1 - 5 Herren, Gebet, Wandel
1 Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist, da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt. 2 Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung; 3 und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden, um dessentwillen ich auch gebunden bin, 4 damit ich es offenbare, wie ich es reden soll. 5 Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend.
V1. Nachdem in den vorigen Versen die Knechte angesprochen wurden, lesen wir nun von einem Wort an die „Herren“. Paulus verhandelt nicht, um die Knechte frei zu bekommen, ruft aber wohl zur Zahlung eines angemessenen Lohnes auf. Die Betonung liegt nicht auf Gunst, sondern auf Gerechtigkeit. Die Belohnung muss „recht“ sein, das bedeutet, dass allen bei gleicher Leistung der gleiche Lohn gegeben wird. Das schließt aus, dass einige aufgrund persönlicher Bevorzugung mehr oder weniger bekommen. „Billig“ scheint mehr auf die Höhe der Belohnung als korrekte Wertschätzung der erbrachten Leistung hinzuweisen. Jeder christliche Arbeitgeber muss sich immer wieder fragen, was angemessen ist. Er soll sich dabei bewusst sein, dass auch er einen Herrn im Himmel hat, der ihm entsprechend dem Maß zumessen wird, mit dem er gemessen hat.
Alle vorhergehenden Anweisungen können nur von Kindern Gottes befolgt werden. In Familien von Gläubigen brauchen keine Eheprobleme und Familienstreitigkeiten zu entstehen. Als christlicher Arbeitnehmer brauchst du dein Heil nicht in einer Gewerkschaft zu suchen. Ein christlicher Arbeitgeber braucht nicht unter Druck gesetzt zu werden, seinen Arbeitnehmern das zu geben, was ihnen zusteht. Der Christ kann in allen diesen Beziehungen zeigen, dass er mit Christus verbunden ist. Dadurch ist er in der Lage, in der alten Schöpfung die Kennzeichen des neuen Menschen zu entfalten. So wird er „würdig des Herrn“ wandeln (Kol 1,10), und deshalb haben wir doch diesen Brief in die Hände bekommen.
V2. Nachdem der Apostel nun einige Gruppen besonders angesprochen hat, wendet er sich nun wieder an alle Christen. Er spricht zu ihnen über Themen, die für jedes Glied des Volkes Gottes gelten, egal, ob Mann oder Frau, Eltern oder Kind, Knecht oder Herr.
Er beginnt mit Gebet und spornt an, darin zu verharren. Verharren im Gebet bedeutet nicht, dass du ab und zu einmal betest, wenn du es schwer hast. Jeder kann zu Gott rufen, wenn er in Not ist. Wer im Gebet verharrt, bleibt in Gemeinschaft mit Gott, im Bewusstsein der Abhängigkeit von Ihm. Auch bleibst du durch das Gebet in seiner Nähe und vertraust auf seine Bereitschaft, dir zuzuhören. Wenn in deinem Leben etwas schiefgegangen ist, wirst du entdecken, dass es oft daran lag, dass du nicht im Gebet verharrt hast. Oder – und das ist genauso wichtig – dass du zwar gebetet hast, darin jedoch nicht wachsam gewesen bist (vgl. Mt 26,41). Das bedeutet, dass du dafür sorgen musst, dass du während des Betens nicht einschläfst oder die Gedanken dabei nicht in alle Richtungen schweifen. Dein Gebet ist dann nicht mehr effektiv. Wenn du dann „Amen“ sagst, weißt du kaum noch, wofür du gebetet hast.
Wenn du ausharrend betest und wachsam bist, bist du dir bewusst, dass Gott wirkt und dich nicht verlässt. Daher können deine Gebete immer mit Danksagung geschehen. Gebet und Danksagung gehören zusammen. Danksagung gehört nicht nur zu Gebetserhörungen. Du kannst dem Herrn auch dafür danken, dass alles, was du Ihm sagst, bei Ihm in guten Händen ist.
V3. Wenn du wachend betest, wirst du auch voller Hingabe mit dem Werk des Herrn verbunden sein. Das ist in der Bitte des Paulus enthalten, für ihn und seine Mitarbeiter zu beten. Genauso wie Paulus wird jeder, der einen Dienst für den Herrn tut, ein Bedürfnis nach dem unterstützenden Gebet anderer haben. Paulus bittet die Kolosser, für eine geöffnete Tür zu beten. Damit meint er nicht die Tür des Gefängnisses, sondern eine geöffnete Tür für das Wort. Offene Türen sind Gelegenheiten, die Gott zum Predigen gibt (1Kor 16,9; 2Kor 2,12). Wie viel Ursache zum Danken hatten die Kolosser selbst, dass das Wort Gottes zu ihnen gekommen war (Kol 1,5.6). Die Aufforderung zur Fürbitte wird bei ihnen sicher einen Widerhall gefunden haben. Denk einmal daran, was du alles empfangen hast, weil jemand dir das Wort Gottes gebracht hat. Es kann nicht anders sein, als dass auch du dafür betest, dass andere dieses befreiende und reiche Wort hören. Du wirst beten, dass Gott seinen Dienern Gelegenheiten gibt, sein Wort zu predigen.
Normalerweise warten Menschen nicht auf eine Predigt dieses Inhalts. Das hat Paulus auch erfahren. Das Reden über das Geheimnis hatte ihn ins Gefängnis gebracht. Das macht übrigens mit einem Schlag klar, dass das Geheimnis ihm nicht erst während dieser Gefangenschaft offenbart wurde. Manche verkündigen diesen Irrtum, doch lass dich nicht verführen. Hier ist nicht der Ort, weiter darauf einzugehen, doch es ist gut, dass du das weißt. Was das Geheimnis ist, hast du inzwischen aus dem Brief an die Epheser und aus diesem Brief gut verstanden.
V4. Für die Verkündigung dieses Geheimnisses lebte Paulus, litt er und bat er um Fürbitte. Er bittet für die Predigt nicht nur um Bewegungsfreiheit, sondern auch um Klarheit und Freimütigkeit. Er wollte nicht durch eine tiefsinnige Predigt, die über die Köpfe hinwegginge, die Aufmerksamkeit auf sich selbst ziehen. Er suchte keine menschliche Wertschätzung. Das Wort Gottes ist einfach und klar. Auch du darfst dafür beten, dass alle, die einen Dienst in der Predigt des Wortes Gottes haben, das in verständlicher Sprache tun können. Nur dann können Herzen und Gewissen erreicht werden und sich für den Reichtum des Wortes öffnen.
V5. Nach dem Ansporn zum Gebet und zur Fürbitte spricht Paulus nun über den Wandel der Kolosser. Es ist wichtig, dass du das, wofür du im Gebet bittest, nicht durch ein abstoßendes Verhalten zunichtemachst. Die Ungläubigen um dich her stehen außerhalb des Kreises der Christen. Sie sind diejenigen, „die draußen sind“ (1Kor 5,12.13; 1Thes 4,12; 1Tim 3,7). Sie gehören zur Welt und sind nicht mit dem Herrn Jesus verbunden. Sie sind aber doch scharfe Beobachter. Dazu kommt, dass die Welt eine feindliche Welt ist. Lass dich also nicht durch das freundliche Gesicht, das die Welt manchmal zeigt, betrügen. In Wirklichkeit nimmt sie sehr schnell an Dingen Anstoß, die du tust, obwohl du nichts Böses damit im Sinn hast. Achte daher darauf, dass du jeden möglichen Anlass vermeidest, den ein Ungläubiger nutzen könnte, um dein Christsein ins Gerede zu bringen. Weisheit ist es, den Herrn zu fürchten und vom Bösen zu weichen (Spr 9,10; 14,16) und sich von jeder Art des Bösen fernzuhalten (1Thes 5,22).
Im ersten Teil von Vers 5 hast du gesehen, dass dein Wandel als Christ in der Welt mit Weisheit geschehen muss. Dann entkommst du allerlei Fallstricken und vermeidest verkehrte Eindrücke. Doch das ist nicht das Einzige, woran man Weisheit erkennen kann. Wenn das so wäre, würde Weisheit eine negative Einstellung bewirken. Du entkommst dieser Gefahr, indem du das tust, was im zweiten Teil von Vers 5 steht. Dort wird gesagt, dass du einen positiven Gebrauch von der Weisheit machen kannst, indem du die gelegene Zeit auskaufst oder ausbeutest. Das heißt, dass du darauf aus bist, aus jeder Gelegenheit, die der Herr gibt, den größtmöglichen Gewinn für Ihn herauszuholen. Das hat mit dem höchsten Marktwert einer Sache zu tun, in diesem Fall der Zeit. Das steht im Gegensatz dazu, dass du deine Zeit vertust, verschwendest und vergeudest und dadurch wenig für Gott ausrichtest.
Du kommst täglich mit Menschen in Berührung. Das sind im Allgemeinen Menschen, die von ihren eigenen Dingen in Beschlag genommen sind und ernste Lebensfragen verabscheuen. Eine solche Einstellung gibt dem Christen wenig Gelegenheit, ihnen die Gnade und die Wahrheit des Evangeliums vorzustellen. Er wird allerdings die Gelegenheiten, die Gott gibt, ergreifen, um über das Evangelium zu sprechen. Manchmal geben Ungläubige etwas von sich, woraus man, wenn man ein guter Zuhörer ist, erfahren kann, dass Gott im Leben des Ungläubigen zu seinem Gewissen gesprochen hat. Das kann durch ein bestimmtes Ereignis geschehen oder durch etwas, das er gelesen hat. Satan kann einen Menschen irreführen, kann aber nicht verhindern, dass Gott zu seinem Herzen spricht. Es ist schön, dass Gott dich als seine Stimme gebrauchen will, um zu verlorenen Sündern zu sprechen.
Weisheit hast du nicht aus dir selbst. Du darfst darum bitten (Jak 1,5). Im Zusammenhang dieses Briefes ist doch schön zu sehen, dass man alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis in Christus findet (Kol 2,3). Wenn du dich also mit Ihm beschäftigst, wirst du sehen, was Weisheit ist, und wirst du auch wissen, wie du sie anwenden musst. Um Weisheit ging es bereits in Verbindung mit dem Umgang mit deinen Mitgläubigen in Kapitel 3 (Kol 3,16). Hier wird dein Blick auf Weisheit im Kontakt mit Ungläubigen gerichtet. So siehst du, dass Gott dich mit aller Weisheit für alle Umstände und für jeden Kontakt ausstatten will.
Lies noch einmal Kolosser 4,1-5.
Frage oder Aufgabe: Für welche Gläubigen, die das Wort Gottes bringen, betest du? Betest du auch dafür, dass sie wirklich das Wort Gottes bringen?
6 - 9 Wort, Tröstung
6 Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt. 7 Alles, was mich angeht, wird euch Tychikus kundtun, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, 8 den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe, damit er eure Umstände erfahre und eure Herzen tröste, 9 mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, der von euch ist; sie werden euch alles kundtun, was hier geschieht.
V6. Bei „wandelt in Weisheit“ ging es um dein Verhalten. Bei „euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt“ geht es um das, was du sagst. An der Art deines Sprechens und dem Inhalt deiner Worte soll zum Ausdruck kommen, dass du selbst Gnade empfangen hast. Das Bewusstsein der Gnade wird in deinen Worten mitschwingen. Deine Hörer werden darin eine Einladung hören, die Gnade anzunehmen, um zu denen zu gehören, „die drinnen sind“, und nicht länger zu denen, „die draußen sind“.
„In Gnade“ bedeutet, dass dein Sprechen freundlich und mild ist. Es muss auch „mit Salz gewürzt“ sein. Das verhindert, dass du nur schwätzt oder sich Gereiztheit in deinen Worten verbirgt (Pred 12,10; Jes 50,4; Spr 15,23). Das verhindert auch, dass du dich populär ausdrücken willst, um zu versuchen, für die attraktiv zu sein, die draußen sind. Diese Art, dich auf das Niveau der Welt zu begeben, zieht den Ungläubigen nicht an. Er wird dich eher als einen der Ihren betrachten, als dass es ihn einlädt, der Welt Lebewohl zu sagen und Christ zu werden. Salz ist ein Mittel, das dem Verderben entgegenwirkt. Wo Salz ist, kann das Verderben nicht hinkommen. So sollen deine Worte sein. Es geht darum, dass deine Worte einerseits eine Einladung der Gnade zum Ausdruck bringen und andererseits für das Verderben der Welt unzugänglich sind.
Deine Worte werden hier als eine Reaktion auf das gesehen, was andere sagen oder tun. Das ist in dem Begriff „antworten“ enthalten. Es geht nicht darum, auf alles zu reagieren. Denke nicht, dass du verpflichtet bist, überall zu allem deine Meinung hören zu lassen. Schweigen kann eine sehr weise Antwort sein. Es geht auch nicht darum, dass du auf alle Dinge die richtige Antwort hast. Manchmal ist es sehr weise zu sagen, dass du etwas nicht weißt. Das ist auch eine Antwort. Oft ist es sehr weise zu sagen, dass du keine Worte hast, die für eine bestimmte Situation passend sind, weil du so etwas selbst nicht mitgemacht hast.
Deshalb steht da auch nicht, „was ihr jedem Einzelnen antworten sollt“, sondern „wie“. Das bedeutet eine angemessene Sprache, wodurch der Fragesteller die passende Antwort bekommt (1Pet 3,15). Jeder ist anders, daher ist eine passende Antwort auch für jeden anders. Wie du antworten sollst, kann nicht in ein Schema gebracht werden, das für alle Menschen und in allen Umständen gebraucht werden könnte (vgl. 1Kor 9,22).
V7. Nach diesen allgemeinen Ermahnungen beginnt Paulus die Schlussworte seines Briefes. Sie enthalten einige Mitteilungen über seine eigenen Umstände sowie Grüße an namentlich genannte Personen. Er will sie wissen lassen, wie es ihm geht, und möchte auch gern wissen, wie es ihnen geht. Tychikus kann den Wünschen des Paulus entsprechen. Was er von Tychikus sagt, sollte von jedem Gläubigen gesagt werden können. „... der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn“ sind „Titel“, die viel mehr wert sind als allerlei theologische oder wissenschaftliche Titel, die Menschen bekommen oder geben können. Solche Titel sagen etwas über jemandes Verstand, sie sagen jedoch nichts über jemandes Liebe, geistliche Gesinnung, Dienstbereitschaft oder Fähigkeit.
V8. Dadurch, dass diese „Titel“ in Verbindung mit dem Herrn („im Herrn“) stehen, bedeutet es, dass Tychikus in seinem Umgang mit den Mitgläubigen den Herrn Jesus zeigt. Das werden die Kolosser zu ihrer Freude schon merken, wenn er zu ihnen kommt. Er wird ihnen über die Umstände von Paulus und Timotheus berichten. Paulus beabsichtigt damit nicht, dass sie dadurch mehr Mitleid mit ihm haben. Er macht seine Mitteilungen nicht für sich selbst, sondern für die Kolosser. Sie waren in Sorge über ihn. Durch das, was Tychikus ihnen berichten würde, würden sie von dieser Sorge befreit und getröstet werden.
V9. Noch jemand würde mit Tychikus kommen: Onesimus. Dadurch würden die Mitteilungen über die Umstände des Paulus über alle Zweifel erhaben sein. Onesimus war auch ein Kolosser („der von euch ist“). Aus der warmen Empfehlung dieses entlaufenen Sklaven (siehe den Brief an Philemon) zeigt sich das Vertrauen, das Paulus zu ihm hatte. Gleichzeitig vertraute der Apostel darauf, dass er den Kolossern dienlich sein würde. Onesimus musste übrigens zurück zu Philemon und hatte den Brief von Paulus an Philemon bei sich. Doch darüber sagt Paulus hier nichts. Die Sünde von Onesimus betrifft eine private Angelegenheit zwischen Philemon und Onesimus. Paulus weiß Dinge zu trennen, die unterschiedlich behandelt werden müssen.
Onesimus hatte sich durch den Dienst des Paulus während dessen Gefangenschaft bekehrt (Phil 10). Er kannte daher die Umstände des Paulus. Deswegen konnte er die Mitteilungen, die Tychikus machen würde, mit seinem Zeugnis unterstützen. So wird er direkt im Dienst für den Herrn eingesetzt.
Lies noch einmal Kolosser 4,6–9.
Frage oder Aufgabe: Auf welche Weise kannst du entsprechend diesem Abschnitt ein Zeuge sein?
10 - 18 Grüße
10 Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas, dessentwegen ihr Befehle erhalten habt (wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf), 11 und Jesus, genannt Justus, die aus der Beschneidung sind. Diese allein sind Mitarbeiter am Reich Gottes, die mir ein Trost gewesen sind. 12 Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in den Gebeten, damit ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes steht. 13 Denn ich gebe ihm Zeugnis, dass er viel Mühe hat um euch und die in Laodizea und die in Hierapolis. 14 Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas. 15 Grüßt die Brüder in Laodizea und Nymphas und die Versammlung, die in seinem Haus ist. 16 Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so macht, dass er auch in der Versammlung der Laodizeer gelesen werde und dass auch ihr den aus Laodizea lest; 17 und sagt Archippus: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst. 18 Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenkt meiner Fesseln. Die Gnade sei mit euch!
Paulus hat Tychikus gebeten, die Kolosser wissen zu lassen, wie es ihm geht. Jetzt bestellt er den Kolossern Grüße von Gläubigen, die ihn gebeten haben, das zu tun. Insgesamt sind es sechs. Drei davon sind jüdischer Abstammung („aus der Beschneidung“), die anderen drei sind nicht-jüdischer Abstammung. Das Ausrichten der Grüße zeigt, dass diese Brüder sich ebenso wie Paulus mit den Kolossern verbunden wussten und dass sie seine Sorge um sie teilten. Dass Paulus ihre Grüße ausrichtet, ist ein Beweis dafür, dass sie seine Arbeit unterstützten. Grüße sind daher auch viel mehr als nur eine Formsache. Wer Grüße bestellt, zeigt damit, dass eine Verbindung da ist, die man wertschätzt.
V10. Paulus schätzt jeden Diener, der mit ihm zusammen gearbeitet hat. Aristarchus nennt er: „mein Mitgefangener“. Er war gemeinsam mit Paulus auf dem Schiff, das ihn als Gefangenen nach Rom brachte (Apg 27,2). Die Anwesenheit dieses Mannes in seinen schwierigen Umständen bedeutete für Paulus Trost (Vers 11). Es ist wirklich ein Trost, wenn jemand zu dir kommt, wenn du in Schwierigkeiten bist, einfach nur, um bei dir zu sein.
Mit Markus verbindet Paulus ebenfalls ein besonderes Band. Dieser Markus ist „der Neffe des Barnabas“. Das sagt Paulus nicht nur so. Markus war nämlich einmal die Ursache für eine Trennung zwischen Barnabas und Paulus. Wenn du die Abschnitte in der Apostelgeschichte liest, wo der Name Markus vorkommt, kannst du seine Geschichte rekonstruieren (Apg 12,12.25; 13,13; 15,37–39). Paulus wollte Markus nicht auf die Reise mitnehmen, die er zusammen mit Barnabas machen wollte. Markus war nämlich bei einer früheren Gelegenheit mitgereist, hatte jedoch in einem bestimmten Augenblick aufgegeben. Man sollte sich auf Mitarbeiter verlassen können. Für Barnabas war das frühere Versagen des Markus kein Grund, ihn nicht mitzunehmen. Hier wird der mögliche Grund genannt, warum Barnabas Markus erwählte: er war sein Neffe. Inzwischen muss bei Markus eine Umkehr stattgefunden haben. Paulus erachtet ihn jetzt als wertvoll für den Dienst (2Tim 4,11). Er hat die Kolosser schon über Markus informiert und fordert sie auf, ihn aufzunehmen.
V11. Der Name Jesus, genannt Justus, kommt in den Briefen des Paulus nur hier vor. Jesus ist ein Name, der damals häufig vorkam. Auch heute wird dieser Name in manchen Ländern noch gegeben. Man hat ihn wohl Justus genannt, weil er und seine Mitchristen es nicht geziemend fanden, dass er denselben Namen trug wie der Sohn Gottes.
Es ist gut möglich, dass diese drei Männer, bevor sie zum Glauben an den Herrn Jesus kamen, eine andere Erwartung des Königreichs gehabt hatten. Wenn sie gottesfürchtige Juden gewesen waren, werden sie erwartet haben, dass der Messias sein Reich in Herrlichkeit errichtete. Durch ihre Bekehrung haben sie jedoch verstanden, dass das Reich Gottes noch nicht öffentlich sichtbar war, und sie wussten auch, was das Königreich in seiner heutigen Form bedeutete (Röm 14,17). Ihre Mitarbeit bedeutete Trost für Paulus (oder Minderung von Schmerzen, das ist die buchstäbliche Bedeutung des griechischen Wortes).
V12. Auch Epaphras lässt die Kolosser grüßen. Paulus nennt Epaphras einen „Knecht Christi Jesu“, eine Bezeichnung, die er sonst nur für sich und Timotheus gebraucht. Das besagt etwas über die geistliche Einstellung dieses treuen Dieners. Er ist ein Verkündiger des Wortes (Kol 1,7). Doch Paulus kennt ihn auch als Beter und weiß, wofür dieser Mann betet. Er muss also häufiger gehört haben, wie eindringlich Epaphras sein Gebet vor den Thron der Gnade brachte. Wenn er Epaphras beten hörte, nahm er einen Kampf wahr. Paulus ist so davon beeindruckt, dass er den Kolossern das mitteilt.
Epaphras betete für drei Dinge. Erstens „damit ihr ... steht“. Wenn sie standfest wären in der Wahrheit, die dieser Brief lehrt, würde dem Eindringen von Irrtümern begegnet werden. Weiterhin betete er, dass sie „vollkommen“ wären. Er bat Gott, dass er sie zu geistlicher Reife (das ist der Sinn von vollkommen) heranwachsen lassen möge. Dann würden sie in der Wahrheit wandeln, die sie kennengelernt hatten. Wenn sie schließlich „völlig überzeugt in allem Willen Gottes“ wären, würde ihnen das gleichzeitig zeigen, wie töricht und unsicher und damit wertlos die Versprechen der Irrlehrer waren. Auch dieses Element hörte Paulus in seinem Gebet.
V13. Paulus fügt aller Wertschätzung für Epaphras noch ein weiteres Zeugnis hinzu. Auch wenn die Kolosser es nicht sahen, Paulus wusste von all der vielen Mühe, die Epaphras auf sich nahm. Das Wort „Mühe“ weist auf eine Arbeit hin, der man sich völlig weiht und die man unter Einsatz all seiner Kräfte ausführt. Neben den Gläubigen in Kolossä lagen Epaphras auch die in Laodizea und Hierapolis eng am Herzen.
V14. Die Kolosser bekamen auch die Grüße von Lukas. Die Zufügung „der geliebte Arzt“ weist auf die liebevolle medizinische Hilfe hin, die Paulus durch ihn erfahren hatte. Der Herr hatte seinen Dorn für das Fleisch nicht weggenommen (2Kor 12,7–9). Er hatte ihm allerdings mit Lukas jemanden gegeben, der die Schmerzen lindern konnte und der bis zum Ende bei ihm geblieben ist (2Tim 4,11). Es ist zugleich ein Hinweis darauf, dass du dich nicht durch alles Aufheben, das bezüglich Gebetsheilung gemacht wird, beeinflussen lässt.
Demas schließt den Kreis. Sie bekommen auch von ihm Grüße. Paulus nennt lediglich seinen Namen. Im Brief an Philemon wird er in die Schar der Mitarbeiter des Paulus eingereiht (Phlm 1,23.24). Leider tauscht er später den Umgang mit Paulus gegen den mit der Welt ein (2Tim 4,10).
V15. Dann bittet Paulus die Kolosser, seine Grüße an die Brüder in Laodizea weiterzuleiten. Auch die Gläubigen, die sich als Gemeinde im Haus von Nymphas versammeln, sollen gegrüßt werden. Da die Gemeinde in Laodizea die Grüße schon bekommen hat, ist es nicht undenkbar, dass die Gemeinde im Haus von Nymphas die von Hierapolis ist (siehe Vers 13). An beiden Orten hatten sie keinen Brief von Paulus bekommen, sonst hätte er die Kolosser nicht gebeten, sie zu grüßen. Seine Grüße an sie beweisen, dass er sie nicht vergessen hat. Außerdem finden wir darin auch einen Hinweis für die Gemeinschaft, die zwischen diesen Gemeinden bestand, die so nahe beieinander lagen.
V16. Ein besonderer Beweis der Verbindung dieser örtlichen Gemeinden untereinander ist der Auftrag des Paulus, diesen Brief an die Kolosser auch in der Gemeinde in Laodizea lesen zu lassen. Und die Kolosser sollten einen anderen Brief lesen, den Paulus geschrieben hatte und der in Laodizea war.
Paulus hat weitere Briefe geschrieben als nur die, die wir in der Bibel haben. Jedenfalls konnten sie sich durch das Lesen dieser verschiedenen Briefe gegenseitig im Glauben auferbauen und sich untereinander an den geistlichen Vorrechten erfreuen, die ihnen geschenkt waren.
V17. Paulus hat die gesamte Gemeinde in Kolossä angesprochen. Er vergisst jedoch auch den Einzelnen nicht. Die Gemeinde bekommt den Auftrag, Archippus anzuspornen, seinen Dienst nicht zu vernachlässigen, sondern ihn zu erfüllen (vgl. 2Tim 4,5). „Sieh auf ...“ weist die Gemeinde auf die Gefahr hin, durch Unaufmerksamkeit der Aufgabe, die dieser Bruder bekommen hat, nicht zu entsprechen. Wenn das geschieht, ist das zum Schaden der ganzen Gemeinde. Daher sollen alle, die die Gemeinde bilden, einander anspornen, die aufgetragene Aufgabe auszuführen.
Das gilt also auch in vollem Umfang für dich. Du hast ebenfalls einen Dienst empfangen, etwas, das du für den Herrn tun sollst. Etwas für den Herrn zu tun heißt auch, etwas für deine Mitgläubigen zu tun oder den Ungläubigen das Evangelium zu bringen. „Im Herrn“ zeigt, dass es um einen Wandel mit dem Herrn geht und um die Anerkennung seiner Autorität im Dienst. Ein guter Anfang ist noch kein gutes Ende. „Erfüllen“ bedeutet, dass du dein Werk vollständig zu Ende bringst und nicht auf halber Strecke aufgibst.
V18. Paulus endet mit seinem eigenen Gruß. Er fügt eine Bitte für ihn selbst hinzu und schließt mit einem Wunsch für die Kolosser. Seinen Gruß schreibt er mit eigener Hand. Den Brief selbst scheint er diktiert zu haben (vgl. Röm 16,22). Mit diesem eigenhändigen Gruß unterschreibt der Apostel sozusagen diesen Brief und bestätigt damit, dass er wirklich von ihm kommt (2Thes 3,17; 1Kor 16,21).
Seine Bitte, seiner Fesseln zu gedenken, äußert er nicht nur, weil er ihre Fürbitte nötig hat. Es ist ein zusätzlicher Ansporn zum Gehorsam, auf das zu hören, was er über die Ursachen seiner Gefangenschaft geschrieben hat. Wenn sie für das Bekenntnis der Wahrheit leiden müssten, könnte sein Vorbild zu ihrer Ermutigung dienen. Er litt für dieselbe Sache. Er wünscht ihnen Gnade, dem Inhalt dieses Briefes entsprechend zu leben. Dieser Wunsch gilt auch für dich.
Lies noch einmal Kolosser 4,10–18.
Frage oder Aufgabe: Untersuche, was du von den genannten Personen lernen und was du davon auf dein Glaubensleben anwenden kannst.