1 - 6 Der Geist Gottes und der Geist des Antichrists
1 Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. 2 Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott; 3 und jeder Geist, der nicht Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt. 4 Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, der in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist. 5 Sie sind aus der Welt, deswegen reden sie aus der Welt, und die Welt hört sie. 6 Wir sind aus Gott; wer Gott erkennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.
V1. Im letzten Vers des vorigen Kapitels hat Johannes bereits kurz auf die Tatsache hingewiesen, dass du den Heiligen Geist besitzt. Dort erwähnt er Ihn, um die Gewissheit zu unterstreichen, dass Gott in dir bleibt. In dem Abschnitt, den du nun vor dir hast, wird er das Wirken des Geistes Gottes dem Wirken des Geistes des Antichrists gegenüberstellen.
Du kannst erkennen, was aus dem Geist Gottes kommt und was aus dem Geist des Antichrists kommt, wenn du nach dem Bekenntnis zu Jesus Christus fragst. Das ist der erste Prüfstein. Es gibt in diesem Abschnitt noch einen Prüfstein. Das ist die Frage, bei wem jemand, der sich als Lehrer ausgibt, Gehör für seine Botschaft findet (Vers 6). Es wird eine Gruppe von Zuhörern genannt, die aus denen besteht, die aus Gott sind, und eine Gruppe von Zuhörern, die aus denen besteht, die aus der Welt sind. Diejenigen, die aus Gott sind, hören auf die Apostel, und die, die aus der Welt sind, hören auf den Geist des Antichrists.
Johannes beginnt damit, dich als „Geliebter“ anzusprechen. Das ist ein sehr schöner Ausgangspunkt für den alten Apostel. Das drückt die Sorge aus, die er in Bezug auf dich hat. Aus dieser Sorge heraus will er dich warnen, nicht einfältig allerlei schöne Reden über Gott und über seinen Sohn anzunehmen, als würden diese Worte automatisch von Gott kommen. Sobald du Reden über Gott und Jesus hörst, könntest du denken, dass alles in Ordnung ist. So ist es aber nicht. Du musst die Geister prüfen. Du musst wissen, aus welcher Quelle sie sprechen.
Es gibt in der Bibel Beispiele, wo man sieht, dass manchmal auch Ungläubige wie Bileam durch den Geist Gottes prophezeit haben (4Mo 24,2). Was er da sagte (4. Mose 23 und 24), kam aus der guten Quelle. Als er jedoch dem Volk den Rat gab, dem Wort Gottes untreu zu sein, sprach er aus einer bösen Quelle (4Mo 31,16).
Hier steht nicht, dass du Menschen auf die Probe stellen musst, um festzustellen, ob sie wohl Gläubige sind oder ob sie der rechten Lehre anhangen, sondern hier ist von Geistern die Rede. Es geht nicht um ein orthodoxes Glaubensbekenntnis, sondern um die Frage, aus welcher Quelle die Menschen sprechen. Ist die Quelle der Heilige Geist oder ein dämonischer Geist? Das ist die Frage, um die es geht. Es geht darum, Menschen zu entlarven, die vorgeben, Propheten zu sein, und behaupten, dass sie mit einer Botschaft von Gott kommen, obwohl sie in Wirklichkeit die Lüge bringen und daher durch einen dämonischen Geist sprechen.
Es geht um Geister, die das Wirken des Heiligen Geistes nachahmen. Der Geist des Islam ist beispielsweise eindeutig ein dämonischer Geist und kein Geist der Nachahmung. Bei den falschen Propheten, die ausgegangen sind, ist das anders. Sie ahmen den Geist Gottes nach, doch dahinter steht natürlich ein dämonischer Geist. Dass sie „ausgegangen“ sind, weist auf Aktivität hin. Aktivität macht immer Eindruck. Es macht ebenfalls Eindruck, dass sie viele sind. Du kennst sicher diesen Einfluss: Wenn viele Menschen etwas behaupten, macht das mehr Eindruck, als wenn ein Einzelner etwas sagt.
V2. Der Prüfstein besteht darin, wie jemand über den Herrn Jesus denkt. Der Heilige Geist bringt nur das hervor, was zur Verherrlichung des Herrn Jesus dient, und Er tut das mit Freuden. Der Satan und seine Engel tun das Gegenteil. Sie können schön reden, aber es gibt nichts, was Ihn verherrlicht, im Gegenteil, sie sind darauf aus, Ihn zu verunehren. Es geht nicht nur um historische Heilstatsachen, sondern um Tatsachen in Verbindung mit der Person Christi. Man muss Ihn als das Wort, das wirklich Fleisch geworden ist, bekennen (Joh 1,14).
Er hat nicht für eine Zeit die Gestalt von Fleisch und Blut angenommen. Dass Er „im Fleisch gekommen“ ist, bedeutet, dass Er Mensch geworden ist. Dass Er Mensch ist, gehört von dem Augenblick an, als Er das geworden ist, untrennbar zu seiner Person. Er ist wirklich Mensch geworden und ist das in Ewigkeit. Wenn Er jetzt nicht mehr Mensch wäre, wäre Er niemals wirklich Mensch gewesen.
Dass Er „im Fleisch gekommen“ ist, schließt per Definition in sich, dass Er als Gott schon immer existierte. Jemand kann nur im Fleisch kommen, wenn er zuvor als Gott existiert hat. Der Herr Jesus hat von aller Ewigkeit her als der ewige Sohn existiert. Das Bekenntnis, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist daher zugleich auch ein Bekenntnis zur Gottheit des Herrn Jesus.
V3. Wenn du mit jemandem über den Herrn Jesus sprichst und der andere kein klares Bekenntnis über Ihn ablegt, dann sieht es nicht gut aus. So jemand ist nicht aus Gott, das heißt, er ist nicht aus Gott geboren (1Joh 3,9.10). Wer solch ein Bekenntnis nicht ablegen kann, macht deutlich, dass er nicht von neuem geboren ist.
Jemand, der aus Gott geboren ist und somit neues Leben hat, liebt den Herrn Jesus. Das wird auch zu merken sein. Wenn jemand sagt, dass er Ihn liebt, ohne das zu zeigen, lügt er. Es geht um das Bekenntnis zu „Jesus“. Wo du dem neuen Leben begegnest, wird es nicht nötig sein, weitere Erklärungen über Ihn abzugeben. Familienglieder erkennen einander sofort.
Der Geist des Antichrists bekennt Jesus nicht als im Fleisch gekommen. Es geht nicht nur darum, was dieser Geist sagt, sondern auch um die gesamte Haltung, in der er kommt und auftritt (2Thes 2,3.4). So jemand bekennt Jesus nicht und rechnet auch in keiner Weise mit Gott. Der Antichrist ist der Mensch, in dem die Sünde sich in ihrer ganzen Fülle entfaltet. Der Antichrist als Person muss noch kommen, aber sein Geist ist bereits jetzt in der Welt wirksam. Dieser Geist ist nicht aus Gott, sondern kommt aus dem Satan hervor.
V4. Was solltest du nun tun, wenn du feststellst, dass du es mit einem solchen Geist zu tun hast? Du brauchst nichts zu tun. Du darfst wissen, dass du ein Überwinder dieses Geistes bist. Du hast ihn nicht überwunden, indem du eine Diskussion gewonnen hast. Du brauchst nicht einmal eine Diskussion zu beginnen; tust du es doch, erleidest du gerade dann eine Niederlage. Eva ließ sich auf ein Gespräch mit dem Teufel ein und sie war die Verliererin. Du brauchst nicht alle Argumente der Gegner zu kennen und zu widerlegen. Du musst einfach in dem bleiben, was du von Anfang an gelernt hast, nämlich in der Wahrheit, die die Apostel dir offenbart haben.
Du bist aus Gott geboren und darfst dich in der Stellung des Überwinders sehen, weil du durch den Glauben an den Namen des Sohnes Gottes den Heiligen Geist in dir hast. Und ist es eine Frage, wer größer ist: der Geist, der in dir ist, oder der Geist, der in der Welt ist? Deshalb brauchst du dich von all dem Aufwand nicht beeindrucken zu lassen, womit Geister dir weismachen wollen, dass du einem armseligen Glauben anhängst und dass sie dich mit höheren Formen der Wahrheit bekanntmachen können. Bleibe bei dem Glauben, den du von Anfang an gehört hast. Dann verhältst du dich als Überwinder und der Feind wird von dir weichen (1Joh 5,4).
V5. Die Anhänger und Verkündiger der Irrlehre „sind aus der Welt“, sie haben dort ihren Ursprung und sind dort zu Hause. Alles, was aus ihnen hervorkommt, zeigt, was sie sind und wozu sie gehören. Es wird von denen angenommen, die zur Welt gehören und die nicht zu den Gläubigen gehören. Die Welt ist in der Macht Satans und wird von ihm beherrscht. Von diesem bösen System aus sendet er seine Dämonen, damit sie ihre verderblichen Lehren an den Mann bringen. Was sie bringen, entspricht genau den Menschen, die zur Welt gehören. Die Menschen hören sie, weil sie dieselbe Sprache sprechen wie die Menschen der Welt.
V6. Du gehörst nicht mehr zur Welt. Deshalb hörst du nicht auf sie. Weil du Gott kennst, hörst du auf die Apostel, denn sie sind „aus Gott“. Es geht um einen radikalen Gegensatz, um den Gegensatz zwischen Wahrheit und Irrtum. Es gibt keinerlei Verbindung zwischen diesen beiden. Ebenso gibt es keinerlei Verbindung zwischen denen, die aus Gott sind, und denen, die nicht aus Gott sind. Von allem, was du als Kind Gottes mit Liebe empfängst, begreift der Ungläubige nichts. Er hört nicht darauf.
Du kannst die Wörter „hört uns“ auch ausgedehnter anwenden als allein auf die Apostel, nämlich auf alle, die das Wort Gottes verkünden. Es geht dabei um das Wort der Apostel beziehungsweise um das inspirierte Wort Gottes. Du wirst gern auf Lehrer hören, die dir das Wort Gottes auslegen und dich in deinem Glauben aufbauen. Sie weisen nicht auf sich selbst hin und versuchen auch nicht, dich für ihre Ideen zu gewinnen, sondern sie weisen auf Christus hin. Wenn du sie hörst, findet das Anklang in deinem Herzen, weil der Geist darin wohnt.
Das wird übrigens nur dann so sein, wenn die Worte, die du hörst, in Übereinstimmung mit der Schrift sind. Dann spielt es keine Rolle, wer sie ausspricht, ob es nun ein anerkannter Prediger ist oder ein völlig unbekannter Gläubiger. Der Prüfstein ist das Wort Gottes, das geschriebene Wort. Wenn das unter der Leitung des Heiligen Geistes gesprochen wird, hörst du darauf.
Lies noch einmal 1. Johannes 4,1–6.
Frage oder Aufgabe: Wie weißt du, ob etwas aus dem Geist Gottes ist oder ob es aus dem Geist des Antichrists kommt?
7 - 14 Gott ist Liebe
7 Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. 8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. 9 Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. 10 Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden. 11 Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben. 12 Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir einander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. 13 Hieran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat. 14 Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.
V7. Nach der warnenden Belehrung in Bezug auf den Geist des Irrtums in den vorherigen Versen wendet Johannes sich wieder der Natur Gottes zu, die du als Kind Gottes empfangen hast. Er beginnt wieder damit, die Gläubigen als „Geliebte“ anzusprechen, also auch dich. Damit will Johannes dich spüren lassen, dass er dich liebt, denn auch du hast den Herrn Jesus als dein Leben. Er sagt dir damit zugleich, dass du ein „Geliebter“ Gottes bist. Gott liebt dich.
Du hast die Natur Gottes, und das muss sichtbar werden, denn Liebe an sich kann man nicht sehen. Die Liebe, die du zu dem anderen hast, „ist aus Gott“. Dass die Liebe aus Gott ist, bedeutet nicht, dass jede Art von Liebe aus Gott ist. Aus dem Zusammenhang ist zu ersehen, dass es um göttliche Liebe geht. Du liest im Wort Gottes auch von menschlicher Liebe, die man auch „natürliche Liebe“ nennt. Dabei denkt man zum Beispiel an die Liebe von Eltern zu ihren Kindern und umgekehrt. Diese Liebe hat Gott ebenfalls gegeben, doch sie kann erkalten. Mit natürlicher Liebe hat Gott selbstverständlich niemals eine verkehrte Liebe gemeint wie beispielsweise homosexuelle Liebe. Die ist eine unnatürliche Liebe.
Die göttliche Liebe kann niemals erkalten. Diese Liebe ist unabhängig von der Reaktion dessen, dem sie erwiesen wird. Diese Liebe ist in dir, und sie ist der Beweis dafür, dass du aus Gott geboren bist und Gott kennst. Du siehst, wie die Liebe mit ihrem Ursprung und der Erkenntnis Gottes verbunden wird. Leben (durch die Geburt aus Gott) und Kennen (dessen, aus dem du geboren bist) gehören zusammen. Durch die neue Geburt hast du eine bewusste Beziehung zu Ihm. Du weißt, wem du angehörst, du kennst Ihn.
V8. Wenn jemandem die göttliche Liebe fehlt, hat er keine Beziehung zu Gott. So jemand hat Gott niemals gekannt, er hat niemals eine Beziehung zu Ihm gehabt. So schön jemand auch über Ihn sprechen kann – er ist ein Betrüger und Verführer. Wer Gott nicht erkennt, hat keinerlei Gemeinschaft mit Ihm. Das Wort „erkennen“ hat in der Bibel die Bedeutung von „Gemeinschaft haben mit“. Die Bedeutung von „erkennen“ kommt in 1. Mose 4 schön zum Ausdruck (1Mo 4,1). In manchen Bibelübersetzungen steht dort: „Und Adam hatte Gemeinschaft mit Eva, seiner Frau.“ Wörtlich steht dort: „Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau.“ Gemeinschaft ist eine Sache tiefster Intimität. Es spricht daher auch Bände, wenn Johannes hier „Lieben“ mit dem „Erkennen“ Gottes verbindet, weil Gott Liebe ist.
Wahre Liebe kommt von Gott, denn Gott ist Liebe. Nur dann, wenn göttliche Liebe vorhanden ist, gibt es Liebe zueinander, eine Liebe, die aus der Gemeinschaft mit Gott hervorkommt. Wenn wir über Gott als Liebe sprechen und darüber, dass seine Liebe in uns ist und wir dadurch mit dieser Liebe lieben können, kannst du das mit einem Meer vergleichen. Wenn du hier liest: „Gott ist Liebe“, stehst du gleichsam am Meer. Dass Er als Liebe in dir wohnt, kannst du damit vergleichen, dass ein Eimer mit Wasser aus dem Meer gefüllt ist. Wenn du dagegen den Eimer in das Meer eintauchst, kannst du sagen, dass der Eimer im Meer ist. So ist es mit deinem Herzen, das in die Liebe Gottes eingetaucht ist. Wenn du darüber nachdenkst, wird es dich überwältigen.
V9. Gott hat einen großartigen Beweis dafür gegeben, dass Er Liebe ist. Liebe ist unsichtbar und muss offenbart werden. Gott bewohnt ein unzugängliches Licht (1Tim 6,16). Wir würden niemals etwas von Ihm erkannt haben, wenn Er sich nicht offenbart hätte. Er hat jedoch seine Liebe sichtbar werden lassen, indem Er seinen eingeborenen Sohn gegeben oder, wie es hier heißt, „in die Welt gesandt hat“.
Wir hätten Gott niemals erkennen können, wenn Er das nicht getan hätte. Wir hätten niemals etwas von der gegenseitigen Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn gewusst, die ein Geheimnis in Gott war. Johannes spricht über den „eingeborenen Sohn“. Das bedeutet nicht, dass Er erst bei seiner Geburt Sohn geworden ist. Er war immer der eingeborene Sohn. „Eingeboren“ bedeutet einziggeboren oder einzigartig. So hat der Vater Ihn gesandt und so ist Er gekommen.
Es heißt hier, dass diese Liebe „zu uns offenbart worden“ ist. Das bedeutet, dass der Beweis der Liebe Gottes völlig außerhalb von dir liegt. Irrlehrer sprechen auch über Liebe, jedoch als eine mystische Erfahrung, wodurch man etwas von Gott kennenlernen könne. Dazu müsstest du dann zu dir selbst einkehren und in deine eigenen Gefühle eindringen. So ist es aber nicht. „Zu uns“, zu dir, bedeutet, dass es zwar außerhalb von dir liegt, aber auch, dass du diese Offenbarung wahrnehmen, erkennen und annehmen durftest. Dadurch hast du Leben empfangen.
V10. Früher hattest du kein Leben, denn du warst tot in Vergehungen und Sünden (Eph 2,1). Weil du tot warst, war es dir unmöglich, Gott zu lieben. Du warst nicht nur tot, sondern auch schuldig, weil du Gott nicht liebtest. Deshalb hattest du Versöhnung nötig. Auch diese hat Gott in seiner Liebe bereitgestellt. Ein Sühnopfer war erforderlich, um der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes zu entsprechen.
Bei dir und mir war keine Liebe zu Gott vorhanden. Alles in der Liebe Gottes ist von Ihm ausgegangen. Sein Herz hat sich dir zugewandt, weil Er wollte, dass auch du zu dieser Gemeinschaft von Menschen gehören solltest, die Er in seine Gegenwart, an sein Herz bringen wollte. Alles, was dem im Weg stand, hat Er dadurch weggenommen, dass Er seinen Sohn als ein Sühnopfer für ihre Sünden sandte. So hat Er Ihn auch für dich gesandt. Darin siehst du den hohen Preis, den Er dafür bezahlen wollte.
Dass Gott Liebe ist, muss nicht auf „Gott kann lieben“ reduziert werden, als gäbe es Augenblicke, wo Er nicht liebt. Gottes Liebe hat sich am Kreuz von Golgatha deutlich erwiesen. Dadurch weißt du, was Liebe ist. Der Maßstab besteht darin, dass die Liebe sich für Sünden gab, die Er selbst nicht begangen hatte.
V11. Johannes zieht nun eine Schlussfolgerung: Da Gott uns auf solch erhabene und beeindruckende Weise geliebt hat, kann es nicht anders sein, als dass auch wir einander lieben. So lassen auch wir erkennen, dass Gott Liebe ist.
V12. Niemand hat Gott jemals sehen können, doch Gottes Liebe ist durch seinen Sohn, den Er in die Welt gesandt hat, sichtbar geworden (Joh 1,18). Der Sohn ist nicht mehr auf der Erde, wohl aber die Familie Gottes. Diese Familie hat den Sohn als ihr Leben. Was zuerst der Sohn getan hat, als Er auf der Erde war, soll nun durch die Familie Gottes geschehen. Und wie macht die Familie Gottes es möglich, dass Gott gesehen wird? Dadurch, dass sie einander lieben.
Das öffentliche Zeugnis darüber, wer Gott ist, wird gegeben, wenn Liebe unter den Gläubigen ist, also unter denen, die die Natur Gottes haben. An deiner Liebe zu deinem Bruder und zu deiner Schwester kann man erkennen, dass Gott in dir bleibt und dass seine Liebe in dir vollendet ist. Das bedeutet, dass seine Liebe völlig in dir zum Ausdruck kommt, wenn du deinen Bruder und deine Schwester liebst. Alles, was du an deinen Geschwistern tust, ist im Grunde das, was Gott tut. Die Liebe zu dem anderen kommt in dir zu ihrem vollen Recht und Ziel.
Wenn Gott, der die Quelle der Liebe ist, in dir bleibt (und das ist der Fall!), wirkt die Liebe in dir nicht anders als in Ihm, der die Quelle der Liebe ist. Wo die Liebe Gottes aus dieser Quelle zum Ausdruck kommt, geschieht das in der Vollkommenheit, die diese Quelle kennzeichnet.
Du weißt es inzwischen, doch ich erinnere dich noch einmal daran, dass Johannes die Dinge ihrem Wesen nach vorstellt und nicht entsprechend unserer manchmal mangelhaften Praxis. Das soll dich nicht blind für die falschen Dinge machen, doch darum geht es hier nicht. Du wirst hier in Verbindung mit dem Sühnopfer gesehen, durch das deine Sünden weggenommen sind. Gott sieht dich ohne Sünden und so musst du hier auch dich selbst und den anderen sehen.
V13. Solltest du dich fragen, wie du wissen kannst, dass Gott in dir bleibt und du in Gott bleibst – Johannes gibt noch ein sicheres Erkennungszeichen. Du darfst das nämlich aufgrund der Tatsache wissen, dass Gott dir „von seinem Geist gegeben hat“. Dadurch hast du bereits jetzt Teil an derselben Atmosphäre der Gemeinschaft, die du bald im Haus des Vaters genießen wirst. „Von seinem Geist“ bedeutet aber auch, dass die Fülle des Genusses erst im Haus des Vaters kommen wird. Der Geist ist dir gegeben, weil nur der Geist weiß, was in Gott ist (1Kor 2,11). Die Erkenntnis der Wahrheit, dass du in Gott bist und dass Er in dir ist, hast du nicht aus dir selbst oder von einem Menschen, sondern aus dem Geist Gottes. Durch den Geist Gottes teilst du mit Gott, was sein ist.
V14. Der Geist gibt dir also die innere Gewissheit, dass du in Gott bleibst und dass Gott in dir bleibt. Doch es wird noch etwas hinzugefügt, was außerhalb von dir liegt, was du aber wohl siehst und was du auch bezeugst. Du hast den Geist nicht gesehen und bezeugst auch nicht allerlei Geistesgaben, die du selbst hättest oder die andere hätten. Was der Geist dir gezeigt hat und was zu bezeugen Er dir die Kraft gibt, hat Bezug auf den Sohn, den der Vater als Heiland der Welt gesandt hat.
„Gesehen haben“ und „bezeugen“ sind wunderbare Äußerungen des neuen Lebens, das du bekommen hast. So können auch die, die noch kein Teil daran haben, davon hören und, wenn sie sich bekehren, Teil daran bekommen.
Lies noch einmal 1. Johannes 4,7–14.
Frage oder Aufgabe: Wie hast du die Liebe Gottes kennengelernt und wie wirkt diese Liebe in dir?
15 - 21 Vollkommene Liebe
15 Wer irgend bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in ihm bleibt Gott und er in Gott. 16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm. 17 Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt. 18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe. 19 Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. 20 Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann der Gott lieben, den er nicht gesehen hat? 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.
V15. Es gibt noch etwas, woran du mit Sicherheit erkennen kannst, ob jemand in Gott bleibt und ob Gott in ihm bleibt. Diese Sicherheit liegt in dem Bekenntnis, „dass Jesus der Sohn Gottes ist“. Dieses Bekenntnis ist keine tiefe oder unbegreifliche Wahrheit, sondern das Bekenntnis jedes echten Gläubigen. Es gibt keinen Gläubigen, der das nicht bekennt, sei er nun jung oder alt. Das ist eine erhabene Wahrheit. Der demütige Mensch Jesus ist der Sohn Gottes. Er war das nicht nur, als Er auf der Erde war, Er ist es immer noch. Wer das nicht glaubt, ist kein Kind Gottes.
Gott hat Gemeinschaft mit denen, die über Jesus genauso denken wie Er. Solche Menschen fühlen sich bei Gott völlig zu Hause. Das ist es, was Gott möchte. Das Wort „bekennen“ macht das sehr schön deutlich. Bekennen bedeutet „dasselbe sagen“. Und in diesem Fall bedeutet es, dasselbe zu sagen wie Gott. Dieser Gedanke steckt auch in dem Ausdruck „wenn wir unsere Sünden bekennen“ (1Joh 1,9). Dann sagen wir, dass Gott recht hat in Bezug auf alles, was Er immer über unsere Sünden gesagt hat. Du hast seine Gedanken über seinen Sohn, über dich selbst und über die Welt anerkannt und angenommen. Wenn du bedenkst, dass du weit von Gott entfernt warst und nun zu einem solchen Bereich der Herrlichkeit gebracht bist, gebührt Gott alle Ehre dafür.
V16. Johannes spricht mit großer Entschiedenheit über das, was wir, das heißt er und alle Gläubigen, „erkannt und geglaubt“ haben („wir“, dieses Wort steht am Anfang und ist dadurch betont). Das ist über alle Zweifel erhaben, die Irrlehrer säen wollen. Daran darfst du auch selbst festhalten. Du hast „die Liebe, die Gott zu uns“ hat, erkannt und geglaubt. „Erkannt“ bedeutet, dass du sie verstanden hast, und „geglaubt“, dass du sie angenommen hast.
Noch einmal erklingt der wunderschöne Ausdruck: „Gott ist Liebe.“ Du kannst darüber jubeln: Gott ist Liebe! Du hast sie erfahren, du bist durch seine Liebe gerettet. Du hast die Offenbarung seiner Liebe in der Sendung seines Sohnes gesehen und im Sühnopfer, das der Sohn für deine Sünden geworden ist. Dadurch hast du Leben aus Gott. Der Sohn ist dein Leben. Das bedeutet, dass du in der Liebe bleibst und daher in Gott bleibst und dass Gott in dir bleibt.
V17. Diese Liebe kann bei dir, ebenso wie bei jedem anderen Gläubigen, nicht anders als vollkommen sein. Wenn Gott Liebe ist und Er in dir bleibt und du in Ihm, gibt es bei dieser Liebe keinerlei Mangel. Du kannst das feststellen, wenn du an den Tag des Gerichts denkst. Meinst du, dass die Beurteilung Gottes an diesem Tag anders sein wird als jetzt? Natürlich nicht. Du freust dich daher mit Freimütigkeit auf diesen Tag. Du hast von dem Richter nichts zu befürchten, denn so, „wie er ist“, bist auch du in dieser Welt. Wie ist Er? Er ist in der Herrlichkeit, umgeben von Herrlichkeit, ohne etwas mit der Sünde zu tun zu haben. Du weißt, dass Er das Werk vollbracht hat und dass du Ihn als dein Leben hast. Dadurch bist du so, wie Er ist, obwohl du noch nicht dort bist, wo Er ist.
Es geht hier nicht um deine Stellung in Christus vor Gott. Deine Stellung in Christus vor Gott hat Paulus dir in den Briefen gezeigt, die er geschrieben hat. Johannes zeigt, dass der Herr Jesus bei Gott ist, in völliger Gemeinschaft mit Gott in einer Sphäre und an einem Ort, wo alles der Liebe Gottes entspricht. Dort gibt es keinen einzigen Gedanken mehr an die Sünde, denn sie ist vollkommen gesühnt. Und was Er ist, bist du in der Welt. Du lebst in einer Sphäre, wo alles gegen Gott ist, doch was dich persönlich betrifft, so bist du wie Er. Da ist vollkommene Gemeinschaft mit Gott, Harmonie, Ruhe und Frieden. Du bist in die Gemeinschaft mit göttlichen Personen gebracht. Daher brauchst du auch keine Angst vor dem Gericht zu haben.
Johannes hat bereits zweimal über Freimütigkeit gesprochen. In Kapitel 2 (1Joh 2,28) ging es um die Freimütigkeit beim Kommen des Sohnes, wie du Ihm dann ungehindert entgegengehen kannst. In Kapitel 3 (1Joh 3,21) hast du gesehen, dass du bereits jetzt Freimütigkeit hast, und zwar in deiner Beziehung zu Gott, so dass du Ihn im Vertrauen um das bitten kannst, was du brauchst.
Wenn Johannes zum dritten Mal über Freimütigkeit spricht, hat das zwar Bezug auf Kapitel 2 (1Joh 2,28), doch er verwendet dabei nun den Ausdruck „Tag des Gerichts“. Damit macht er dich auf den Augenblick aufmerksam, wo einmal alle Dinge in das rechte Licht gestellt werden. Jetzt mag vieles noch undeutlich oder verwirrend sein, doch am Tag des Gerichts wird sich zeigen, wie die Dinge wirklich sind. Dann wird die Vollkommenheit der Liebe Gottes in dir nur umso deutlicher ans Licht kommen. Der Tag des Gerichts ist zwar noch nicht da, aber die Freimütigkeit ist schon da.
V18. Der Gedanke an Furcht gehört nicht zur Freimütigkeit, denn Furcht passt nicht zur Liebe. Liebe ist der vollkommene Ausdruck dessen, wer Gott ist, und Gott hat keinerlei Furcht. Da du nun die vollkommene Liebe kennst und diese vollkommene Liebe in dir ist, ist die Furcht vertrieben. Du siehst, dass Gott in seiner Liebe alles weggenommen hat, was dich hinderte, in Gemeinschaft mit Ihm zu leben. Dieses Leben in Gemeinschaft mit Ihm ist auf der Erde ebenso vollkommen, wie es tatsächlich bei Ihm im Himmel ist. Die Umstände sind dann zwar anders, nicht aber das neue Leben, das du bereits jetzt hast.
Man kann sich nicht vorstellen, dass jemand nach allem, was Johannes in diesem Brief dargelegt hat, im Hinblick auf die ewige Strafe noch Furcht vor Gott hat. Du wirst voll und ganz zustimmen, dass durch das, was du von der Liebe Gottes gesehen hast, die Furcht vor einem richtenden Gott völlig beseitigt ist. Johannes sagt sehr deutlich, dass die Furcht ausgetrieben ist. In der Liebe ist eine Kraft vorhanden, mit der die Furcht es nicht aufnehmen kann. Wer sich fürchtet, „ist nicht vollendet in der Liebe“. Wer Angst vor Gott hat, ist nicht vollendet in der Liebe. Wer sich fürchtet, hat die Liebe Gottes nicht verstanden, weil er keinen Anteil daran hat (vgl. Mt 25,25.30). Solch eine schmerzhafte Furcht vor Strafe passt nicht zu der vertrauensvollen Sphäre der Liebe, in der die Kinder Gottes sich aufhalten dürfen.
Möglicherweise fragst du dich, wie man das mit der Aufforderung des Petrus übereinbringen kann, Gott zu fürchten (1Pet 2,17). Petrus denkt dabei jedoch nicht an die Furcht vor dem ewigen Gericht, sondern an die entsprechende Ehrfurcht vor Ihm, der voller Majestät ist. Du wirst mir zustimmen, dass das ein Aspekt ist, den du auch berücksichtigen willst. Johannes will also nicht sagen, dass du nun keinen Respekt vor Gott zu haben brauchst. Vertrautheit und Respekt passen sehr gut zusammen.
V19. Johannes beschließt in Vers 19 den Abschnitt über die Liebe mit einer Zusammenfassung: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ Er sagt nicht, ob es nun um unsere Liebe zu Gott oder um unsere Liebe zu den Geschwistern geht. Beide Aspekte dürfen und können nicht voneinander getrennt werden. Du kannst lieben, weil Er zuerst geliebt hat. Er ist die Quelle. Johannes erklärt nicht näher, wer „er“ ist. Es kann der Vater und es kann der Sohn sein. Das spielt keine Rolle. Sowohl der Vater als auch der Sohn sind Gott und darum sind sowohl der Vater als auch der Sohn Liebe. Der Vater hat das bewiesen, indem Er seinen Sohn für dich hingegeben hat, und der Sohn hat das bewiesen, indem Er sich selbst für dich hingegeben hat. Wer diese Liebe kennt, kann nicht anders als auch lieben.
V20. Nachdem du nun bis Vers 19 gesehen hast, was Liebe ist, folgt ab Vers 20 der Prüfstein für Liebe. Jemand kann behaupten, dass er Gott liebt; aber woran kannst du erkennen, dass er Gott wirklich liebt? Nun, du hast in diesem Brief immer wieder entdeckt, dass die Natur Gottes in deinen Geschwistern wiederzufinden ist und dass sie in derselben Beziehung zu Gott stehen wie du. Wer sagt, dass er Gott liebt, wird alle lieben, die den Sohn Gottes als ihr Leben haben. Leben äußert sich. Was behauptet wird, muss sich in der Bruderliebe zeigen. Gott kannst du nicht sehen, deinen Bruder kannst du jedoch sehen.
Das Wort „gesehen“ bedeutet, dass du etwas ganz richtig gesehen hast, dass du es aufmerksam beobachtet hast. So haben die Jünger den Herrn genau angeschaut (1Joh 1,1) und dadurch kennengelernt, wer der Vater ist. So musst du auch deinen Bruder sehen, für den Christus gestorben ist.
Wenn jemand seinen Bruder hasst, statt ihn zu lieben, während er sagt, er liebe Gott, ist ein Lügner. Wie bereits öfter gesagt, befindet sich so jemand in der christlichen Gemeinschaft und nennt die anderen in dieser Gemeinschaft „Brüder“, aber das ist eine Lüge. Er behauptet von sich, dass er ein Bruder sei, aber er ist es nicht. Das Leben und die Liebe fehlen völlig.
V21. So jemand kümmert sich auch nicht um das Gebot, das der Herr Jesus gegeben hat, einander zu lieben. So jemand hat die Liebe nicht in sich und sieht auch in dem anderen nichts, das er der Mühe wert achtet, es zu lieben. Das Gebot, den Bruder zu lieben, können nur die befolgen, die Gott lieben, weil sie die Liebe Gottes erkannt und geglaubt haben.
Bedenke, dass es ein Gebot ist und nicht eine freundliche Bitte, mit der du nach Belieben umgehen kannst. Wenn du Gott liebst, musst du jeden Bruder – ohne jede Ausnahme – lieben.
Lies noch einmal 1. Johannes 4,15–21.
Frage oder Aufgabe: Warum kann in der vollkommenen Liebe keine Furcht sein?