1 - 2 Josia wird König von Juda
1 Acht Jahre war Josia alt, als er König wurde, und er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Jedida, die Tochter Adajas, von Bozkat. 2 Und er tat, was recht war in den Augen des HERRN; und er wandelte auf allen Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab.
Josia ist erst acht Jahre alt, als er anfängt zu regieren. Der Name seiner Mutter wird erwähnt, Jedida, was soviel wie „Liebling“ bedeutet. Sie ist die Tochter Adajas, was bedeutet: „Der HERR ist ein Schmuckstück“. Die Stadt Bozkat ist eine der Städte Judas (Jos 15,21.39).
Das allgemeine Merkmal Josias ist in Vers 2 dargestellt. Bei ihm findet sich nichts von den gottlosen Eigenschaften seines Vaters Amon und seines Großvaters Manasse. Im Gegenteil, er tut, was in den Augen des HERRN recht ist, und „wandelte auf allen Wegen seines Vaters David“. Er geht einen geraden Weg, ohne nach rechts oder links abzuweichen.
Es besteht immer die Gefahr, dass ein Gläubiger nach rechts, was für Gesetzlichkeit steht, oder nach links, was für Liberalismus steht, abweicht. Nur die Abhängigkeit vom Herrn kann uns vor Abweichungen nach einer der beiden Seiten bewahren.
3 - 7 Geld für die Wiederherstellung des Tempels
3 Und es geschah im achtzehnten Jahr des Königs Josia, da sandte der König Schaphan, den Sohn Azaljas, des Sohnes Meschullams, den Schreiber, in das Haus des HERRN und sprach: 4 Geh hinauf zu Hilkija, dem Hohenpriester, dass er das Geld zusammennehme, das in das Haus des HERRN gebracht worden ist, das die Hüter der Schwelle vom Volk eingesammelt haben, 5 damit man es in die Hand derer gebe, die das Werk betreiben, die am Haus des HERRN bestellt sind. Und sie sollen es denen geben, die das Werk tun im Haus des HERRN, um das Baufällige des Hauses auszubessern: 6 den Zimmerleuten und den Bauleuten und den Maurern und um Holz zu kaufen und behauene Steine, um das Haus auszubessern. 7 Doch soll das Geld, das in ihre Hand gegeben wird, nicht mit ihnen abgerechnet werden; denn sie handeln in Treue.
Wie bei allen guten Königen stehen Josias erste Regierungshandlungen im Zusammenhang mit der Sorge für den Tempel. Er beauftragt, den Tempel wiederherzustellen. Seine erste Sorge gilt dem Haus Gottes, das während der Herrschaft der Könige Manasse und Amon in Verfall geriet. Er befiehlt dem Schreiber Schaphan, dem Hohenpriester Hilkia zu sagen, dass er das Geld, das sich im Haus des HERRN befindet, für diese Wiederherstellung verwenden soll.
Josia hat in Schaphan einen treuen und gewissenhaften Helfer. Schaphan hat einige Söhne und einen Enkel, die treue Menschen sind wie er (Jer 26,24; 29,3; 36,10; 40,5). Diese Nachkommen haben einen positiven Einfluss gehabt. Sie sind gottesfürchtige Söhne. Es ist also möglich, eine gottesfürchtige Familie in einer gottlosen Zeit zu sein. Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, dass er einen Sohn hat, der zum Götzendiener wird (Hes 8,9–11).
Das Geld muss an diejenigen weitergegeben werden, die die Arbeit verrichten. Sie können dann die notwendigen Materialien kaufen. Sie können dies tun, ohne eine Quittung vorlegen zu müssen. Es ist immer gut, im Vertrauen zu geben, dass von demjenigen, dem es gegeben wird das Gute getan wird. Das bedeutet nicht, dass die Kontrolle verweigert werden kann. Kontrolle ist oft wohl gut. Kontrolle erfolgt nicht aus Misstrauen, sondern weil immer die Möglichkeit besteht, dass sich Menschen irren. Vertrauen darfst du nicht fordern, du sollst es aber geben.
8 - 11 Der Fund des Gesetzes
8 Und der Hohepriester Hilkija sprach zu Schaphan, dem Schreiber: Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des HERRN gefunden. Und Hilkija gab Schaphan das Buch, und er las es. 9 Und Schaphan, der Schreiber, kam zum König und brachte dem König Nachricht und sprach: Deine Knechte haben das Geld, das sich im Haus vorfand, ausgeschüttet und es in die Hand derer gegeben, die das Werk betreiben, die am Haus des HERRN bestellt sind. 10 Und Schaphan, der Schreiber, berichtete dem König und sprach: Der Priester Hilkija hat mir ein Buch gegeben. Und Schaphan las es dem König vor. 11 Und es geschah, als der König die Worte des Buches des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Kleider.
Nachdem der Schreiber von dem Auftrag erzählt hat, das Haus Gottes wiederherzustellen, schreibt er über den Fund des Buches „des Gesetzes im Haus des HERRN“. Darauf wird nun in seinem Bericht die Betonung gelegt. Was sich anschließt, ist die Wirkung dessen, was im Buch des Gesetzes steht, auf Josias Herz und Gewissen. Die Erweckung Josias ist durch das Finden des Wortes Gottes gekennzeichnet.
Dabei ist anzumerken, dass das Auffinden des Gesetzes im Zusammenhang mit der Sorge für den Tempel erfolgt. In einem geistlichen Sinn können wir die Anwendung machen, dass wir Gottes Wort, d. h. seine Bedeutung, entdecken, wenn unser Herz für seine Gemeinde schlägt, die heute Gottes Haus, ist. Wenn das Herz der gleichen Sache zugeneigt ist, der Gottes Herz zugeneigt ist, ist die richtige Gesinnung vorhanden, um von Gott aus seinem Wort unterwiesen zu werden.
Wir wissen nicht, was dieses Buch des Gesetzes ist, das sie finden. Es kann sich um die fünf Bücher Mose oder nur um das fünfte Buch Mose handeln. Das ist auch nicht wichtig. Was zählt, ist die Auswirkung dieses Fundes. Übrigens ist es eine große Gnade Gottes, dass Er sein Wort sozusagen an sein Volk zurückgibt. Es steht zwar da, dass Hilkia sagt, dass er das Gesetzbuch „gefunden“ hat, aber das bedeutet nicht, dass er danach gesucht hat. Gott sorgt dafür, dass er es findet.
Nachdem es gefunden wird, wird das Wort seinen unaufhaltsamen Lauf nehmen (vgl. 2Thes 3,1). Hilkia, der Hohepriester, hat es gefunden. Er gibt es Schaphan. Schaphan liest es dann. Danach geht er mit dem Gesetzbuch zum König. Dort angekommen, berichtet er zunächst über seine ursprüngliche Aufgabe in Bezug auf das Geld. Weiter hören wir nichts über die Arbeit am Tempel. Alle Aufmerksamkeit wird dem Wort und dem, was es tut, geschenkt.
Nach dem Bericht über das Geld erzählt Schaphan dem König von dem Gesetzbuch, das er von Hilkia erhalten hat. Er händigt es dem König nicht als eine Antiquität aus, die es zu bewundern gilt, sondern er liest es dem König wegen seiner Aktualität vor, um davon angesprochen zu werden. Der Bibel wird die größte Ehre erwiesen, wenn wir sie gläubig lesen, sie studieren, in unser Herz aufnehmen, was wir lesen, und in die Praxis umsetzen, was uns vom Herrn gesagt wird.
Das sehen wir bei Josia. Die Wirkung, die das Wort Gottes auf ihn hat, ist unmittelbar. Es ergreift ihn, oder noch besser, es überwältigt ihn. Er wird nicht nur vom Wort angerührt, sondern wird davon zutiefst getroffen. Josia fragt sich nicht, ob dies die Bibel ist, ob sie wohl wahr ist. Er argumentiert nicht, sondern das Wort wirkt in ihm. Er nimmt es an, „nicht als Menschenwort, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt“ (1Thes 2,13).
Für uns ist vielleicht eher das Gegenteil der Fall. Wir müssen nicht nach einer Bibel suchen. Oft haben wir mehrere Bibeln in verschiedenen Übersetzungen und verschiedenen Sprachen zur Hand, aber es bewegt uns oft nicht besonders, wenn wir sie lesen. Josia entdeckt die Bibel. Er macht einen großen Fund, er findet „eine große Beute“ (Ps 119,162). Es zerreißt sein Herz. Als Zeichen seiner inneren Betroffenheit zerreißt er seine Kleidung (vgl. Joel 2,13).
Es ist zu hoffen, dass wir dies jedes Mal erleben, wenn wir im Wort Gottes lesen. Das ist möglich! Wir können beten, dass der Herr uns sich selbst und seinen Willen in seinem Wort zeigt. Wenn Er in uns diesen aufrichtigen Wunsch sieht und auch, dass wir uns demütigen werden, wenn Er uns Dinge zeigt, die nicht gut sind, wird Er uns sich selbst und seinen Willen zeigen.
12 - 20 Das Wort des HERRN
12 Und der König gebot Hilkija, dem Priester, und Achikam, dem Sohn Schaphans, und Akbor, dem Sohn Michajas, und Schaphan, dem Schreiber, und Asaja, dem Knecht des Königs, und sprach: 13 Geht hin, befragt den HERRN für mich und für das Volk und für ganz Juda wegen der Worte dieses aufgefundenen Buches. Denn groß ist der Grimm des HERRN, der gegen uns entbrannt ist, weil unsere Väter nicht auf die Worte dieses Buches gehört haben, um nach allem zu tun, was unsertwegen geschrieben ist. 14 Da gingen der Priester Hilkija und Achikam und Akbor und Schaphan und Asaja zur Prophetin Hulda, der Frau Schallums, des Sohnes Tikwas, des Sohnes des Harchas, des Hüters der Kleider. Sie wohnte aber in Jerusalem im zweiten Stadtteil; und sie redeten zu ihr. 15 Und sie sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: 16 So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und über seine Bewohner: alle Worte des Buches, das der König von Juda gelesen hat. 17 Weil sie mich verlassen und anderen Göttern geräuchert haben, um mich zu reizen mit all dem Machwerk ihrer Hände, so wird mein Grimm entbrennen gegen diesen Ort und wird nicht erlöschen. 18 Zum König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den HERRN zu befragen, zu ihm sollt ihr so sprechen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Die Worte betreffend, die du gehört hast – 19 weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor dem HERRN gedemütigt hast, als du hörtest, was ich über diesen Ort und über seine Bewohner geredet habe, dass sie zur Verwüstung und zum Fluch werden sollen, und du deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe ich es auch gehört, spricht der HERR. 20 Darum, siehe, werde ich dich zu deinen Vätern versammeln, und du wirst zu deinen Gräbern versammelt werden in Frieden; und deine Augen sollen all das Unglück nicht ansehen, das ich über diesen Ort bringen werde. – Und sie brachten dem König Antwort.
Josia tut, was jede Seele tut, die von ihren Sünden zutiefst überzeugt ist und deshalb Angst vor dem Gericht hat. Jemand, der wirklich entdeckt, dass er ein Sünder ist, wird sich an Gott wenden und fragen, was er tun soll. Jeder Mensch, der vom Wort Gottes berührt wird und sieht, was er in Gottes Augen ist, hat diese Frage. Das Wort treibt in die Arme Gottes.
Diejenigen, die durch das Wort leben, kennen auch den Wert und vor allem die Praxis des Gebets. Josia möchte vom HERRN wissen, ob es noch Hoffnung gibt. Er sucht die Hoffnung bei dem, der auch das Gericht kommen lassen muss. Wir sehen bei Josia keine Spur von Hochmut. Er bringt seine Not zum HERRN, indem er anerkennt, dass er und das Volk das Gericht verdient haben. Er überlässt es dem HERRN, wie Er antworten wird.
Josia schickt zuverlässige Männer zu Hulda. Warum er zu einer Frau, der Prophetin Hulda, und nicht zu Jeremia oder Zephanja schickt, die zu seiner Zeit als Propheten wirkten, ist nicht klar. Sie sind vielleicht noch zu jung und unbekannt. Die Prophetin Hulda kennt er. Die Tatsache, dass er zu einer Prophetin geht, kennzeichnet jedenfalls die Zeit des Verfalls, wie in der Zeit des Auftretens von Debora, als der Verfall ebenfalls groß war (Ri 4,1–9).
Der Name ihres Mannes wird ausdrücklich erwähnt, ebenso auch der Name seines Vaters und Großvaters sowie sein Beruf als Hüter der Priesterkleidung. Huldas Mann kümmert sich um die Kleidung der Priester. Im geistlichen Sinne bedeutet dies, dass er auf das Verhalten der Gläubigen achtet, ob dies im Einklang mit ihrem Bekenntnis steht.
Hulda kennt Gottes Gedanken in Bezug auf die Praxis des Lebens des Volkes Gottes. Ein Prophet oder eine Prophetin gibt Aussagen von Gott im Hinblick auf aktuelle Situationen weiter. Eine solche Person kann das Wort auf solche Situationen anwenden. Josia erlebt dies auch durch die Botschaft, die sie für ihn hat.
Hulda muss von Josia im Namen des HERRN als „der Mann“ und nicht als „der König“ sprechen. Vor dem HERRN ist in seiner Rechtsprechung all die Würde, die Josia als König hat, nicht von Bedeutung. Der HERR sagt Hulda, was Er Josia zu sagen hat und was sie weitergeben soll. Es beginnt mit einer Wiederholung dessen, was Josia vorgelesen wurde und was ihn zur Verzweiflung gebracht hat. Zum dritten Mal hören wir die Ankündigung von Gottes Strafe für sein Volk. Was Hulda tut, ist nichts anderes, als die Worte Gottes zu sprechen.
Dann ist da noch ein Wort für Josia persönlich. Dieses persönliche Wort ist an ihn gerichtet als „dem König von Juda“. Es ist ein Wort der Ermutigung. Der Grund dafür ist seine Demütigung, die der HERR bemerkt hat. Der HERR sieht diese Demut in seinem Herzen und er hat auch die äußeren Merkmale des Zerreißens seiner Kleidung und seiner Tränen wahrgenommen.
Von Josias Vater Amon lesen wir, dass er sich vor dem HERRN nicht gedemütigt hat (2Chr 33,21–23). Sein Vater Manasse demütigte sich, wurde aber wegen seiner eigenen Sünden gezwungen, dies zu tun. Josia demütigt sich nicht wegen seiner eigenen Sünden, sondern wegen einer gemeinsamen Schuld. Er demütigt sich wegen der Sünden des Volkes und seiner Väter. Er macht sich damit eins.
Die Ermutigung ist, dass der HERR ihn zu seinen Vätern versammeln wird und dass er in Frieden in seinem Grab beigesetzt wird. Er wird nichts von dem Unglück sehen, das der HERR über Jerusalem bringen wird.
Die Männer, die er zu Hulda geschickt hat, berichten ihm, was der HERR durch Hulda gesagt hat. Die Auswirkungen werden wir im nächsten Kapitel sehen.