Einleitung
In Kapitel 23 ging es um die Wiederherstellung von Israel als Volk. Aber nicht nur das Volk steht Gott vor Augen, auch das Land. Land und Volk gehören zusammen. In diesem Kapitel geht es um das Land: „Mein ist das Land“ (Vers 23). Wenn das Volk so verarmen würde, dass das Land verkauft werden müsste, würde das Gottes Pläne nicht durchkreuzen. Er verspricht ein Jubeljahr. Darin soll wieder alles an seinen ursprünglichen Eigentümer zurückfallen.
1 - 7 Das Sabbatjahr
1 Und der HERR redete zu Mose auf dem Berg Sinai und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: 2 Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. 3 Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einsammeln. 4 Aber im siebten Jahr soll ein Sabbat der Ruhe für das Land sein, ein Sabbat dem HERRN; dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden; 5 den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht einernten, und die Trauben deines unbeschnittenen Weinstocks sollst du nicht abschneiden: Es soll ein Jahr der Ruhe für das Land sein. 6 Und der Sabbat des Landes soll euch zur Speise dienen, dir und deinem Knecht und deiner Magd und deinem Tagelöhner und deinem Beisassen, die sich bei dir aufhalten; 7 und deinem Vieh und den wilden Tieren, die in deinem Land sind, soll all sein Ertrag zur Speise dienen.
Diese Verse handeln von dem Sabbatjahr, nicht von dem Jubeljahr. Jedes siebte Jahr ist ein Sabbatjahr, jedes fünfzigste Jahr ein Jubeljahr. Es gibt eine Gemeinsamkeit. Beide sind ein Bild von dem Friedensreich. Der Unterschied liegt darin, dass das Sabbatjahr von Ruhe spricht (Heb 4,9) und das Jubeljahr von Wiederherstellung (Apg 3,21) und Freiheit (Röm 8,21).
Was der HERR über das Jubeljahr anzuordnen hat, sagt Er „zu Mose auf dem Berg Sinai“ (Vers 1; 3Mo 7,38; 26,46; 27,34). In dem Vorausgegangenen finden wir in besonderer Weise, dass der HERR aus dem Zelt der Zusammenkunft zu Mose spricht (3Mo 1,1). Das legt besonderes Gewicht darauf, dass Gott mit seinem Volk zusammenkommen will, um ihnen die Gedanken seines Herzens, die Er über sie hat, mitzuteilen. Hier geht es darum, was Gott in seinem Herzen hinsichtlich seines Landes hat. Darüber sprach Er schon mit Mose auf dem Berg Sinai, wo Er auch Mose die Stiftshütte zeigte, mit dem Wunsch, bei seinem Volk zu wohnen. Volk und Land gehören zusammen.
Das Sabbatjahr stand im Zeichen der Treue Gottes und in dem Glauben des Volkes an diese Treue. Im siebten Jahr durfte das Volk nicht säen, wohl aber ernten (Verse 21–23). Im siebten Jahr sollten sie von dem essen, was von selbst hervorkam. Gott würde dafür sorgen, dass es genug war. Er würde im sechsten Jahr aus dem Land so viel hervorkommen lassen, dass das Volk im sechsten, siebten und achten Jahr genug zu essen haben würde. Dass Er dies verheißen hatte, sollte dem Volk genügen. Im siebten Jahr durften sie nichts tun. Erst im achten Jahr durften sie wieder säen, sodass sie im neunten Jahr wieder ernten konnten.
Die Israeliten waren Pächter des Landes. Sie waren Knechte des HERRN (Vers 55). Gott will, dass sein Volk das gut versteht. Sechs Jahr lang durften sie von allem genießen, was das Land hervorbrachte. Aber für das siebte Jahr galt: „Mein ist das Land“ (Vers 23). Es handelte sich nicht um eine Strafe, sondern um einen Segen: Sie brauchten nicht zu arbeiten. Das sehen wir auch beim Einsammeln des Mannas. Am sechsten Tag würde das Volk die doppelte Menge sammeln können, sodass sie es am siebten Tag nicht sammeln brauchten.
Es ist ein „Sabbat des HERRN“ (Vers 4), nicht nur für das Volk oder für das Land. Es geht um die Ruhe Gottes. Das Einhalten des Sabbatjahres für das Land bedeutete, dass das Volk die Rechte Gottes auf das Land anerkannte. Diese Anerkennung sollte großen Segen bringen: Ruhe und Wohlstand für drei Jahre (Verse 20.22). Israel hat diese Sabbatjahre nie gefeiert, wie es sich auch an so viele Gebote Gottes nicht gehalten hat. Dann sorgte Gott dafür, dass sein Land zur Ruhe kam, als Er das Volk in die Gefangenschaft führte (2Chr 36,21).
Gott teilt seine Ruhe mit uns. Es ist die einzige Ruhe, die wirklich Ruhe genannt werden kann. Nur das, was Gottes Ruhe ist, kann auch unsere Ruhe sein. Gott ruht in dem Herrn Jesus und in seinem Werk – und das ist auch unsere Ruhe. Diese Ruhe dürfen wir jetzt bereits in unseren Herzen kennen. Bald wird sie auf der ganzen Erde sein. Der Herr möchte, dass wir auch jetzt schon Zeiten der Ruhe kennen, um mit Ihm zusammen das Erbteil zu genießen. Für uns bedeutet das: Genießen der Segnungen in den himmlischen Örtern.
Es wird noch eine Verordnung hinzugefügt bezüglich des Gebrauchs der Nahrung, die im Sabbatjahr von selbst hervorkommt: Diese Nahrung war für alle, nicht nur für den Besitzer des Landes. Diese Verordnung lehrt sie, dass sie barmherzig und freigebig sein sollen und andere mitteilhaben lassen sollen an der Milde Gottes, die darin zum Ausdruck kommt, was die Erde von selbst hervorbringt.
8 - 13 Das Jubeljahr
8 Und du sollst dir sieben Jahrsabbate zählen, siebenmal sieben Jahre, so dass die Tage von sieben Jahrsabbaten dir 49 Jahre ausmachen. 9 Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, den Posaunenschall ergehen lassen; am Versöhnungstag sollt ihr die Posaune ergehen lassen durch euer ganzes Land. 10 Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Land Freiheit ausrufen für alle seine Bewohner. Ein Jubel-[Jahr] soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zurückkehren zu seinem Geschlecht. 11 Ein Jubel-[Jahr] soll dies, das Jahr des fünfzigsten Jahres, euch sein; ihr sollt nicht säen und seinen Nachwuchs nicht ernten und seine unbeschnittenen Weinstöcke nicht lesen; 12 denn ein Jubel-[Jahr] ist es: Es soll euch heilig sein; vom Feld weg sollt ihr seinen Ertrag essen. 13 In diesem Jubeljahr sollt ihr jeder wieder zu seinem Eigentum kommen.
Das Sabbatjahr war außer einem Jahr der Ruhe auch in bestimmten Fällen ein Jahr der Wiederherstellung und Freiheit. So wird der hebräische Knecht im siebten Jahr freigelassen (2Mo 21,2) und Schulden werden erlassen (5Mo 15,1–18). Aber das Jubeljahr ging viel weiter. Da fand eine Wiederherstellung des Erbes statt. Alles kehrte in seine ursprüngliche Lage zurück, so wie Gott es beabsichtigt hatte. Personen werden frei, kehren in ihr Besitztum zurück, das Eigentum kam wieder in die Hände des ursprünglichen Eigentümers.
Das Wort „Jubel“ in „Jubeljahr“ bedeutet „Blasen des Widderhornes“. Das Wort „Jubeljahr“ kommt außer hier im dritten Buch Mose nur noch in 4. Mose vor (4Mo 36,4). Der Gedanke des Freilassens (Vers 10) kommt noch in Jesaja 61 vor, wo wir lesen: „Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen“ (Jes 61,1). In den folgenden Versen wird gesprochen vom „Jahr des Wohlgefallens des HERRN“ (Jes 61,2; Jer 34,8.15.17; Hes 46,17).
Im Durchschnitt betrachtet konnte jeder Israelit einmal in seinem Leben Zeuge davon werden, wie alles in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht wird. Dadurch werden sie einerseits an das Paradies erinnert, wo der Mensch auch nicht arbeiten musste, sondern frei genießen durfte von all dem, was Gott wachsen ließ. Andererseits erhielt er einen Vorgeschmack von dem zukünftigen Segen, den Gott Israel und der ganzen Erde geben wird unter der Regierung des Herrn Jesus im Tausendjährigen Friedensreich. Dann wird auch jeder von dem genießen, was die Schöpfung Herrliches hervorbringt.
In seiner Rede zu den Israeliten, in der Säulenhalle Salomos, spricht Petrus davon. Er ruft das Volk auf, zu bereuen und sich zu bekehren, „damit Zeiten [der] Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, den freilich [der] Himmel aufnehmen muss bis zu [den] Zeiten der Wiederherstellung aller [Dinge], von denen Gott durch [den] Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“ (Apg 3,20.21).
Das Jubeljahr (ein fünfzigstes Jahr) folgte auf ein Sabbatjahr (einem neunundvierzigsten Jahr). Das fünfzigste Jahr weist damit auch auf einen Neubeginn hin. Es ist damit so wie mit dem achten Tag, der auch auf eine Periode von sieben Tagen folgt. Dieser Neubeginn steht auch in Verbindung mit dem Himmel und den ewigen Dingen. Das Friedensreich kennt nicht nur eine irdische Seite, sondern auch eine himmlische (Mt 13,43a). Abraham schaute bereits danach aus (Heb 11,10; vgl. Dan 7,27). Die himmlische Ruhe und Herrlichkeit sollen auf die Erde abstrahlen.
Alles, was von Israel handelt, alle Prophetie, erfüllt sich einmal in dem Jubeljahr. Dort finden wir die endgültige Erfüllung der Pläne, die sich Gott vorgesetzt hat. Dann bricht das „Jahr des Wohlgefallens des HERRN“ (Jes 61,2) an. Für alle, die den Herrn Jesus angenommen haben, ist das „Jahr des Wohlgefallens“ schon gekommen (Lk 4,19.21). Beim Predigen des Evangeliums darf das schon mitgeteilt werden (2Kor 6,1.2).
Der Posaunenschall wird in dem fünfzigsten Jahr, ebenso wie in den vorausgegangenen Jahren, am ersten Tag des siebten Monats ertönen (3Mo 23,24). Aber im fünfzigsten Jahr wird er im siebten Monat nochmals ertönen. Auch am zehnten Tag, das ist der Versöhnungstag (3Mo 23,27), wird es Posaunenschall geben. Das ganze Land soll es hören (Vers 9). Das soll bedeuten, dass alle Stämme wieder in das Land zurückgekehrt sein werden und jeder Stamm wieder in seinem Erbteil wohnen wird, das Gott ihm zubereitet hat. Der Posaunenschall am ersten Tag des siebten Monats wird diese Wiederherstellung ankündigen. Diese Wiederherstellung wird auf dem Versöhnungswerk des Herr Jesus als dem „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ basieren (Joh 1,29).
Bevor die Posaune als Zeichen des Anbruchs des Jubeljahres ertönt, wird eine andere Posaune ertönen, die letzte Posaune, die Posaune Gottes. Wenn diese Posaune ertönt, wird die Gemeinde von der Erde aufgenommen und dem Herrn Jesus entgegengerückt werden in die Luft (1Kor 15,52b; 1Thes 4,15–18).
14 - 17 Das Jubeljahr als Ausgangspunkt
14 Und wenn ihr eurem Nächsten etwas verkauft oder von der Hand eures Nächsten etwas kauft, so soll keiner seinen Bruder bedrücken. 15 Nach der Zahl der Jahre seit dem Jubel-[Jahr] sollst du von deinem Nächsten kaufen, nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen. 16 Entsprechend der größeren Zahl von Jahren sollst du ihm den Kaufpreis mehren, und entsprechend der geringeren Zahl von Jahren sollst du ihm den Kaufpreis mindern; denn eine Zahl von Ernten verkauft er dir. 17 Und so soll keiner von euch seinen Nächsten bedrücken, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott; denn ich bin der HERR, euer Gott.
Bei dem Verkauf eines Landstückes wird in Wirklichkeit nicht das Land, sondern eine bestimmte Anzahl Ernten verkauft. Die Berechnung erfolgte ausgehend von dem nächsten Jubeljahr. Diese Art des Ausgleichs der Schulden verhinderte Kapitalismus (immer mehr besitzen) und Kommunismus (kein Besitz, alles für alle).
Aufgrund dieser Handlungsweisen konnte der Israelit zwei Arten von Land besitzen. Er besaß sein eigenes Erbteil und konnte noch Land haben, das er gekauft hatte. Letzteres war nur zeitlich sein Eigentum. Der Christ hat auch mit zwei Arten von „Land“ zu tun. Er besitzt ein eigenes Erbteil im Himmel. Das ist sein unverkäufliches Eigentum. Darüber hinaus besitzt er auch irdische Dinge. Die gehören ihm nicht selbst. Darüber ist er nur Verwalter. Die irdischen Dinge wird er zurücklassen müssen, sie bleiben nicht sein Besitztum. Er wird sich auch dafür verantworten müssen, auf welche Weise er damit umgegangen ist.
In Lukas 16 spricht der Herr Jesus über „das Fremde und das Eure“ (Lk 16,12). „Das Fremde“ sind unsere irdische Besitztümer, das „Eure“ sind unsere himmlischen Segnungen. Die Treue bei der Erfüllung unserer irdischen Aufträge und der verantwortungsvolle Umgang mit den irdischen Mitteln, die uns dabei zur Verfügung stehen, ist die Bedingung für unsere eigenen himmlischen Besitztümer.
Eine wichtige Anordnung für den Umgang mit den irdischen Dingen im Licht des vor uns liegenden „Jubeljahres“ lesen wir noch in 1. Korinther 7 (1Kor 7,29–31). Der Wert dessen, was wir „gekauft“ haben, soll bemessen werden nach der Zeit, die uns noch von dem „Jubeljahr“ trennt. Wir stehen kurz vor dem „Jubeljahr“. Je näher das Kommen des Herrn Jesus für uns ist, je mehr wir nach Ihm verlangen, desto geringer ist für uns der Wert der irdischen Dinge. Der Umgang mit den irdischen Dingen im Licht des nahe kommenden Jubeljahres wird uns davor bewahren, die Dinge zu suchen, „die auf der Erde sind“ (Kol 3,2).
Neben dem Gedanken, dass wir kurz vor dem „Jubeljahr“ stehen, ist auch die Furcht Gottes wichtig, wenn es um unsere Sicht der irdischen Dinge geht. Die irdischen Dinge gehören Ihm. Wenn wir sie für uns selbst gebrauchen, eignen wir uns an, was Ihm gehört. Er kann das nicht ungestraft geschehen lassen. Tatsächliche Gottesfurcht entsteht übrigens nicht so sehr aus der Angst vor Strafe, wenn wir etwas tun, was Er nicht gutheißt, sondern entsteht aus Ehrfurcht gegenüber Ihm, sodass wir das tun, was Ihm gefällt.
18 - 22 Segen beim Halten des Sabbatjahres
18 Und so tut meine Satzungen, und haltet meine Rechte und tut sie, so werdet ihr sicher wohnen in eurem Land. 19 Und das Land wird seine Frucht geben, und ihr werdet essen bis zur Sättigung und sicher darin wohnen. 20 Und wenn ihr sprecht: Was sollen wir im siebten Jahr essen? Siehe, wir säen nicht, und unseren Ertrag sammeln wir nicht ein –: 21 Ich werde euch ja im sechsten Jahr meinen Segen entbieten, dass es den Ertrag für drei Jahre bringe; 22 und wenn ihr im achten Jahr sät, werdet ihr [noch] vom alten Ertrag essen; bis ins neunte Jahr, bis sein Ertrag einkommt, werdet ihr Altes essen.
Der Genuss des Segens hängt ab von Glaubensgehorsam. Es erscheint ein Wagnis zu sein, ein Jahr nicht zu säen. Der Verstand sagt: Wie sollen wir Nahrung bekommen? Der Glaube vertraut auf Gottes Zusagen. Wer auf Ihn vertraut, wird nicht zu Schaden kommen. Ja mehr noch: Er erfährt seinen besonderen Segen. Wir lernen hierdurch: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch [den] Mund Gottes ausgeht“ (Mt 4,4). Es ist ein großes Gut, mit dem treuen Herrn Erfahrungen zu machen. Er wird dadurch verherrlicht, und die Seele wird mit Freude erfüllt. Diese Freude ist nicht in Geld auszudrücken.
Wenn sie Gehorsam bewiesen, konnten sie damit rechnen, sicher im Land zu wohnen, das bedeutet, dass äußerliche Sicherheit besteht, und auch innerlich für die Seele Ruhe und Vertrauen da sind, ohne Furcht vor Feinden. Um ihre Nahrung würden sie auch nicht fürchten müssen. Man wird bis zur Sättigung essen können. Durch den Segen Gottes kann mit wenigem viel geschehen. Durch Gehorsam verlieren wir nichts, aber gewinnen alles.
23 - 28 Lösung des Landes
23 Und das Land soll nicht für immer verkauft werden, denn mein ist das Land; denn Fremde und Beisassen seid ihr bei mir. 24 Und im ganzen Land eures Eigentums sollt ihr dem Land Lösung gestatten. 25 Wenn dein Bruder verarmt und von seinem Eigentum verkauft, so soll sein Löser, sein nächster Verwandter, kommen und das Verkaufte seines Bruders lösen. 26 Und wenn jemand keinen Löser hat, und seine Hand erwirbt und findet, was zu seiner Lösung erforderlich ist, 27 so soll er die Jahre seines Verkaufs berechnen und das Übrige dem Mann zurückzahlen, an den er verkauft hat, und so wieder zu seinem Eigentum kommen. 28 Und wenn seine Hand nicht gefunden hat, was erforderlich ist, um ihm zurückzuzahlen, so soll das von ihm Verkaufte in der Hand des Käufers desselben bleiben bis zum Jubeljahr; und im Jubel-[Jahr] soll es frei ausgehen, und er soll wieder zu seinem Eigentum kommen.
Der Ausgangspunkt für die Regelung des Lösens ist, dass das Land dem HERRN gehört. Ihm gehören die Erde und alles, was darauf ist (Ps 24,1). Aber Er hat dem Land Kanaan einen bestimmten Platz zugewiesen. Er hat in dem Land jedem Stamm und jeder Familie ihr Erbteil gegeben, und Er will, dass es so erfüllt wird. Durch die Untreue des Menschen konnte 49 Jahre ein Zustand der Verwirrung und des Elends herrschen. Aber das sollte nicht so bleiben. Es sollte ein fünfzigstes Jahr kommen, in dem alles wiederhergestellt werden sollte, sodass Gottes ursprünglicher Plan wieder sichtbar wurde.
Der Christ ist sich bewusst, dass die Lösung seines Erbteils noch kommen wird. Das Unterpfand dafür besitzt er bereits, nämlich „den Heiligen Geist der Verheißung, der [das] Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes“ (Eph 1,13b.14). Jeder, der sich durch den Geist leiten lässt, wird sich nicht verleiten lassen, etwas von seinem Erbe preiszugeben, indem er sein Glück auf der Erde sucht, um es jetzt und hier zu erleben.
Nun konnte es aber geschehen, dass jemand notgedrungen, weil er verarmt war, sein Land verkaufen musste. Aber gleichzeitig bestimmt der HERR, dass immer das Recht auf Lösung bestehen würde. Man musste nicht bis zum Jubeljahr warten. Jemand konnte auch in der Zwischenzeit seine Schuld einlösen und kam so wieder in den Besitz seines Erbes. Aber die Verrechnung sollte unter Berücksichtigung der Zeit bis zum Jubeljahr erfolgen.
Blieb jemand außerstande zu lösen, so bekam er in jedem Fall im Jubeljahr sein Land zurück, als einen besonderen Beweis der Gnade Gottes. Bei Nabot bestand keine Notwendigkeit, auf sein Erbe zu verzichten. Er schätzte sein Erbe und weigerte sich, es an Ahab zu verkaufen oder gegen den Weinberg Ahabs einzutauschen (1Kön 21,1–3). Ahab erlangt ihn nur durch die List Isabels (1Kön 21,7–10).
Die Fälle der Verarmung werden in diesem Kapitel immer bitterer. In Vers 25 ist die Rede davon, dass einer durch Verarmung „etwas von seinem Eigentum verkaufen muss“. In Vers 35 ist der Bruder so sehr verarmt, dass „seine Hand wankend wird“ und am Leben erhalten werden muss. Die Not ist groß. In Vers 39 ist der Bruder so verarmt, dass er sich selbst verkaufen muss. In Vers 47 finden wir die schlimmste Lage. Da verkauft sich ein verarmter Bruder an einen Fremdling.
Es kann jemand verarmen durch Krankheit oder falsches Handeln. In geistlicher Hinsicht ist Armut oft in ungesundem, krank machendem Tun begründet (Sünden) oder in einem Aufgehen in irdischen Beschäftigungen, einem falschen Verhältnis der Zeit, die in geistliche und irdische Dinge investiert wird.
Das Lösen des Landes konnte auf verschiedene Weise geschehen. Wer sein Land verkaufen musste, konnte einen „nahen Blutsverwandten“ haben, der als Löser auftreten konnte (Vers 25). Das lässt uns an den Herrn Jesus denken als den wahren „Blutsverwandten“. Er ist Blutes und Fleisches teilhaftig geworden (Heb 2,14a). Er hat durch sein Blut am Kreuz das Erbteil von der Schuld erlöst, die darauf ruhte. Das gilt sowohl für das Land Israel als auch für die ganze Schöpfung.
Ein Vorbild dieses Lösens sehen wir in der Geschichte von Boas und Ruth. Der Herr Jesus ist der wahre Boas. Boas war imstande, der verarmten Noomi und Ruth zu helfen, das Erbteil, welches Noomi verloren hatte, wieder an sie zurückzubringen (Rt 4,1–11). So wird einmal der Herr Jesus, als der wahre Boas (Boas bedeutet „in Ihm ist Stärke“), alles in den Besitz Gottes zurückbringen, dem ursprünglichen Eigentümer.
29 - 34 Verlust von Häusern
29 Und wenn jemand ein Wohnhaus in einer ummauerten Stadt verkauft, so soll sein Lösungsrecht bestehen bis zum Ende des Jahres seines Verkaufs; ein volles Jahr soll sein Lösungsrecht bestehen. 30 Wenn es aber nicht gelöst wird, bis für ihn ein ganzes Jahr voll ist, so soll das Haus, das in der ummauerten Stadt ist, für immer bei dessen Käufer verbleiben, bei seinen Geschlechtern; es soll im Jubel-[Jahr] nicht frei ausgehen. 31 Aber die Häuser der Dörfer, die keine Mauer ringsum haben, sollen dem Feld des Landes gleichgeachtet werden; es soll Lösungsrecht für sie sein, und im Jubel-[Jahr] sollen sie frei ausgehen. 32 Und was die Städte der Leviten, die Häuser der Städte ihres Eigentums betrifft, so soll ein ewiges Lösungsrecht für die Leviten sein. 33 Und wenn jemand von einem der Leviten löst, so soll das verkaufte Haus in der Stadt seines Eigentums im Jubel-[Jahr] frei ausgehen; denn die Häuser der Städte der Leviten sind ihr Eigentum unter den Kindern Israel. 34 Aber das Feld des Bezirks ihrer Städte soll nicht verkauft werden, denn es gehört ihnen als ewiges Eigentum.
Das Lösen von Häusern geht auf eine andere Weise als die Lösung von Land. Ein Haus ist kein Erbteil. Der Eigentümer bekam es nicht im Jubeljahr zurück. Er hatte ein Jahr Zeit, um es zurückzukaufen. Tat er das nicht, war sein Vorbesitz verloren. Das betraf ein Haus in einer Stadt mit Stadtmauer. Eine Mauer spricht von Absonderung. Wenn die Absonderung nicht verhindert, dass uns Dinge verloren gehen, verlieren wir diese Dinge. Wir haben dann nicht die rechte Absonderung zu Gott hin beachtet. Das Eindringen der Welt, der Verfall, ist nicht umkehrbar. Doch es gibt nach dem Verlust noch ein Jahr Zeit, um es zurückzubringen (Lk 13,8.9). Das ist Gottes Gnade.
Mit den Häusern in den Dörfern war es anders. Die wurden wohl frei bei der Lösung im Jubeljahr. So wie die Dörfer daliegen, so wird auch Jerusalem im Friedensreich sein, ohne Mauer. Dann gibt es keine Feinde mehr, die es nötig machen, eine Mauer zu haben.
Für die Leviten hatte Gott eine Ausnahme verfügt. Sie besaßen kein Erbteil, nur ihre Städte und Häuser. Sie bekamen ihr Haus im Jubeljahr wieder zurück.
35 - 55 Verhalten gegenüber Armen
35 Und wenn dein Bruder verarmt und seine Hand bei dir wankend wird, so sollst du ihn unterstützen; wie der Fremde und der Beisasse soll er bei dir leben. 36 Du sollst nicht Zinsen und Wucher von ihm nehmen und sollst dich fürchten vor deinem Gott, damit dein Bruder bei dir lebe. 37 Dein Geld sollst du ihm nicht auf Zinsen geben und deine Nahrungsmittel nicht auf Wucher geben. 38 Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euch das Land Kanaan zu geben, um euer Gott zu sein. 39 Und wenn dein Bruder bei dir verarmt und sich dir verkauft, so sollst du ihn keinen Sklavendienst tun lassen; 40 wie ein Tagelöhner, wie ein Beisasse soll er bei dir sein; bis zum Jubeljahr soll er bei dir dienen. 41 Dann soll er frei von dir ausgehen, er und seine Kinder mit ihm, und zu seiner Familie zurückkehren und wieder zum Eigentum seiner Väter kommen. 42 Denn sie sind meine Knechte, die ich aus dem Land Ägypten herausgeführt habe; sie sollen nicht verkauft werden, wie man Sklaven verkauft. 43 Du sollst nicht mit Härte über ihn herrschen und sollst dich fürchten vor deinem Gott. 44 Was aber deinen Knecht und deine Magd betrifft, die du haben wirst: Von den Nationen, die rings um euch her sind, von ihnen mögt ihr Knecht und Magd kaufen. 45 Und auch von den Kindern der Beisassen, die sich bei euch aufhalten, von ihnen mögt ihr kaufen und von ihrer Familie, die bei euch ist, die sie in eurem Land gezeugt haben; und sie seien euch zum Eigentum, 46 und ihr mögt sie euren Söhnen nach euch vererben, damit sie sie als Eigentum besitzen. Diese mögt ihr auf ewig dienen lassen; aber über eure Brüder, die Kinder Israel, sollt ihr nicht einer über den anderen herrschen mit Härte. 47 Und wenn die Hand eines Fremden oder eines Beisassen bei dir etwas erwirbt, und dein Bruder bei ihm verarmt und sich dem Fremden, dem Beisassen bei dir, oder einem Abkömmling aus der Familie des Fremden verkauft, 48 so soll, nachdem er sich verkauft hat, Lösungsrecht für ihn sein; einer von seinen Brüdern soll ihn lösen. 49 Entweder sein Onkel oder der Sohn seines Onkels soll ihn lösen, oder einer von seinen nächsten Blutsverwandten aus seiner Familie soll ihn lösen; oder hat seine Hand etwas erworben, so soll er sich selbst lösen. 50 Und er soll mit seinem Käufer rechnen von dem Jahr an, in dem er sich ihm verkauft hat, bis zum Jubeljahr; und der Preis, für den er sich verkauft hat, soll der Zahl der Jahre entsprechen; nach den Tagen eines Tagelöhners soll er bei ihm sein. 51 Wenn es noch viele Jahre sind, so soll er nach ihrem Verhältnis seine Lösung von seinem Kaufgeld zurückzahlen; 52 und wenn wenig übrig ist an den Jahren bis zum Jubeljahr, so soll er es ihm berechnen: Entsprechend seinen Jahren soll er seine Lösung zurückzahlen. 53 Wie ein Tagelöhner soll er Jahr für Jahr bei ihm sein; er soll nicht vor deinen Augen mit Härte über ihn herrschen. 54 Und wenn er nicht in dieser Weise gelöst wird, so soll er im Jubeljahr frei ausgehen, er und seine Kinder mit ihm. 55 Denn mir sind die Kinder Israel Knechte; meine Knechte sind sie, die ich aus dem Land Ägypten herausgeführt habe. Ich bin der HERR, euer Gott.
Dreimal kommt hier der Ausdruck vom „verarmten Bruder“ vor (Verse 35.39.47; vgl. Vers 25). Es geht um jemanden aus dem Volk Gottes, um einen Mitbruder oder eine Mitschwester. Ein Gläubiger kann im geistlichen Sinn verarmen. Er kann den Blick auf seine geistlichen Segnungen verlieren. Aber das bedeutet nicht, dass wir einen solchen verachten. Im Gegenteil, wir sollen einem solchen helfen und dabei das Jubeljahr im Auge behalten. Das Jubeljahr wird es wieder in Ordnung bringen. Dann werden sie zurückbekommen, was sie verloren hatten.
Ein Bruder durfte nicht von einem Mitisraeliten als Sklave gehalten werden. Der Grund dafür ist der, dass alle Israeliten Knechte des HERRN waren (Verse 42.55). Sie waren alle aus Ägypten erlöst, um frei zu sein. Dessen sollte sich jeder Israelit bewusst sein und durfte darum auch nicht über einen anderen Israeliten mit Härte herrschen und diese Situation ausnutzen. In praktischer Hinsicht gilt das auch für christliche Vorgesetzte, die sich bewusst sein sollen, dass auch sie einen Herrn im Himmel haben, also selbst auch Knechte sind (Kol 4,1). In geistlicher Hinsicht gilt für uns, dass wir einen Meister haben, und dass wir alle Brüder sind (Mt 23,8; vgl. 1Kor 7,23).
Wenn sich ein Israelit einem Fremdling als Sklave verkauft hatte, durfte sein Bruder ihn freikaufen. Nehemia scheint nach dieser Vorschrift gehandelt zu haben (Neh 5,8a). Der Herr Jesus ist der wahre Erlöser. Er wird diejenigen, die Er seine Brüder nennt, von der Macht ihrer Gegner erlösen. Er wird kommen und den Überrest Israels befreien. Er wird ihnen auch ihr Land und die Freiheit geben, um dort unter seiner segensreichen Herrschaft alles zu genießen, was Er versprochen hat.
Arm zu sein war nicht die Bestimmung Gottes für sein Volk. Es sollte keine Armen geben, wenn sie Ihm dienen würden. Dann würde ihr Land seine volle Ernte bringen. Armut und Hunger sind eine Folge von Untreue des Volkes. Auch heute gibt es für einen Gläubigen keinerlei Notwendigkeit, geistlich arm zu sein. Geistliche Armut ist oft das Ergebnis falscher Belehrung oder der mangelnden Bereitschaft, aus Gottes Wort die darin enthaltenen geistlichen Schätze auszugraben.