1 - 4 Der Weg der Diener Gottes (1)
1 Mitarbeitend aber ermahnen wir auch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt 2 (denn er spricht: „Zur angenehmen Zeit habe ich dich erhört, und am Tag des Heils habe ich dir geholfen.“ Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils); 3 indem wir in keiner Sache irgendeinen Anstoß geben, damit nicht der Dienst verlästert werde, 4 sondern uns selbst in allem als Gottes Diener erweisen, in vielem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten,
V1. Die letzten Verse des vorigen Kapitels enthielten eine Ermahnung an alle Menschen, die noch ohne Gott und ohne Christus in der Welt leben. Diese Ermahnung lautete: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Hier im ersten Vers steht nun eine Ermahnung, die an die Gläubigen in Korinth gerichtet ist und darüber hinaus an alle, die sich Christen nennen. Diese Ermahnung lautet: „dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt“. Ist es möglich, die Gnade Gottes auf eine Weise zu empfangen, die nichts ausrichtet? Das ist tatsächlich möglich.
Für ein Kind Gottes ist die Errettung fest und sicher. Das ist eine absolute Wahrheit, die sich auf den Glauben an das Werk des Herrn Jesus gründet. Dieses Werk ist völlig unabhängig von dir vollbracht und von Gott angenommen worden. Jeder, der Anteil daran hat, ist vollkommen errettet. Es gibt aber noch eine andere Wahrheit, nämlich die der Verantwortung. Wenn diese Seite der Wahrheit vorgestellt wird, geht es darum, dass andere in deinem Leben sehen können, dass du ein Kind Gottes bist. Das ist z. B. daran zu erkennen, wie du mit der Bibel umgehst. Wie reagierst du, wenn dir etwas aus der Bibel vorgestellt wird? Wenn jemand wirklich bekehrt ist, wird er die Bibel lieben und gern tun, was darin geschrieben ist. Wenn jemand aber nur die angenehmen Dinge des Christseins hören und tun will, kannst du ein Fragezeichen hinter sein Bekenntnis setzen, dass er ein Gläubiger ist. Von dieser Seite her betrachtet Paulus die Sache hier.
Zwischen den wahren Kindern Gottes können sich Menschen befinden, die nur mit dem Verstand oder mit dem Gefühl an die göttlichen Dinge herangehen, deren Herz und Gewissen jedoch nie im Licht Gottes gewesen ist. Sie sind nie mit wirklicher Reue über ihre Sünden zu Gott gegangen. Es reicht nicht aus zu wissen, dass Gott gnädig ist. Im Judasbrief wird sogar von Menschen gesprochen, die „die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren“ (Jud 1,4) Es kann also jemand auf völlig falsche Weise mit der Gnade Gottes umgehen. Die Gnade Gottes bleibt in einem solchen Fall völlig wirkungslos, oder sie bekommt eine ganz falsche Auswirkung.
V2. Für den, der wirklich glaubt, folgt in Vers 2 ein Wort, das als Prüfstein für eine echte Bekehrung dient. Der erste Teil dieses Verses ist ein Zitat aus Jesaja 49 (Jes 49,8a). Da geht es um die Erhörung des Knechtes des Herrn – das ist der Herr Jesus – durch Gott. Der Herr Jesus sagt dort, dass sein Werk vergeblich ist. Aber dann sagt Gott, dass Er mit dem Werk seines Sohnes seinen Segen verbinden wird (Jes 49,4–7). Die angenehme Zeit, die Zeit der Erhörung, ist angebrochen, als der Herr Jesus von Gott aus den Toten auferweckt wurde.
Eine weitere Erhörung wird erfolgen, wenn der Herr Jesus aus dem Himmel wiederkommt, um alles in Besitz zu nehmen, was Gott Ihm als Lohn für sein Werk gegeben hat. Zwischen diesen beiden Erhörungen leben wir. Aber wie großartig ist es zu sehen, dass es auch für uns eine angenehme Zeit, einen Tag des Heils gibt, und der ist jetzt. Jeder, der seine Sünden bekennt und in Reue zu Gott geht und Ihn bittet, errettet zu werden, wird erhört und empfängt diese Errettung.
Das hatte Paulus gepredigt, und das hatten die Korinther geglaubt. Daran erinnert er sie. Er sagt ihnen gleichsam: „Ihr müsst einmal daran denken, dass ihr, wenn ihr uns als Diener fallen lasst, dadurch zeigt, dass ihr unserer Predigt nie wirklich geglaubt habt. Es könnte dann alles vergeblich gewesen sein.“
V3. Paulus hatte Grund, die Korinther so anzusprechen. Es waren falsche Apostel gekommen, die ihn und seine Mitarbeiter verunglimpften, als ob sie auf ihren eigenen Ruhm und ihre eigene Ehre aus gewesen wären. In den Kapiteln 10 und 11 geht Paulus ausführlich darauf ein. Die Korinther waren geneigt, auf diese so genannten Prediger zu hören, die die Dinge des Glaubens viel bequemer darstellten, als Paulus es getan hatte. Und auf welche Weise hatte Paulus sich denn als Diener Gottes erwiesen? Sicher nicht als jemand, der selbst einen bequemen Weg ging, während er anderen predigte, dass sie ganz gewissenhaft leben müssten. Nein, seine Lebensweise war völlig in Übereinstimmung mit dem, was er anderen vorstellte. Er tat sein Äußerstes, um keinen Anstoß zu erregen. Er wäre ein Anstoß gewesen, wenn er in seinem Leben einen Unterschied zwischen dem, was er sagte, und dem, was er tat, gezeigt hätte. Was für eine Lästerung seines Dienstes hätte das zur Folge gehabt!
Genau das ist es, was so viele Menschen kritisieren, wenn du mit ihnen über das Evangelium sprichst. Sie wissen dann immer Beispiele anzuführen von „Menschen, die sonntags vorn in der Kirche sitzen und montags versuchen, dich übers Ohr zu hauen“. Deine Worte werden keine Wirkung haben, wenn du in deinem Leben nicht verwirklichst, was du sagst. Bedeutet das nun, dass du vollkommen sein musst, bevor du ein Zeugnis ablegst? Nein, es bedeutet, dass du deine Sünde bekennst, wenn du einen Fehler gemacht hast. Bei Paulus konnte niemand auf ein inkonsequentes Verhalten hinweisen, und ich hoffe, dass das bei dir auch so ist.
V4. Man kann sagen, dass Vers 3 die negative Seite zeigt: dafür sorgen, dass an dir nichts auszusetzen ist. Dann folgt in Vers 4 und den weiteren Versen die positive Seite: wie du zeigen kannst, dass du ein echter Diener Gottes bist. Paulus zählt in diesen Versen nicht weniger als 28 Dinge auf, aus denen hervorgeht, dass er ein echter Diener Gottes ist. Es beginnt mit „Ausharren“. Es wird schon mal gesagt: Frisch gewagt ist halb gewonnen. Es müsste aber hinzugefügt werden, dass es dabei nicht bleiben darf. Die andere Hälfte muss folgen. Ausharren zeigt sich am besten, wenn es auf die Probe gestellt wird. Der Apostel nennt dann die Dinge, durch die das geschehen kann. Bevor du diese Aufzählung auf dich einwirken lässt, solltest du daran denken, dass Gott „der Gott des Ausharrens“ genannt wird (Röm 15,5). Er will dir helfen, trotz aller Erprobungen doch auszuharren. Sieh einmal nach, welche Ermunterungen in 2. Thessalonicher 3 und Offenbarung 3 stehen (2Thes 3,5; Off 3,10).
Die erste Erprobung sind „Bedrängnisse“. Das bedeutet, dass du unter Druck kommst. Du kannst an Gläubige denken, die verfolgt werden. Du kannst aber auch an deine eigene Situation denken. Wie leicht kommst du unter Druck, weil du weißt, dass in allen möglichen Situationen auf deine Haltung und deine Reaktion als Christ geachtet wird. Höre auf das, was der Herr Jesus dir in Johannes 16 sagt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33).
Das Zweite, „Nöte“, hat mehr mit den Dingen zu tun, die dir fehlen, die du aber nötig hast. Auch hierbei darfst du darauf rechnen, dass Gott Abhilfe schaffen wird. Bei „Ängsten“ kannst du daran denken, dass du keinen Raum hast, wo du dich bewegen kannst, dass du dich in einer Situation befindest, wo du nicht so richtig weißt, wie du dich verhalten sollst, um den Herrn nicht zu verunehren. Du fühlst dich dann ganz abhängig vom Herrn, und Er wird dafür sorgen, dass du Ihn nicht verleugnest.
Diese ersten drei Erprobungen sind allgemeiner Art. Sie gehören zusammen, und Gott benutzt sie als Mittel, durch das du dein Ausharren zeigen kannst. Dabei ist Er immer bereit zu helfen.
Lies noch einmal 2. Korinther 6,1–4.
Frage oder Aufgabe: Wie hast du die Gnade Gottes empfangen?
5 - 13 Der Weg der Diener Gottes (2)
5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufständen, in Mühen, in Wachen, in Fasten; 6 in Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Güte, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; 7 im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes; durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken; 8 durch Ehre und Unehre, durch böses Gerücht und gutes Gerücht, als Verführer und Wahrhaftige; 9 als Unbekannte und Wohlbekannte; als Sterbende, und siehe, wir leben; als Gezüchtigte und nicht getötet; 10 als Traurige, aber allezeit uns freuend; als Arme, aber viele reich machend; als nichts habend und alles besitzend. 11 Unser Mund ist zu euch aufgetan, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden. 12 Ihr seid nicht verengt in uns, sondern ihr seid verengt in eurem Innern. 13 Zur gleichen Vergeltung aber (ich rede als zu Kindern) werdet auch ihr weit!
V5. Es geht weiter mit der Erprobung deines Ausharrens. Die ersten drei Dinge haben wir betrachtet. Die drei folgenden gehören ebenfalls zusammen. Das kannst du ohne weiteres erkennen: „Schläge“, „Gefängnisse“, „Aufstände“. Das sind Dinge, die Paulus von anderen Menschen zugefügt wurden und die seinen Körper betrafen. Das waren wirklich keine Kleinigkeiten. In Apostelgeschichte liest du, wie er geschlagen und ins Gefängnis geworfen wurde (Apg 16,19–24). Dort findest du auch, wie er verschiedene Male der Mittelpunkt einer aufrührerischen Volksmenge war (Apg 19,29–31; 21,27–36).
Dann folgt wieder eine Dreiergruppe, die zusammengehört: „in Mühen, in Wachen, in Fasten“. Es besteht allerdings ein Unterschied zu den vorhergehenden Erprobungen. Die vorhergehenden waren unfreiwillige Erprobungen. Ein Leben, aus dem ein Zeugnis für den Herrn Jesus hervorleuchtet, löst bei anderen Menschen oft eine negative Reaktion aus. Mühen, Wachen und Fasten dagegen sind Situationen, denen sich der Diener sozusagen selbst aussetzt. Es sind Dinge, in die er sich freiwillig begibt, die er freiwillig auf sich nimmt. Es gibt genug Christen, die damit zufrieden sind, dass sie von der Hölle errettet sind, die sich aber der Mühe der Verbreitung ihres Christseins entziehen. Der Ausdruck „Mühen“ bedeutet angestrengtes Arbeiten. „Wachen“ bedeutet in erster Linie, dafür zu sorgen, dass man nicht einschläft, weil Gefahren drohen. Geistlich angewandt auf dich und mich bedeutet es, die Augen gut offen zu halten und scharf darauf zu achten, von welcher Seite die geistlichen Gefahren kommen können, die dein Christsein auf Sparflamme setzen wollen. Du lässt dich dann nicht einlullen durch alles mögliche Gerede von Menschen, die erzählen, dass man es nicht so genau zu nehmen braucht und dass alles von selbst gut wird. Für das Fasten gilt dasselbe. Es bedeutet in erster Linie, dass man keine Nahrung zu sich nimmt. Es bedeutet auch, dass man freiwillig auf bestimmte Freuden verzichtet, die an sich nicht falsch sind, dich aber in einem bestimmten Moment vom wirklichen Ziel deines Lebens ablenken können. Ein bisschen Entspannung ist nicht verkehrt. Aber es ist sicher falsch, dich genau dann entspannen zu wollen, wenn deine Mitarbeit als Christ gefordert ist, z. B. wenn man dich bittet, mitzugehen, um das Evangelium zu verkündigen. Du kannst dich diesen drei Dingen also entziehen, aber der echte Diener Gottes tut das nicht und beweist dadurch, dass er verstanden hat, worum es in seinem Leben als Diener geht.
V6. Was in den Versen 6–10 folgt, sind Kennzeichen, die Gott bei seinen Dienern sucht und die durch die vorhergehenden Umstände deutlich zum Vorschein kommen werden. Das erste ist „Reinheit“. Reinheit heißt, dass du dich selbst von der Welt unbefleckt bewahrst und keine Freundschaft mit ihr schließt. „Erkenntnis“ bedeutet, dass du Gott kennst und weißt, was Er von dir erwartet. Dazu hast du die Bibel. „Langmut“ ist die Geduld, die du bei den Kontakten aufbringen kannst, die du hast. Indem du „gütig“ bist, lässt du andere etwas von der Güte Gottes empfinden. Die Kraft, um dich so zu offenbaren, hast du nicht aus dir selbst, sondern durch den „Heiligen Geist“. „Ungeheuchelte Liebe“ ist aufrichtige und nicht vorgetäuschte Liebe. Liebe ist die Natur Gottes, und die darfst du zeigen. Das bedeutet nicht, dass du das Böse gutheißt oder so tust, als ob es nicht da wäre.
V7. Deshalb muss der Diener mit dem „Wort der Wahrheit“ umgehen und es auf alle möglichen Situationen anwenden können. Wenn er das in Abhängigkeit von Gott tut und nicht mit menschlicher Weisheit, wird die „Kraft Gottes“ gespürt werden.
Die „Waffen der Gerechtigkeit“ betreffen das praktische Leben des Dieners. Wenn man ihn nicht ungerechter Praktiken beschuldigen kann, weil er jedem das gibt, worauf er ein Recht hat, ist das eine Waffe, mit der er Beschuldigungen, die von allen Seiten erhoben werden können, abwehren kann. Denn ein Diener ist immer Kritik ausgesetzt. Das ist etwas, womit du einfach rechnen musst, wenn du für den Herrn leben und arbeiten willst. Nicht dass du dich über alle Kritik erhaben fühlen sollst. Das wäre Hochmut.
V8. Aber es geht hier um einen Diener, der in allem seinem Herrn gefallen will. In diesem Fall gehst du „durch Ehre und Unehre“: Manchmal wirst du bejubelt und ein anderes Mal geschmäht. Je größer ein Diener ist, desto mehr wird über ihn gesprochen, im negativen wie im positiven Sinn: Er geht „durch böses Gerücht und gutes Gerücht“; der eine hält ihn für einen „Verführer“, für den anderen ist er „wahrhaftig“.
V9. In der Welt ist er „unbekannt“, aber Gott ist er „wohlbekannt“. Was die Welt betrifft, so ist er ein „Sterbender“, der Welt nützt er nichts. Das liegt daran, dass er nicht für die Welt, sondern für Gott „lebt“.
Alles, was ihm begegnet, nimmt er als „Züchtigung“ aus der Hand Gottes an. Zucht ist keine Strafe, sondern Erziehung. Für diese Erziehung gebraucht Gott allerlei Mittel, z. B. die, die du in den Versen 4 und 5 gelesen hast. Das Ziel, das Gott damit verfolgt, ist, dich dazu zu bringen, das Falsche aus deinem Leben wegzutun, um Ihm ähnlicher zu werden. Daher ist die Folge von Zucht nicht, dass du dadurch „getötet“ wirst.
V10. Es ist nicht angenehm, Züchtigung zu erfahren, nein, sie kann dich „traurig“ machen (Heb 12,11). Aber mit dem, was du darin an Liebe und Sorge von Seiten Gottes erfährst, kannst du wieder andere „erfreuen“. Ein Diener besitzt in dieser Welt keine Reichtümer. Diesbezüglich ist er „arm“. Sein wahrer Reichtum ist in Christus, und damit kann er „viele reich machen“. Das Ende von Vers 10 zeigt, dass er eigentlich in dieser Welt überhaupt nichts besitzt. Sein wirklicher Besitz ist Christus, und wer Ihn hat, hat alles, denn alles ist von Ihm.
Du siehst, dass es keine Kleinigkeit ist, sich für einen Diener Gottes auszugeben. Ich hoffe, dass du dadurch nicht entmutigt, sondern im Gegenteil ermuntert wirst. Denn es sind doch eine Menge reicher Verheißungen darin eingeschlossen.
V11. Vielleicht kannst du dir ein wenig vorstellen, was für einen tiefen Eindruck diese Verse auf die Korinther machen mussten. Paulus hatte ihnen sein Herz geöffnet. Er hatte sich nicht zurückgehalten, sondern sein Herz vor ihnen ausgeschüttet. Sie sollten wissen, was für sie darin verborgen war. Er liebte sie von ganzem Herzen, und alles, worüber er in den vorhergehenden Versen gesprochen und was er durchgemacht hatte, hatte er um ihretwillen durchgemacht und erlebt, um ihnen das Evangelium bringen zu können.
Siehst du, wie er sie ganz persönlich als „Korinther“ anspricht? In zwei weiteren Briefen spricht er die Empfänger ebenso persönlich an: die Galater (Gal 3,1) und die Philipper (Phil 4,15). In allen drei Fällen spricht er aus einem übervollen Herzen.
V12. Hier in Korinth wollte er wieder den besonderen Platz in ihrem Herzen haben, den er früher gehabt hatte. Nein, sie nahmen keinen engen Raum in ihm ein. Aber sie selbst waren engherzig. Sie hatten in ihrem Herzen nur ein kleines Plätzchen für Paulus. Sie konnten ihn nicht mehr so richtig wertschätzen.
V13. Er bittet sie darum, ihr Herz wieder weit für ihn und seinen Dienst zu öffnen. Er erbittet das als eine Art Vergeltung, die er von ihnen verdient hatte. Hatte er sich nicht mit seinem ganzen Leben für sie eingesetzt? Mussten sie ihn dann nicht mit besonderer Liebe lieben? Sie waren doch „seine Kinder“. Du merkst an der ganzen Art zu schreiben, wie Paulus sein Bestes tut, um ihr Herz wieder zu gewinnen. Er verlangte danach, dass das Verhältnis zwischen ihm und den Korinthern wieder gut würde und sie wieder auf seinen weisen Rat hörten. Dabei hatte er nur die Ehre des Herrn und das Wohl der Gläubigen im Auge.
Lies noch einmal 2. Korinther 6,5–13.
Frage oder Aufgabe: Was ist in deinem Leben von den Dingen zu finden, die in den Versen 4–10 aufgezählt werden?
14 - 16 Das ungleiche Joch
14 Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? 15 Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? 16 Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“
V14. Über diese Verse ist schon viel gesagt und geschrieben worden, und das nicht von ungefähr. Sie sind nämlich von außergewöhnlicher Bedeutung für dein praktisches Glaubensleben. Du musst auf den großen Kontrast zwischen diesen und den vorigen Versen achten. In den vorhergehenden Versen hat Paulus das Leben eines echten Dieners Gottes beschrieben. Hast du dabei irgendetwas entdeckt, das dir Ehre und Ansehen in der Welt einbringen könnte? Nicht das Geringste! Aber gerade darauf waren die Korinther aus. Sie wollten auch von der Welt profitieren. Wenn es um Paulus und seinen Dienst ging, waren sie engherzig. Aber wie weitherzig waren sie, wenn es um ihren Umgang mit der Welt ging! Da konnten sie leicht mitmachen. Daraus konnte man viele Vorteile ziehen, und es ersparte einem auch jenes unangenehme, engherzige Leben mit all seinen Entbehrungen, wie Paulus es erlebte.
Leider gibt es auch heute noch Christen, junge wie alte, die so denken. Natürlich werden diese Dinge nicht laut gesagt. Aber in ihrem Leben zeigt sich, dass noch nicht alle Beziehungen zur Welt durchtrennt sind. Es geht hier um alle Formen der Zusammenarbeit, durch die der Gläubige gehindert wird, den richtigen Weg des Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes zu gehen. Das bedeutet nicht, dass du gar nicht mit Ungläubigen Umgang haben darfst. Wenn du z. B. an deine Arbeits- oder Schulsituation denkst, ist das etwas anderes. Mit deinen Kollegen oder Mitschülern lebst du nicht per Definition in einem ungleichen Joch. Es ist deine Pflicht, zur Arbeit und zur Schule zu gehen. Es wäre falsch, sich davon lösen zu wollen. Es geht um Verbindungen, die zum Ungehorsam führen. Diese können geschäftlicher Art sein, aber auch Freundschaften betreffen. Es gilt sicher auch für die Ehe, obwohl es hier nicht in erster Linie darum geht. Fang deshalb nie eine feste Freundschaft mit einem bzw. einer Ungläubigen an, dann wird auch von einer Ehe nie die Rede sein können.
Im Alten Testament findest du, dass Gott im Blick auf Verbindungen zwischen seinem Volk und den sie umgebenden Nationen genauso spricht. Bildlich hat er das in der Vorschrift in 5. Mose 22 gezeigt: „Du sollst nicht pflügen mit einem Rind und einem Esel zusammen“ (5Mo 22,10). Ein Rind ist ein reines Tier, das Gott geopfert werden konnte. Ein Esel ist ein unreines Tier, dem das Genick gebrochen oder das durch ein Lamm „gelöst“ werden musste (2Mo 13,13). Genauso wenig wie diese beiden Tiere zusammen pflügen konnten, können ein Gläubiger und ein Ungläubiger zusammen gehen. Mit diesem Bild vor Augen zeigt Paulus die messerscharfe Trennung, die zwischen Gläubigen und Ungläubigen besteht.
Bevor ich weiter auf diese Verse eingehe, möchte ich dich schon einmal auf die Verse 17–18 hinweisen, wo eine großartige Verheißung für jeden zu finden ist, der der Welt Lebewohl sagt. Findest du es im Moment schwer, etwas loszulassen, das dich noch mit der Welt verbindet? Hast du keine Kraft, damit zu brechen? Dann lies die Verse 17–18. Das vorab zu deiner Ermunterung.
Nun zurück zu Vers 14. Da werden die Korinther aufgefordert, nicht mit Ungläubigen in einem ungleichen Joch zu sein. Weißt du, wenn dein Leben nicht ganz für den Herrn Jesus ist, führt das automatisch dazu, dass sehr schnell Verbindungen mit der Welt zustande kommen. Um deutlich zu machen, dass das eigentlich unmöglich ist, folgen einige Vergleiche, die zeigen, warum das nicht sein kann. Dadurch wird klar, dass ein Ungläubiger sich durch ganz andere Motive und Gefühle leiten lässt als ein Gläubiger. Der Ausgangspunkt und das Ziel des Lebens sind völlig verschiedenartig. Ein Ungläubiger lebt aus einer völlig anderen Quelle als ein Gläubiger. Zwischen ihnen besteht sogar der denkbar größte Unterschied. Paulus zeigt die Extreme, nicht um zu übertreiben, sondern weil die Dinge so und nicht anders sind. Jede andere Darstellung der Dinge verdunkelt die Tatsachen.
Das sind die Tatsachen:
1. Gerechtigkeit bedeutet, das zu tun, was mit dem Recht Gottes übereinstimmt. Gesetzlosigkeit ist das Tun des eigenen Willens, ohne dass man irgendeine Autorität über sich anerkennt. Welche Gemeinschaft haben diese beiden miteinander? Gemeinschaft (oder Teilhaberschaft) bedeutet, dass man zusammen an irgendetwas den gleichen Anteil hat. Gerechtigkeit gehört zu dem neuen Leben des Gläubigen. Der Ungläubige hat dieses neue Leben nicht, hört also nicht auf Gott und erkennt seine Autorität nicht an. Diese beiden Äußerungen im Leben des einen und des anderen liegen sehr weit auseinander.
2. Licht und Finsternis bezeichnen die Sphären, in denen die beiden Parteien sich befinden. Auf dem ersten Blatt der Bibel nimmt Gott, gleich nachdem Er das Licht hervorgerufen hat, eine Trennung zwischen Licht und Finsternis vor. Noch deutlicher als unter Punkt 1 zeigt diese Tatsache, dass es absolut undenkbar ist, dass es irgendeine Form der Gemeinschaft zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen gibt. Gemeinschaft bedeutet, dass es etwas Gemeinsames gibt, ein gemeinsames Interesse. Im Licht erfreut sich ein Gläubiger am Umgang mit Gott. In der Finsternis liebt der Ungläubige die Sünde.
3. V15. Christus und Belial geben an, zu wem die Einzelnen gehören. Der Gläubige gehört Christus an und der Ungläubige Belial. Wer Christus ist, brauche ich dir nicht zu sagen. Er ist der Mann, dem das ganze Interesse des Herzens Gottes gilt und nach dem du seit deiner Bekehrung auch verlangst. Der Name Belial kommt im Neuen Testament nur hier vor. Im Alten Testament finden wir ihn häufiger. Ursprünglich bedeutete er „Wertlosigkeit“ oder „hoffnungsloser Trümmerhaufen“, „äußerste Boshaftigkeit“ und „Verwüstung“. Es ist also ganz klar ein Name für Satan. Könntest du dir auch nur eine Sache vorstellen, in der Christus und Belial übereinstimmen?
4. „Ein Gläubiger“ ist die Bezeichnung für einen Nachfolger Christi, „ein Ungläubiger“ die für einen Nachfolger Belials. Ein Gläubiger ist ein Mensch, der sein ganzes Vertrauen auf Christus gesetzt hat, nicht nur für die Ewigkeit, sondern auch für sein tägliches Leben. Ein Ungläubiger beachtet Christus nicht. Das Teil des Gläubigen ist Christus, das des Ungläubigen ist Satan.
5. V16. Die Gläubigen ehren Gott und dienen Ihm in seinem Tempel. Das ist kein Platz für Götzen. Götzen füllen das Leben des Ungläubigen aus. Paulus sagt noch mehr über den Tempel Gottes, nämlich: „Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes.“ Das bedeutet, dass die Versammlung der Wohnort Gottes ist. Du spürst hier das Verlangen Gottes, bei seinem Volk zu wohnen und zu wandeln. Er will ihr Gott sein und will sie als sein Volk anerkennen können. Mit Ehrerbietung gesagt: Gott will sich dort zu Hause fühlen, sich dort frei bewegen können. Das ist nur möglich, wenn keine störenden Elemente da sind. Die sind jedoch da, wenn Gläubige sich mit der Welt verbinden. In Psalm 93 steht so treffend: „Deinem Haus geziemt Heiligkeit“ (Ps 93,5). Die logische Folge kann nichts anderes sein als der Aufruf in Vers 17. Damit möchte ich im folgenden Abschnitt fortfahren.
Lies noch einmal 2. Korinther 6,14–16.
Frage oder Aufgabe: In welcher Hinsicht kann in deinem Leben (vielleicht) noch von einem ungleichen Joch die Rede sein?
17 - 18 Absonderung – wovon und wozu?
17 Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; 18 und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige.
V17. Das Wort „darum“ ist bedeutungsvoll. Gott will inmitten seines Volkes wohnen und wandeln, und darum kann sein Volk sich nicht mit der Welt verbinden. Sein Volk muss sich radikal von der Welt und allem, was dort zu finden ist, getrennt halten. Die vorhergehenden Verse haben deutlich gemacht, dass diese Trennung bereits besteht. Das Volk Gottes muss das aber auch in der Praxis ausleben. Ein Gläubiger muss jede Verbindung abbrechen, in der Gott nicht den ersten Platz hat, wo man keine Rücksicht auf Ihn nimmt.
Das gilt in erster Linie für Beziehungen, die ein Gläubiger auf freiwilliger Basis eingegangen ist. Es geht um Beziehungen, wo ein Gläubiger mit einem Ungläubigen zusammen Verantwortung trägt und wo Kompromisse geschlossen werden. Der Ungläubige lässt sich dabei von völlig anderen Motiven leiten als der Gläubige, sodass der Gläubige Zugeständnisse machen muss. Josaphat, ein gottesfürchtiger König im Alten Testament, wird aus diesem Grund von Gott getadelt. Von seinem „ungleichen Joch“ mit einem gottlosen König von Israel liest du in 2. Chronika 18 (2Chr 18,3). Wie Gott darüber denkt, findest du in 2.Chronika 19 (2Chr 19,2). Leider verfällt er nochmals in diesen Fehler (2Chr 20,35–37). Du siehst, dass die Folgen dort ernster sind als beim ersten Mal.
Es geht auch anders. Ich kenne junge Männer, die in einer Musikband gespielt haben. Nach ihrer Bekehrung sind sie dort ausgetreten. Sie machen immer noch Musik, aber jetzt mit Gläubigen und für den Herrn. Du kannst auch an Geschäftsleute denken, die mit Ungläubigen zusammen ein Geschäft betreiben, für das sie beide verantwortlich und haftbar sind. Ich kenne Gläubige, die eine Beziehung mit einem bzw. einer Ungläubigen hatten. Als sie einsahen, dass das nicht richtig war, und es vor Gott als Sünde bekannten, brachen sie diese Verbindung ab. Manchmal hat der Herr bewirkt, dass der bzw. die andere später zur Bekehrung kam und die Verbindung wieder angeknüpft werden konnte.
Im Zusammenhang damit noch ein Wort über die Ehe. Wenn einmal eine Ehe geschlossen worden ist, darf sie nicht gelöst werden. Gott hasst Ehescheidung (Mal 2,16). Das „Aus-ihrer-Mitte-Hinausgehen“ gilt also nicht für die Ehe (1Kor 7,10–11). Aber all die anderen Verbindungen, wo du dich mit Ungläubigen einlässt, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, und wo du Gott nicht den ersten Platz geben kannst, musst du aufgeben und lösen. Du kannst dabei z. B. an ein Geschäft denken, das du mit jemand gründen willst und wo ihr gemeinsam für die Geschäftsführung verantwortlich seid. Der andere kann nach dem, was hier steht, nie ein Ungläubiger sein.
Der Gehorsam gegenüber diesen Anweisungen hat schon manchen große Mühe gekostet. Es kann sehr schmerzlich sein, sich abzusondern. Es kann auch für den schmerzlich sein, von dem du dich absonderst, weil er den Eindruck gewinnen kann, dass du besser sein willst. Das darf nie der Grund sein. Versuche dem anderen klarzumachen, warum du dich in der betreffenden Situation nicht mit ihm oder ihr verbinden kannst. Ob man dich verstehen wird, kann ich nicht sagen, aber es ist deine Verantwortung gegenüber dem Herrn, dich an sein Wort zu halten.
V18. Du sonderst dich also von irgendetwas ab. Wenn es damit sein Bewenden hätte, wäre das nicht mehr als Pharisäismus, eine Art Heiligungslehre, die zeigt, dass du dich über die anderen erhaben fühlst. Absonderung hat kein negatives, sondern ein positives Ziel. Gott will, dass du für Ihn abgesondert bist. Um dich dahin zu bringen, gibt Er dir eine große Verheißung, was Er mit dir tut und für dich sein will.
1. Er nimmt dich an. Du sagst vielleicht: War ich denn nicht schon angenommen? Ja, das ist so. In diesem Vers geht es jedoch darum, dass du auch den Nutzen davon hast. Wenn du dich nicht absonderst, kann Gott dich nicht empfinden lassen, dass Er dich angenommen hat. Das gilt auch für das Folgende.
2. Er will dir zum Vater sein und dich als seinen Sohn oder seine Tochter anerkennen. Auch hier kannst du sagen: War das nicht schon so? Ja, aber Er kann dich nicht empfinden lassen, dass du wertvoll für Ihn bist. Ein Beispiel: Meine Kinder sind und bleiben meine Kinder, egal was sie tun. Ich kann sie meine Vaterliebe aber nicht empfinden lassen, wenn sie ungehorsam sind. So ist es auch mit dem Vater im Himmel. Er kann seine Kinder, die sich wie Weltmenschen verhalten, nicht als seine Kinder anerkennen. Er schämt sich ihrer. Er möchte sehr gern, dass seine Kinder seine Eigenschaften zeigen.
Die Kraft, sich abzusondern, liegt in dem Namen „der Herr, der Allmächtige“. „Der Herr“ deutet auf die Verbindung hin, die Gott mit Israel hatte, und auf die Verheißungen, die Er diesem Volk gegeben hatte. Alle diese Verheißungen werden erfüllt werden. „Der Allmächtige“ ist der Name Gottes, mit dem Er sich Abraham offenbarte. Abraham ist ein gutes Beispiel für jemand, der sich von seiner Familie absonderte und als Abgesonderter in einem heidnischen Land lebte. Er setzte sein Glaubensvertrauen auf Gott. Gott war für ihn der, der alles, was Er verheißen hatte, auch tun würde. Bei so jemand schämt sich Gott nicht, sein Gott genannt zu werden (Heb 11,16).
Und wie hat Gott Abraham gesegnet! Jesaja 51 ist ein schöner Vers: „Blickt hin auf Abraham, euren Vater …; denn ich rief ihn, den einen, und ich segnete ihn und mehrte ihn“ (Jes 51,2). Wenn du dich absonderst, kann das zur Folge haben, dass du allein dastehst. Dann denk an Abraham und sieh, was Gott mit ihm getan hat. Wenn du gehorsam bist, wirst du den Segen davon erfahren. Du wirst Gott wohl schon so gut kennen, dass du weißt, dass Er alles, was du für Ihn aufgibst, doppelt und dreifach zurückgibt. Gott wird nie jemand etwas schuldig bleiben.
Lies noch einmal 2. Korinther 6,17–18.
Frage oder Aufgabe: Was ist das Ergebnis, wenn du eine falsche Verbindung abbrichst?