1 - 3 Heiligkeit
1 Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, dass ihr reichlicher zunehmt. 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet,
Die Themen, die Paulus in diesem Kapitel behandelt, schließen sich an die drei Schlüsselbegriffe am Ende des vorigen Kapitels an: Heiligkeit, Liebe und die Ankunft bzw. das Kommen Christi. In diesem Kapitel spricht Paulus in den Versen 1–8 über Heiligkeit, in den Versen 9 und 10 über Liebe und in den Versen 11–18 über das Kommen.
In den Versen 1–8 geht es also um Heiligkeit, und zwar besonders im Blick auf die Ehe. Heiligkeit steht mit der Dreieinheit Gottes in Verbindung: Du liest in diesem Abschnitt von dem Herrn Jesus, von Gott und vom Heiligen Geist. Sie sind die Quelle, um zu wahrer Lebensheiligung zu kommen. Heiligung ist nicht negativ, als ginge es nur um Dinge, die du nicht tun sollst. Es geht um das, was Gott geweiht ist. Das ist nicht möglich ohne die Absonderung von dem, was Gott nicht geweiht ist.
V1. Der Abschnitt fängt mit „Im Übrigen“ an, was andeutet, dass dem Brief noch etwas hinzugefügt wird. Die wichtigen Elemente des Glaubenslebens sind bereits behandelt worden, doch es gibt noch einige Dinge, die ebenfalls für das Glaubensleben nützlich sind. Das betrifft die Gefahren, denen die Thessalonicher als Folge ihrer früheren Gewohnheiten ausgesetzt waren. Die Menschen, die sie umgaben, lebten noch immer auf eine Weise, die völlig im Gegensatz zur himmlischen und heiligen Freude stand, über die er gesprochen hatte.
Wie so oft, spricht Paulus sie mit „Brüder“ an, um seine Verbindung mit ihnen und ihre Verbindung untereinander zu betonen. Er lässt sie dadurch deutlich spüren, dass er einer von ihnen ist. Das schafft die richtige Atmosphäre, um „bitten“ und „ermahnen“ zu können. Um es ihnen noch leichter zu machen, auf seine Ermahnung zu hören, weist er auf den Herrn Jesus hin. In Ihm findet seine Ermahnung ihren Ursprung, und in Ihm finden sie die Kraft, um seine Ermahnung zu Herzen zu nehmen.
In dem Wort „bitten“ schwingt Vertrautheit mit. Er bittet Gläubige um etwas, von denen er weiß, dass sie gern bereit sind, dem zu entsprechen. In dem Wort „ermahnen“ kommt seine väterliche Autorität zum Ausdruck. Seine Bitten und seine Ermahnungen schließen an das an, was er bereits früher über ihren Wandel und das Wohlgefallen Gottes gesagt hatte. Sie hatten es sich nicht nur angehört, sondern auch angenommen.
Der Wandel und das Wohlgefallen Gottes gehören zusammen. So liest du von Henoch, dass er mit Gott wandelte (1Mo 5,24) und Ihm dadurch wohlgefallen hat (Heb 11,5). Hier siehst du, wie eng „wandeln“ und „Gott wohlgefallen“ zusammengehören. Hebräer 11,5 ist ein Zitat aus 1. Mose 5, und zwar aus der sogenannten Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Da wird der Ausdruck „wandelte mit Gott“ in 1. Mose 5 mit „Gott wohlgefallen“ übersetzt (1Mo 5,24).
Die Kombination „wandeln“ und „Gott wohlgefallen“ war bei den Thessalonichern in Ordnung. „... wie ihr auch wandelt“ ist ein Zusatz, der die Thessalonicher vor Entmutigung bewahren sollte, die möglicherweise durch die Ermahnung aufkommen konnte. Paulus will verhindern, dass sie durch seine Bemerkung traurig werden, da sie bei ihnen ankommen konnte, als hätten sie mit seinen ernsten Anweisungen nichts angefangen.
Dennoch war es möglich, darin zuzunehmen, und dazu spornt Paulus sie an. Für dein Leben als Christ ist nämlich nichts gefährlicher, als anzunehmen, dass bei dir alles in Ordnung ist. Du willst mit und für den Herrn leben und dich dabei durch das Wort Gottes und seinen Geist leiten lassen. Du kannst ehrlich sagen, dass du nicht weißt, was du noch als Sünde bekennen solltest. Das ist nichts Falsches. Allerdings kann das bei dir ein Empfinden der Zufriedenheit und Genugtuung wachrufen. Solch ein Empfinden kann sich schleichend deiner bemächtigen, ohne dass du es auch nur mitbekommst.
Wenn du dein Leben mit dem des Herrn Jesus vergleichst, bleibt noch eine riesige Menge übrig, worin du zunehmen kannst. Du willst doch nicht behaupten, dass du in Bezug auf Hingabe und Abhängigkeit ausgelernt hast? Kennst du keine Situationen, in denen du dich völlig ohnmächtig fühlst? Es geht um geistliches Wachstum, um Wachstum in der Heiligkeit. Solange du auf der Erde bist, geht der Prozess des Wachsens immer weiter.
Dieser Wachstumsprozess findet nur dann statt, wenn du das Wort Gottes als deine tägliche Nahrung zu dir nimmst (Mt 4,4) und ihm gehorchst. Du wirst selbst beständig kleiner und der Herr Jesus wird beständig größer werden (Joh 3,30). Wenn du dich nicht täglich mit dem Wort Gottes ernährst, werden alte Gewohnheiten wieder neu Fuß bei dir fassen. Davor warnt Paulus. Es ist auch für dich sehr wichtig, diese Warnung zu Herzen zu nehmen.
V2. Paulus erinnert an die Gebote, die er ihnen gegeben hatte. Dabei ging es jedoch nicht um einen persönlichen Wunsch oder eine freundliche Bitte. Er entsprach damit dem Willen des Herrn. Der Herr Jesus ist die Autorität hinter seiner Ermahnung. Er will, dass die Gläubigen in ihrem Leben Gott wohlgefallen. Um dem zu entsprechen, muss jede Verbindung, die du im Leben eingehst, in Heiligkeit und Liebe geschehen. Du findest das hier besonders angewandt auf die Heiligkeit in der Ehe und auf die Bruderliebe.
V3. Wenn wir über Heiligung sprechen, geht es um den Willen Gottes. Wenn du dich vor dem Willen Gottes beugst und seinen Willen als Autorität in deinem Leben anerkennst, wirst du dich der Hurerei enthalten. Hurerei ist ein brutaler Angriff auf die Ehe. Hurerei (griech. porneia, wovon das uns bekannte Wort Porno abgeleitet ist) ist unerlaubter sexueller Verkehr, sowohl vor als außerhalb der Ehe. Hurerei in der Ehe wird auch Ehebruch genannt.
Zur Zeit des Paulus hatte sexuelle Unreinheit einen derart festen Platz im griechischen und römischen Leben, dass offensichtlich niemand das als eine abscheuliche Sünde gegenüber Gott und den Mitmenschen sah. Sie war Teil ihres rituellen Götzendienstes, wie es auch heute noch in vielen Teilen der heidnischen Welt der Fall ist. Deswegen wird diese Sünde an so vielen Stellen in der Bibel verurteilt. Und wer das nicht beachtet, wird von Gott gerichtet werden (Heb 13,4).
Auch für den ehemals christlichen Westen gilt, dass Hurerei nicht mehr als eine abscheuliche Sünde gesehen wird. Ob du nun verheiratet bist oder nicht, du lebst in einer Gesellschaft, in der die Ehe unglaublich ausgehöhlt wird. Sie befindet sich nicht mehr nur auf der schiefen Bahn, sondern wird von der Höhe in den Abgrund hinabgestoßen. Die sexuelle Moral befindet sich in völliger Auflösung. Es gibt kaum noch einen Film, in dem keine aufreizenden Szenen vorkommen. Die Werbung ist damit durchsetzt. Und die Flutwellen des Schmutzes, die durch das Internet angeboten werden, kennen kein Ende, weder an Menge noch an abscheulichem Inhalt.
Im Licht dieser Entwicklungen in den westlichen Ländern gewinnt dieses Wort an die Thessalonicher für uns enorm an Aktualität. Es ist durchaus kein überflüssiger Luxus, dieses Wort über Heiligkeit der Ehe erneut ganz oben auf die Agenda der Lebensnormen zu setzen. Die Thessalonicher waren von diesem Lebensstil befreit, doch sie waren von Menschen umgeben, die diesen Lebensstil immer noch pflegten. Die Gefahr, in einen alten Lebensstil zurückzufallen, bleibt immer bestehen. Um das zu verhindern, müssen handfeste Maßnahmen ergriffen werden. Es heißt hier, dass sie sich der Hurerei enthalten sollten. Das ist ihre Verantwortung, und das gilt auch für dich.
Es wird an deine Selbstbeherrschung appelliert. Verspürst du die Neigung, Sexhefte zu lesen oder „im Netz“ Pornoseiten aufzusuchen? Dann gib dieser Neigung nicht nach, sondern füll dein Denken schnellstmöglich mit dem, was vom Herrn Jesus ist. Zitiere Texte aus dem Wort Gottes. Es ist nicht entscheidend, welche das sind. Sorge dafür, dass du einige auf Vorrat hast. Bedenke, dass du den Geboten unterworfen bist, die hier durch den Herrn Jesus gegeben wurden. Gott will deine Heiligkeit. Er will dich für sich haben.
Wenn du schon zu weit gegangen und darin verstrickt bist, nimm Hilfe in Anspruch. Warte nicht länger damit. Deck die Sache auf. Geh zu jemandem, der dein Vertrauen hat, und sprich dich aus. Bekenne gemeinsam mit deiner Vertrauensperson deine Sünden und triff Vereinbarungen, die dir helfen, von dieser Versklavung loszukommen. Lies vor allem das Wort Gottes, denn die Wahrheit macht dich frei (Joh 8,32).
Lies noch einmal 1. Thessalonicher 4,1–3.
Frage oder Aufgabe: Schlage die folgenden Abschnitte auf, und nimm sie in dein Herz auf, sodass du sie zur Stützung für deine Heiligkeit gebrauchen kannst: Mt 5,3–9; 1Kor 6,13–20.
4 - 8 Der Wille Gottes
4 dass jeder von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse, 5 nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen; 6 dass er seinen Bruder nicht übersehe noch hintergehe in der Sache, weil der Herr Rächer ist über dies alles, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit. 8 Deshalb nun, wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat.
V4. Junge Gläubige stellen öfter die Frage: Wie kann man den Willen Gottes erkennen? Das ist eine sehr gute Frage. Darauf ist in einem konkreten Fall nicht immer gleich eine Antwort zu geben. Doch du hast im vorigen Vers jedenfalls sehr deutliche Worte über den Willen Gottes für einen bestimmten Bereich deines Lebens gehört. Gott will deine Heiligkeit im Blick auf die Ehe. Die konkrete Anwendung dieses Willens ist, dass du dich der Hurerei enthältst.
Dafür ist es nötig, dass du dein „eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen“ weißt. Der Begriff „Gefäß“ wird gelegentlich für Menschen gebraucht (Apg 9,15; Röm 9,22.23; 2Tim 2,21) oder für den eigenen Körper (vgl. 2Kor 4,7). In diesem Zusammenhang kann sowohl die eigene Frau gemeint sein (1Pet 3,7) als auch der eigene Körper. Für die Aussagekraft dieses Bibelverses ist das nicht ausschlaggebend. In beiden Fällen geht es einfach um die Frage, wie du damit in Heiligkeit und Ehrbarkeit umgehst.
Der Gegensatz dazu, nämlich wie die Nationen, die Gott nicht kennen, damit umgehen, macht klar, wie Gottes Kinder das in die Praxis umsetzen sollten. Solche, die Gott nicht kennen, wissen nicht, wie sie ihr „eigenes Gefäß“ auf die richtige Weise besitzen müssen. Die Folge der Leugnung des Schöpfers ist die Degradierung des Geschöpfes. Der degradierte Mensch gebraucht seine Frau zur Befriedigung seiner eigenen Lüste. Das Heidentum hat die Frau zu einem Lustobjekt herabgewürdigt. Das Christentum zeigt, dass die Frau genauso Erbe der Verheißungen Gottes ist wie der Mann (1Pet 3,7). Dass sie das schwächere Gefäß ist, soll für den Mann ein Anlass sein, mit ihr auf eine Weise umzugehen, wie es ihrem Frausein gerecht wird. Er soll ihr Sicherheit und Schutz bieten.
„... zu besitzen wisse“ bedeutet, dass du weißt, dass du den Körper bekommen hast, um damit Gott zu dienen. Heiligung bedeutet ja: abgesondert sein für Gott. Und „Ehrbarkeit“ bedeutet, dass du deinen Körper als Geschenk Gottes wertschätzt, um ihn für Ihn zu gebrauchen. Wenn du dieses Geschenk wertschätzt, wirst du damit nichts tun, was der Befriedigung deiner eigenen Lüste im Allgemeinen und der sexuellen Lüste im Besonderen dient. Wenn du verheiratet bist, ist deine Frau ein Geschenk Gottes. Wenn du dieses Geschenk wertschätzt, wirst du es nicht missbrauchen, um deine (sexuellen) Lüste zu befriedigen.
V5. Wenn mit „Gefäß“ der eigene Körper gemeint ist, ist klar, dass du deinen eigenen Körper nicht dazu missbrauchen darfst, gieriger Leidenschaft zu frönen. In diesem Zusammenhang nenne ich Selbstbefriedigung. Wenn du in der Selbstbefriedigung oft ein Ventil für deine Gefühle gesucht hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du als Verheirateter dafür die Ehe missbrauchen wirst. Du darfst die Ehe nicht als Lösung deiner sexuellen Begierden sehen. Die Sexualität muss auch im Ledigsein oder in der Verlobung am richtigen Platz gehalten werden. Darum ist es wichtig zu lernen, auf eine gute Art und Weise mit dem umzugehen, was Gott in der Sexualität gegeben hat.
V6. Dieser Vers geht noch einen Schritt weiter. Hier wird nicht nur der eigene Körper oder die eigene Frau missbraucht, sondern die Frau des Bruders. Paulus zieht eine scharfe Grenze. Das Teilen aller Besitztümer soll das wahre Christentum kennzeichnen, aber das gilt nicht für die Frau deines Bruders. Sie gehört ihm. Wer diese Grenze nicht beachtet, sondern sie überschreitet, fügt seinem Bruder großes Unrecht zu. Dieses Unrecht ist nicht einfach so durch ein schnelles Bekenntnis vom Tisch zu wischen (Spr 6,32–35), oft gezwungenermaßen abgelegt, nachdem man ertappt worden ist.
Eine immer öfter vorkommende Form der Hurerei ist die digitale Form. Das Internet ist das Mittel, das dazu reichlich Gelegenheit bietet. Das Angebot ist gigantisch und nimmt täglich zu. Viele Millionen Pornoseiten sind schlummernd vorhanden. Ein einfacher Mausklick erweckt sie zum Leben. Diese „stille“ Hurerei wird von einer ganzen Anzahl von Gläubigen ausgeübt. Manchmal bleibt es „aufgrund der Neugierde“ bei einem einzigen Mal. Es sind auch Fälle bekannt, wo es die Form von Sucht angenommen hat. Denk nicht, dass dir das nicht passieren kann. Nimm daher dieses ernste Wort, das auch dir gilt, zu Herzen: „Ich habe mit meinen Augen einen Bund geschlossen“ (Hiob 31,1); nimm dir also heilig vor, nicht nach etwas zu schauen, wodurch du verunreinigt wirst.
Der Herr rächt alles, was mit Hurerei zu tun hat. Das hatte Paulus ihnen gesagt, als er bei ihnen war, genauso wie er damals über die Drangsale gesprochen hatte (1Thes 3,4). Hier ergänzt er, dass er das ernstlich bezeugt hat. Diese Dinge müssen besonders betont werden. Eine Ermahnung reicht nicht aus. Dieses Böse ist so verbreitet und spricht so unsere eigene verdorbene Natur an, dass uns die Androhung der Rache des Herrn als ein Schreckensbild vor Augen geführt wird. Vielleicht werden wir dadurch davor bewahrt, dieses Böse auszuüben.
Solltest du erkennen müssen, dass du schon zu weit gegangen bist, so bring es an den Tag. Geh auf diesem Weg nicht weiter! Es ist möglich, davon umzukehren. Lass dich durch keine noch so kleine Stimme in deinem Inneren davon abhalten. Geh jetzt auf die Knie und bekenne Gott deine Sünden. Suche anschließend jemanden auf, der dein Vertrauen hat, und teile deine Not mit ihm. Lass dir helfen, damit du befreit wirst. Mit der Hilfe des Herrn und der anderer wird es dir gelingen. Doch du musst selbst wollen und deinen Willen in die Tat umsetzen. Wenn du wirklich auf den Herrn vertraust, wird Er dich frei machen, damit du ein geheiligtes Leben für Ihn führen kannst.
V7. Gott hat dich ja nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit. In den vorigen Versen bist du dazu aufgerufen worden, ein heiliges Leben zu führen. Damit war die Warnung verbunden, dass du, wenn du das nicht tust, den Herrn als Rächer auf deinem Weg finden wirst. Das Tun des Willens Gottes wird jedoch nicht nur durch die Furcht vor dem Gericht Gottes bestimmt. Ein positives Motiv, um ein Leben in Reinheit zu führen, findest du darin, den Plan Gottes für alle seine Kinder zu kennen. Als Er dich durch das Evangelium berief, tat Er das mit dem Ziel, dass du in deinem ganzen Wandel heilig wärest, wie Er heilig ist (1Pet 1,16).
Das Evangelium, das du angenommen hast, steht in schroffem Gegensatz zu der Unreinheit, die dich umgibt. Durch den Willen Gottes wurdest du da herausgenommen (Gal 1,4). Du passt nicht mehr dazu, und es passt nicht mehr zu dir. Gott hat dich in Heiligkeit berufen, das bedeutet, dass dein Leben ab dem Augenblick der Bekehrung in einer heiligen Atmosphäre gelebt wird.
V8. Mit einem „Deshalb nun“ beginnt Paulus die Zusammenfassung des Themas, mit dem er sich soeben beschäftigt hat. Du darfst das, was Gott über die Sexualität und die Ehrbarkeit und Reinheit und Größe der Ehe sagt, nicht verachten. Verachten heißt hier: beiseitestellen, für ungültig erklären, abweisen, verwerfen. Diese Warnung gilt dir als bekennender Christ. Du bist also in der Lage, entsprechend zu handeln.
Das „Verachten“ wird übrigens nicht sofort mit der gröbsten Form beginnen. Pass daher bei dir selbst auf, dass du in diesen Dingen nahe am Wort Gottes bleibst. In Gesprächen mit Menschen in deiner Umgebung, die das Wort Gottes nicht beachten, kann es dir passieren, dass du Verständnis für Beziehungen aufbringst, die absolut gegen das Wort Gottes sind. Verurteile diese Gedanken. Du verachtest Gott, wenn du in Gedanken etwas zulässt, das Er verurteilt. Du solltest besser das verachten, was Menschen darüber im Gegensatz zum Wort Gottes sagen.
Du siehst also, dass Paulus sich auf die höchste Autorität bezieht. Er war ein Diener, der die Anordnungen Gottes weitergab. Diese Anordnungen beiseitezuschieben bedeutete nicht, ihn, einen Menschen, beiseitezuschieben, sondern Gott selbst (vgl. 1Sam 8,7). Für jeden, der sexuelle Sünden als unwichtig abtut, hat Gott und sein Wort keinerlei Bedeutung. Das sollte bei dir nicht der Fall sein.
Gott hat dir seinen Heiligen Geist gegeben; die Betonung liegt auf „Heiligen“. Durch Ihn kannst du die Anordnungen Gottes beachten. Als du dich bekehrtest, hat Er Wohnung in dir genommen (Eph 1,13). In 1. Korinther 6 liest du, dass dein Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist (1Kor 6,18.19). Dort wird Er im gleichen Zusammenhang genannt, wie wir Ihn hier vor uns haben. Der Abschnitt dort endet mit: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib (1Kor 6,20). Wenn du an den Preis denkst, den der Herr Jesus für deine Erlösung bezahlt hat, kann es dann anders sein, als dass du für Ihn leben willst?
Lies noch einmal 1. Thessalonicher 4,4–8.
Frage oder Aufgabe: Weißt du dein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen? Gibt es Dinge, die du verbessern musst? Wie kannst du das umsetzen?
9 - 12 Bruderliebe und Werke
9 Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, dass wir euch schreiben, denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben; 10 denn das tut ihr auch allen Brüdern gegenüber, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen 11 und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, 12 damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draußen sind, und niemand nötig habt.
V9. Hier beginnt der zweite Teil von Kapitel 4. Nach der Liebe in der Ehe folgt jetzt die Liebe unter Brüdern. Es geht um die Liebe in der Familie, eine Liebe, die sich zu allen Angehörigen der Familie erstreckt. Diese Liebe wird in der Seele eines Gläubigen geweckt, sobald er ein Kind Gottes ist und dadurch der Familie Gottes angehört. Familienmitglieder haben zwar hin und wieder Streit miteinander, doch sie lieben einander so sehr, dass sie einen Streit so schnell wie möglich beilegen. Sie springen füreinander in die Bresche, setzen sich füreinander ein, sind füreinander da, und man kann sich auf den anderen verlassen. Das ist alles in der Natur enthalten.
Du brauchst Menschen nicht zu sagen, dass sie ihren Bruder oder ihre Schwester lieben sollen. Die gegenseitige Liebe der Familienmitglieder liegt in der Natur der Sache. Im natürlichen Leben ist die Sünde ein enormes Hindernis, um diese Liebe zu äußern oder zu erfahren. Familienangehörige können sich gegenseitig sehr viel Böses antun. Doch das ist ganz widernatürlich. Eine gestörte Beziehung innerhalb einer Familie schmerzt viel mehr, als wenn es jemand anderen betrifft. Beides ist nicht schön, doch in der Familie wird es besonders empfunden.
Um die Bruderliebe stand es bei den Thessalonichern gut. Bei ihnen war erkennbar, dass sie aus Gott geboren waren und dass sie die Natur Gottes besaßen. Die Natur Gottes ist Liebe. Sie kam bei ihnen wie von selbst zum Ausdruck. Paulus brauchte ihnen darüber nichts zu schreiben. Sie besaßen die Natur Gottes und waren dadurch von Gott unterwiesen. Sie hatten sich den Belehrungen Gottes geöffnet. Ihre Bekehrung war radikal. Für das Alte war kein Platz mehr. Dadurch bekam Gott Gelegenheit, in ihnen zu wirken, sodass seine Liebe zu anderen, die dieselbe Natur besaßen, ungehindert in ihnen zum Ausdruck kommen konnte.
Geschieht das bei dir nicht ebenso? Bruderliebe ist einer der beiden Beweise für eine echte Bekehrung. Der erste Beweis ist, dass du vor deiner Bekehrung die Welt liebtest und sie jetzt hassest. Der zweite Beweis ist, dass du früher eine Abneigung gegenüber Gläubigen hattest und sie jetzt liebst. Es ist durchaus möglich, dass du mit einem bestimmten Gläubigen nicht so gut auskommst. Das ändert jedoch nichts daran, dass du ihn oder sie liebst. Es kann sein, dass du Mühe hast mit dem, was jemand sagt oder tut. Bedenke, dass andere das auch mit dem haben können, was du manchmal sagst oder tust. Es geht darum, dass du den anderen als ein von Gott geliebtes Kind siehst, genauso wie du von Ihm geliebt bist!
V10. In anderen Gemeinden wie Philippi und Beröa, die in Mazedonien lagen, wusste man um die Wärme der Liebe der Thessalonicher. In einer harten, kalten Welt brauchen du und ich das Feuer der Bruderliebe; wir werden ermahnt, sie einander zu geben (1Pet 1,22). Dazu sind wir einander gegeben, und wenn wir sie einer den andern spüren lassen, können wir uns gegenseitig glücklich machen. Lieben tut man nicht mit dem Mund, sondern mit Taten (1Joh 3,18). Liebe kann nicht verborgen bleiben.
Wenn die Bruderliebe vorhanden ist und erfahren wird, werden Probleme unter Gläubigen nicht schnell die Chance haben, die Beziehungen untereinander zu stören. Die Bruderliebe bewahrt vor Schwierigkeiten oder vertreibt sie sogar. So wie die Wärme der Sonne einen Eiszapfen schmelzen lässt, wird die Bruderliebe die abgekühlten Beziehungen unter Gläubigen verändern. Liebe zur Wahrheit, die sehr wichtig ist, kann jedoch zu derart abgekühlten Beziehungen führen, wenn mit dem Verkehrten auch gleich die Person abgewiesen wird. Darum ist es sehr wichtig, auch die Wahrheit von der Bruderliebe in die Praxis umzusetzen!
Die Bruderliebe der Thessalonicher war nicht wählerisch, sie beschränkte sich nicht auf die eigene Gemeinde und schon gar nicht auf ein Grüppchen Gleichgesinnter innerhalb der Gemeinde. Sie hatten Liebe zu allen Brüdern, „die in ganz Mazedonien sind“ (Vers 10). Sektiererei war ihnen fremd. Keiner war da, den sie nicht liebten. Ein ungläubiger Historiker, der die gegenseitige Liebe der ersten Christen beobachtete, schrieb darüber am Ende des zweiten Jahrhunderts Folgendes: „Es ist unglaublich, das Feuer zu sehen, mit dem die Menschen dieser Religion einander bei ihren Bedürfnissen helfen. Sie sparen an nichts. Ihr erster Gesetzgeber [das ist der Herr Jesus] hat ihnen eingeschärft, dass sie alle Brüder sind.“ Könnten Menschen um uns her auch von uns solch ein Zeugnis geben?
Wie sehr die Thessalonicher in der Liebe zu den Brüdern auch Vorbilder waren – sie konnten offensichtlich dabei noch zunehmen. Bruderliebe ist nichts, wovon man sagen könnte, dass man sie völlig beherrscht. Es ist immer noch möglich, dabei zuzunehmen. Paulus sagt das nicht, um sie zu entmutigen, sondern um sie anzuregen und vor Selbstgenügsamkeit zu bewahren.
V11. Es kann auch sein, dass sie mit der Bruderliebe ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen waren und dass die Bruderliebe mehr der Sucht glich, sich in alles einzumischen. Das könnte erklären, warum er in Vers 11 von der Bruderliebe zum Leben in der Gesellschaft übergeht. Die Sorge füreinander birgt die Gefahr, dass wir anfangen, übereinander zu herrschen und uns gegenseitig vorschreiben, wie der andere zu sein hat. Dafür sollten wir keine Zeit haben. Jeder Christ sollte ein volles Tagesprogramm haben, ohne unruhig zu werden, wie die Dinge bei den Mitgläubigen laufen. (Das trifft natürlich nicht zu, wenn man eindeutig sündige Praktiken bei einem Mitgläubigen feststellt.)
Paulus hatte ihnen dazu klare Befehle gegeben. Es erwies sich als notwendig, sie daran zu erinnern. Es ist auch für dich gut zu wissen, dass du das Werk tust, das der Herr dir aufgetragen hat (Mk 13,34). Manchmal kommt es vor, dass junge Gläubige in ihrer ersten Begeisterung nur noch Bibelstudium machen und das Evangelium weitersagen wollen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht Gottes Wille. Er will, dass du mit deinen eigenen Händen arbeitest.
Es ist ein Missverständnis zu unterstellen, dass Menschen, die sich vollzeitig dem Werk des Herrn widmen können, heiliger sind oder sich auf einem höheren geistlichen Niveau befinden. Dieser Gedanke ist rein heidnisch. In Indien findet man zum Beispiel solche Menschen. Es müssen sehr klare und durch andere geistlich zu beurteilende Gründe vorliegen, wenn du deine Arbeit in der Gesellschaft aufgibst, um dich geistlicher Arbeit zu widmen. Paulus zeigt hier, dass heilige Menschen gewöhnlich mit ihren Händen arbeiten. Darin war er ihnen auch selbst ein Vorbild (1Thes 2,9).
Einige in Thessalonich arbeiteten nicht mehr. Möglicherweise hatten sie dafür fromme Gründe, dass sie beispielsweise auf die Wiederkunft des Herrn warteten. Konnte Er nicht jeden Augenblick kommen? Warum sollte man sich dann noch mit irdischen Dingen beschäftigen? Die Folge war jedoch, dass sie sich mit den Dingen anderer beschäftigten. Es ist geistlich nicht gesund, passiv auf das Wiederkommen des Herrn zu warten. Das Wiederkommen des Herrn zu erwarten ist prima, zugleich müssen wir allerdings unsere Arbeit tun, da wir sonst Dinge tun, durch die wir anderen Schaden zufügen.
V12. Du musst bedenken, dass die, „die draußen sind“, also die Ungläubigen um dich her, dich beobachten. Sie sehen, wie du dein Leben ausfüllst. Es wäre eine regelrechte Schande für den Namen des Herrn, wenn sie sähen, dass du mit verschränkten Armen dasitzt, ohne etwas zu tun, und inzwischen erwartest, dass andere dafür sorgen, dass es dir nicht an Essen und Trinken fehlt. Das geht natürlich nicht.
Gerade in einer Arbeitsumgebung hast du Gelegenheit zu zeigen, für wen du lebst und wen du erwartest. Der Herr Jesus preist dich dann glücklich: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird“ (Lk 12,43). Du kannst in deiner täglichen Beschäftigung ein schönes Mittel sehen, die Lehre Gottes, deines Heilandes, in allem zu zieren (Tit 2,10).
Bruderliebe ist nur innerhalb der Familie Gottes zu finden. Alle Ungläubigen befinden sich außerhalb. Du brauchst nichts von ihnen. Das meine ich nicht hochmütig, doch du würdest ihnen ein falsches Bild von einem Christen vermitteln, wenn du auf Kosten anderer, der Gesellschaft, leben würdest. Gott hat bestimmt, dass du für dein Essen arbeiten sollst. Diesen Auftrag gab Er bereits Adam. Der musste an die Arbeit, um den Segen, den Gott für ihn hatte, genießen zu können (1Mo 2,15). Nach dem Sündenfall hat Gott es als ein Gebot gegeben (1Mo 3,17).
Lies noch einmal 1.Thessalonicher 4,9–12.
Frage oder Aufgabe: Wie steht es mit deiner Bruderliebe, und wie kennen dich die, „die draußen sind“?
13 - 18 Der Herr holt uns heim
13 Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben. 14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen. 15 (Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. 16 Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; 17 danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein. 18 So ermuntert nun einander mit diesen Worten.)
V13. Paulus hatte den Thessalonichern schon das eine oder andere über die Ankunft des Herrn dargelegt. Sie hatten Unterricht über die Tatsache bekommen, dass der Herr Jesus mit allen seinen Heiligen kommen wird (1Thes 3,13). Wie sollte das nun im Einzelnen geschehen? Und dann die Frage in Bezug auf die, die schon entschlafen waren. Was würde mit ihnen geschehen, wenn der Herr jetzt käme? Man stelle sich vor, sie würden die Ankunft des Herrn verpassen!
Dieser Unwissenheit macht Paulus ein Ende. Damit beendet er auch ihre Verzweiflung. Sie waren traurig, so wie immer Traurigkeit da ist, wenn ein Geliebter stirbt. Wenn man wie die Ungläubigen keine Hoffnung hat, ist die Traurigkeit eine verzweifelte, nicht zu tröstende Traurigkeit.
V14. Die Antwort lässt der Traurigkeit Raum, jedoch mit einem Hoffnungsschimmer. Diese Hoffnung ist die Folge der Auferstehung des Herrn Jesus (1Pet 1,3). Darauf weist Paulus nun hin. Denn so wie Er auferstanden ist, werden alle auferstehen, die im Glauben an Ihn gestorben sind.
Du findest hier drei wichtige Glaubenswahrheiten:
1. Jesus ist gestorben und auferstanden.
2. Das musst du glauben, denn sonst bist du kein Christ (Röm 10,9).
3. Er kommt wieder und bringt dann alle mit, die durch Ihn entschlafen sind (wie Er das tun wird, beschreibt der Apostel in den folgenden Versen).
Entschlafen ist ein schöner Ausdruck. Der Gläubige stirbt nicht, sondern entschläft, weil der Tod seiner Macht beraubt ist. Der Tod ist ein Diener geworden, um den Gläubigen zum Herrn Jesus zu bringen (Lk 23,43), damit er bei Christus ist (Phil 1,23). Nach dem Entschlafen befindet sich der Gläubige in einem Zwischenzustand. Das heißt nicht, dass er dann kein Bewusstsein hätte und sich in einem sogenannten Seelenschlaf befände. Das steht in völligem Widerspruch zu den Schriftstellen, die ich gerade genannt habe. Auch die Geschichte in Lukas 16, wo der Herr Jesus uns einen Blick in das Jenseits gönnt, macht glasklar, dass die Lehre vom Seelenschlaf eine Irrlehre ist (Lk 16,19–31).
V15. Es muss ein großer Trost für die Thessalonicher gewesen sein, als sie hörten, dass ihre Geliebten durch die Auferstehung mit ihnen wieder vereinigt werden. Nun bleibt noch die Frage, wie der Herr Jesus mit allen seinen Heiligen zurückkommen wird. Um diese Frage beantworten zu können, hat Paulus ein Wort des Herrn, eine Offenbarung, empfangen.
In den Versen 15–18 berichtet Paulus darüber; man könnte es eine Einfügung nennen. Das war früher ein Geheimnis (1Kor 15,51.52). Kurz gesagt, legt er dar, dass der Herr Jesus mit allen seinen Heiligen (also auch mit dir und mir) zurückkommen kann, weil Er die Heiligen zuvor schon in den Himmel aufgenommen hat.
Zum Thema Kommen des Herrn Jesus auf die Erde war kein besonderes Wort des Herrn nötig. Vom Kommen des Herrn wird schon im Alten Testament gesprochen (z. B. Sach 14,3–5). Dort steht jedoch nichts vom Kommen des Herrn, um zunächst die Gemeinde aufzunehmen. Darüber spricht nur das Neue Testament.
Das findest du an verschiedenen Stellen:
1. in Johannes 14, wo die Betonung darauf liegt, dass Er persönlich kommt (Joh 14,1–3);
2. in 1. Korinther 15 wird betont, dass die Lebenden verwandelt werden (1Kor 15,51–57);
3. in Philipper 3 geht es um die Erlösung des Leibes (Phil 3,20.21);
4. und hier (1Thes 4,15–18) liegt der Nachdruck auf der Tatsache, dass die Entschlafenen dabei sein werden und sogar den Lebenden zuvorkommen werden, weil sie zuerst auferstehen werden.
Hier sieht man, dass Paulus die Ankunft des Herrn in seinen Tagen schon erwartete. Er sagt: „… wir, die Lebenden“. Dennoch sind schon Jahrhunderte vergangen, ohne dass der Herr gekommen ist. Das liegt nicht daran, dass Er, was die Erfüllung seiner Verheißung „ich komme bald“ betrifft, träge wäre. Dass Er noch nicht gekommen ist, ist seine Langmut, weil Er nicht will, dass Menschen verlorengehen, sondern dass alle zur Buße kommen (2Pet 3,9). Das heißt nun aber nicht, dass es noch einige Jahrhunderte dauern wird. Viele Zeichen weisen darauf hin, dass der Herr Jesus sehr bald die Verbindung mit seinem Volk Israel wieder aufnehmen wird. Bevor das jedoch geschehen kann, ist es nötig, dass die Gemeinde aufgenommen wird. Das steht also sehr nahe bevor!
V16. In diesem Abschnitt nun wird die Gemeinde auf eine besondere Weise gesehen. Du stellst dir vielleicht vor, dass der Herr Jesus die Gemeinde als seine Braut zu sich nimmt. Das ist natürlich auch wahr. Aber dann hast du doch einen anderen Blick auf das Ereignis, als es hier zu lesen ist. Hier lese ich, dass der Herr mit „gebietendem Zuruf“ die Gemeinde zu sich nimmt. Macht man das denn so mit einer Braut? Deswegen wird die Gemeinde hier als eine Armee von Soldaten gesehen, die auf das Kommando des Befehlshabers das Schlachtfeld verlässt, um in die Ruhe einzugehen.
Findest du es nicht auch bemerkenswert, dass in diesem Abschnitt fünfmal das Wort „Herr“ vorkommt? Das weist auf die Beziehung hin, die zwischen allen denen, die zur Gemeinde gehören, und ihrem Herrn besteht. Der Herr Jesus ist nicht der Herr der Gemeinde, sondern jedes einzelnen Gläubigen. Und wem gilt der Zuruf des Herrn? Allen Gläubigen, die zur Gemeinde gehören, und allen Gläubigen des Alten Testaments.
Ich denke, dass die „Stimme eines Erzengels“ besonders auf die Gläubigen aus Israel Bezug hat. In der Bibel ist lediglich von einem Erzengel die Rede, Michael (Jud 1,9). Er steht in besonderer Beziehung zum Volk Israel (Dan 10,13.21; 12,1).
Und dann ist noch von der „Posaune Gottes“ die Rede. So wie der Ausdruck „gebietender Zuruf“ zu einer Armee passt, ist das auch hier der Fall. Im römischen Heer ertönten drei Posaunen. Die erste Posaune bedeutete: Einpacken; die zweite Posaune: in Reih und Glied aufstellen, um loszumarschieren; und die dritte und letzte Posaune: Vorwärts, marsch!
Die Posaune Gottes ist die letzte Posaune. Die Stille Gottes wird unterbrochen. Nun kann der Augenblick des Einzugs all derer stattfinden, die Ihm angehören. Der Zuruf, die Stimme und die Posaune sind die begleitenden Geräusche der Ankunft des Herrn selbst. Das ist herrlich: „Der Herr selbst“. Er schickt nicht seinen vornehmsten Engel, einen mächtigen Fürsten, nein, Er kommt selbst.
Seine erste Handlung besteht darin, die Toten in Christus aufzuerwecken. So mächtig ist Er (Phil 3,20.21). Er hat seine Macht in der Überwindung des Todes gezeigt. Er stand aus den Toten auf (Röm 1,4). Das erinnert uns daran, wie David Goliath erschlug. Veranlasst durch seinen Sieg, wird er besungen, dass er seine Zehntausende erschlagen hat (1Sam 18,7). Er hatte nur einen erschlagen, doch wer solch einen Feind erschlägt, erschlägt das größte Heer.
Er, der den Tod überwunden hat, wird auch alle, die gestorben sind, aus den Toten auferwecken. Hier ist es noch auf die „Toten in Christus“ beschränkt. Alle ungläubigen Toten werden erst am Ende des 1000-jährigen Friedensreiches auferstehen (Off 20,5), um vor dem großen weißen Thron zu erscheinen und gerichtet zu werden (Off 20,11–15).
V17. Auf seinen gebietenden Zuruf hin (vgl. Joh 5,28.29; 11,43) kommen sie alle von den Orten, wo sie sich befinden, wie zerstreut die einzelnen Körperteile auch sein mögen. Die Gewalt seines Rufens fügt alle Teile zusammen und lässt eine neue Erscheinungsform entstehen. Diese neue Erscheinungsform bekommen auch die lebenden Gläubigen. Über diese Verwandlung spricht Paulus hier nicht. Das tut er in 1. Korinther 15 (1Kor 15,51–57). Man braucht beide Abschnitte, um zu sehen, was geschieht, wenn der Herr kommt.
Danach werden die auferstandenen und die lebendig verwandelten Gläubigen zusammen „entrückt“ werden. Mit diesem Wort „entrücken“ ist der Gedanke einer plötzlichen und mächtigen Wegnahme von einem zu einem andern Ort verbunden.
Danach findet die gewaltige Begegnung mit dem Herrn „in der Luft“ statt, in dem Bereich zwischen Himmel und Erde. Die Luft ist der Bereich Satans und seiner Dämonen (Eph 2,2). Das findet also in ihrem Hoheitsgebiet statt. Der Herr kommt uns entgegen. „Und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“ Du kannst sicher sein, dass du nie wieder von Ihm getrennt werden wirst. Niemals mehr wird eine Situation entstehen, wo du im Glauben, ohne Ihn zu sehen und durch böse Mächte versucht, deinen Weg gehen musst. Der Kampf ist vorbei. Die Ruhe ist gekommen.
V18. Wir dürfen uns gegenseitig ermuntern, indem wir uns auf das baldige Kommen des Herrn hinweisen, damit wir im Kampf bis zu dem Augenblick durchhalten, wo die Zeit unseres Dienstes beendet ist. Maranatha! (Das bedeutet: Der Herr kommt.)
Lies noch einmal 1. Thessalonicher 4,13–18.
Frage oder Aufgabe: Erwartest du täglich den Herrn?