Einleitung
Es ist eine Sache, am richtigen Ort zu sein, aber es ist eine ganz andere Sache, die richtige Haltung zu haben. Der Überrest ist am richtigen Ort, wo der Name wohnt, aber sie sind in einen Zustand geraten, in dem sie sich leicht entmutigen lassen und aufhören, den Tempel zu bauen. In einer solchen Situation besteht die Lösung nicht darin, alles aufzugeben und an den Ort zurückzukehren, von dem sie gekommen sind. Die Lösung besteht vielmehr darin, auf das Wort Gottes zu hören und auf Gott zu vertrauen, dass Er den entsprechenden Dienst sendet.
Es kommt oft vor, dass Menschen bestimmte Teile der Wahrheit sehen und die Gnade suchen, in ihnen zu wandeln. Mit der Zeit verschwindet aber die erste Frische und es beginnt dann leicht eine Zeit der Lässigkeit und Gleichgültigkeit. „Die erste Liebe“ (Off 2,4) kühlt ab und der „Tau deiner Jugend“ (Ps 110,3) verschwindet. Was dann? Zurück zu dem, was sie einst um Christi willen verlassen haben? Nein! In dieser Situation muss zu Gott gerufen werden, damit durch die Wirkung des Geistes Gottes Erweckung und Segen kommen können.
1 - 2 Der Tempelbau wird wieder aufgenommen
1 Und Haggai, der Prophet, und Sacharja, der Sohn Iddos, die Propheten, weissagten den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels, [der] über ihnen [war]. 2 Da machten sich Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, auf und fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen, und mit ihnen die Propheten Gottes, die sie unterstützten.
Die Auswirkungen der ersten Erweckung sind weitgehend verschwunden. Sie, die eine Erweckung erlebt haben, müssen wiederum erweckt werden. Es ist einfacher, einen Sieg zu erringen, als die Folgen für sich zu nutzen. Wir können im Kampf überwinden, aber an diesem Sieg zugrunde gehen. Gott gibt den Kindern Israel aus einer anderen Richtung eine wertvolle Ermutigung. Auch wenn das Volk den Nationen unterworfen ist, bleibt doch Gott immer souverän. Sein Wort ist zu jeder Zeit von absoluter Autorität für sein Volk, wenn Er zu Ihnen spricht.
Haggai und Sacharja werden von Ihm gesandt und sie prophezeien inmitten des Volkes (Vers 1). Diese Mitteilungen Gottes sind besonders wertvoll, wie es seine Botschaften immer sind. Obwohl das nichts an der Situation des Volkes gegenüber den Nationen verändert, ist es dennoch ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Gott Anteil nimmt. Es zeigt, dass der Gott Israels, ungeachtet ihrer Schwierigkeiten, erhaben ist über alles, was die Macht hat, die Kinder Israels zu unterdrücken. Gott greift ein, nicht durch einen Machtbeweis gegenüber König Darius, sondern durch das Wort der Prophezeiung. Die Kraft seines Geistes wirkt durch die Propheten, um das Gewissen des Volkes zu erwecken.
Propheten werden von Gott benutzt, wenn sein Volk in einem schlechten Zustand ist und die verantwortlichen Führer versagen. Haggai (bedeutet „der Festliche”) und Sacharja (bedeutet „Jahwe gedenkt”) machen den Zustand des Volkes offenbar. Haggai spricht nicht über die äußeren Schwierigkeiten, sondern über den Zustand des Volkes. Er spricht mehr zu dem Gewissen. Sacharja spricht mehr zum Herzen des Volkes. Der Dienst von Sacharja wird im Allgemeinen mehr geschätzt als der von Haggai, aber beide Dienste sind notwendig.
Die Propheten motivieren nicht nur zur Arbeit, sondern unterstützen und ermutigen die Arbeiter auch weiterhin mit ihren Worten während der Arbeit (Vers 2). Durch den von Gott gegebenen Dienst des Geistes wird in erster Linie der Geist der Führer des Volkes erweckt. Man sieht es daran, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen. Die Propheten werden den Arbeitern die zukünftige Herrlichkeit des Hauses, die Errichtung des messianischen Reiches und den Segen des Volkes nähergebracht haben. Die Rückkehr zum HERRN gibt Kraft zur Arbeit und das Vertrauen, dass Gott die Schwierigkeiten für sie überwinden wird.
3 - 5 Erneut Widerstand
3 In jener Zeit kamen Tatnai, der Statthalter diesseits des Stromes, und Schetar-Bosnai und ihre Genossen zu ihnen und sprachen zu ihnen so: Wer hat euch Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer zu vollenden? 4 Darauf sagten wir ihnen, welches die Namen der Männer wären, die diesen Bau ausführten. 5 Aber das Auge ihres Gottes war über den Ältesten der Juden, dass man ihnen nicht wehrte, bis die Sache an Darius gelangte und man dann einen Brief darüber zurückschickte.
Sobald das Volk wieder für den HERRN aktiv wird und der Bau seines Hauses wieder aufgenommen wird, melden sich auch die Gegner wieder (Verse 3.4). Wir hören nichts von ihnen, wenn Israel mit seinen eigenen Häusern beschäftigt ist. Weil es im Volk wieder Glauben gibt, ließen sie sich nicht beirren und setzten den Wiederaufbau fort, obwohl es ein Verbot gab (Vers 5). Das Ergebnis ihres Glaubens ist, dass die Intervention ihrer Feinde diesmal sogar der Anlass für ein Gebot des Königs zu ihren Gunsten wird.
6 - 17 Brief an Darius über den Wiederaufbau
6 Abschrift des Briefes, den Tatnai, der Statthalter jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnai und seine Genossen, die Apharsakiter, die jenseits des Stromes [wohnten], an den König Darius sandten. 7 Sie sandten einen Bericht an ihn, und so war darin geschrieben: Darius, dem König, allen Frieden! 8 Dem König sei mitgeteilt, dass wir in die Landschaft Juda zum Haus des großen Gottes gegangen sind; und es wird mit Quadersteinen erbaut, und Balken werden in die Wände gelegt; und diese Arbeit wird eifrig betrieben, und sie gedeiht unter ihrer Hand. 9 Da haben wir jene Ältesten gefragt [und] so zu ihnen gesprochen: Wer hat euch Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer zu vollenden? 10 Und auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt, um sie dir mitzuteilen, damit wir die Namen der Männer aufschrieben, die ihre Häupter sind. 11 Und so gaben sie uns Antwort und sprachen: Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels und der Erde, und wir bauen das Haus [wieder] auf, das viele Jahre zuvor gebaut wurde; und ein großer König von Israel hatte es gebaut und vollendet. 12 Aber seitdem unsere Väter den Gott des Himmels gereizt haben, hat er sie in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, des Chaldäers, gegeben, und er hat dieses Haus zerstört und das Volk nach Babel weggeführt. 13 Doch im ersten Jahr Kores’, des Königs von Babel, hat der König Kores Befehl gegeben, dieses Haus Gottes [wieder] aufzubauen. 14 Und auch die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes, die Nebukadnezar aus dem Tempel, der in Jerusalem war, herausgenommen und in den Tempel in Babel gebracht hatte, die hat der König Kores aus dem Tempel in Babel herausgenommen und sie einem Sesbazar ([so] sein Name) gegeben, den er zum Statthalter einsetzte. 15 Und er sprach zu ihm: Nimm diese Geräte, zieh hin, lege sie nieder in dem Tempel, der in Jerusalem ist; und das Haus Gottes werde [wieder] aufgebaut an seiner Stätte. 16 Da kam dieser Sesbazar [und] legte den Grund des Hauses Gottes, das in Jerusalem ist; und von da an bis jetzt wird daran gebaut, es ist aber noch nicht vollendet. 17 Und nun, wenn es der König für gut hält, so werde im Schatzhaus des Königs nachgesucht, das dort in Babel ist, ob es so sei, dass vom König Kores Befehl gegeben worden ist, dieses Haus Gottes in Jerusalem zu bauen; und der König sende uns seinen Willen hierüber zu.
Der von den Widersachern gesendete Brief gibt diesmal einen ausgewogenen Überblick über die Aktivitäten und unterscheidet sich in dieser Hinsicht von dem Brief aus dem vorigen Kapitel an Artasastas, dem Vorgänger von Darius. Der Brief beginnt mit der Benennung der Absender (Vers 6) und des Empfängers (Vers 7). Die erste Mitteilung ist ein Zeugnis des Eifers und der Hingabe der Bauleute (Vers 8). Die Welt sieht, wie Gläubige für den Wohnort Gottes, die Gemeinde, arbeiten. Wenn sie ihre Anstrengung sehen, sind sie oftmals beeindruckt. Sie sehen den Eifer und das Gelingen.
Dann erwähnen die Absender, was sie die Bauleute gefragt haben und warum (Verse 9.10). Die Antwort der Bauleute an ihre Fragesteller wird ebenfalls wiedergegeben. Diese Antwort ist ein schönes Zeugnis dafür, wer sie sind: „Knechte des Gottes des Himmels und der Erde” (Vers 11). Es ist eine Erklärung der alles übersteigenden Autorität ihres Gottes. Er ist keine lokale Gottheit. Sie stehen vielmehr in Kontakt mit dem Gott, von dem die ganze Schöpfung abhängig ist. Dieses Bewusstsein sorgt dafür, dass sie ohne Menschenfurcht sind.
Sie erkennen auch ehrlich an, dass sie jetzt in der Macht der Völker sind, wegen ihrer Untreue und des Zorns Gottes (Vers 12). Diese Untreue ist auch der Grund dafür, dass Gott sein Haus der Zerstörung durch Nebukadnezar preisgegeben hat. Sie geben an, dass sie dabei sind, dieses Haus des HERRN wiederaufzubauen (Verse 12.13). Es ist das gleiche Haus wie das, das „ein großer König” (Vers 11) gebaut hatte, nämlich Salomo. Es ist kein anderes Haus.
Die Bauleute berufen sich auf den Befehl des Kores (Vers 13). Kores wird hier „der König von Babel” genannt, weil Babel von ihm erobert wurde. Von dort sind die Juden nach Jerusalem gegangen. Bei ihrer Abreise hat Kores alle Geräte, die Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel gebracht hatte, aus dem Tempel in Babel genommen und sie den Juden übergeben (Vers 14), um sie in Gottes Tempel zurückzubringen (Vers 15).
Dann sprechen sie über die Grundlegung des Tempels und dass sie am Tempel „von da an bis jetzt” gebaut haben und dass der Bau des Hauses Gottes noch nicht vollendet ist. Sie sprechen nicht über ihr Nachlassen an dem Bau, dass sie 15 Jahre nicht am Tempel gearbeitet haben. Das Nachlassen ist eine Sache zwischen ihnen und ihrem Gott.
Die Absender schließen ihren Brief mit der Bitte an Darius, zu untersuchen, ob es wirklich einen Befehl von Kores gibt, „dieses Haus Gottes in Jerusalem zu bauen” (Vers 17). Sie weisen auch auf den „Suchplatz” hin, und der ist das „Schatzhaus des Königs …, das dort in Babel ist“. Sie schließen ihr Schreiben ab, indem sie den König bitten, ihnen nach der Untersuchung seinen Willen mitzuteilen.