also nicht mit Esra 6. Darius, um den es sich in Esra 5 und 6 handelt, ist von seinem Sohn Ahasveros abgelöst. Das ist der Ahasveros aus dem Buch Esther. Ahasveros wurde wieder von seinem Sohn Artasasta abgelöst. Wir treffen ihn auch in Nehemia 2, etwa 13 Jahre später.
Gott, in seiner Güte, wacht weiterhin über sein Volk, trotz ihrer Untreue und ihres Versagens. Er tut dies, auch wenn sie nur ein kleiner Überrest sind, der durch seine Gnade dem Verfall entkommen ist, der aber diese Gnade vergessen hat und wieder untreu geworden ist. Gott gibt es Esra ins Herz, an den Überrest in Jerusalem zu denken. Das Volk benötigt keine Regierungsgewalt, weil diese von Gott den Nationen gegeben wurde. Es benötigt vielmehr genaue Kenntnis seines Willens und seiner Vorschriften sowie seiner Gedanken, die in seinem Wort niedergelegt sind (Vers 25).
Das Geschlechtsverzeichnis von Esra mit seiner Länge von 16 Vorfahren, ist einzigartig im Alten Testament. Eine Reihe von Namen ist aus der Geschichte Israels bekannt. „Zadok” (Vers 2) wird für seine Treue gelobt, „Pinehas” (Vers 5) für seinen Eifer, „Aaron” (Vers 5) selbst ist ein Vorbild von Christus, der Quelle des wahren Priesterdienstes.
Dieser Esra – Esra bedeutet „Hilfe” –, aus dessen Geschlechtsverzeichnis hervorgeht, dass er Priester ist, zieht von Babel herauf (Vers 6). Er ist nicht nur Priester – das ist er von Geburt an –, sondern auch „ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz Moses”. Dies geschieht nicht durch seine Geburt, sondern durch fleißiges Studieren der Schrift. Er ist kundiger Schriftgelehrter im Gesetz Moses, von dem das Volk abgewichen ist. Das Gesetz muss nun wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Sein Studium der Schriften hat in ihm das Verlagen aufkommen lassen, dem Volk Gottes auf diese Weise zu dienen.
Esra hat den König um Genehmigung gebeten, nach Jerusalem zu gehen, weil er die Autorität des Königs, als ihm von Gott gegeben anerkannte. Die Tatsache, dass Gott diese Autoritäten eingesetzt hatte, zeigt sich auch an der Zeitrechnung. Diese wird angegeben nach den heidnischen Herrschern des Volkes Gottes. Sie ziehen beispielsweise „im siebten Jahr des Königs Artasasta” (Vers 7; Vers 8) hinauf. Dadurch wird bestätigt, dass Israel in „den Zeiten der Nationen” (Lk 21,24) lebte. Diese Zeiten der Nationen fanden ihren Anfang, als Gott Nebukadnezar die Weltherrschaft übertrug (Dan 2,37.38).
Der König hatte Esra erlaubt, nach Israel zu gehen. Gott hat es in dem Herzen dieses weltlichen Königs bewirkt, weil Esras Wunsch in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes ist. Es ist immer der richtige und gerade Weg, wenn wir uns den Händen Gottes anzuvertrauen. Leider neigen wir schnell dazu, Hindernissen auszuweichen, die von Menschen auf unseren Wegen errichtet wurden. Wir müssen lernen, diese aus der Hand Gottes anzunehmen und darauf zu warten, bis Gott diese Hindernisse beseitigt. Der König jedenfalls gibt ihm nicht nur die Erlaubnis zu gehen, sondern er erhielt darüber hinaus „all sein Begehr“ – siehe den Brief, den der König Esra gab (Verse 11–26).
Esra zieht nicht allein von Babel hinauf. Einige andere Mitglieder des Volkes Gottes schließen sich an. Diese sind „von den Kindern Israel und von den Priestern und den Leviten und den Sängern und den Torhütern und den Nethinim” (Vers 7). Diese Gesellschaft sehnt sich nach der Heimat, der Stadt Jerusalem und nach dem Haus Gottes. Vielleicht wurde durch den Unterricht von Esra in Babel dieser Wunsch in ihren Herzen geweckt. Ihnen wird durch Gottes Geist bewusst gewesen sein, dass sie in Babel nicht das sein können, was sie in Gottes Augen sind: Sein Volk, das Er für Sich selbst auserwählt hat, damit sie Ihm im Land und an dem Ort dienen, den Er selbst erwählt hat.
Die Reise nach Jerusalem dauert vier Monate (Verse 8.9). Dass Esra sicher in Jerusalem ankommt, verdankt er „der guten Hand seines Gottes über ihm” (Vers 9). Nur darauf führt er jeden Schritt zurück, den er vorwärts gehen durfte. Dies wird mehrfach erwähnt (Vers 28; Esra 8,18.22.31).
Dann sehen wir eine schöne und lehrreiche Reihenfolge für die Beschäftigung mit Gottes Wort (Vers 10). Das Bibelstudium ist keine intellektuelle, verstandesmäßige Tätigkeit, sondern ein persönliches Studium zuallererst für das persönliche Leben und wenn ein gewisser Reifegrad vorhanden ist, dann auch zur Unterweisung der Gemeinde, wenn der Herr es so führt:
1. Es beginnt im Herzen. Esra hat vor allem „sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen”. Sein Herz darauf richten, bedeutet, dass er geistliche Übung kennt, wie ein Timotheus (1Tim 4,16).
2. Das zweite ist, dass er auch sein Herz darauf gerichtet hat, das Gesetz „zu tun”. Was wir aus dem Wort Gottes gelernt haben, müssen wir zuerst selbst in die Tat umsetzen.
3. Nur dann wird es möglich sein, dass das Dritte kommt: „In Israel Satzung und Recht zu lehren.” Ein guter Lehrer muss immer in der Lage sein, auf sein eigenes Leben hinzuweisen, wie es Paulus mehrmals tut (Apg 20,20.35; Phil 3,17; 1Thes 1,5.6).
Der Dienst des Esra ist ein Dienst, den die Zurückgekehrten nun gerade jetzt nötig haben. Esra ist kein formaler Forscher der Schrift. Er ist jemand, der nur das lehrt, was sein eigenes Herz berührt hat und was seine eigenen Wege bestimmt. Zum Beispiel können wir über das Kommen des Herrn sprechen, ohne dass unser eigenes Leben dadurch geformt wird. Oder wir sprechen über die Einheit des Leibes Christi, während wir in der Praxis sektiererisch handeln.
11 - 26 Der Brief von Artasasta
11 Und dies ist die Abschrift des Briefes, den der König Artasasta Esra, dem Priester, dem Schriftgelehrten, gab, dem Schriftgelehrten in den Worten der Gebote des HERRN und seinen Satzungen für Israel: 12 Artasasta, König der Könige, an Esra, den Priester, den vollkommenen Schriftgelehrten im Gesetz des Gottes des Himmels. Und nun: 13 Von mir wird Befehl gegeben, dass jeder in meinem Reich, vom Volk Israel und seinen Priestern und den Leviten, der bereitwillig ist, nach Jerusalem zu ziehen, mit dir ziehen mag. 14 Weil du vom König und seinen sieben Räten gesandt wirst, um eine Untersuchung über Juda und Jerusalem anzustellen, nach dem Gesetz deines Gottes, das in deiner Hand ist, 15 und um das Silber und das Gold hinzubringen, das der König und seine Räte dem Gott Israels, dessen Wohnung in Jerusalem ist, freiwillig gegeben haben, 16 sowie alles Silber und Gold, das du in der ganzen Landschaft Babel bekommen wirst, außer der freiwilligen Gabe des Volkes und der Priester, die freiwillig geben für das Haus ihres Gottes, das in Jerusalem ist; 17 deshalb kaufe gewissenhaft für dieses Geld Stiere, Widder, Lämmer und ihre Speisopfer und ihre Trankopfer, und bring sie dar auf dem Altar des Hauses eures Gottes, das in Jerusalem ist. 18 Und was dir und deinen Brüdern gut erscheint, mit dem übrigen Silber und Gold zu tun, das mögt ihr nach dem Willen eures Gottes tun. 19 Und die Geräte, die dir zum Dienst des Hauses deines Gottes gegeben worden sind, liefere ab vor dem Gott Jerusalems. 20 Und den übrigen Bedarf des Hauses deines Gottes, was dir auszugeben zufällt, sollst du aus dem Schatzhaus des Königs ausgeben. 21 Und von mir, dem König Artasasta, wird an alle Schatzmeister jenseits des Stromes Befehl gegeben, dass alles, was Esra, der Priester, der Schriftgelehrte im Gesetz des Gottes des Himmels, von euch fordern wird, pünktlich getan werde, 22 bis zu 100 Talenten Silber und bis zu 100 Kor Weizen und bis zu 100 Bat Wein und bis zu 100 Bat Öl, und Salz ohne Maß. 23 Alles, was nach dem Befehl des Gottes des Himmels ist, soll für das Haus des Gottes des Himmels sorgfältig getan werden; denn warum sollte ein Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne kommen? 24 Und euch wird mitgeteilt, dass niemand ermächtigt ist, allen Priestern und Leviten, Sängern, Torhütern, Nethinim und Dienern dieses Hauses Gottes Steuer, Zoll und Wegegeld aufzuerlegen. 25 Du aber, Esra, bestelle nach der Weisheit deines Gottes, die bei dir ist, Richter und Rechtspfleger, die alles Volk richten sollen, das jenseits des Stromes ist, alle, die die Gesetze deines Gottes kennen; und dem, der sie nicht kennt, sollt ihr sie kundtun. 26 Und jeder, der das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs nicht tun wird, an dem soll mit Eifer Gericht geübt werden, sei es zum Tod oder zur Verbannung oder zur Buße an Gütern oder zum Gefängnis.
Der König gibt Esra einen Brief mit (Vers 11). Dieser wird Esra in Israel die notwendigen Türen öffnen, um seinen Dienst zu tun. Als Einführung in den Brief lesen wir das Zeugnis des Heiligen Geistes über Esra. Der Heilige Geist bezeugt, dass Esra das Wort Gottes gründlich kennt. Gottes Wort wird hier auf zwei Weisen angedeutet. Es sind „die Worte der Gebote des HERRN” und es sind „seine Satzungen für Israel”. Das erste betont, von wem die Worte kommen und dass sie Gebote sind, was Gehorsam erfordert. Das zweite gibt ihren Zweck an und für wen sie bestimmt sind. Es sind Satzungen oder Lebensregeln, die zum Wohl Israels gegeben sind.
Nach dem Zeugnis des Heiligen Geistes gibt der König am Anfang seines Briefes ein ähnliches Zeugnis (Vers 12). Dies zeigt, welche Art von Zeugnis Esra inmitten der heidnischen Welt abgelegt hat (vgl. 1Thes 4,12a; Kol 4,5). So kennt ihn der König. Artasasta scheint eine gewisse Gotteskenntnis zu haben. Er nennt Ihn „den Gott des Himmels” (Verse 12.21.23), „deinen Gott”, also den Gott Esras (Verse 14.25.26), „den Gott Israels” (Vers 15) und „den Gott Jerusalems” (Vers 19).
Die gleiche Art von Gunst wird Esra (Vers 13) erwiesen, wie in der Vergangenheit durch Kores dem Volk Gottes in Babel (Esra 1,1–4). Auf diese Weise bewirkt der Geist Gottes erneut die Bereitschaft zur Zurückkehr bei einer Reihe von Mitgliedern seines Volkes. Auch dieses mal wird niemand genötigt, sondern es darf jeder freiwillig für sich entscheiden. Wer will kann sich auf den Befehl des Königs berufen, falls es jemand wagen sollte, sie an der Rückreise zu hindern. Die Möglichkeit zu gehen wird angeboten und es gibt auch Schutz für jeden, der geht.
Artasasta wendet sich dann an Esra. Er weist Esra darauf hin, dass er und seine sieben Ratgeber (vgl. Est 1,14) ihn nach Jerusalem schicken, „um eine Untersuchung über Juda und Jerusalem anzustellen, nach dem Gesetz deines Gottes” (Vers 14). Esra geht nicht nach Juda und Jerusalem, um zu sehen, ob die Dinge seinen Vorstellungen entsprechen, sondern ob das Volk nach Gottes Wort lebt. Er hat das Wort „in seiner Hand”, er verfügt über dieses Wort und kann es dem Volk als Norm vorhalten. Wie wichtig ist es auch für uns, dass wir alles in Gottes Gemeinde an Gottes Wort prüfen, welches uns zur Verfügung steht. Das Wort nur als unseren Besitz zu haben, ist etwas anderes, als es auf alle Situationen unseres eigenen Lebens und das Leben der Gemeinde anzuwenden.
Der König und seine Ratgeber geben Esra freiwillig Silber und Gold (Vers 15). Sie geben es Esra, aber es ist bestimmt für „den Gott Israels, dessen Wohnung in Jerusalem ist”. Dazu soll Esra noch alles Silber und Gold, das er in der ganzen Landschaft Babel finden kann, zusammen mit den freiwilligen Gaben des Volkes und der Priester mitnehmen (Vers 16). Es soll alles „für das Haus ihres Gottes, das in Jerusalem ist” sein. Es ist bemerkenswert, wie oft das Wort „freiwillig” in diesen Versen vorkommt. Jeder Gedanke an Zwang fehlt hier völlig (vgl. 2Kor 9,5–7).
Artasasta sagt Esra, was er mit dem Geld machen soll. Für dieses Geld soll er verschiedene Arten von Opfern kaufen und sie „auf dem Altar des Hauses eures Gottes, das in Jerusalem ist” darbringen (Vers 17; vgl. 5Mo 14,24–26). Jedes Mal wird betont, dass Gott wünscht, dass sein Volk Ihm in seinem Haus Opfer bringt. Das sind heute geistliche Opfer, Opfer des Lobes und Dankes, deren Inhalt Christus und sein Werk sind und die Ihm in seinem geistlichen Haus, der Gemeinde, dargebracht werden.
Neben der vorgeschriebenen Verwendung des Geldes für Opfer steht es Esra frei, mit dem Rest des Geldes zu tun, was er will (Vers 18). Das bedeutet nicht, dass er außerhalb des Willens Gottes handeln kann, denn der König fügt hinzu, dass es „nach dem Willen eures Gottes” sein soll. Auch für uns ist es nicht immer vorgeschrieben, wie wir Gott dienen sollen. Allgemeine Regeln werden gegeben, während es oft individuelle Freiheit gibt, nach geistlicher Übung und Prüfung anhand von Gottes Wort unseren Dank zu bringen und unseren Dienst zu verrichten.
Esra soll dafür Sorge tragen, dass alles, was ihm für den Dienst am Haus Gottes gegeben wird, tatsächlich dort ankommt (Vers 19). Es macht uns bewusst, dass das, was uns gegeben wurde, dazu bestimmt ist, Gott in seinem Haus zu dienen. Unser ganzes Leben mit allem, was wir besitzen, gehört Ihm. Alles steht Ihm, und dem Dienst in seinem Haus, zur Verfügung.
Es ist gut, dass wir in unserer Zeit des Individualismus, in der jeder das tut, was in seinen eigenen Augen richtig ist, daran erinnert werden. Die Wichtigkeit des Hauses Gottes, sollte von uns aufs Neue erforscht werden. Wenn uns Gottes Haus wieder wichtig wird, können wir die unbegrenzten Vorräte des „Schatzhauses des Königs” in Anspruch nehmen. Dies spricht zu uns von Christus, „in dem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis” (Kol 2,3). In Ihm finden wir alles, was wir für unseren Dienst in Gottes Haus, der Gemeinde des lebendigen Gottes, nötig haben.
Artasasta befiehlt in dem Brief an alle Schatzmeister, dass sie „pünktlich” alles tun, was Esra von ihnen fordern wird (Vers 21). Er macht den Schatzmeistern klar, was für ein Mann Esra ist, indem er ihn als „Esra, den Priester, den vollkommenen Schriftgelehrten im Gesetz des Gottes des Himmels” vorstellt (Vers 12). Artasasta gibt auch die Mittel und Mengen an, die Esra auf Anfrage geliefert werden können (Vers 22).
Artasasta erklärt, warum alles, was er verordnet hat, getan werden soll (Vers 23). Es gibt einen Gott des Himmels, der ein Haus auf der Erde hat. Alles, was der Gott des Himmels in Bezug auf sein Haus befiehlt, muss pünktlich ausgeführt werden. Es ist bemerkenswert, dass Artasasta das Haus Gottes „das Haus des Gottes des Himmels” nennt. Damit erkennt er die Erhabenheit Gottes, der auf der Erde wohnt, an. Indem er fest mit diesem Gott rechnet und Ihm Ehre entgegenbringt n ehrt, stellt er sicher, dass es keinen „Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne” gibt. Wenn wir bereit sind, den Willen Gottes zu tun und Ihn zu ehren, dann wird Gott uns segnen und muss keine Zucht anwenden.
Auch verbietet der König allen, die am Dienst im Hause Gottes beteiligt sind, „Steuer, Zoll und Wegegeld aufzuerlegen” (Vers 24). Das bedeutet, dass er sie zu Schützlinge seines Thrones macht. Alles, was die Diener vom Haus Gottes für ihren Lebensunterhalt erhalten, der Zehnte, den sie vom Volk Gottes erhalten, ist steuerfrei. Durch diesen Verzicht des Königs auf seine persönlichen Einkünfte unterstützt er das Werk Gottes und motiviert die Juden, die an diesem Werk beteiligt sind.
Schließlich beauftragt der König Esra, „Richter und Rechtspfleger” (Vers 25) zu bestellen. Sie sollen „alles Volk richten, … alle, die die Gesetze deines Gottes kennen” und denen, die die Gesetze nicht kennen, sollen sie diese kundtun. Das Gleiche gilt auch für das Volk Gottes heute, sie alle sollen das Wort Gottes kennen und solche, die unkundig sind, sollen unterwiesen werden.
Obwohl von dem Volk erwartet wird, dass sie Gottes Wort kennen, kann es Situationen geben, in denen gegen das Wort Gottes verstoßen wird. Dann muss Recht gesprochen werden, und es muss erklärt werden, warum etwas im Widerspruch zum Wort Gottes steht. Dazu gab es damals Richter im Volke Gottes. Heute ist es die Aufgabe eines jeden Gläubigen, Recht zu sprechen, zunächst über sich selbst (Mt 7,3) aber auch, wenn im Volke Gottes oder in der Gemeinde etwas geschieht, das im Widerspruch zu dem steht, was Gott in seinem Wort angeordnet hat (vgl. 1Kor 6,1–7).
Neben dem Gesetz Gottes gibt es auch das Gesetz des Königs (Vers 26). Das Volk schuldet nicht nur Gott Gehorsam, sondern auch der Obrigkeit, die von Gott auf der Erde über sie eingesetzt ist. Das gilt auch für uns: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott, diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt” (Röm 13,1). Die Obrigkeit ist auch verpflichtet, jeden zu bestrafen, der sich nicht an das Gesetz hält. Artasasta weist Esra darauf hin, und Paulus weist die neutestamentliche Gemeinde ebenfalls darauf hin (Röm 13,2–4).
27 - 28 Reaktion von Esra
27 Gepriesen sei der HERR, der Gott unserer Väter, der dieses in das Herz des Königs gegeben hat, um das Haus des HERRN zu verherrlichen, das in Jerusalem ist, 28 und der mir Güte zugewandt hat vor dem König und seinen Ratgebern und allen mächtigen Fürsten des Königs! Und ich erstarkte, weil die Hand des HERRN, meines Gottes, über mir war, und ich versammelte Häupter aus Israel, dass sie mit mir hinaufzögen.
Was der König in dem Brief schrieb, erfüllt das Herz Esras mit Anbetung (Vers 27). Er ist beeindruckt, dass Gott sich als der treue Gott zeigt, sowohl in der Vergangenheit – Er ist „der Gott unserer Väter” – als auch in der Gegenwart in Bezug auf sein Haus. Gott hat im Herzen von Artasasta bewirkt (Spr 21,1), dass er zur „Verherrlichung”, zur Pracht und Herrlichkeit „des Hauses des HERRN, … das in Jerusalem ist”, beitragen will. In der Danksagung hören wir einen Mann, der sich nicht damit zufriedengibt, dass das Haus des HERRN wiederaufgebaut wurde und nach außen alles in Ordnung ist. Es geht um Ihn, von dem dieses Haus ist, und warum Er dieses Haus bauen lässt.
Wir können das auf die Gemeinde als dem Haus Gottes in dieser Zeit anwenden. Sind wir damit zufrieden, dass wir als Gemeinde zusammenkommen? Vielleicht geben wir zu, dass es nicht immer so ist, wie es sein sollte. Aber was sagt eine äußere Form aus, wenn die Herzen nicht nahe beim Herrn sind? Jeder Dienst des Wortes soll darauf abzielen, das Haus Gottes zu „verherrlichen” oder es prächtig zu machen und es zu schmücken. Geistlicher Kampf und Schwierigkeiten, die entstanden sind, haben manches mal zur Vermehrung der Erkenntnis Gottes geführt und die schmückt sein Haus und unterstützt den Dienst darin.
Esra ist sich bewusst, dass alles von Gott kommt. Gott hat im Herzen des Königs gewirkt (Vers 27), und Er hat ihm, Esra, „Güte zugewandt … vor dem König und seinen Ratgebern und allen mächtigen Fürsten des Königs” (Vers 28). Es ist unmöglich, so viele Herzen durch eine politische Lobby zu beeinflussen. Nein, Gott wirkt mächtig für sein Volk und benutzt dazu, wen Er will.
Nach diesen Ermutigungen fasst Esra Mut und erstarkte, weil er auf „die Hand des HERRN, seines Gottes” blickt. Jetzt ist er noch mehr motiviert, um das Werk in Angriff zu nehmen. Er versammelt die „Häupter aus Israel“ zu sich, um sie vermutlich zu unterrichten über das, was der König geschrieben hat. Wenn diese Männer überzeugt und ebenfalls Kraft schöpfen, dann wird das für die Familien, deren Haupt sie sind, entscheidend sein. Wenn sie mitgehen, werden auch ihre Familien mitgehen. Mehr darüber erfahren wir im nächsten Kapitel, wo sie namentlich erwähnt werden.