1 - 4 Absender, Empfänger, wandeln in der Wahrheit
1 Der Älteste dem geliebten Gajus, den ich liebe in der Wahrheit. 2 Geliebter, ich wünsche, dass es dir in allem wohl geht und du gesund bist, wie es deiner Seele wohl geht. 3 Denn ich habe mich sehr gefreut, als Brüder kamen und Zeugnis ablegten von deinem Festhalten an der Wahrheit, wie du in der Wahrheit wandelst. 4 Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.
V1. „Der Älteste“ ist Johannes in seiner Eigenschaft als alter Mann. Er schreibt an den „geliebten Gajus“. Er gebraucht das Wort Geliebter in diesem Brief noch dreimal, während es im zweiten Brief, den er an eine Frau schrieb, fehlt.
Wir finden im Neuen Testament drei weitere Personen, die Gajus heißen (1Kor 1,14; Röm 16,23; Apg 19,29; 20,4). Keiner von den dreien scheint aber identisch mit dem zu sein, dem Johannes hier schreibt. Das ist auch nicht von Bedeutung, um die Botschaft dieses Briefes zu verstehen. Johannes nennt fünf positive Kennzeichen von Gajus:
1. Es ging seiner Seele gut.
2. Er hatte ein gutes Zeugnis.
3. In Bezug auf ihn konnte von „deinem Festhalten an der Wahrheit“ gesprochen werden.
4. Er wandelte in der Wahrheit und
5. er handelte treu.
Das sind Kennzeichen, nach denen du streben darfst und die auch bei dir gefunden werden sollten.
Johannes liebte Gajus „in der Wahrheit“. Er schätzte ganz sicher die Gastfreundschaft des Gajus, doch das war für ihn nicht der Anlass, ihn zu lieben. Der Grund, warum Johannes den Gajus liebte, war nicht natürlicher Art; er liebte ihn wegen der Wahrheit Gottes. Es ist eine Liebe zwischen zwei Personen, die dieselbe göttliche Natur besitzen. Das geht viel weiter, als jemanden lediglich wegen seiner Gastfreundschaft zu schätzen. Es bedeutet, dass das Herz von der Wahrheit erfüllt ist. Es geht um Wahrheit im Innersten, um Wahrhaftigkeit, die in einem aufrichtigen Handeln und Wandeln sichtbar wird.
V2. Johannes beginnt mit einem persönlichen Wunsch für Gajus. Das ist kein spärlicher Wunsch. Er wünscht, dass es Gajus „in allem wohl geht“, das bedeutet, in allen Bereichen seines Lebens. Dabei steht das Wohlergehen der Seele im Vordergrund. Das Wohlergehen seines Leibes, seines Äußeren, ist nicht unwichtig, doch das des Inneren ist wichtiger.
Es ist nicht selbstverständlich, dass es deinem Körper gutgeht, wenn es deiner Seele gutgeht. Du siehst aus dem, was Johannes hier sagt, dass es keinen automatischen Zusammenhang zwischen dem Zustand der Seele und dem des Körpers gibt. Das Argument ist nicht stichhaltig, dass es, wenn es mit deinem Glauben gut steht, auch automatisch deinem Körper gut geht und du also nicht krank zu werden brauchst.
Auch mit dem Umgekehrten musst du sehr vorsichtig sein: Wenn du krank bist, muss das nicht bedeuten, dass etwas mit deinem Glauben nicht in Ordnung ist. Du darfst vom körperlichen Zustand eines Menschen nicht auf seinen geistlichen Zustand schließen. Das erfuhren die Freunde Hiobs zu ihrer Beschämung, als Gott ihnen ihre harten, verurteilenden Worte verübelte, die sie gegen Hiob ausgesprochen hatten.
V3. Johannes konnte sagen, dass es der Seele des Gajus wohl ging, weil andere ihm berichtet hatten, was sie bei Gajus gesehen hatten. Brüder waren zu Johannes gekommen, die bei Gajus gewesen waren. Diese Brüder hatten einen Blick dafür, wie Gajus lebte, und das hatte sie beeindruckt. Davon hatten sie dem alten Apostel berichtet. Sie bezeugten, dass er „an der Wahrheit“ festhielt, das ist die Wahrheit Gottes, die Gajus angenommen und sich zu eigen gemacht hatte (vgl. „aus seinem Schatz“ in Matthäus 13 (Mt 13,52), wo der Herr Jesus von jemandem spricht, der sich das Wort Gottes angeeignet hat).
So geht es auch bei dir nicht darum, dass du die Wahrheit hast, sondern ob du mit der Wahrheit Gottes identifiziert werden kannst. Gott schenkt den Seinen seine Wahrheit. Sie wurde im Leben des Gajus gesehen, in seinen Worten und Taten. Das konnten andere bezeugen. Du kannst zu einem Thema Bücher lesen und darüber etwas sagen, aber das ist nicht deine Wahrheit. Deine Wahrheit ist das, was du von der Wahrheit Gottes erlebt hast.
Das hat überhaupt nichts mit dem zu tun, was du heute oft hörst, dass jeder seine „eigene Wahrheit“ hat. Dass betrifft Menschen, die sich nicht dem Wort Gottes unterwerfen, sondern die ihre Meinung über allerlei Dinge für „Wahrheit“ halten. Johannes spricht von der Wahrheit Gottes, die „deine Wahrheit“ wird, wenn du sie dir durch Glauben und Praxis zu eigen gemacht hast. Das siehst du bei Gajus. Er wandelte in der Wahrheit. Die Brüder sagten von ihm, dass er darin wandelte und so sein ganzes Leben in Übereinstimmung mit der offenbarten Wahrheit Gottes war.
Als Johannes von diesen Brüdern solch eine Nachricht über Gajus hörte, hat er sich „sehr gefreut“. Ebenso wie in Vers 4 des zweiten Briefes gibt auch hier der Ausdruck „sehr gefreut“ die intensive Freude wieder und ein starkes Anteilnehmen am geistlichen Wohl des anderen. Diese große Freude bezieht sich auf das, was Johannes über einen Mitgläubigen gehört hatte. Das steht nicht im Gegensatz zur Freude im Herrn, sondern ist untrennbar damit verbunden. Du freust dich, wenn es gut steht, nicht nur in dem Vater und in dem Sohn, sondern auch an allem, was du von dem Herrn Jesus in dem anderen siehst. Wenn du Gläubige zu Besuch bekommst, die gute Nachrichten über andere Kinder Gottes haben, gibt das Freude. Leider haben die Nachrichten häufiger zum Inhalt, worin ein Bruder versagt oder scheitert. Übe dich darin, das Positive zu sehen, das bei deinem Bruder oder deiner Schwester vorhanden ist.
Johannes spricht von „Brüdern“, die zu ihm kamen, und nicht von einigen „Herren“. „Brüder“ ist ein Ehrentitel und viel wärmer als das distanzierte „Herr“ oder „Frau“, die manchmal unter Gläubigen verwendet werden. In der Bezeichnung „Brüder“ klingt die Familienbeziehung der Gläubigen an, die aus der Tatsache hervorkommt, dass sie Kinder Gottes sind. Es ist auch gut, sich daran zu erinnern, dass Gajus nicht Zeugnis von sich selbst gibt. Das braucht er nicht.
Auch wir sollten nicht von uns selbst sprechen, von dem, was wir getan haben: „Es rühme dich ein anderer und nicht dein Mund, ein Fremder und nicht deine Lippen“ (Spr 27,2). Du solltest dich immer vor der Gefahr hüten, dich dessen zu rühmen, was du für den Herrn getan hast (Mk 6,30). Du kannst wohl davon sprechen, was Gott durch dich getan hat (Apg 14,27; 15,4.12). Siehe auch, wie der Herr von dem Werk Marias zeugte, ein Zeugnis, das von anderen weitergetragen werden wird (Mt 26,13).
V4. Es gibt für den alten Apostel keine größere Freude, als zu hören, dass seine Kinder „in der Wahrheit wandeln“. Es geht um einen Wandel in der Glaubenswahrheit, in der gesamten Wahrheit, wie wir sie in der Schrift finden. Dabei geht es nicht um die Annahme einer orthodoxen Glaubenswahrheit, sondern um das, was in deinem Wandel sichtbar wird. So war es bei Gajus, der in geistlicher Hinsicht eins der Kinder von Johannes war (vgl. 1Kor 4,14.15).
Wenn Johannes hörte, dass seine Kinder in der Wahrheit wandelten, bedeutete das für ihn eine Freude, die durch nichts übertroffen werden konnte. Er freute sich im Herrn Jesus und dadurch auch an allen, die sich in dieser Person erfreuten. Deshalb spricht er auch über „keine größere Freude“. Diese unübertroffene Freude ist daher nicht nur in der Gemeinschaft mit dem Herrn zu finden, sondern auch in der Gemeinschaft miteinander im Herrn.
Diese Freude ist nichts anderes als die Freude des Himmels. Dort werden sich alle Kinder Gottes in vollkommener Übereinstimmung mit Gott verhalten. Dort wird nur das neue Leben, das der Herr Jesus ist, sichtbar. Es ist für jeden geistlich gesinnten älteren Gläubigen eine intensive Freude, die durch nichts zu ersetzen oder zu übertreffen ist, wenn er im Leben von jüngeren Gläubigen die Eigenschaften des Herrn Jesus sieht. Wer in der Wahrheit wandelt, wandelt so, wie Er gewandelt ist. Er hat alles getan, wie Gott es wollte. In Anbetracht der Tatsache, dass Er das Leben jedes Kindes Gottes ist, kann das auch in jedem Kind Gottes gesehen werden. Wenn du auf die Stimme des guten Hirten hörst und Ihm folgst, wird das zu sehen sein.
Lies noch einmal 3. Johannes 1–4.
Frage oder Aufgabe: Kann von dir bezeugt werden, dass du in der Wahrheit wandelst? Warum wohl oder warum nicht?
5 - 7 Für den Namen ausgegangen
5 Geliebter, treu tust du, was irgend du an den Brüdern, und zwar an fremden, tust 6 (die von deiner Liebe Zeugnis abgelegt haben vor der Versammlung), und du wirst gut daran tun, wenn du sie auf eine Gottes würdige Weise geleitest. 7 Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen.
V5. Nachdem Johannes Gajus in Vers 2 mit „Geliebter“ angesprochen hat, tut er das hier erneut. In Vers 11 wird er es noch einmal tun. Er vergewissert Gajus damit seiner Liebe. Dazu gibt es auch allen Grund. Gajus hat vieles, was lobenswert ist und was daher auch für dich nachahmenswert ist. Johannes nennt jedoch zuerst einmal seine Treue. Treue ist die wichtigste Eigenschaft bei jedem Dienst. Gott schätzt sie am allermeisten und wird sie belohnen (1Kor 4,2). Wichtig für Ihn sind nicht deine Gabe oder die Ergebnisse eines bestimmten Werkes, das du für den Herrn tust, sondern die Treue, mit der du alles tust.
Gajus hatte treu an Gläubigen, den Brüdern, gehandelt, die ihm völlig unbekannt waren. Sie standen plötzlich vor seiner Tür. Er entzog sich ihnen auch nicht, sondern handelte in allem treu. Die Gastfreundschaft, die Gajus den Brüdern erwiesen hatte, hatte er in Wirklichkeit dem Herrn erwiesen (vgl. Mt 25,40). Gastfreundschaft ist eine Verantwortung und ein Vorrecht für uns alle (Röm 12,13; Heb 13,2), und das besonders für Aufseher (1Tim 3,2; Tit 1,8) und für Witwen, die von der Gemeinde unterstützt werden (1Tim 5,10). Gastfreundschaft sollte nicht widerwillig gewährt werden oder mit Murren, sondern von ganzem Herzen (1Pet 4,9).
Diese Brüder wurden empfangen, weil sie die Wahrheit brachten. Wahrscheinlich waren es arme Brüder einfacher Herkunft und ohne besondere Schulausbildung; sie zogen in völliger Abhängigkeit vom Herrn umher. Sie blickten auf zu dem, für dessen Namen sie ausgegangen waren. Sie waren keine angestellten Prediger, sondern reisten ohne formelle Sendung und ohne eine offensichtliche Einnahmequelle umher.
Johannes richtet seinen Brief nicht an sie, sondern an Gajus und darüber hinaus an alle Gläubigen, die sich vom Herrn gebrauchen lassen wollen, solche umherziehenden Brüder zu unterstützen. Die Gläubigen genießen den Dienst dieser Brüder und sind verpflichtet, ihnen das zu geben, was nötig ist (Gal 6,6). Gajus handelte nach dem Grundsatz, dass einem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbunden werden darf (1Kor 9,9). Obwohl die Gemeinde, in der Gajus war, nicht danach zu handeln schien und darin versagte, konnte Gajus es doch in persönlicher Treue tun.
Die Schrift zeigt hier, dass Gott Wert darauf legt, dass Fremden Liebe erwiesen wird. Viele Gläubige erweisen Arbeitern Liebe, die sie kennen und bewundern. Sie sind jedoch gegenüber Brüdern reserviert, von denen sie noch nie etwas gehört haben und die sie nicht kennen. Wenn wir diese Haltung bei uns selbst feststellen, müssen wir sie bekennen und verurteilen.
V6. Neben dem Zeugnis, das von der Wahrheit des Gajus gegeben wurde (Vers 3), konnte auch seine Liebe bezeugt werden. „Wahrheit“ (Vers 3) und „Liebe“ des Gajus zeigen, dass er in seinem Glaubensleben ausgewogen war. Es ist gut, die Wahrheit in uns zu haben, doch es ist noch besser, wenn die Wahrheit in unserem Leben zum Ausdruck kommt. Wir müssen nicht nur die Wahrheit festhalten, die Wahrheit muss auch uns festhalten. Wir haben meistens ein Defizit auf einer der beiden Seiten. Wir stehen entweder für die Wahrheit ein, tun das dann aber auf eine harte Weise, ohne Liebe, oder es geht uns nur um die Liebe, während wir die Wahrheit vernachlässigen.
Gajus nahm die Fremden in Liebe und Wahrheit auf und half ihnen weiter (vgl. Tit 3,13). Diese Fremden gaben ihrerseits davon Zeugnis. Darin gibt es eine Wechselwirkung: Gastfreundschaft bewirkt Zeugnis. Die Brüder, denen Gajus half, bezeugten in den Gemeinden, wo sie zu Hause waren, seinen Einsatz für sie. In ihrem Reisebericht erzählten sie davon, wie Gajus sie empfangen und ihnen geholfen hatte (vgl. Apg 14,27). Sie berichteten in der Zusammenkunft von dem Werk Gottes, das sie an anderen Orten wahrgenommen hatten, und von dem Dienst, den andere Gläubige an ihnen getan hatten. Es muss für die Brüder eine Freude gewesen sein, von der Liebe des Gajus berichten zu können, denn er liebte in Tat und Wahrheit (1Joh 3,18).
Mit den Worten „du wirst gut daran tun“ spornt Johannes ihn an, dieses gute Werk der Unterstützung der Reisebrüder fortzusetzen. So ermahnte Paulus auch die Philipper, dem Guten, das sie bereits taten, etwas hinzuzufügen (Phil 2,1.2; vgl. 1Thes 4,9.10). Gajus brauchte diese Ermutigung sicher, weil Diotrephes ihm darin widerstand. Lass das auch eine Ermutigung für dich sein, wenn du mit Menschen zu tun hast, die dich hindern wollen, denen zu helfen, die vom Herrn zeugen.
Jemanden zu geleiten bedeutet, ihn mit allem zu versorgen, was er nötig hat, damit er seinen Dienst weiterhin tun kann (siehe die Fußnote zu Tit 3,13). Wenn solche ihn verließen, nachdem sie seine Gastfreundschaft genossen hatten, wird er ihnen Geld und Lebensmittel für die Reise mitgegeben haben. Gajus sollte das „auf eine Gottes würdige Weise“ tun. Das schließt einerseits unlautere Motive und schlechte Hintergedanken aus, und andererseits wird in seinem Handeln der Name Gottes sichtbar und verherrlicht, denn er handelt im Auftrag Gottes (Phil 4,19).
Der Herr unterstützt seine Diener nicht mit Lohn oder Gehalt oder einem garantierten Einkommen. Sie dürfen auf den vertrauen, der treu ist. Jeder, der auf Ihn vertraut, kann bezeugen, dass es ihm an nichts gefehlt hat (Lk 22,35). Diener Christi sollen von den Gläubigen unterstützt werden (1Kor 9,1–18; Gal 6,6), aber nicht mit einem festen Einkommen (Phil 4,11.12). Sie sind im Dienst des Herrn, und Er entscheidet, wohin seine Diener gehen und wie lange sie irgendwo bleiben sollen. Das dürfen nicht Menschen bestimmen, obwohl Gläubige durchaus einmal einen Rat geben können (vgl. Apg 16,9.10), wenn sie beispielsweise von einer bestimmten geistlichen Not hören. Wenn der Diener geht, wird er das tun, nachdem er zuvor vom Herrn Klarheit bekommen hat, dass es gut ist.
Es ist noch etwas anderes mit diesem „Gottes würdig“ verbunden. Überall dort, wo dieser Ausdruck im Neuen Testament vorkommt, hat das mit dem Charakter des jeweiligen Briefes zu tun (1Thes 2,12; Kol 1,10; Eph 4,1; Phil 1,27; vgl. Röm 16,2). Das ist auch hier so. Es geht in den Briefen des Johannes um das ewige Leben – das ist der Herr Jesus, der zugleich der wahrhaftige Gott ist (1Joh 5,20). Wenn Johannes Gajus daher ermutigt, Brüder auf eine „Gottes würdige Weise“ zu geleiten, bedeutet das, auf eine Weise, die im Einklang mit Gott ist, der Licht und Liebe ist.
Das schließt aus, dass wir Diener beweihräuchern, indem wir nur auf das bei ihnen schauen, was wir schön finden, und sie deshalb nur aus dem Blickwinkel der Liebe sehen. Es schließt auch aus, dass wir Diener ablehnen, indem wir nur auf das sehen, was uns nicht gefällt, und sie deshalb nur aus dem Blickwinkel des Lichts sehen. Gottes würdig bedeutet, dass wir Diener und ihren Dienst in Übereinstimmung mit Licht und Liebe beurteilen. Wir sollen Diener durchaus ermutigen oder ermahnen, doch das Gleichgewicht ist wichtig. Kurz gesagt bedeutet Gottes würdig, dass das Leben Gottes in dir und mir gegenüber Dienern auf eine würdige Weise zum Ausdruck kommt.
V7. Der Grund dafür, das Handeln des Gajus wertzuschätzen und ihn zu ermutigen, damit fortzufahren, besteht darin, dass diese Fremden für den Namen ausgegangen sind. Ich denke, dass man sagen kann, dass in „dem Namen“ alles enthalten ist, was der Sohn Gottes ist. Johannes brauchte Gajus nicht näher zu erklären, was er damit meinte. Es war völlig klar. Es ging nur um diesen Namen. In diesem Brief kommen der Name des Herrn Jesus oder der Name des Vaters überhaupt nicht vor. Es ist nicht nötig, ihre Namen zu nennen, weil es sowohl für Johannes als auch für Gajus völlig klar ist, dass es nur um den Vater und den Sohn geht. Wenn du mit jemandem über eine Person sprichst, die sowohl dir als auch dem anderen teuer ist, nennst du nicht beständig den Namen, denn bei allem, was du sagst, weißt du und weiß auch der andere, um wen es geht.
Der Name ist der eine und einzige Name, um den es bei dir und mir gehen muss. Es darf nicht um den Namen einer religiösen Gemeinschaft oder um die eine oder andere Person gehen (vgl. 1Kor 1,10–13). Der Name ist die volle Offenbarung Gottes in Jesus Christus. Für Ihn hatten diese Reisebrüder ihren Beruf aufgegeben, um auf seine Berufung zu hören, wie es auch Johannes seinerzeit getan hatte (Mk 1,19.20). Sie waren nicht von Menschen oder in ihrem Auftrag ausgesandt worden. Die Gemeinde hat keine Autorität, Diener des Herrn zu bestimmen, zu weihen oder auszusenden. Dieses Recht hat nur der Herr Jesus. Allerdings wird die Gemeinde mit Freude die anerkennen, die so von Ihm berufen und ausgesandt sind.
Wer für den Namen ausgegangen ist, ist nicht von denen abhängig, zu denen er gesandt ist. Der Herr finanziert sein eigenes Werk. Dass jemand selbst Geld einsammelt, ist nicht in Übereinstimmung mit dem, was wir hier finden. Es darf niemals der Eindruck entstehen, dass in der Verkündigung Geld eine Rolle spielt oder dass es um finanziellen Gewinn geht. Das beeinträchtigt die Predigt oder verdirbt sie sogar. Auf der anderen Seite ist es wichtig, zu erkennen, dass du eine Verpflichtung im Blick auf Prediger hast, die im Vertrauen auf den lebendigen Gott ausgehen und niemand anders als Ihm ihre Bedürfnisse sagen.
Die Prediger, von denen Johannes hier schreibt, nahmen nichts von solchen an, die zu den Nationen gehörten. Sie überließen es Gott, dafür zu sorgen, dass sie von denen empfangen wurden, denen die Wahrheit am Herzen lag. Die Wahrheit war und ist immer noch das einzige Beglaubigungsschreiben unter Christen, und sie ist auch das einzige Mittel, womit der Apostel die Gläubigen beschützen konnte.
Lies noch einmal 3. Johannes 5–7.
Frage oder Aufgabe: Worauf achtest du bei denen, die sagen, dass sie die Wahrheit Gottes bringen, und wie unterstützt du die, die die Wahrheit Gottes bringen?
8 - 15 Diotrephes, Demetrius und die Freunde
8 Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden. 9 Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an. 10 Deshalb, wenn ich komme, will ich an seine Werke erinnern, die er tut, indem er mit bösen Worten gegen uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Versammlung. 11 Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen. 12 Dem Demetrius ist Zeugnis gegeben worden von allen und von der Wahrheit selbst; aber auch wir geben Zeugnis, und du weißt, dass unser Zeugnis wahr ist. 13 Ich hätte dir vieles zu schreiben, aber ich will dir nicht mit Tinte und Feder schreiben, 14 sondern ich hoffe, dich bald zu sehen, und wir wollen mündlich miteinander reden. 15 Friede sei dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde mit Namen.
V8. Nachdem Johannes dem Gajus gesagt hat, woran er gut tun wird, bezieht er sich selbst in die Ermutigung mit ein, indem er von „wir“ spricht. Es gilt für Johannes ebenso wie für jeden anderen Gläubigen, solche aufzunehmen, die für den Namen ausgegangen sind. Johannes zeigt damit, dass er nicht nur andere lehrt, sondern es auch selbst praktiziert. Er gibt ein gutes Beispiel. Das ist der beste Weg, um einander zu gegenseitiger Liebe anzureizen. Dieser Ansporn bildet einen großen Gegensatz zu dem vorherigen Brief, in dem du erfahren hast, dass die geringste Unterstützung bei der Verbreitung falscher Lehre Gemeinschaft mit bösen Werken bedeutet.
Wer auf praktische Weise Gläubige unterstützt, die das Wort Gottes bringen, wird zu einem „Mitarbeiter der Wahrheit“. Somit hat jeder – das gilt auch für dich – seinen eigenen Platz und seine Funktion bei der Verbreitung der Wahrheit. So waren auch die Philipper Mitarbeiter am Evangelium, indem sie dem Apostel eine Gabe sandten (Phil 1,5; 4,15). Vielleicht waren sie keine Evangelisten, aber sie arbeiteten mit daran, denn ohne ihre Unterstützung konnte die Arbeit nicht fortgesetzt werden. Beide – sowohl der, der arbeitet, als auch der, der unterstützt – erhalten den gleichen Lohn vom Herrn (Mt 10,41).
V9. Gajus brauchte diese Ermutigung, weil es einen Diotrephes in der Gemeinde gab. Die Gemeinde ist für das verantwortlich, was in ihrer Mitte geschieht, und deshalb schrieb Johannes einen Brief an die Gemeinde. Dieser Brief, in dem er über das Empfangen derer schrieb, die die Wahrheit verkündigen, ist jedenfalls nicht an Diotrephes gerichtet, auch wenn dieser das Haupt der Gemeinde sein wollte. Der Brief, auf den Johannes Gajus hinweist, ist uns nicht erhalten geblieben.
Diotrephes war jemand, der „unter ihnen der Erste sein“ wollte (vgl. Mt 20,26); doch er tat das nicht in der Art und Weise, wie der Herr das beschrieben hat. Der Größte oder Erste sein zu wollen, ist ein Übel, das in uns allen steckt. Der Herr zeigt mit dem Beispiel der Fußwaschung, wie Er ist und wie Er will, dass wir, die wir Ihn Meister und Herr nennen, sein sollen (Joh 13,1–20).
Diotrephes liebte den ersten Platz. Er handelte aus Parteisucht und eigenem Ruhm und damit völlig entgegengesetzt der Gesinnung des Herrn Jesus (Phil 2,3.4). Er ging sogar so weit, dass er die Apostel nicht annahm. Nach dem ersten Johannesbrief ist das ein Zeichen dafür, dass er nicht aus Gott war, denn wer aus Gott ist, hört die Apostel (1Joh 4,6). Dieser Diotrephes wollte der Erste sein, wo es um Einfluss und Autorität ging. Damit stellte er sich über die Gläubigen. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass er irgendwie antichristliche Lehren vertrat. Es ging ihm um sich selbst.
Es ist schön, zu sehen, dass es in der Bibel Menschen mit Namen gibt, die eine Rangordnung angeben. So gibt es einen „Bruder Quartus“ (mit der Bedeutung Vierter; Röm 16,23), einen „Tertius“ (mit der Bedeutung Dritter; Röm 16,22) und einen „Sekundus“ (mit der Bedeutung Zweiter; Apg 20,4). Man findet jedoch niemanden mit dem Namen „Primus“ (Erster). Dieser Name kommt nur dem Herrn Jesus zu, denn Er ist derjenige, der in allen Dingen den ersten Platz einnimmt (Kol 1,18). Diesen Platz maßte sich Diotrephes an. Er wollte gern „der Erste“ sein.
Der Gegensatz zwischen Gajus und Diotrephes ist groß. Gajus wandelte in Wahrheit und Liebe, liebte die Brüder und diente sogar Fremden. Diotrephes wandelte in Hochmut, liebte sich selbst und hasste die Diener, die die Wahrheit Gottes brachten. Beide befanden sich in derselben Gemeinde. Wie oft ist solch eine Situation in der Geschichte der Christenheit vorgekommen!
V10. Johannes teilt Gajus noch das eine und andere über Diotrephes mit. Er sagt ihm, dass er Diotrephes mit Entschlossenheit begegnen würde. Das war keine Übertreibung von Johannes. Er würde mit apostolischer Autorität auftreten. Er maßte sich nicht an, die Dinge durch einen Befehl in Ordnung zu bringen. Johannes richtete lediglich die Aufmerksamkeit auf die Wahrheit, sogar als es eine Frau betraf wie in seinem zweiten Brief.
Er würde Diotrephes mit seinen „Werken“ konfrontieren, die im Widerspruch zu der Wahrheit sind. Die ganze Frage, ob man einen Prediger aufnimmt oder nicht, wird nämlich allein durch die Lehre entschieden, die er bringt. Bringt er die Wahrheit nicht? Dann grüß ihn nicht. Bringt er die Wahrheit? Dann nimm ihn auf, trotz aller Diotrephesse in der Welt.
Außer seinen bösen Werken war Diotrephes auch ein Großmaul. Er schwatzte Unsinn. Seine bösen Worte waren unsinnig, sie hatten überhaupt keine Grundlage. Sie wurden in einer bösen Gesinnung geäußert und hatten einen bösen Inhalt.
Er ließ es nicht bei Worten bewenden. Aus seinem Verhalten wurde deutlich, dass er ein böser Mann war. Er wollte nichts mit wahren Dienern zu tun haben. Er betrachtete sie als eine Bedrohung für seine eigene Stellung. Deshalb nahm er sie und ihre Botschaft und damit auch den, der sie gesandt hatte, nicht an. Er lehnte sie ab. Er hatte eine hohe Meinung von sich selbst und verachtete andere. Er war von der Art wie die, die anfingen, ihre Mitknechte zu schlagen (Mt 24,49). Dieser Mann hatte vielleicht gut begonnen, aber er entpuppte sich als Widersacher des Werkes Gottes und daher als Gegner Christi. Er konnte es nicht ertragen, dass ein anderer mehr Ehre bekam als er selbst. So erging es auch Saul (1Sam 18,6–9).
Als echter Sektenführer bestimmte er – und niemand sonst –, dass keiner die wahren Diener Gottes empfangen durfte. Diotrephes scheint solch eine beherrschende Stellung gehabt zu haben, dass er eigenmächtig jeden aus der Gemeinde warf, der mit seiner „Politik“ nicht einverstanden war und sich seinem Befehl, die Brüder nicht aufzunehmen, widersetzte. Aus der Gemeinde gestoßen werden bedeutet, dass der Zugang zu der örtlichen Gemeinde verwehrt wird, denn aus der Gemeinde als dem Leib Christi kann niemand einen anderen entfernen.
Diotrephes hatte sich selbst zum Diktator ausgerufen und hielt seine Macht aufrecht, indem er die Gläubigen einschüchterte. Was sollten sie auch mit unbekannten und möglicherweise weniger begabten Brüdern anfangen? Er war doch da!
Wenn jemand jedoch die Wahrheit bringt, haben sie ihn aufzunehmen. Es ist gerade sehr wichtig, verschiedenen Brüdern zuzuhören und von ihnen das Wort zu hören. Jeder Bruder ist begrenzt und einseitig. Der Gemeinde ist nicht damit gedient, dass sie nur immer ein und dieselbe Person hören muss oder auch hören will. Es muss Gelegenheit geben, dass die verschiedenen Gaben ausgeübt werden können.
V11. Nachdem Johannes die Situation, was Diotrephes angeht, und den völligen Mangel an Liebe bei ihm beschrieben hat, muss Gajus es als Öl in der Wunde empfunden haben, dass er ihn wieder mit „Geliebter“ anspricht. Johannes fordert ihn auf, nicht das „Böse“ nachzuahmen, sondern das „Gute“ (1Pet 2,21). Wir müssen das Böse mit dem Guten überwinden (Röm 12,21). Das Böse wird in den vorhergehenden Versen in Diotrephes vorgestellt, das Gute im nächsten Vers in Demetrius.
Im zweiten Teil von Vers 11 hörst du wieder die absolute Sprache von Johannes. Mag es auch um einen armen umherziehenden Bruder gehen, wenn er das „Gute tut“ und wenn das sein Kennzeichen ist, bedeutet das, dass er neues Leben hat und aus Gott ist. Dasselbe gilt für das Ausüben des Bösen. „Wer Böses tut“ und einen bösen Weg geht, hat keine Gemeinschaft mit Gott, auch wenn er den ersten Platz in der Gemeinde einnimmt oder ihn für sich fordert, wie es Diotrephes tat.
V12. Johannes weist Gajus auf Demetrius hin. Demetrius scheint ein Beispiel für die umherreisenden Brüder zu sein. Vielleicht war er es, der Johannes über Gajus und die Gemeinde berichtet hatte. Auch er verkündigte die Wahrheit. Er hatte ein gutes Zeugnis, nicht nur von den Gläubigen, sondern auch von denen, die draußen sind (1Tim 3,7). Die Wörter „von allen“ können sich sowohl auf Gläubige als auch auf Ungläubige beziehen (vgl. 1Thes 1,8). Er hatte zwei Arten von Zeugen: alle Menschen, die ihn kannten, und die Wahrheit. Die Wahrheit ist gleichsam eine Person.
Die Früchte seines Dienstes zeugten davon, dass er die Wahrheit gebracht hatte. Sein Leben brachte beständig die Wahrheit zum Ausdruck. Wenn jemand Demetrius sah und dann die Wahrheit betrachtete, so sah er, dass das, was Demetrius tat, dem entsprach, was die Wahrheit vorschreibt. Auch Johannes gibt ihm ein Zeugnis und unterstreicht damit die früheren Zeugnisse. Er geht davon aus, dass Gajus sein Zeugnis als wahr annehmen und nicht als falsch oder unbedeutend ablehnen würde.
V13.14. Johannes schließt diesen Brief, ebenso wie seinen zweiten Brief, mit einer persönlichen Bemerkung. Er wollte es nicht beim Schreiben belassen, sondern hoffte, Gajus bald zu treffen, um dann weiter mit ihm zu reden. Die beste Weise, Gemeinschaft zu pflegen, ist es, dass man miteinander spricht. Welche Mittel wir auch immer für den Kontakt gebrauchen (Papier, Telefon, E-Mail), all das ist doch kein echter Ersatz für den direkten Kontakt. Es ist traurig, wenn in einer örtlichen Gemeinde Streitigkeiten in Briefen oder E-Mails behandelt werden und nicht in einem offenen Gespräch.
V15. Sein Wunsch für Gajus, „Friede sei dir!“, war besonders nötig in dieser Gemeinde, wo ein Diotrephes aktiv war und wo großer Unfriede geherrscht haben wird. Dennoch ist es möglich, in einer solchen Situation persönlichen Frieden im Herzen zu haben (Joh 14,27; 20,19.26). Das ist nicht Gleichgültigkeit gegenüber jemandem wie Diotrephes, sondern das Vertrauen auf Gott, dass Er zu seiner Zeit (hier durch die Ankunft von Johannes) dieser Situation ein Ende bereiten würde.
Johannes nennt die Brüder hier „Freunde“. So hat der Herr seine Jünger genannt (Joh 15,13–15; vgl. Joh 11,11; Apg 27,3). Das spricht von einem vertrauten Umgang und von Zuneigung. Im Wort „Gastfreundschaft“ steckt das Wort „Freundschaft“. Gastfreundschaft macht aus Brüdern Freunde. Auf diese Weise entstehen Freundschaftsbande.
Johannes hatte Freunde und auch Gajus hatte Freunde. Diese Freunde bildeten keine unpersönliche Gruppe, sondern mit jedem Einzelnen bestand eine besondere Beziehung. Freunde kennst du „mit Namen“. Dieser Ausdruck kommt nur noch in Johannes 10,3 vor, wo du liest, dass der Herr Jesus seine Schafe „mit Namen“ kennt. Hier siehst du, dass Johannes ein guter Nachahmer des guten Hirten ist.
Während Johannes seinen zweiten Brief mit einem Familiengruß abgeschlossen hat, beendet er diesen dritten Brief mit einem Freundesgruß.
Lies noch einmal 3. Johannes 8–15.
Frage oder Aufgabe: Welche Eigenschaften hat Diotrephes und welche hat Demetrius?