Einleitung
Die Verse 1–13 dieses Kapitels sind eine Art Zwischenform zwischen Sünd- und Schuldopfer. Das Sündopfer in Kapitel 4 zeigt uns, welchen Charakter die Sünde hat, dass sie im Widerstreit mit der heiligen Natur Gottes ist und nicht so sehr, worin die Sünde besteht, welche sündige Tat begangen worden ist. Es zeigt auch, dass die Stellung von jemandem, der gesündigt hat, wichtig ist. Bei dem Schuldopfer geht es mehr um die begangene Tat und die Genugtuung, die dem HERRN im Blick auf denjenigen gewährt wird, der die Tat begangen hat.
Das Wort „Schuld“ bedeutet, gegen jemanden schuldig geworden zu sein, dem wir Rechenschaft schulden. Es geht um Schuld, die wir auf uns laden, wenn wir uns den Besitz eines anderen widerrechtlich aneignen oder jemandem etwas vorenthalten, worauf er ein Anrecht hat. Dabei kann es um Materielles, aber auch um Immaterielles gehen, wie etwa der gute Ruf, den jemand hat, oder etwas, wodurch ihm ein Nachteil widerfährt.
1 Schuldig durch Schweigen
1 Und wenn jemand [dadurch] sündigt, dass er die Stimme des Fluches hört, und er war Zeuge, sei es, dass er es gesehen oder gewusst hat – wenn er es nicht anzeigt, so soll er seine Ungerechtigkeit tragen;
Bei „der Stimme des Fluches“, die jemand hört, geht es um eine Situation, in der ein Richter einen Angeklagten durch das Sprechen einer Eidesformel mit einem Eid beschwört (vgl. 4Mo 5,20.21; Mt 26,63). Dadurch wird der Angeklagte verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Tut er das nicht und ist außerdem jemand anwesend, der weiß, was sich zugetragen hat, und es nicht mitteilt, so hat sich auch dieser dadurch schuldig gemacht. Hier geht es also darum, dass jemand sündigt und Schuld auf sich lädt, indem er schweigt, wo er hätte reden müssen.
Dies können wir auf unsere Verantwortung anwenden, die wir gegenüber Menschen haben, die das Evangelium nicht kennen. Ihnen sind wir verantwortlich, Zeugnis zu geben, dass wir den Herrn Jesus kennen. Gott kann uns in Umstände bringen, in denen wir deutlich seine Hand sehen, um davon zu zeugen, wer Er ist. Wenn wir dann schweigen, sind wir schuldig. Wir müssen immer bereit sein „zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1Pet 3,15).
2 - 3 Schuldig durch Unvorsichtigkeit
2 oder wenn jemand irgendetwas Unreines anrührt, sei es das Aas eines unreinen wilden Tieres oder das Aas eines unreinen Viehs oder das Aas eines unreinen kriechenden Tieres – ist es ihm auch verborgen, so ist er unrein und schuldig; 3 oder wenn er die Unreinheit eines Menschen anrührt, was irgend seine Unreinheit auch sei, durch die er unrein wird, und es ist ihm verborgen – erkennt er es, so ist er schuldig;
Jemand sündigt und lädt Schuld auf sich, indem er etwas Unreines berührt, auch wenn es durch ein Missgeschick geschieht. Es handelt sich um eine Sünde durch Unvorsichtigkeit. Auf die eine oder andere Weise wird ihm klar werden, dass er unrein geworden ist. Erst dann ist er dazu in der Lage, es einzusehen und das passende Opfer zu bringen.
Es geht um eine direkte persönliche Berührung mit etwas Unreinem. Die Schrift spricht nicht von jemandem, der wiederum diese unrein gewordene Person anrührt. Es handelt sich immer um ein direktes Anrühren, nicht um einen Kontakt zu einer Person, die sich verunreinigt hat. Die Schrift kennt nicht, was man wohl „Kettenverunreinigung“ nennt.
Verunreinigung kann auf zweierlei Art entstehen. Erstens durch das Berühren von Aas unreiner Tiere. Das zeigt den Tod in der Welt um uns her. Der Tod steht für alles, was nicht in Verbindung mit dem lebendigen Gott ist. Wir können den Tod nicht aus der Welt wegnehmen; doch dadurch laufen wir auf allerlei Weise Gefahr, damit in Berührung zu kommen.
Auch das Berühren hat für uns eine geistliche Bedeutung. Das geschieht z. B. durch das Sehen von Unreinheit und Gewalt oder das Hören von Lügenreden. Es liegt in unserer Verantwortung, darüber zu wachen, so etwas nicht gezielt anzuschauen oder unser Ohr darauf zu richten. Für die Fälle, in denen wir uns dem nicht entziehen können, dürfen wir aus den Vorschriften von 4. Mose 19 geistliche Lehren ziehen (4Mo 19,11–22).
Die zweite Art ist das Anrühren von Unreinheit eines Menschen. Das lässt sich darauf anwenden, dass wir z. B. von Weltmenschen Dinge übernehmen, wie Benehmen, Reden oder Bestrebungen. Das geschieht, wenn wir Freundschaft mit der Welt schließen, Freunde haben, die den Herrn nicht kennen. Die Schrift nennt das „Feindschaft gegen Gott“ (Jak 4,4). Freundschaft mit der Welt bewirkt, dass wir unter deren Einfluss kommen. Dann haben nicht wir Einfluss auf sie, sondern sie auf uns. „Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1Kor 15,33).
Ein Christ kann durch das buchstäbliche Berühren bestimmter Dinge nicht unrein werden. Darauf hat der Herr Jesus mit einem nachdrücklichem „Hört und versteht“ hingewiesen: „Nicht was in den Mund eingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund ausgeht, das verunreinigt den Menschen“ (Mt 15,10.11); denn: „Was aber aus dem Mund ausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerungen; diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen“ (Mt 15,18–20).
4 Schuldig durch unbesonnenes Reden
4 oder wenn jemand schwört, indem er unbesonnen mit den Lippen redet, Böses oder Gutes zu tun, nach allem, was ein Mensch mit einem Schwur unbesonnen reden mag, und es ist ihm verborgen – erkennt er es, so ist er schuldig in einem von diesen.
Jemand sündigt und lädt Schuld auf sich, wenn er übereilt und übermütig spricht. Das ist ein Mangel an Selbstbeherrschung, man hat keine Kontrolle über das Fleisch. Petrus beteuerte zuerst mit viel Vehemenz, dass er den Herrn nie verlassen würde (Mt 26,33). Etwas später schwor er, dass er den Herrn nicht kenne (Mt 26,69–75). In beiden Fällen hatte er die Beherrschung über sich selbst verloren und handelte aus dem Fleisch.
Dies können wir auf wohlgemeinte Versprechen anwenden, wie etwa, jemandem zu sagen, dass wir ihn gerne einmal besuchen würden, es dann aber doch nicht tun. So ein Versprechen geben wir oft nur, um den anderen für den Augenblick damit aufzumuntern, dass wir ihn nicht vergessen, als dass wir wirklich die Absicht haben, ihn zu besuchen. Auch wenn wir jemandem rundheraus etwas Böses wünschen, weil er uns Unrecht getan hat (wobei es zum Glück nicht zur Ausführung der Tat kommt), sind dies „unbesonnen“ ausgesprochene Worte. Durch solche Worte machen wir uns schuldig. Wenn wir später auf unser Versprechen aufmerksam gemacht werden, sollen wir bekennen, dass wir diese Worte unbedacht ausgesprochen haben.
5 - 13 Sündopfer nach Tragkraft
5 Und es soll geschehen, wenn er sich in einem von diesen verschuldet, so bekenne er, worin er gesündigt hat; 6 und er bringe dem HERRN sein Schuldopfer für seine Sünde, die er begangen hat: ein Weibchen vom Kleinvieh, ein Schaf oder eine Ziege zum Sündopfer. Und der Priester soll Sühnung für ihn tun wegen seiner Sünde. 7 Und wenn seine Hand das zu einem Stück Kleinvieh Erforderliche nicht aufbringen kann, so soll er für seine Schuld, die er auf sich geladen hat, dem HERRN zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben bringen: eine zum Sündopfer und eine zum Brandopfer. 8 Und er soll sie zum Priester bringen; und dieser bringe die zum Sündopfer [bestimmte] zuerst dar und knicke ihr den Kopf ab dicht beim Genick; er soll ihn aber nicht abtrennen. 9 Und er sprenge vom Blut des Sündopfers an die Wand des Altars, und das Übrige vom Blut soll ausgedrückt werden an den Fuß des Altars: Es ist ein Sündopfer. 10 Und die andere soll er als Brandopfer opfern nach der Vorschrift. Und so tue der Priester Sühnung für ihn wegen seiner Sünde, die er begangen hat, und es wird ihm vergeben werden. 11 Und wenn seine Hand zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nicht aufbringen kann, so bringe er für seine Sünde als seine Opfergabe ein zehntel Epha Feinmehl zum Sündopfer; er soll kein Öl darauf tun und keinen Weihrauch darauf legen, denn es ist ein Sündopfer. 12 Und er soll es zum Priester bringen; und der Priester nehme davon seine Hand voll, dessen Gedächtnisteil, und räuchere es auf dem Altar, auf den Feueropfern des HERRN: Es ist ein Sündopfer. 13 Und so tue der Priester Sühnung für ihn wegen seiner Sünde, die er begangen hat in einem von diesen, und es wird ihm vergeben werden; und es soll dem Priester gehören, wie das Speisopfer.
Wenn wir uns einer der vorher genannten Sünden schuldig gemacht haben, soll diese bekannt werden, sobald wir davon Kenntnis haben. Bekennen bedeutet, die Sünde beim Namen zu nennen („so bekenne er, worin er gesündigt hat“). Außerdem soll ein Sündopfer gebracht werden. Für uns bedeutet das nicht, dass der Herr Jesus erneut sterben soll, sondern dass wir uns darüber im Klaren sein sollen, dass Er für diese Sünde, die wir soeben getan haben, sterben musste. Es soll uns auch bewusst werden, dass Gott durch diese Sünde entehrt worden ist.
Die Größe des Opfers wird bestimmt durch das Maß unseres Bewusstseins davon, wie sehr Gott durch die Sünde entehrt wurde und wie sehr der Herr Jesus dafür hat leiden müssen. Ein größeres Opfer zeigt ein stärkeres Empfinden dafür, ein kleineres Opfer ein geringeres Empfinden. Aber losgelöst von den Empfindungen wird aufgrund des Opfers vergeben. Das zeigt uns, dass letztendlich Gott der Handelnde ist, gemäß dem Wert, den das Opfer für Ihn hat. Wie gut, dass wir die Vergebung nicht aufgrund unseres Einblicks in das Werk des Herrn Jesus empfangen, sondern aufgrund dessen, was Gott darin sieht. Das soll übrigens nicht heißen, dass es nichts ausmacht, wie tief wir in die Bedeutung des Kreuzes eindringen.
Wer mit zwei Vögeln kam (Verse 7–10), brachte ein geringes Opfer. Das Brandopfer, zu dem der zweite Vogel zubereitet werden sollte, diente als Ersatz für das Fett eines größeren Sündopfers. Das Sündopfer war für Gott etwas Abscheuliches; nicht aber das Fett. Ein Vogel hat aber kein Fett an sich. Darum war der zweite Vogel zum Brandopfer bestimmt. Denn wie abscheulich das Sündopfer auch war, so war doch etwas dabei, wodurch Gott verherrlicht wurde. Gott möchte gern von uns hören, dass der, welcher für unsere Sünden sterben wollte, auch der ist, der Ihn verherrlicht hat und in dessen Werk Er völlige Genugtuung gefunden hat.
Jemand kann so arm sein, dass er nur eine Handvoll Mehl als Sündopfer bringt (Verse 11–13). Das ist sehr ungewöhnlich: ein unblutiges Opfer zur Sühnung. Das zeugt von jemandem, der besonders wenig Empfinden für das Werk des Herrn Jesus hat; jemand, der kaum begreift, dass Blut zur Vergebung der Sünden fließen sollte. So jemand sieht nichts anderes, als dass der Herr Jesus ein vollkommener Mensch war, der nicht die von ihm begangene Sünde getan hat. Er begreift, dass es nur in Ihm Rettung gibt, ohne dass er sich bewusst ist, dass der Tod als Gericht Gottes über seine Sünde nötig war.
Das Opfer von Mehl erinnert uns an das Speisopfer, ist aber kein Speisopfer. Das Öl und der Weihrauch durften nicht hinzugefügt werden. Es ist ein Sündopfer und damit nichts Annehmliches für Gott.
Die Regelung für die Ärmsten im Volk Gottes ist auch ein Beweis dafür, dass Gott nicht nach dem Maß unseres Einblickes in das Werk des Herrn Jesus vergibt, sondern gemäß seiner Wertschätzung. Für Gott kommt es darauf an zu sehen, wie aufrichtig jemand bekennt, dass er seine Tat wirklich als Sünde gegen Gott erkennt.
14 - 16 Sünde gegen die heiligen Dinge
14 Und der HERR redete zu Mose und sprach: 15 Wenn jemand Untreue begeht und aus Versehen an den heiligen Dingen des HERRN sündigt, so soll er dem HERRN sein Schuldopfer bringen, einen Widder ohne Fehl vom Kleinvieh, nach deiner Schätzung an Sekeln Silber, nach dem Sekel des Heiligtums, zum Schuldopfer. 16 Und was er an dem Heiligen gesündigt hat, soll er erstatten und dessen Fünftel darüber hinzufügen und es dem Priester geben; und der Priester soll Sühnung für ihn tun mit dem Widder des Schuldopfers, und es wird ihm vergeben werden.
Das Schuldopfer gilt für zwei Arten von Schuld, denn Schuld kann auf zweierlei Weise entstehen: Schuld gegen Gott (Verse 14–19) und Schuld gegen den Nächsten (Verse 20–26). Schuld gegen Gott konnte auch auf zweierlei Weise entstehen: indem man Ihm etwas vorenthielt, was Ihm zustand (Verse 15.16), und indem man etwas tat, was Er verboten hatte (Verse 17–19).
Untreue begehen an „Dingen, die für den HERRN geheiligt sind“, lässt uns daran denken, dass man etwas von dem wegnimmt, was für den HERRN abgesondert ist („heiligen“ bedeutet „absondern für“). Das kann etwas sein, was Er für sich selbst abgesondert hat; das kann etwas sein, was wir für Ihn abgesondert haben. Wir sind „für einen Preis erkauft“ (1Kor 6,20) und wir sind „für Gott erkauft“ (Off 5,9). Wir gehören Gott. Er hat ein Anrecht auf unsere Lob- und Dankopfer, unsere materiellen Gaben (Heb 13,15.16), ja, unser ganzes Leben (Röm 12,1).
Wenn wir Ihm unseren Dank, unsere Gaben, unser Leben vorenthalten, sind wir schuldig. Wir können z. B. in den Zusammenkünften sitzen und mitsingen, ohne Ihm wirklich aus unseren Herzen heraus zu danken. Wir können unser ganzes Geld nur zu unserem eigenen Vergnügen ausgeben. Wir können unsere Zeit mit wertlosen Dingen vergeuden. In all diesen Aspekten, die dem HERRN heilig sein sollten, können wir untreu werden.
Es wird davon ausgegangen, dass es „aus Versehen“ geschieht. Dennoch können wir schuldig werden, wenn wir nicht berücksichtigen, dass alles vom Herrn ist. Wenn uns das bewusst wird, soll ein Schuldopfer gebracht und noch 20 % hinzugefügt werden. Das als Schuldopfer vorgeschriebene Tier ist ein Widder. Von einer anderen Art Opfer ist hier nicht die Rede. Das zeigt, dass das Opfer für jeden gleich ist.
Der Widder ist das Tier, das von der Hingabe des Herrn Jesus spricht. Der Herr Jesus hat zu jeder Zeit alles vollkommen für Gott geheiligt. Alles in Ihm war für Gott; seine Hingabe ging bis in den Tod. Dieser Tod war nötig, auch für meinen Mangel an Heiligung all dessen, worauf Gott ein Recht hat. Das soll ich mir immer wieder klar machen. Ihm soll ich mich wieder hingeben, und das mit noch mehr Hingabe – 20 % mehr.
Die Schätzung, von der die Rede ist, geschah durch Mose. Der HERR spricht zu ihm. Mose ist das Bild des Herrn Jesus als dem großen Lehrer, der das Wort Gottes mit Vollmacht redet, dem großen Propheten, der das Wort Gottes auf Herz und Gewissen anwendet. Die Schätzung des Wertes in Silbersekel weist auf den Preis hin, den der Herr Jesus am Kreuz bezahlt hat. Das lässt uns an sein Blut denken. Die Schätzung geschieht nach dem Sekel des Heiligtums, dem Platz, wo Gott wohnt. Nicht wir bestimmen den Wert des Schuldopfers. Das tut der Herr Jesus: im Heiligtum, vor Gott.
Die Schuld soll nicht nur bekannt, sondern auch mit einem zusätzlichen Betrag von einem Fünftel erstattet werden. Wenn wir unsere Schuld bekennen und uns Ihm aufs Neue weihen, sollen wir das mit einem größeren Eifer tun als zuvor. Das wird dadurch bewirkt, dass wir wieder etwas mehr von der Gnade Gottes und dem Werk des Herrn Jesus kennengelernt haben. Petrus ist ein Beispiel dafür. Er verleugnete den Herrn dreimal. Nach seinem Bekenntnis und seiner Wiederherstellung widmete er sich eifrig dem Werk, das der Herr ihm aufgetragen hatte, in dem Bewusstsein der Gnade, die ihm geschenkt worden war (2Pet 1,12–15).
17 - 19 Übertretung eines Gebotes
17 Und wenn jemand sündigt und eines von allen Verboten des HERRN tut, die nicht getan werden sollen – hat er es auch nicht gewusst, so ist er schuldig und soll seine Ungerechtigkeit tragen. 18 Und er soll einen Widder ohne Fehl vom Kleinvieh nach deiner Schätzung zum Priester bringen, zum Schuldopfer; und der Priester soll Sühnung für ihn tun wegen seines Versehens, das er begangen hat, ohne es zu wissen; und es wird ihm vergeben werden. 19 Es ist ein Schuldopfer; er hat sich gewiss an dem HERRN verschuldet.
Für das Übertreten eines Verbotes des HERRN darf nicht als Entschuldigung angeführt werden, dass uns das Verbot unbekannt gewesen wäre. Damit verhält es sich so, wie mit der Aussage: Von jedem Deutschen wird erwartet, das Gesetz zu kennen. Gesetze werden stets veröffentlicht; Verstöße werden geahndet. Sollte das, was in der Rechtsprechung eines Volkes selbstverständlich ist, in Bezug auf Gott etwa nicht gelten? So benehmen wir uns jedoch manchmal.
Selbst wenn wir noch jung bekehrt sind, haben wir doch den Heiligen Geist in uns wohnen, durch den wir alles wissen (1Joh 2,20.27). Also gibt es keine Entschuldigung dafür, etwas zu tun, was der Herr verboten hat. Was Er von uns will, ist immer anhand seines Wortes überprüfbar. Er wird nie etwas von uns erwarten, was im Widerspruch zu seinem Wort steht.
20 - 26 Sünde gegen den Nächsten
20 Und der HERR redete zu Mose und sprach: 21 Wenn jemand sündigt und Untreue gegen den HERRN begeht, indem er seinem Nächsten ein anvertrautes Gut ableugnet oder ein Darlehen oder etwas Geraubtes; oder er hat von seinem Nächsten etwas erpresst, 22 oder er hat Verlorenes gefunden, und leugnet es ab; und er schwört falsch über irgendetwas von allem, was ein Mensch tun mag, sich darin zu versündigen: 23 so soll es geschehen, wenn er gesündigt und sich verschuldet hat, dass er das Geraubte zurückerstatte, das er geraubt, oder das Erpresste, das er erpresst hat, oder das Anvertraute, das ihm anvertraut worden ist, oder das Verlorene, das er gefunden hat, 24 oder alles, worüber er falsch geschworen hat; und er soll es erstatten nach seiner [vollen] Summe und dessen Fünftel darüber hinzufügen; wem es gehört, dem soll er es geben am Tag seines Schuldopfers. 25 Und sein Schuldopfer soll er dem HERRN bringen, einen Widder ohne Fehl vom Kleinvieh, nach deiner Schätzung, zum Schuldopfer, zu dem Priester; 26 und der Priester soll Sühnung für ihn tun vor dem HERRN, und es wird ihm vergeben werden wegen irgendetwas von allem, was er getan hat, sich darin zu verschulden.
Jede Sünde gegen den Nächsten richtet sich zunächst auch gegen Gott. Jede Sünde betrifft auch Gott. Damit begeht man „Untreue“ gegen Ihn. Gott hat geboten, wie ich mich gegenüber meinem Nächsten verhalten soll. Wenn ich meinem Nächsten Unrecht tue, ihn belüge, etwas von ihm stehle oder welche Art Unrecht ich auch gegen ihn begehe, sündige ich damit auch gegen Gott. Dann begehe ich Untreue an der Beziehung zu Ihm, in der ich doch nach meinem Bekenntnis stehe.
Die Sache steht hier so vor uns, dass ich, wenn ich meinen Bruder oder meine Schwester benachteilige, auch Gott benachteilige. Mein Handeln gegen meinen Nächsten wird als ein Handeln gegen Gott angesehen. Darum sollte dem HERRN ein Schuldopfer gebracht werden. Auch hier sagt der HERR zu Mose, dass er den Wert dieses Schuldopfers bestimmen soll (Verse 15.25).
Das Neue ist hier, dass es, wenn jemand durch meine Sünde benachteiligt wird, nicht genügt, wenn ich mich im Licht Gottes selbst verurteile. Sicher ist das Verurteilen von Sünde im Licht Gottes nötig. Aber es kommt hinzu, dass ich das, worin ich gefehlt habe, auch wiedergutmachen soll.
Die Sünde gegen den Nächsten kann in einem Vertrauensmissbrauch bestehen. Mein Nächster kann mir etwas anvertrauen, mir etwas in Verwahrung geben, weil er denkt, dass es bei mir sicher aufgehoben ist. Es kann sich um ein Geheimnis oder ein anvertrautes Gut handeln. Wenn ich ein Geheimnis weitertrage oder das Gut verkaufe, sündige ich gegen ihn.
Eine weitere, vom HERRN genannte Sünde ist, dass jemand etwas geraubt hat. Rauben heißt, sich etwas zu nehmen oder mit Gewalt anzueignen, was einem anderen gehört. Auch den guten Ruf einer Person kann man rauben. Rauben ist auch, sich der Worte eines anderen zu bedienen und so zu tun, als ob es die eigenen wären, um dafür die Ehre einzuheimsen, die eigentlich dem anderen zusteht.
Eine weitere Sünde besteht darin, von seinem Mitmenschen etwas mit Gewalt zu erpressen. Wir können einen derartigen Druck auf jemanden ausüben, dass er uns Dinge gibt, die ihm gehören, die wir aber unbedingt haben wollen. So kann es etwa vorkommen, dass wir einen Bruder oder eine Schwester zwingen, ein gutes Zeugnis von uns abzulegen, wo wir doch in Wirklichkeit für uns selbst leben.
Sünde ist auch, wenn jemand einen verlorenen Gegenstand findet und ihn für sich behält. Auch in geistlicher Hinsicht können wir wissen, was unserem Bruder verloren gegangen ist, und es in diesem Sinn „gefunden“ haben. Wenn mein Bruder seinen Frieden verloren hat, und ich merke es, tue aber nichts dagegen, helfe ihm nicht, seinen Frieden wiederzufinden, und bestreite so, das Verlorene gefunden zu haben, bin ich schuldig.
Einen falschen Eid zu schwören, in welcher Sache auch immer, ist ebenfalls Sünde. Damit bekräftige ich, wider besseres Wissen, die Lüge auf Kosten der Wahrheit. Dadurch wird der andere unmerklich in ein schlechtes Licht gerückt. Das ist etwas sehr Gefährliches, wodurch dem anderen großes Unrecht zugefügt wird.
Bei einer Sünde gegen den Nächsten soll das Unrecht wiedergutgemacht werden. Das geschieht in erster Linie durch ein Bekenntnis vor Gott und vor der Person, deren Vertrauen ich missbraucht, deren Ruf ich geschädigt oder die ich irgendwie benachteiligt habe. Ich soll zurückerstatten, was ich weiterverkauft habe und jeden erlittenen Nachteil gut machen. Damit ist aber nur der Fehler beseitigt. Es sollen noch 20 % hinzugefügt werden.
Ich muss mehr zurückerstatten als den von mir verursachten Nachteil. Ich soll z. B. nicht nur nicht mehr lästern, sondern vielmehr den Nächsten ehren, indem ich Gutes über ihn rede. Ich vergüte nicht nur den Schaden, sondern füge ein Fünftel hinzu. Meine Haltung ihm gegenüber soll anders sein als vor meiner Sünde. Ich soll dem anderen mehr Respekt erweisen als vorher und mich darum bemühen, ihn nicht mehr zu benachteiligen, sondern ihm Gutes zu tun.