1 - 6 Die Sorge von Paulus
1 Deshalb, da wir es nicht länger aushalten konnten, gefiel es uns, in Athen allein gelassen zu werden, 2 und wir sandten Timotheus, unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes in dem Evangelium des Christus, um euch zu befestigen und zu trösten hinsichtlich eures Glaubens, 3 damit niemand wankend werde in diesen Drangsalen. (Denn ihr selbst wisst, dass wir dazu gesetzt sind; 4 denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, dass wir Drangsale haben würden, wie es auch geschehen ist und ihr wisst.) 5 Darum habe ich ihn auch, da ich es nicht länger aushalten konnte, gesandt, um euren Glauben zu erfahren, ob nicht etwa der Versucher euch versucht habe und unsere Arbeit vergeblich gewesen sei. 6 Jetzt aber, da Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die gute Botschaft von eurem Glauben und eurer Liebe verkündet hat und dass ihr uns allezeit in guter Erinnerung habt, indem euch sehr verlangt, uns zu sehen, wie auch uns euch:
V1. Paulus hat soeben sein großes Verlangen nach seinen geliebten Thessalonichern geäußert. Sie sind für ihn eine Quelle tiefer Freude. Er wollte gern bei ihnen sein, um zu sehen, wie es ihnen erging. Es war eine große Ermutigung für ihn zu wissen, dass er sie beim Kommen des Herrn Jesus sehen würde. Und doch verlangte er unvermindert danach zu wissen, wie es ihnen geistlich ging.
Dieses Verlangen wurde so stark, dass er wissen musste, wie es ihnen ging. Er hielt es nicht länger aus, über ihren Zustand im Ungewissen zu sein. Er befand sich zu der Zeit in Athen (siehe Einleitung). Dort war auch Timotheus bei ihm, mit dem er ein besonderes Band der Gemeinschaft im Werk des Herrn genoss.
V2. Doch Paulus verzichtete auf das, was für ihn selbst wertvoll war. Sein Verlangen, etwas über die Thessalonicher zu erfahren, war so stark, dass er Timotheus zu ihnen sandte. Er spricht zwar in der „Wir“-Form, doch Paulus hatte die Leitung (siehe auch Vers 5). Mit dem „Wir“ zeigt er, dass er eine Entscheidung nicht im Alleingang traf, indem er von seinen Gefühlen mitgerissen wurde. Er handelte nicht unüberlegt.
Du siehst, dass Paulus auch Gefühle hatte. Er empfand ein starkes Band mit den Thessalonichern. An solchen Gefühlen ist nichts Verkehrtes. Im Gegenteil, sie gehören durchaus dazu. Die Verbundenheit mit Gläubigen muss erlebt werden. Gefühle dürfen allerdings nicht das Handeln bestimmen. Das muss der Herr tun. Dazu schenkt er dir auch Mitgeschwister.
Die Wertschätzung, die er für Timotheus hatte, wird dadurch unterstrichen, dass er von Timotheus als unserem „Bruder und Mitarbeiter Gottes“ spricht. Die Thessalonicher nahmen ihn als einen Bruder auf, der sowohl mit Paulus als auch mit ihnen verbunden war. Sie nahmen ihn auch als jemanden auf, der zusammen mit Paulus für Gott arbeitete. Der Bereich ihrer Arbeit und die Sphäre, in der sie ihrem Werk nachgingen, war das „Evangelium des Christus“ (vgl. 2Kor 10,14). Wer mit Herz und Seele im Evangelium Christi arbeitet, wird auch auf die richtige Art und Weise für die sorgen können, die dieses Evangelium angenommen haben.
Die Aufgabenbeschreibung für Timotheus war klar: Die Thessalonicher in ihrem Glauben befestigen und ermahnen. Die Gläubigen hatten es schwer. Man könnte meinen, dass daher Trost angebrachter wäre. Doch das muss nicht immer der Fall sein. Diese Gläubigen standen unter Druck. Sie erfuhren Feindschaft und wurden verfolgt. Was dann vor allem nötig ist, ist die Befestigung des Glaubens.
Wenn der Druck auf dich wegen deines Glaubens so zunimmt, dass du zu erliegen drohst, ist es nötig, dass du befestigt wirst, damit du standhaft bleibst. Petrus bekam denselben Auftrag vom Herrn wie Timotheus hier von Paulus, einen Auftrag, den er mit dem Schreiben seines ersten Briefes erfüllte (Lk 22,32; 1Pet 5,12). Jakobus hat dieselbe Botschaft für seine Leser (Jak 5,8).
Sie hatten auch Ermahnung nötig, im Sinne von Ermutigung, um durchzuhalten. Wenn ein lang anhaltender Druck auf dich ausgeübt wird, kannst du mutlos werden. Dann hast du Ermutigung nötig.
V3. Es geht darum, dass dein Glaube – das ist hier dein Glaubensvertrauen – nicht ins Wanken gerät. In dieser Gefahr steht jeder, der für den Herrn leben will. Unter starkem Druck zeigt sich, ob von einer echten Bekehrung die Rede sein kann. Wer geglaubt hat, weil das so froh macht, wird nicht nur wanken, sondern sicher zu Fall kommen (Mk 4,16.17).
Der Feind ist mit all seinen Angriffen darauf aus, deinen Glauben, dein Vertrauen auf Gott anzutasten. Wenn du es schwer hast, weil du glaubst, flüstert er dir zu, dass dieser, dein „feiner Gott“ dir ja schön in deinen Problemen geholfen hat. Und du dachtest doch, dass Er die Lösung deiner Probleme sei. Aber lass dich nicht verführen.
Bedrängnis ist Bestandteil der Errettung (Apg 14,22) und vom Herrn als etwas vorhergesagt worden (Joh 16,33), wozu wir bestimmt sind, als etwas, was ganz normal dazugehört. Sieh es also nicht als etwas Fremdes an, wenn es dich trifft (1Pet 4,12). Wer an Gott glaubt, also wirklich auf Ihn im täglichen Leben vertraut, wird verfolgt werden (2Tim 3,12).
Wenn es gut steht, dann weißt du das auch. Ich hoffe jedenfalls, dass du nicht aufgrund von Erfolgsstorys an den Herrn Jesus und an Gott geglaubt hast, sondern dass du nach einer eindringlichen Predigt dich selbst im Licht Gottes gesehen hast. Eine gesunde Predigt verspricht dem Glaubenden kein Leben ohne Gegenwind und ohne Sorgen. Nein, du wirst gerade abgelehnt und gehasst werden, so wie sie den Meister abgelehnt und gehasst haben (Joh 15,20).
V4. Noch einmal erinnert Paulus die Thessalonicher daran, was ihm und seinen Begleitern widerfahren ist (1Thes 2,2). Da er sich lebhaft vorstellen kann, was Drangsal bedeutet, ist sein ganzes Herz und sein volles Mitgefühl bei den Gläubigen in Thessalonich, die solch einen schweren Stand hatten.
V5. Warum war Paulus so beunruhigt? Vertraute er selbst nicht auf Gott, dass Er für die Gläubigen sorgen würde? Nein, es fehlte Paulus nicht an Vertrauen auf Gott. Aber er kannte die Kraft des Widersachers und die Weise, wie Gott zu Werk geht, um dem Widersacher zu widerstehen. Gott hat uns einander gegeben, damit wir uns gegenseitig unterstützen können. Nicht, dass wir dabei wieder nur aufeinander angewiesen sind. Bei allem, was der Herr uns aufträgt, sind wir von Ihm abhängig. Auf diese Weise will Er uns lehren, seine Gefühle und seine Sorgen zu teilen. Wenn wir so zu Werke gehen, wird Er in unserem Leben sichtbar.
Timotheus ist der Gesandte des Paulus und der Übersetzer seiner Gefühle. Wie kein anderer würde Timotheus beurteilen können, wie es den Thessalonichern ging. Er würde Paulus mit Informationen versorgen können, auf die er sich verlassen konnte. Paulus wollte wissen, wie es um ihren Glauben bestellt war. Er wollte wissen, ob ihr Glaubensvertrauen durch die Drangsal zunahm oder ob es geringer wurde, weil der Versucher einen Fuß zwischen die Tür bekommen hatte. Der Versucher ist kein anderer als Satan (Mt 4,3). Genauso wie Satan an den Herrn Jesus herantrat, tritt er an jeden Gläubigen heran. Wenn Kinder Gottes durch Leiden und Drangsal gehen, versucht er sie dazu zu bringen, Gott „Lebewohl“ zu sagen (Hiob 2,9).
Der Apostel fürchtete nicht einen Angriff auf ihren Glauben, sondern dass ein Angriff erfolgreich sein würde. Wenn Letzteres sich bestätigte, wäre seine Arbeit vergebens gewesen. Das will nicht heißen, dass sie verlorengingen, sondern dass sie nicht mehr als Christen lebten. Das Feuer ihres Zeugnisses würde erlöschen und in ihrem Verhalten würden sie sich wieder der Welt anpassen. Das war ein Gedanke, den er nicht ertragen konnte. Darum musste er Auskunft über den Zustand ihres Glaubens haben. Was du hier bei Paulus siehst, ist ein eindrucksvolles Beispiel von Nachsorge.
V6. Was für eine Erleichterung war es für Paulus, als er von Timotheus hörte, dass es um seine geliebten Kinder im Glauben gut bestellt war. Das war für ihn eine frohe Botschaft. Er lebte dadurch regelrecht auf. Eine große Last fiel von ihm ab. Man kann doch sehr gut beobachten, wie sehr eine gute Nachricht jemanden geistlich aufbauen kann. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen. Lasst uns die guten Nachrichten, die man weitergeben kann, einander nicht vorenthalten. Es ist so ermutigend, mit anderen das zu teilen, was der Herr in einer Gemeinde bewirkt hat. Dadurch wird Gott verherrlicht (Apg 21,19.20a).
Timotheus hatte gesehen, dass ihr Glaubensvertrauen nicht geringer geworden war. Es hatte der Drangsal standgehalten. Ihr Glaube war die Kraft, durch die sie der Bedrängnis widerstehen konnten. Im Glauben sahen sie aus der Bedrängnis zu Ihm hinauf, dem sie vertrauten, dass Er ihnen in der Drangsal beistehen würde. Und sie waren nicht beschämt worden. Durch die Bedrängnis hatten sie Ihn besser kennengelernt.
Durch die Bedrängnis erwies sich auch ihre gegenseitige Liebe. Sie wurden zueinander hingezogen. Gott gebraucht Bedrängnis, um das Band der Liebe enger werden zu lassen. Das hatte Timotheus festgestellt. Satan versuchte einen Keil zwischen die Prediger und die Gläubigen zu treiben. Das war ihm jedoch nicht gelungen. Die Thessalonicher dachten mit Dankbarkeit an die Männer zurück, die ihnen das Evangelium gebracht hatten. Sie verlangten sogar danach, sie wiederzusehen, ein Verlangen, von dem Paulus sagen konnte, dass es beidseitig war. Du kannst Paulus in „guter Erinnerung“ behalten, wenn du seine Briefe liest und danach handelst. Und wie erinnerst du dich an die Geschwister, die du nicht täglich siehst?
Lies noch einmal 1. Thessalonicher 3,1–6.
Frage oder Aufgabe: Was kannst du in diesem Abschnitt über Nachsorge lernen?
7 - 13 Liebe und Heiligkeit
7 deswegen, Brüder, sind wir in all unserer Not und Drangsal euretwegen getröstet worden durch euren Glauben; 8 denn jetzt leben wir, wenn ihr feststeht im Herrn. 9 Denn welchen Dank können wir Gott für euch vergelten wegen all der Freude, womit wir uns euretwegen freuen vor unserem Gott; 10 indem wir Nacht und Tag über die Maßen flehen, dass wir euer Angesicht sehen und vollenden mögen, was an eurem Glauben mangelt? 11 Er selbst aber, unser Gott und Vater, und unser Herr Jesus richte unseren Weg zu euch. 12 Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe zueinander und zu allen (wie auch wir euch gegenüber sind), 13 um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.
V7. Der Bericht, den Timotheus Paulus über den Glauben der Thessalonicher brachte, war ein großer Trost. Ihr Glaube hatte nicht nur standgehalten, sondern war sogar gewachsen (2Thes 1,3). Er brauchte Trost, weil er selbst in Not und Bedrängnis war. Seine Not kann sich auf den Mangel an materiellen Dingen beziehen, sie kann auch innere Not bedeuten, wodurch er sich geistlich niedergedrückt fühlte, mit verursacht durch seine Sorge um die Thessalonicher. Auch die körperlichen Drangsale, die er erfahren hatte, hatte er noch vor Augen.
V8. Wie groß ist dann das Bedürfnis eines Menschen an geistlicher Erquickung. Und nun dieser Bericht über ihren Glauben! Was für eine Erleichterung. Das Leben floss sozusagen wieder durch ihn. Jetzt, als er hörte, dass sie im Herrn feststanden, lebte er ganz und gar auf (vgl. 1Mo 45,26.27).
Du siehst, dass Paulus sich trösten ließ. So kannst du dich auch durch den Glauben eines anderen trösten lassen. Dass am Glauben des anderen noch das eine oder andere fehlt, braucht kein Hindernis zu sein, wie du hier siehst. Wer sich nicht trösten lässt, steht in Gefahr, verbittert zu werden. Das untergräbt das Glaubensleben.
V9. So wie Traurigkeit mit dem Tod zusammenhängt, gehört Dankbarkeit zum Leben. Paulus war voller Dankbarkeit über das, was er über ihren Glauben gehört hatte. Er dankte jedoch nicht den Thessalonichern für ihre Standfestigkeit, seine Dankbarkeit richtete sich an Gott. Gott hatte dafür gesorgt, dass sie bei allen Angriffen des Feindes standhaft geblieben waren. Das erfüllte ihn mit Freude, mit einer Freude, die er „vor .... Gott“ erlebte, das heißt in der Gegenwart Gottes, vor Gottes Angesicht, in Gemeinschaft mit Ihm. Echte, tief empfundene Freude erlebst du dann, wenn Gott dich tröstet. Das ist eine Freude, die dich zum Verursacher deiner Freude zurückbringt.
Die Freude des Paulus war so groß, dass er sich fragte, was er Gott dafür vergelten konnte. Er gibt darauf keine Antwort. Mit seiner Frage sagt er eigentlich, dass einfach kein Geschenk groß genug ist, um Gott zu zeigen, wie überaus dankbar er Ihm ist. Sagt das nicht viel über die Dankbarkeit des Paulus aus (vgl. Ps 116,12)? Gilt das nicht auch für all das, was du von Gott bekommen hast? Bist du auch überaus dankbar dafür? Bist du dann nicht auch auf der Suche danach, was du Ihm dafür zurückgeben kannst?
V10. Nach diesem so tröstlichen Bericht über ihren Glauben könnte man denken, dass Paulus diesen Sorgenbereich jetzt verlassen konnte, um sich auf andere Gemeinden zu konzentrieren. Das liest du hier jedoch nicht. Sein Verlangen nach ihnen wurde dadurch nur noch stärker. Er betete weiter, sie besuchen zu können. Er betete dafür „Nacht und Tag über die Maßen“. Er hatte sich „mit großem Verlangen“ befleißigt, zu ihnen zu kommen (1Thes 2,17). Jetzt flehte er „über die Maßen“ dafür, dass dies doch einmal geschähe. Bei „über die Maßen“ muss man an eine derart große Menge denken, die Grenzen überströmt und durch nichts einzudämmen ist. Sein Herz strömte über, wenn er zu Gott über sein Verlangen sprach, die Thessalonicher zu besuchen.
Sein Verlangen kam nicht aus dem Egoismus hervor. Es ging ihm um ihr geistliches Wohl (vgl. Röm 1,11). Als er bei ihnen war, wurde er zu einer vorzeitigen Abreise gezwungen. Dadurch hatte er sie nicht alles lehren können, was für ihren Glauben nötig war. Glaube ist hier die Glaubenswahrheit, der Inhalt dessen, was sie glaubten (Jud 1,3), oder, wie man auch sagen könnte, „die Lehre der Apostel“ (Apg 2,42). Nun wollte er gern seine Arbeit bei ihnen zu Ende führen. Er ging jedoch nicht selbst zu Werke. Er vertraute darauf, dass Gott sein Gebet erhörte, und zwar zu seiner Zeit und auf seine Weise. Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis sein Gebet erhört wurde. Wir können annehmen, dass Paulus, als er später in Mazedonien war, auch die Gläubigen in Thessalonich besucht hat (Apg 20,1.3). Den Brief, den er zwischenzeitlich schrieb, hat Gott in sein Wort aufnehmen lassen, sodass auch dem, was an deinem und meinem Glauben fehlt, entsprochen werden kann.
V11. In diesem Vers stehen Gott der Vater und der Herr Jesus auf einer Linie. Wenn zwei Personen genannt werden – das ist Mehrzahl –, erwartet man kein Tätigkeitswort in der Einzahl. Dennoch steht hier „richte“, das ist Einzahl. Das zeigt uns, dass Gott der Vater und der Herr Jesus hier als Einheit gesehen werden. Hier hast du einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass der Herr Jesus Gott ist. Sie befinden sich auf derselben Ebene und handeln auch vollkommen in Übereinstimmung miteinander. Der Wille des Vaters ist niemals im Gegensatz zum Willen des Sohnes, umgekehrt gilt dasselbe. Hier geht es darum, dass für Paulus der Weg zu den Thessalonichern geebnet wird.
Für dich und mich gilt dasselbe. Du darfst deinen Weg in die Hände göttlicher Personen legen. Sie haben die Mittel, dir einen Weg zu bahnen, ihn also von Hindernissen zu befreien. Der Vater selbst hat dich lieb (Joh 16,27), und der Vater ist der allmächtige Gott. Der Herr Jesus will dich in seinem Dienst gebrauchen und den Weg dazu ebnen. Der Herr Jesus wird mit dem Vater in Zusammenhang gebracht als dem, der die Wege der Menschen und besonders die seiner Diener lenkt. Das kann dir Ruhe auf dem Weg geben, den du zu gehen hast.
V12. Es könnte also noch ein Weilchen dauern, bis Paulus bei ihnen wäre. Doch bis zum Augenblick des Wiedersehens hat er einen Wunsch für sie. Er wünscht, dass der Herr sie in der Liebe zunehmen lässt (Vers 12) und dass sie dadurch bei der Ankunft des Herrn Jesus untadelig in Heiligkeit wären (Vers 13). Das sind die beiden Kennzeichen des Wesens Gottes, denn Gott ist Licht (1Joh 1,5) und Gott ist Liebe (1Joh 4,8.16).
Paulus spricht zunächst über die Liebe und danach über die Heiligkeit. Diese Reihenfolge ist wichtig. Nur wenn ein Überfluss an Liebe vorhanden ist, wird man zu echter Heiligkeit kommen. Heiligkeit bedeutet Absonderung mit dem Ziel, hingegeben zu sein. Absonderung ohne Liebe zu Gott und eine entsprechende Hingabe führt zu nichts anderem als zur Gesetzlichkeit der Pharisäer. Wo echte Liebe gefunden wird, wird von selbst auch Absonderung von allem stattfinden, was nicht mit der einen großen Liebe vereinbar ist. Heiligkeit bedeutet, das zu lieben, was Gott liebt, und das zu hassen, was Gott hasst.
Paulus selbst ist in seiner Liebe zu ihnen überströmend. Das ist ihnen ganz klar geworden. Seine Liebe zu ihnen soll für sie ein Ansporn sein, sich gegenseitig und auch alle Menschen auf dieselbe Weise zu lieben. Liebe ist das Kennzeichen des Lebens des Christen. Diese Liebe lässt sich nicht auf eine ausgesuchte Gruppe von Menschen beschränken, die nett zu dir sind und die du deswegen sympathisch findest. Es ist die Liebe Gottes, die sich uneigennützig auf jeden Menschen erstreckt. Diese Liebe ist durch den Heiligen Geist in dein Herz ausgegossen (Röm 5,5). Daher kannst du jeden Gläubigen lieben und kann sich diese Liebe zu allen Menschen erstrecken.
V13. Wenn die Liebe Gottes von deinem Herzen Besitz ergriffen hat und dein Herz befestigt, bist du in der Lage, in Heiligkeit zu leben. Johannes sagt das in seinem ersten Brief so: „Wer seinen Bruder liebt, bleibt in dem Licht“ (1Joh 2,10). Auf den ersten Blick scheint es hier nicht unbedingt um einen Ansporn zu gehen, in Heiligkeit zu leben. Paulus geht es ja darum, dass die Thessalonicher untadelig in Heiligkeit sind bei der Ankunft des Herrn Jesus. Da ist doch keine Rede mehr von einer Zunahme an Heiligkeit. Doch Paulus spricht nie über das Kommen des Herrn, ohne dass dies Einfluss auf unser Leben als Christen haben soll.
Hier geht es übrigens nicht um das Kommen des Herrn Jesus für die Gemeinde. Das kommt in Kapitel 4 an die Reihe (1Thes 4,15–18). Das kann man daran sehen, dass es hier um die Ankunft des Herrn „mit allen seinen Heiligen“ geht. Das ist sein Kommen auf die Erde zusammen mit der Gemeinde, nachdem Er sie zuvor aufgenommen hat.
Paulus weist auf das Endergebnis der Heiligkeit hin, die uns jetzt schon kennzeichnen sollte. Wer von der Liebe zum Herrn und den Seinen erfüllt ist, wird sich nicht mit der Unreinheit der Welt verbinden wollen. Ist es nicht dein Verlangen, jetzt schon immer mehr dem zu entsprechen, was wir später in Vollkommenheit sein werden? Es darf kein großer Übergang sein von unserem jetzigen Leben auf der Erde zu unserem Leben im Himmel. Dazu gibt es ein sehr schönes Beispiel in Henoch (1Mo 5,24). Henoch wandelte mit Gott. Ich stelle mir vor, dass er darin wuchs und immer enger mit Gott lebte. In einem bestimmten Augenblick war er dem Himmel so nahe, dass Gott zu ihm sagte: Komm ruhig herein. Meinst du, dass sich da für Henoch eine völlig andere Welt öffnete?
Lies noch einmal 1. Thessalonicher 3,7–13.
Frage oder Aufgabe: Denke einmal über den Zusammenhang von Liebe und Heiligkeit in deinem Leben nach.